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Hundesport & Freizeit mit Hund

Hundesport ist eine schöne Möglichkeit, seinen Hund körperlich und geistig auszulasten und zu beschäftigen. Die Sportarten sind sehr vielfältig, egal ob Agility, Dogdance, Turnierhundesport oder Flyball. Hier ist die Rubrik für alle Hundesportler und wer sich noch nicht sicher ist, welcher Sport für ihn geeignet ist, findet alle Sportarten im Überblick 
Starkzwang" im Hundesport - warum?"
16. Dezember 2002 21:33

Hallo P.H.,

Na, ein wenig nähern wir uns ja nun an. Dennoch ein paar kritische Anmerkungen.

: Du schreibst das aber ein wenig anders, Du stellst Starkzwang nicht in einen Satz mit einer erfolgreichen Hundeprüfung.

Nein, weil es auch viele HF gibt die Starkzwang einsetzen, ohne je irgendeine Prüfung anzustreben. Einfach nur, um die "mühselige" Erziehungsarbeit abzukürzen. Tatsache ist aber auch, dass Starkzwang GERADE von HF mit Sportambitionen eingesetzt wird.


:Ich arbeite ja, weil ich Geld verdienen muss. Meine Arbeit gefällt mir auch. Trotzdem würde ich vielleicht nur zweimal in der Woche arbeiten gehen, wenn ich nicht anders müsste. Nun es ist immer so, ich muss eine Leistung erbringen, manchmal ein wenig wiederwillig und DANACH werde ich belohnt.

Und genau darum geht es! Der Idealfall wäre natürlich, dass Mensch und Hund ihre Arbeit IMMRE freudig machen würden - aber das ist eine Illusion. Beide haben mal gute und mal schlechte Tage, mal mehr, mal weniger Lust. Und genau so, wie Du auch dann Deinen Job gut machen musst, wenn Du mal weniger Lust dazu hast, genauso muss auch z.B. ein Hütehund auch dann seine Arbeit gut machen, wenn er mal nicht so richtig Bock darauf hat. Daraus resultiert, dass man auch im alltäglichen Umgang mit dem Hund ebenso wie im Hundesport durchaus auch dann Gehorsam und Leistung erwarten kann, wenn der Hund mal nicht 100%-ig bei der Sache ist.

ABER: der entscheidende Punkt liegt darin, WIE ich Mensch oder Hund an solchen lustlosen Tagen dazu bringe, ihre Arbeit dennoch gut zu erledigen. Wenn Du keinen Bock hast, weil gerade draußen die Sonne so schön scheint, arbeitest Du dann besser, wenn Dein Chef Dir eine überbrät, Dir mit Gehaltsentzug droht oder Dich Spießrutenlaufen lässt? Oder fällt Dir die Arbeit nicht vielmehr dadurch ein wenig leichter, indem Dein Chef Dich GERADE an solch lustlosen Tagen ein wenig motiviert? Das können manchmal winzige Kleinigkeiten sein: ein aufmunterndes Wort, eine schöne Tasse Kaffee... Was zeichnet eigentlich einen guten Chef aus? Doch wohl seine Fähigkeiten zur "Menschenführung" - und darunter versteht man ganz genau diese Dinge: das Eingehen auf die Persönlichkeit des Einzelnen, um so die maximale Leistung aus ihm herauszuholen. Einem Chef, der permanenten Druck auf seine Angestellten ausübt, wird es nie gelingen, sie zu optimaler Mitarbeit zu motivieren. Längst gibt es unzählige Seminare für Manager, in denen ihnen exakt diese Dinge beigebracht werden! Und glaub mir, eines bekommen sie da nie und nimmer beigebracht: das Ausüben von Druck auf ihre Mitarbeiter! Das Stichwort heißt vielmehr: Motivation, Motivation und nochmals Motivation.


:Ich sage immer, mein Hund muss Respekt vor mir haben

Richtig - aber Respekt muss man sich VERDIENEN. (Gibt doch irgendwie zu denken, dass ein wichtiger Wortbestandteil das Dienen ist...) Mit Druck erzeugt man Unterdrückte, mit Zwang erzeugt man Erzwungenes - beides hat mit den von Dir so propagierten "freien" Hunden nichts gemeinsam!

: Ich fände es auch falsch, wenn man immer nur den Zwang beurteilt.

Da stimme ich Dir zu - ich habe ja schon geschrieben, dass man erst mal genau definieren muss, was unter Zwang zu verstehen ist. Meine Kritik richtet sich einzig und allein gegen jede Form von Starkzwang (Koralle, Stachel, TT...), sowie gegen die Anwendung von Zwang in solchen Fällen, wo er lediglich dem schnellen Erfolg dienen soll, dasselbe Ergebnis aber mit Geduld auch erreichbar wäre, bzw. Handlungen erzwungen werden sollen, für die der Hund/Mensch schlichtweg nicht geeignet ist.

