Was ist trieb? :: Hundesport & Freizeit mit Hund

Was ist trieb?

von Martin + Mirko(YCH) am 27. Dezember 2002 11:55

Grüß Euch zusammen,

meine einfache, aber sehr ernst gemeinte frage ist: "was ist trieb"?
Für mich kommt er immer wie ein deus ex machina, wenn man bestimmte ansätze abqualifiziert ("ein würstchenhund hat keinen trieb..."winking smiley oder bestimmte andere als unumgänglich betrachtet?
Natürlich weiß ich, wie training mit hund "im trieb" aussieht, nur die interpretationen über den sinn bezüglich des lernens können verschieden ausfallen.

unterbeschäftigt?
übermotiviert?
mangelnde alternativen?
hyperaktivität?
"will to work"?
einseitige idiotenbegabung?
vielseitiges aktivitätsbedürfnis?
kanalisierte zwangshandlung?
unkoordinierter bewegungsdrang?
reizfixierung?

OK, man kann die liste je nach gusto verlängern.

tschüß Martin & Mirko





von Sören(YCH) am 27. Dezember 2002 13:29

Hallo Martin,

also, ohne nun auf die genauen "Wehr- Beute- Futter- Weißdergeiertrieb" einzugehen, so erkläre ich den "Trieb" immer mit einem "angeborenen Wollen"... teilweise genetisch verankert, daher "angeboren", teilweise durch Ausbildung gefördert bzw. unterdrückt...

Und manche Hunde wollen mehr als andere... sie sind "triebiger"... mit welchen Mitteln dieser "Trieb" erzeugt wird, ist in der Regel Nebensache... ob mit Beute, Futter, verbalem Lob oder Zwang... jeder Hund ist anders und reagiert auch dementsprechend...

Daher meine Definition von ein triebiges Arbeiten: Konzentration, Schnelligkeit, druckvolles und gespanntes Arbeiten, Schnelligkeit im Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe.

Dinge wie Hyperaktivität oder Nervosität sollten rausfallen und sind ein Zeichen für eine zu große Motivation.

Ansonsten gilt die Faustregel: Nur so viel Trieb erzeugen, wie der Hundeführer in der Lage ist zu kontrollieren... d.h. der Hundeführer muß jederzeit in der Lage sein den Hund ohne großartige technische Zwänge "abzustellen" und in eine Ruhephase zu bringen...

Ich hoffe, meine Antwort entspricht Deiner Fragestellung...

Viele Grüße

Sören

von Yna(YCH) am 27. Dezember 2002 13:45

Hi Martin,

auf eine "einfache Frage" eine noch einfachere Antwort. Ich weiß nicht genua ob due deine Frage nur auf den Trieb im Arbeiten mit dem Hund beziehst oder generell die Frage stellst was denn Trieb ist. Für mich macht es eher wenig Unterschied, bin aber auch kein Kundiger beispielsweise im VPG-Sport.
Ich habe nur oft festgestellt, dass vielfach das Wort Trieb an mancher Stelle gemieden wird und er durch andere Begriffe ersetzt wird, die dann im Endeffekt das gleiche beschreiben. Motivation wird oft synonym verwendet.
Trieblage eines Hundes auszunutzen bei was auch immer heißt m.E. nur sich die natürlichen Ambitionen des Hundes zu nutze zu machen. Ob ein Hund nun triebig ist hängt eben mit den individuellen Voraussetzungen des einzelnen Hundes zusammen und mit den Haltern, die entwerder Temperament und Ambitionen des Hundes aufpuschen oder abschwächen.
Und ganz ehrlich, ich denke, dass nahezu jeder der von dir genannte Begriffe sein Pendant findet. Alles wird als Trieb bezeichnet und alles ist nicht das Selbe. Und ob nun der Hund in hoher Trieblage besser lernt ist glaube ich auch nicht so pauschal zu benatworten. Ich sehe unterschiedliches Lernverhalten bei Menschen (bei denen aber auch die Ausnahme sein dürfte in totaler Anspannung zu lernen) und ebenso sehe ich das bei Hunden.
Ich weiß nicht genau, ob deine Frage darauf abzielte, aber prinzipiell ist Trieb auch wieder so ein Wort bei dem man sich dumm und dusselig definieren kann, wo viele Leute anderes drunter verstehen. Den schalen Beigeschmack den es gewonnen hat finde ich ungerechtfertigt, denn die Tatsache bleibt die gleiche, egal welchen Namen ich dem Kind nun gebe.
Also mir gehen solche gehypten und verpönten Begrifflichkeiten inzwischen irgendwo vorbei.
Aber zweifelsfrei habe ich oft gesehen, dass Hunden ein hoher Trieb unterstellt wird, die m.E. eher hyperaktiv sind und/oder sehr einseitig in ihrem Repertoire Energie zu kanalisieren.

