Hallo P.H.,
: Der Aufbau mit dem MO ist relativ einfach und wenn einer nicht gerade zwei linke Beine hat, dann funktioniert das relativ gut und schnell. Dann will man das MO abbauen und der Hund macht nicht mit. Dann fällt der Hund in ein Loch, weil Beute nicht beliebig einsetzbar ist.
Ich glaube, ich verstehe jetzt, was Du meinst. Wenn allerdings so gearbeitet wird, dann war der Aufbau falsch, denn was Du beschreibst, ist die "Wenn...dann...-Methode". Ich weiß, dass Vergleiche meist hinken, aber ich will's dennoch mal mit einem "Menschen-Vergleich" versuchen klar zu machen:
Kind hat keine Lust, Hausaufgaben zu machen. Mutter kommt und sagt: "WENN Du jetzt deine Hausaufgaben machst, DANN darfst du spielen gehen." Fällt nun irgendwann die Belohnung weg, wird das Kind die Hausaufgaben verweigern, weil die Motivation fehlt.
Das Problem ist hierbei aber nicht die Motivation, sondern deren Handhabung. Richtig wäre, von Anfang an dafür zu sorgen, dass das Kind seine Hausaufgaben nicht als etwas Negatives empfindet, dass man nur mit Unlust und Aussicht auf anschließende Belohnung erledigt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie uns als Kindern beigebracht wurde, GERNE im Haushalt zu helfen: die Eltern taten so, als ob es sich um geheime Handlungen handeln würde. Als ich vier war, nahme mich meine Mutter zu Seite und erklärte mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit die geheimen Handlungen des Abwaschs, die ich unter keinen Umständen verraten dürfte. Das Ganze wurde mit viel Phantasie ausgeschmückt - und ich fühlte mich ungeheuer "erwachsen", als ich das erste Mal, auf einem Stuhl stehend, zwei Teller spülen durfte...Dabei haben wir die ganze Zeit gesungen und Geschichten erzählt. Abwaschen - das war in dem Alter für mich ein Abenteuer, keine ungeliebte Pflicht.
Und genauso sollte man mit einem "MO" auch bei der Hundeausbildung vorgehen: nicht als Belohnung einer Plfichtübung, sondern als BESTANDTEIL der Übung. Das Hauptaugenmerk muss dabei darauf liegen, dass die ÜBUNG selber dem Hund Freude macht, nicht die Aussicht auf ANSCHLIEßENDE Belohnung. Im Grunde wird dies doch gerade bei der Vorbereitung für Abt.C so angewandt: was ist denn das Reizen mit dem Lappen, später der Wurst anderes, als dem Hund zu zeigen, dass es supertoll ist, so eine Beute zu fangen? Hat der Hund am "Fangen" erst mal richtig Freude, kann man ihn anschließend relativ leicht auf den Hetzärmel umstellen. Da braucht er nicht noch einen extra Ball hinterher zur Belohnung - das Erbeuten des Ärmels selbst ist die Belohnung! Dieses Prinzip funktioniert genauso auch bei allen anderen Übungen, die über Belohnung - mit MO oder Leckerli - aufgebaut werden. Die Belohnung darf niemals als Verlockung im Sinne einer "Wenn...Dann"-Methode verwendet werden, das ist falsch! (Allenfalls ganz zu Anfang arbeitet man mit Verlockung.)
Das beste Beispiel sind doch Hunde, die konsequent über Clicker aufgebaut wurden. Sie arbeiten nach der Try-and-error-Methode - und sie legen dabei einen unglaublichen Experimentierwillen an den Tag, da sie niemals gelernt haben, dass es für Fehler eine Strafe gibt. Sie dürfen, nein sie SOLLEN Fehler machen, um daraus zu lernen. Hat der Hund den gewünschten Ansatz gefunden, gibts Click und Belohnung. Natürlich strebt der Hund nach der Belohnung, schließlich arbeiten Hunde grundsätzlich erfolgsorientiert. Aber der Hauptspaß liegt für den Hund in der Arbeit an sich, im Ausprobieren dessen, was ihm den Click einbringt. Eine so erlernte Übung vergisst er niemals wieder, denn sie ist für ihn von Anfang an positiv verknüpft. Ich habe meinem Hund mal vor gut 4 Jahren das Berühren des Targets mit der Schnauze per Clicker beigebracht, weil ich diese Methode mal ausprobieren wollte. Sicher, eine total einfache Übung, die innerhalb weniger Minuten perfekt klappte. Seitdem habe ich es nie wieder gemacht - bis vorgestern. Ich wollte einfach mal wissen, ob der Hund noch weiß, was er mit dem Stock anfangen soll. Ich habe ihn in Schulterhöhe gehalten - und der Hund hat sich ohne das geringste Zögern auf die Hinterläufe gestellt und den Stock mit der Nase berührt! So, wie er selbst es sich vor vier Jahren beigebracht hatte! Ich hatte weder einen Clicker noch irgendein Leckerli oder MO in der Hand - aber der Hund hat die Übung absolut sicher gezeigt.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig klarmachen, was ich damit ausdrücken will.
Gruß
Inge + BC