: Verweigert er es aber, so zwinge ich ihn. Er weiss was Sitz ist und wenn ich es sage, so soll er es ausführen

Richtig - ein einmal gegebenes Kommando muss durchgesetzt werden, vorausgesetzt, man ist sich sicher, dass der Hund es auch bereits wirklich beherrscht (genau da kann man die schlimmsten Verfehlungen beobachten!). Aber der bei einer solchen Korrektur ausgeübte Zwang kann sich sehr wohl auf winzige Kleinigkeiten beschränken, z.B. auf konsequente Wiederholung, auf ein leichtes(!!!) Niederdrücken der Kruppe (im Falle von Sitz) u.ä. Dazu braucht man weder Stachler noch TT oder Hilfsschnüre.


:Ich bin doch nicht nur sein Hampelmann, der ihn füttert, pflegt, Unterkunft gewährt, spielt, läuft usw. und verlange dann nicht auch was. Ich habe das gute Recht, dass er sich auch mir ein wenig anpasst und wenn ich Sitz sage, so soll er es machen.

Um es mal ganz krass auszudrücken: nein, Du hast KEIN Recht, Anpassung zu verlangen. DU hast einen Hund haben wollen - ihn hat keiner gefragt. Damit hast Du auch die verdammte Pflicht, für sein Futter, seine Unterkunft und Pflege Sorge zu tragen! Dem Hund Erziehung und sportliche Ausbildung angedeihen zu lassen hat nur einen einzigen Grund: es erleichtert das Zusammenleben und bietet dem Hund sinnvolle Beschäftigung. Wenn Du von einem Hund Gehorsam deswegen erwartest, weil Du sein Futter bezahlst, also quasi aus Dankbarkeit, dann ist das schon von vornherein die falsche Einstellung. Nein, Du sollst nicht sein Hampelmann sein - aber Dein Hund ist auch nicht DEIN Hampelmann!

:Ein Stachel kann man so und so einsetzen und grösstenteils wird er vernünftig eingesetzt.

Der Sinn des Stachler ist, Schmerz zu erzeugen - denn darauf beruht seine einzige Wirkung. Von daher gibt es schlichtweg keinen vernünftigen Einsatz!!! Der Sinn eines Revolvers liegt im Töten - worin sonst? Ein "bißchen Töten" gibt es nicht!


:Aber ganz ohne Zwang, geht es nicht und ein Tacker oder Stachel muss nicht automatisch Starkzwang sein, so wie erfolgreicher Hundesport auch nicht.

Natürlich geht es nicht ohne Zwang - ich will mich jetzt nicht wiederholen, aber Zwang und Starkzwang sind eben zwei Paar Schuhe. Tacker und Stachel sind IMMER Starkzwang, denn nur darauf beruht ihre Wirkung. Wenn sie dem Hund nicht wehtun würden, wofür werden sie dann benutzt??? Dann braucht man sie doch gar nicht! Somit widersprichst Du Dir selber.

Richtig ist, dass erfolgreicher Hundesport durchaus auch ohne Starkzwang zu erreichen ist, sogar ohne häufigen Einsatz von Zwang überhaupt. Aber dazu sind ein paar Dinge Vorraussetzung: ein HF, der seinen Hund LIEBT und als Sportkameraden, nicht als Sportgerät ansieht; der die Persönlichkeit des Hundes mit all ihren Vor- und Nachteilen respektiert und vom Hund nicht Dinge verlangt, die er nicht zu leisten vermag; der über genügend Selbstbewußtsein verfügt, dass er es nicht über seinen Hund definieren muss; der sich selber beherrschen kann und diszipliniert ist, ohne den Wunsch, Macht ausüben zu wollen; der Geduld nicht mit Nachlässigkeit, Konsequenz nicht mit Gewalt verwechselt; der in sich selber ruht und nicht zum Jähzorn neigt; der genügend Humor besitzt, um auch mal über eine mißlungene Übung lachen zu können; der den Fehler grundsätzlich zuerst bei sich selber und erst dann beim Hund sucht; dem der gemeinsame Spass an der Sache wichtiger ist, als eine hohe Punktzahl; dem es nicht wichtig ist, dass der Hund schon mit 1,5 Jahren die SchH III besteht - ein solcher HF kann viel, nein, ALLES erreichen. Ehrlich gesagt habe ich diese Sorte HF unter VPG'lern sehr selten angetroffen (es gibt sie zum Glück aber auch da und sie werden langsam, langsam mehr).

Gruß
Inge + BC

16. Dezember 2002 21:47

Hallo Kerstin,

bin 100%-ig Deiner Meinung, besser kann man es nicht ausdrücken!