Tschüß,
Yna, die gespannt ist was noch dazu kommt


von Martin + Mirko(YCH) am 27. Dezember 2002 13:50

Grüß Dich Sören,

: ..so erkläre ich den "Trieb" immer mit einem "angeborenen Wollen"... teilweise genetisch verankert, ...
:
: ... mit welchen Mitteln dieser "Trieb" erzeugt wird, ...

klingt für mich etwas widersprüchlich. Meinst du wecken, ansprechen?

: Daher meine Definition von ein triebiges Arbeiten: Konzentration, Schnelligkeit, druckvolles und gespanntes Arbeiten, Schnelligkeit im Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe.

Was das ARBEITEN betrifft, kann ich dem voll zustimmen, aber ...

: Ansonsten gilt die Faustregel: Nur so viel Trieb erzeugen, wie der Hundeführer in der Lage ist zu kontrollieren...

Ich beobachte asu meiner sicht, dass hunde oft gepusht werden, wenn sie noch in ganz anderen lernphasen sind. Und damit wird das lernen ineffektiv. In sportlichen disziplinen lernt man (als mensch) sehr oft erst einmal motorik und bewegungsfolgen, bevor dann das tempo gesteigert wird. (Ich habe oft gelegenheit diverse fernöstliche stockfechtereien zu beobachten). Und das ist genau mein ansatzpunkt - wird die arbeit bei hoher motivation (wir kennen auch den begriff "übermotiviert"winking smiley nicht oft viel zu früh gefördert?

: Ich hoffe, meine Antwort entspricht Deiner Fragestellung...

Wenn man ernsthaft fragt, bekommt man von ernsthaften leuten auch ernsthafte antworten.

tschüß Martin & Mirko

von Martin + Mirko(YCH) am 27. Dezember 2002 13:54

Grüß Dich Yna,

: Ich habe nur oft festgestellt, dass vielfach das Wort Trieb an mancher Stelle gemieden wird und er durch andere Begriffe ersetzt wird, die dann im Endeffekt das gleiche beschreiben. Motivation wird oft synonym verwendet.

Ja und "du musst den hund motivieren" - die frage ist wozu?
Vielleicht ist der hund motiviert und ich gebe ihm gelegenheit, diese handlungen auszuführen?

tschüß Martin & Mirko




von Stefan K(YCH) am 28. Dezember 2002 00:28

Hallo Martin,

tja, Sören hat es ja schon angerissen: "Trieb" ist im Hundesport Umgangssprache geworden, wenn auch die Wissenschaft enger definiert.
Da ich aus dem Sport komme, benutze ich auch Phrasen wie: "Mach' mal Trieb" auch. Aus wissenschaftlicher Sicht eher Blödsinn, denn Inhalt ist eher: "Motiviere mal Deinen Hund"
Zumindest gilt das in den meisten Bereichen der Ausbildung, in denen ich Leistungen über das Prinzip der Belohnung abrufe ebenso wie in Lernphasen. Bei bereits erlernten Übungen kann man das "in Aussicht stellen der Belohnung" vielleicht als Motivationshilfe ansehen, in der Lernphase ist ein gleiches Ziel für den Hund IMO weit höher angesiedelt.
Dazu vielleicht ein paar Beispiele:
Ich motiviere einen Welpen auf das HZ seines Namens zu mir zu kommen. Teilschritte mögen das Klickern auf die Bewegung in meine Richtung sein. Ziel ist, der Hund kommt zu mir und ich freue mir ein zweites Loch in den Hintern bzw. gebe nach dem Klick die Belohnung. Angesprochen ist hier der Trieb nach Futter und der "Spieltrieb". Ich denke mal, daß der letztere "Trieb" bei unseren Hunden der weit ausgeprägtere ist. Egal, ob im Agility oder VPG ist es eher die Beute motivation, der nicht ernsthaft existente "Beutetrieb", der die Hunde zur Aktion bringt.
Ohne Not zur Lebenserhaltung lassen sich die Hunde spielerisch zu Aktionen verleiten, die aus rein trieblicher Sicht zwar völlig schwachsinnig sind, den Hunden aber offenbar viel Spaß bereiten.
Sicherlich reagiert z.B. mein Mali da eher heftiger als eine andere Rasse, aber unter'm Strich kommt das in Hinblick auf echte Triebe auf's Selbe raus.

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