Hallo Markus,
: Nur ist auch klar, dass man irgendeine Prüfung als Maßstab zur Zuchtzulassung heranziehen muß. Es wäre äußerst mühsam jeden Hund in seiner Alltagssituation zu beurteilen.
Das ist schon richtig. Aber wenn man die Prüfung wirklich vorrangig als Selektionskriterium wesensfester Hunde sehen möchte und nicht nur als sportlichen Wettbewerb, dann - ich habe es schon mehrmals geschrieben - muss die PO geändert werden: weg von schematischen Abläufen, hin zu großer Variabilität.
Will man lediglich den SPORTLICHEN Aspekt im Vordergrund sehen, müssen selbstverständlich alle Hunde nach Schema F geprüft werden, denn nur dann ergibt sich eine direkte Vergleichbarkeit. Will man aber vorrangig das WESEN beurteilen, dann muss man zwangsläufig starke Ablenkungen einbauen um zu sehen, ob der Hund sich davon beeindrucken läßt. Damit meine ich jetzt NICHT, wie von P.H. vorgeschlagen, richtige Stockschläge, sondern einen für den Hund ungewohnten Ablauf der Prüfung: z.B. unterschiedliches Aussehen der Verstecke beim Revieren, visuelle, olfaktorische Ablenkungen entlang dem Weg bei der langen Flucht, Hetzärmel mal links, mal rechts getragen, verschiedene Abgänge beim Losschicken zum Revieren, in der UO alle Übungen nach Richteranweisung ohne Laufschema usw. Mit ein wenig Phantasie ließe sich da eine Menge an Ablenkung einbauen. Unsichere Hunde würden sich da leicht irritieren lassen - und genau das möchte man ja feststellen. Aber so, wie die Prüfungen jetzt ablaufen, kann man mit genügend Übung auch einen unsicheren Hund dazu bringen, sie zu bestehen, denn es gleicht einem Auswendiglernen. Was spricht z.B. dagegen, bei einer solchen, ich will sie mal "Wesens-Prüfung" nennen, die drei Abteilungen gar nicht strikt zu trennen, sondern fließend ineinander übergehen zu lassen? Also etwa so: man läuft UO, aus dieser heraus wird der Hund zum Revieren geschickt, anschließend muss er gleich wieder umschalten, um das Bringholz über die Hürde zu apportieren...Na gut, die Fährte ließe sich da schwierig unterbringen, aber UO und Abt.C könnte man sicher mehr vermischen. Von HF und Hund würde dies eine immense Konzentrationsleistung verlangen, dieses ständige Umschalten, das schaffen sicher nur wirklich gute Hund-Halter-Gespanne. Meinst Du nicht, es wäre eine Überlegung wert?
: Dass ein ängstlicher Hund beim Agility langsamer als ein wesensfester Hund ist, wie manche hier behaupten, habe ich noch nie festgestellt. Denn da kommt es ja in erster Linie auf den Körperbau an. Viele BC sind sehr sensibel aber laufen Spitzenzeiten.
Jaein - LERNEN kann ein unsicherer Hund Agility natürlich super. Tatsächlich halte ich gerade diesen Sport sogar für eine prima Möglichkeit, unsicheren Hunden etwas mehr Selbstbewußtsein zu vermitteln. Aber bei richtigen Turnieren geht es meist sehr laut zu, unsichere Hunde werden damit schlecht oder gar nicht fertig. Ich glaube, wir sollten hier zwischen "unsicher" und "sensibel" sehr genau unterscheiden. Ich setze unsicher mit ängstlich gleich, ein sensibler Hund ist aber nicht zwangsläufig auch ängstlich. Sensibel würde ich da eher mit feinfühlig und/oder führerweich gleichsetzen.
Viele Grüße
Inge + BC