Kleines Beispiel von mir selber: ich mache mit beiden Hunden Agility. Beide sind diesbezüglich sehr unterschiedlich talentiert: die ältere Hündin läuft eher bedächtig über den Parcours, macht aber gerade deshalb so gut wie keine Fehler. Sie ist aber nicht nur nur beim Agility eher ruhig, sondern immer - sie ist halt ein ruhiger Typ. Warum soll ich sie mit irgendwelchen Zwangsmitteln dazu bringen, schneller zu werden? Nur um mal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen? Quatsch - soll sie weiter über den Platz schleichen, dabei die Stirn vor Konzentration gerunzelt (macht sie wirklich *grins*) und nach dem Zieldurchlauf überschäumende Freude - das ist mir tausendmal mehr wert!

Die Kleine ist ein Spring-ins-Feld - sie saust über den Parcours, ihr Slalomdurchlauf ist die wahre Freude. Aber es passieren durch die Schnelligkeit auch mal Flüchtigkeitsfehler. Na und?

Dann, letztes Jahr, stellt sich heraus, dass die Kleine Hüftprobleme hat. Nicht schlimm, aber immerhin. Seitdem trainieren wir nur noch Hindernisse in Miniparcours-Höhe, Turniere kann sie damit natürlich nicht mehr gehen. Und wieder die Frage: Na und?

Schließlich mache ich Agility aus zwei Gründen: weil meine Hunde Spass daran haben und weil ich Spass daran habe. Wenn dabei Turniererfolge herauskommen - na prima, ist das Tüpfelchen auf dem i. Wenn nicht - der Spass bleibt doch, und das ist für mich das Wichtigste! Nie und nimmer würde ich meine Hunde abgeben, weil sie keine Agility-Cracks sind. Ich verkauf doch auch nicht ein Kind, weil es kein Mathe-As ist...

Und sollte mein nächster Hund überhaupt keinen Spass an irgendeinem Hundesport haben und am liebsten nur auf dem Sofa liegen - dann wird er für mich der tollste, beste und schönste Sofa-Schnarcher auf der Welt sein!

Gruß
Inge + BC

16. Dezember 2002 21:50

Hallo Inge,

: Richtig ist, dass erfolgreicher Hundesport durchaus auch ohne Starkzwang zu erreichen ist, sogar ohne häufigen Einsatz von Zwang überhaupt. Aber dazu sind ein paar Dinge Vorraussetzung: ein HF, der seinen Hund LIEBT und als Sportkameraden, nicht als Sportgerät ansieht; der die Persönlichkeit des Hundes mit all ihren Vor- und Nachteilen respektiert und vom Hund nicht Dinge verlangt, die er nicht zu leisten vermag; der über genügend Selbstbewußtsein verfügt, dass er es nicht über seinen Hund definieren muss; der sich selber beherrschen kann und diszipliniert ist, ohne den Wunsch, Macht ausüben zu wollen; der Geduld nicht mit Nachlässigkeit, Konsequenz nicht mit Gewalt verwechselt; der in sich selber ruht und nicht zum Jähzorn neigt; der genügend Humor besitzt, um auch mal über eine mißlungene Übung lachen zu können; der den Fehler grundsätzlich zuerst bei sich selber und erst dann beim Hund sucht; dem der gemeinsame Spass an der Sache wichtiger ist, als eine hohe Punktzahl; dem es nicht wichtig ist, dass der Hund schon mit 1,5 Jahren die SchH III besteht - ein solcher HF kann viel, nein, ALLES erreichen. Ehrlich gesagt habe ich diese Sorte HF unter VPG'lern sehr selten angetroffen (es gibt sie zum Glück aber auch da und sie werden langsam, langsam mehr).

Besser hätte man es nicht ausdrücken können !!! Super !

Viele Grüße,

Tom

16. Dezember 2002 22:28

Hallo Inge,

vielen Dank, das Kompliment kann ich zurück geben.
Lies mal dein Posting von 22.33 Uhr und meins von 22.18 Uhr (beide 16.16.02)nacheinander.

Bei uns sagt man zu so was: Zwei Dumme, ein Gedanke. Wobei das "dumm" natürlich mit Anführungszeichen gedacht wird :-)

Viel Spass weiterhin bei eurem Sport und viele Grüsse,
Kerstin Hk


16. Dezember 2002 23:16

Aber ganz ohne Zwang, geht es nicht und ein Tacker oder Stachel muss nicht automatisch Starkzwang sein, so wie erfolgreicher Hundesport auch nicht.
:
Doch!
Es geht.
Um auf die Ausgangsfrage zu kommen, geht es hier um Privatpersonen, die mit ihren Hunden SPORT betreiben.
Wir reden hier doch von Sitzübungen, Vorsitzübungen, Kommen auf Kommando u.s.w.
Wir reden nicht davon, dass der Hund mal einen Zwang erfährt, wenn er auf die Strasse laufen will, oder sonstige Unarten.
Wir reden hier von der Ausübung von SPORT.
Was um alles in der Welt hat da Zwang zu suchen???

