Hi Markus,
: Ohne Starkzwang hat man über einen Hund mit starken Jagdtrieb wenig Kontrollmöglichkeit.
: Gerade hier, wo der Hund sichtbar Spaß zeigt und seine Triebe voll ausleben kann, ist der Starkzwang plötzlich von den Gegnern gerechtfertigt. Aber gerade hier ist der Einsatz von Starkzwang alles andere als "ARTGERECHT".
Sorry, Markus, aber das ist ein sehr verqueres Argument! Natürlich haben viel, wenn nicht gar die meisten Hunde eine starke Jagdpassion und hätten viel Spass daran, diese auszuleben. Aber dem stehen berechtigte Interessen entgegen, bei denen es nicht zuletzt auch um das LEBEN des Hundes geht. Jäger werden einen wildernden Hund nicht lange leben lassen, die Hatz kann über befahrene Straßen gehen und damit auch Menschenleben gefährden usw. Daneben hat auch das Wild ein Recht auf Leben - und im übrigen stehen der ungezügelten Hatz von Hunden auch klar definierte Gesetze entgegen, an die man sich als Hundehalter zu halten hat. Mag das Jagen also noch so artgerecht sein - hier ist man aus vielerlei VERNÜNFTIGEN Gründen gezwungen, dieses zu verhindern.
Wo aber liegt der vernünftige Grund im Erzwingen sportlicher Höchstleistungen???
: Was hat DEIN HUND eigentlich davon, dass er überhaupt Unterordnung macht? Unterordnung ist von sich aus schon nicht artgerecht.
Wie kommst Du auf diese Behauptung? Korrekt ausgeführte UO dient genauso wie jede Arbeit mit dem Hund vor allem einem Zweck: ihn geistig (und auch körperlich) zu beschäftigen. Schließlich wurden ALLE Hunde ursprünglich zu Arbeitseinsätzen gezüchtet. Dass Hunde nur als Hobby gehalten werden, ist eine sehr junge Entwicklung und gilt auch heute noch nur für die reichen Industriestaaten. Wegen der jahrtausendelangen Selektion auf Arbeitseinsatz haben Hunde aber ein berechtigtes Bedürfnis nach Beschäftigung. Der Hundesport in all seinen Facetten dient lediglich dazu, einen Ersatz für den ursprünglichen Arbeitseinsatz zu finden. Ein Border Collie ist sicherlich bei der Arbeit an der Herde glücklicher, aber vielfältige Beschäftigung, z.B. beim Agility, ist immerhin ein Ersatz und besser als nur auf dem Sofa herumliegen. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass es vor allem die gänzlich unbeschäftigten Hunde sind, die irgendwann ausrasten und zu einer Gefahr werden! Fazit: Arbeit mit dem Hund ist durchaus nicht unnatürlich, sondern im Gegenteil absolut artgerecht!
: Denn warum soll ich z.B meinem Hund ein Verhalten antrainieren, dass er andere Hunde meidet und sich dem Menschen zuwendet?
Ein arbeitender Hund - und damit meine ich seine ursprüngliche Arbeit, z.B. an der Herde - verlangte von diesem, dass er sich dem Menschen zuwendet. Das ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass er Artgenossen grundsätzlich meidet - im Gegenteil! Ein ausgelasteter, gut körperlich und geistig geforderter Hund, der auch gut im Gehorsam steht, bei dem von klein auf Prägung und Sozilisierung korrekt verliefen, kann beides: sich bei Bedarf jederzeit dem Menschen zuwenden und in seiner "Freizeit" mit Artgenossen prima klarkommen. Mangelt es an dem einen oder dem anderen, dann stimmt etwas mit seiner Haltung nicht!
: Erstmal müßte man klären, was wirklich artgerecht ist.
Ich habe es schon in meiner Antwort an P.H. geschrieben: Hunde gibt es nur aus einem einzigen Grund - weil es Menschen gibt! Sie haben den Hund geformt, ihn über Jahrtausende zu ihren Zwecken selektiert. Daraus resultiert automatisch, was für einen Hund "artgerecht" ist. Und das ist nun einmal das Leben MIT dem Menschen, nicht das Leben ausschließlich unter Artgenossen. Hierin unterscheidet sich der Hund ganz wesentlich vom Urvater Wolf, der auch bei größtem Bemühen nie wirklich "zahm" wird, nie zu einer wirklichen Zusammenarbeit mit dem Menschen fähig und willens ist. Der Hund ist dies aber sehr wohl!
: Wie oben schon gesagt, wage ich zu bezweifeln, dass beim Hundesport der Spaß des Hundes im Vordergrund steht. Der Ehrgeiz und die Interessen des Zweibeiners stehen in den meisten Fällen im Vordergrund. Denn mein Hund würde lieber reale Beute jagen, als einen Plastikball und lieber mit anderen Hunden spielen, als die Unterordnung zu laufen. Vielleicht sich auch lieber mit anderen Hunden beißen und ich "böser Mensch" verbiete es ihm....
Tja, Markus, dann muss ich leider vermuten, dass Du in der Ausbildung etwas verkehrt gemacht hast. Wenn ich mit meiner DSH-Hündin UO machte, dann "lachte" sie über das ganze Gesicht. Für sie war es das Tollste überhaupt, da interessierten sie andere Hunde nicht die Bohne. Mit meinen jetzigen Hunden mache ich Agility - und wie bei dieser Sportart üblich, befinden sich alle anderen Hunde mit auf dem Platz, und zwar FREI abgelegt. Komischerweise zeigt keiner der Hunde das Bedürfnis, den Parcours zu verlassen, um mit den Kumpels zu spielen - was sie nach der Trainingseinheit aber sehr wohl mit Freude machen. Aber das Training an sich bringt ihnen so viel Spass, dass sie in keinster Weise gezwungen werden müssen, den Parcours nicht zu verlassen. Wie erklärst Du Dir das, wenn es den Hund doch angeblich gar keine Freude macht? Wie kommt es, dass sie schon freudig erregt sind, wenn wir uns dem Platz nähern?
: Im Agilitybereich wird er zum Beispiel auch von einigen eingesetzt, die ich kenne und da würde KEINER auf den Gedanken kommen, dass die Hunde Stachel gearbeitet worden sind.
Ja, traurig, dass auch beim Agility zunehmend solche Typen mitmachen. Auf unserem Platz würden sie hochkant rausfliegen, da sind Stachler & Co. strengstens verboten - und werden auch nicht gebraucht, weil unnötig!
"Wo das Wissen endet, beginnt die Gewalt"
Inge + BC