Liebe Inge,
zum einen finde ich, dass deine Art zu formulieren unangebracht aggressiv rüberkommt. Das muss einfach nicht sein. So entsteht nur unnötiger Streit, die Objektivität bleibt zwangsläufig auf der Strecke.
: Worauf beruht Deiner Meinung nach seine Wirkung, wenn nicht auf Schmerz?
Fangen wir mal bei dem Thema Leinenruck an. Gegner dessen sehen darin immer ein halbes Würgen des Hundes, bis ihm die Zunge aus dem Hals hängt. Man kann aber auch so was als "huhu, hier bin ich" einpacken, ohne den Hund dabei zu erwürgen oder in irgendeiner Art und Weise dies in Strafe inzupacken. Dabei zupft man an der Leine, um die Aufmerksamkeit seines Hundes zu bekommen. Ich tippte auch manchmal meine Hunde an die Schenkel, wenn sie gerade vor mir sind, etwas gebannt betrachten und dabei überhören, dass ich etwas sage. Dazu nehme ich meinen Zeigefinger, strecke ihn aus und tippe den Hund kurz an, so wie ich dir mit dem Finger auf die Schulter tippen würde. Der Unterschied zwischen diesem Tippen und einem Schlagen des Hundes ist ungefähr so, wie der Unterschied zwischen dem richtigen und falschen Anwenden des Stachelhalsbandes.
: Wenn NICHT Schmerz seine Wirkung ist, warum braucht man ihn dann? Seit wann braucht man Schmerz zur Korrektur?
Weil es dir schwer fallen würde, deinen Hund mit dem Zeigefinger von links anzutippen, wenn du rechts von ihm stehst. Weil du im amerikanischen Obedience wie mit einem einem Besenstiel im Rücken gehen musst, den Hund dabei nicht ansehen sollst, die Hände flach an der Seite oder einen Arm starr angewinkelt tragen musst. Da fällt jedes Antippen des Hundes schwer.
Würdest du ein flaches Halsband verwenden, würdest du nur erreichen, dass der Hund sich gegen den Druck stellt und nach links ausweicht, also von dir weg driftet. Und das wäre ein absolut ungewollter Nebeneffekt. Es geht aber auch trotzdem ohne Stachel und Aufmerksamkeitsgehabe, nämlich mit dem Clicker. Doch diese Ausbildung beruht nun mal auf einem ganz anderen Prinzip, das nun mal nicht jeder so einfach umsetzen kann.
: Hast Du weniger Fehler in der Mathearbeit gemacht, wenn man Dir eine Ohrfeige gab? Wie soll ein Hund durch Stachler den "Hinweis in die richtige Richtung" sehen? Hund läuft nicht korrekt bei Fuß - Stachlereinsatz - Hund läuft bei Fuß.
Genau das ist die deutsche Sicht. Stachler entspricht Schmerz. Punkt. Engstirnig, lehn ich ab, brauch ich mir gar nicht im richtigen Gebrauch anzusehen. Ich habe erklärt, dass der Stachler nicht zum Schmerz eingesetzt wird. Trotzdem unterstellst du es. Ich habe es erlebt, du kannst es dir nicht vorstellen. Dadurch wird das von mir Geschilderte noch lange nicht zu einer Unmöglichkeit.
: Hund lässt nicht vom Helfer ab - Stachlereinsatz - Hund läßt vom Helfer ab. Hund erhebt sich aus dem Platz - Stachlereinsatz - Hund bleibt liegen. Schon toll, dass der Hund bei jedem Stachlereinsatz immer gleich weiß, was gemeint ist. Wofür brauchen wir da überhaupt noch irgendwelche Kommandos? Man nehme einen Stachler, und der Hund kann unsere Gedanken lesen...
Liebe Inge, du schilderst hier Begebenheiten, die gar nichts mit dem zu tun haben, was ich in meinem Beitrag berichtet habe. Dies ist der unsachgemäße Einsatz des Stachelhalsbandes, wobei der Stachler mit Schmerz und Druck gleichgesetzt wird. Dies war nicht Inhalt meines Postings.
: Bist Du wirklich so naiv?
Ich sehe mir die Dinge erst mal an, bevor ich alle über einen Kamm schere, die einen Stachler benutzen. Außerdem gab ich ja auch zu Bedenken, dass der deutsche Ehrgeiz gekoppelt mit Ungeduld und unfachmännischer Leitung dem Missbrauch des Stachlers zulässt. In Deutschland ist durch die bisherige Nutzung des Stachlers und die damit verbundene Reputation niemand fähig, den Stachler so anzuwenden, wie ich das in Amerika erlebt habe.
Und ob du es glaubst oder nicht, Hundeausbildung wird nicht nur in Deutschland mit Standarden besetzt, die sich bewähren. Wenn auch auf ganz andere Weise als jemals in Deutschland möglich.
Ebenfalls kopfschüttelnde Grüße
Mina