Ich weiss, wir können jetzt wieder von vorne mit der Diskussion anfangen, muss aber nicht sein, wollt nur auch mal anführen, dass man sein eigenes Verhalten auch mal anschauen und dann überdenken muss.

Es gibt Menschen, die haben einfach ein Händchen, die brauchen gar nicht viel Zwang, es gibt aber proportional mehr von der Sorte: mein Hund muss machen was ich sage, dem Hund aber leider nicht verständlich machen kännen, was das denn nun eigentlich ist.

Aber manche Menschen geben ihren Hunden so dermassen viele Fehlsignale, das der Hund dann nicht mehr weiss, was er machen soll, und dann weicht er aus, bekommt Druck, weil er die Übung ja schon "können" muss.....

Und dann gibt es ja auch noch die unterschiedlichsten Hunderassen.
Die "typischen" "Gebrauchshunderassen" sind doch eh auf Arbeitseifer gezüchtet.
Diesen Eifer in die sportliche Bahn zu lenken, mit Spass für Hund und Mensch ist doch so schwer gar nicht.
Und ein solches Team kann auch ohne Zwänge die hässlichen Pokale sammeln, die es auf Tunieren gibt.
LG Heike

17. Dezember 2002 07:46

Tschau Inge + BC

Guter Beitrag, gut argumentiert. Verstehe nicht ganz, wieso Du den Sprüchen von Karin solchen Applaus zukommen lässt, sowieso nicht, wenn Du anscheinend der Meinung bist, dass ein zweijähriger Hund noch nicht ein SCHIII braucht.

:Um es mal ganz krass auszudrücken: nein, Du hast KEIN Recht,
:Anpassung zu verlangen. DU hast einen Hund haben wollen - ihn hat
:keiner gefragt.

Und ich soll mich anpassen? Fragte mich jemand ob ich auf die Welt kommen wollte? Dann müsste sich niemand anpassen.

Gut dein Chef mag ja gut sein, die Gefahr dass so einer dann aber ausgenutzt wird ist gross. Zudem ist der Zwang vorhanden, auch wenn er eine freundliche Bemerkung macht. Du musst ja arbeiten gehen, um deine soziale Stellung nicht zu verlieren. So was nenne ich Starkzwang.
Meinem Hund droht ja nie, aus dem Rudel ausgeschlossen zu werden, nichts mehr zu fressen zu bekommen usw. Seine Ressourcen werden nicht angegriffen. Zudem werden wir als Kind schon in ein System gezwängt bis wir es als normal betrachten. Ich bin mit den Hunden ja auch nicht streng, ich verlange nur in gewissen Situationen Spitzenleistung. Mit einem Trieb, nehmen wir mal Beutetrieb, spielen wir mit dem Hund. Mit diesem Trieb, versuche ich eine Übung zu erzwingen und gebe ihm danach das Triebziel. Dieses Vorenthalten ist ein Zwang, denn er wird in ein Pressing genommen, damit er sein Ziel hinauszögert, er sich staut und dann bestätigt. Jede erfolgreiche Hundeerziehung läuft in dieser Richtung.

Meine Hündin zum Beispiel, die wirft im Schnitt genau vom 60 auf den 61 Tag. Leider war ich das letzte mal weg und meine Frau schaute. Sie warf aber nicht und als ich nach Hause kam, am 62 Tag, da ging es keine Stunde mehr und sie warf. Sie will mich einfach dabei haben. Ich bin auch der einzige, den sie am Anfang zu den Jungen lässt und es ist eine Familienhündin, die im Haus lebt. Meine Frau übt sicherlich auch Zwang auf die Hündin aus, sie darf nicht vom Tisch essen. Auch geht sie oft mit ihr spazieren. Aber ich bildete sie aus und anscheinend macht sie aus dem Zwang was anderes als wir denken. Ich zwinge sie, sie gehorcht und ich belohne sie. Das bindet sie anscheinend zu mir.

Ich bin immer noch nicht der Meinung, dass ein Stachel automatisch Starkzwang ist. Ein starker Zwang ist, wenn ich fest zwingen muss. Jetzt ist die Frage, ob ein Stachel fester zwingt, als zum Beispiel physischer Druck, oder sonst was. Es hat nur was mit einer Einwirkung zu tun, aber über die Stärke des Zwanges, würde ich mal sagen, sagt es noch nicht alles aus.

Gruss P.H