Hi Josh
Soweit ich weiß, muß aber auch der Mensch dieses virtuelle Probehandeln in seiner Entwicklung erlernen. Kleinkinder z.b. lernen sehr wohl nach dem Prinzip Versuch/Irrtum. Erst ab einem gewissen Alter kommt die Fähigkeit zu abstrahieren dazu. Ich gebe allerdings zu, ich hab keine Ahnung, wieweit erforscht ist, ob unsere Fähigkeit zu abstrahieren nicht darauf aufbaut, daß wir bereits erlebte Situationen auf neue Situationen umlegen und so auf geeignete Lösungen kommen.
Das können Hunde allerdings mit Sicherheit - sonst müßte ich meinen Hütehunden ja in jeder neuen Geländebeschaffenheit neu beibringen, wie sie agieren müssen. Dem ist aber nicht so - wenn sie mal das Prinzip begriffen haben, sind sie in der Lage das neuen Begebenheiten anzupassen - ohne Versuch und Irrtum und das müßte doch irgendwie ein Voraussehen der Konsequenzen des eigenen Handelns beinhalten - oder. Auch die Ausbildung eines Hundes setzt doch in gewisser Weise eine Fähigkeit voraus, Erlerntes in fremde Situationen einzubeziehen.
Ich will ja gar nicht behaupten, daß Tiere die Fähigkeit virtuell vorauszudenken in demselben Umfang haben, wie Primaten, aber die Umsetzung - ich belle, weil da draußen was ist, und habe einen unbeabsichtigten Erfolg, also belle ich, als ob da draußen was wäre, um diesen Erfolg wieder zu haben - setzt doch voraus, daß der Hund 1. weiß, welchen (zukünftigen) Erfolg er erreichen will und 2. umsetzen kann, was er dafür wie tun muß (denn das übliche "ich belle, weil mir danach ist" bringt diesen Erfolg nicht). D. h. auch wenn der Hund nur korrekt verknüpft dürfte er doch eine konkrete Vorstellung haben, was er damit erreichen will (sie steht auf, wenn ich belle, ich will, daß sie aufsteht, also belle ich) und wie er vorgehen muß, sobald sich der erwartete Erfolg einstellt, denn keiner meiner Wuffs hat auch nur eine Sekunde weitergekläfft, wenn der andere ankam und mitmachen wollte, sondern sich ohne Zögern das gekrallt, worums ihm ging - und das ist planen eines zukünftigen Erfolges.
Bzgl. des Versuchs mit den Schimpansen und Kisten - wenn ich mich nicht irre ist dafür aber Voraussetzung, daß der Schimpanse irgendwann die Erfahrung gemacht hat, daß er die Kiste oder einen ählichen Gegenstand überhaupt bewegen kann - das Klettern passiert dann instinktiv. Die Leistung besteht im Positionieren der Kiste.
Interessant wäre ob ein Primate in der Lage wäre, eine Banane, die in einer Erdgrube unter einer Glasplatte liegt, sodaß er buddeln muß, um ranzukommen (keine natürliche Verhaltensweise eines Primaten), auch ohne Versuch und Irrtum zu kriegen.
Abgesehen davon zermartere ich mir gerade das Hirn, wie ein vergleichbarer Versuch mit einem Tier, das aufgrund seiner anatomischen Gegebenheiten nicht in der Lage ist Gegenstände zu stapeln, aussehen müßte.
Bei dem "Versuch" Futter unter Eimer kam ich im Laufe der Jahre bei unterschiedlichen Hunden und Pferden auf recht verschiedene Ergebnisse. Von "interessiert mich nicht" von Anfang an oder nach einigen Fehlversuchen, über rumprobieren bis zum Zufallserfolg bis zu einigen Fällen von anfänglicher Verwirrtheit und zielsicherem Umwerfen des Eimers war alles vertreten. Wobei eigenartigerweise viel mehr Pferde als Hunde auf Anhieb die richtige Lösung hatten (hängt vmtl. auch mit den unterschiedlichen körperl. Voraussetzungen zusammen).
Liebe Grüße
Elke