Hallo Inge,
: :Beim Stellen und Verbellen setzt Du dem Hund eine Blockade, dadurch
: :bekommt er einen Konflikt, und durch den kommt er ins Bellen.
:
: Was genau erzeugt denn die Blockade??? Ist es der Schmerz, der durch
: die Koralle erzeugt wird? (Wobei ja immer wieder gern behauptet wird,
: dass die Koralle den Hund gar nicht schmerzt...) Wenn die Koralle
: einen Schmerzreiz setzt und ihre Wirkung darauf beruht - dann kann
: ich mich nur wiederholen: meine DS-Hündin ließ sich davon NICHT
: blockieren. Ich habe ja von dem Vorfall mit dem Stacheldrahtzaun
: berichtet...
Das war eine völlig andere Situation... Im Schutzdienst hast Du folgende Konstellation: Der Hund hat bisher an normalem Halsband oder Hetzgeschirr gearbeitet. Ist er sehr hoch im Trieb, kommt es häufig vor, daß er "zu macht". Er hängt dann nur noch in der Leine und stiert auf den Ärmel, bekommt keinen Ton mehr heraus und verausgabt sich körperlich dabei völlig. In solch einer Situation kann er nix mehr lernen, verknüpfen etc. Wenn er nun die Koralle trägt, ist ihm das natürlich unangenehm, wobei ich mir das Gezerre eines hoch im triebstehenden Hundes am normalen Halsband auch nicht unbedingt angenehm vorstelle (wäre schon eher mit der Stacheldraht-Situatuion vergleichbar). Auf jeden fall ist es etwas neues und nicht angenehm, und der Hund hat dadurch einen Konflikt, den er zu lösen versucht. Er beeinflußt die Intensität der Einwirkung mit seinem Handeln, an der leine wird nicht herumgezogen, sondern man läßt den Hund seinen konflikt ganz alleine lösen. Er merkt sehr schnell, daß er etwas Zug von der Leine nehmen muß, was bewirkt, daß er sich dabei "im Kopf" vom Helfer entfernt. Die Situation ist so als würde der Hund hinter einem zaun stehen und der Helfer auf der anderen Seite, weswegen ja auch manchmal mit Zäunen vor dem Versteck gearbeitet wird. Dadurch kommt er ins Verbellen und wird sofort durch Anbiß bestätigt.
: Weiterhin sieht man im Straßenbild ja sehr viele Hunde, die IMMER mit
: Koralle geführt werden - und dennoch in der Leine hängen, bis ihnen
: die Zunge raushängt. Diese Hunde müssten doch eigentlich längst
: kapiert haben, dass der Druck durch die Koralle (und letztlich auch
: durch jede andere Halsung) nachlässt, wenn sie an lockerer Leine
: gehen. Ganz offensichtlich beeindruckt sie das aber gar nicht.
Zum einen wissen diese Hunde gar nicht was sie sollen, wie sie ihren Konflikt lösen können. Man läßt ihnen nicht die Chance zu einer Alternative. Zudem ist das ja auch eine Konzwntrationssache: Wie soll sich denn ein Hund 2 Stunden auf seinen Hundeführer konzentrieren, der sich selbst nicht auf den hund konzentriert? Und nach kurzer Zeit sind die Hunde abgestumpft...
Für mich käme die Koralle nie als Halsung beim Spazierengehen etc. in Frage, sie dient für mich einzig und alleine als kurzfristiges Hilfsmittel in speziellen Übungssequenzen, häufig mit einer zweiten Leine am normalen halsband. Wenn sie dann gezielt eingesetzt wird stumpft der Hund auch nicht ab dagegen. Koralle als Dauerlösung für irgend ein Problem lehne ich ab, weil das Problem damit nicht gelöst wird und der Einsatz somit unnötig und völliger Humbuk ist.
: Eine Blockade kann ich aber doch nur dadurch setzen, indem ich eine
: kurzfristige Irritation erreiche. Ist der Hund "hart im Nehmen"
: bekomme ich die auch mit Koralle nicht hin, ist er eher sensibel,
: reicht es aus, wenn er mit normaler Halsung in die Leine rennt.
Das hatte ich ja geschrieben. Wobei man einen Hund, der das verbellen lernt, nicht in die leine laufen läßt (Was sollte er dabei lernen? Das druckvolle Treiben...?), sondern mit der Leine zum Helfer hin führt. Bei den weniger harten reicht ein ganz normales Halsband. Aber es stimmt nicht, daß die Koralle bei den härteren Hunden, die sich im normalen Halsband zu machen, keine Wirkung zeigt, das habe ich noch nicht erlebt. In der Situation erzeugt sie immer einem Konflikt beim Hund. Gibt man dem hund die Möglichkeit, daß er selbst den konflikt lösen kann, kommst Du auch bei einem "harten Knochen" so zum Ziel.
: Weil man ihm so kurz nach der OP eine erneute Narkose ersparen wollte
: und es nur um zwei Knopfhefte ging, wurde versucht, ihn ohne jegliche
: Betäubung - also auch KEINE Lokalanästhesie - zu nähen. Was soll ich
: sagen: der Hund stand seelenruhig auf dem Tisch und ließ sich nähen,
: zuckte nicht mal mit der Wimper. Glaubst Du ernsthaft, einem solchen
: Hund könntest Du durch die Koralle eine Blockade setzen?
Meiner Jagdhündin wurde mal ein dickener Siebener im Hals zugenäht, ohne lokale Narkose. Sie hat keinen Mucks von sich gegeben, stand ganz brav. Und mein Staffie wurde als ausgewachsener Hund in beiden Ohren nachtätowiert, ebenfalls ohne örtl. Betäubung. Den Staffie hättest Du mit der Koralle an den nächsten Baum hängen können und er hätte sich nix draus gemacht, die Jagdhündin hätte wohl keinen schritt mehr gemacht, hättest Du ihr so ein Ding umgehängt... Denke nicht, daß man dieses Verhalten beim Nähen darauf übertragen kann wenn ein Hund mit Koralle gearbeitet wird.
: Ich glaube, das funktioniert höchstens ganz zu Anfang, wenn der Hund
: die Koralle nicht gewohnt ist. Aber spätestens nach drei- oder
: viermaliger Anwendung wird er den Druck ignorieren.
Wieso? Zum einen sollte sich bereits bei der ersten Anwendung ein lerneffekt einstellen, zum anderen weiß der Hund doch danach, mit welchem seiner beiden Lösungswegen er zum Ziel (= Anbiß oder Triebziel auf der Fährte) kommt. Er lernt doch nicht nur über die Koralle, sondern durch viele andere Umstände und Verknüpfungen. Die Koralle kann hier immer nur einen Konflikt erzeugen, der den Hund dazu veranlaßt, dadurch seinen Weg zum Triebziel zu wechseln.
: Nein, ich bleibe dabei: alles, was man mit Koralle zu erreichen
: versucht, kann man auch anders erreichen, wenn man sich und vor allem
: dem Hund einfach etwas mehr Zeit für einen geduldigen Aufbau in
: kleinen Schritten gibt.
Sicher kann man alles auch anders erreichen, nur ob es immer angenehmer für den Hund ist wage ich zu bezweifeln. Und Ausbildung darf ja auch nicht unenedlich lange dauern, irgendwann muß ein Hund ja mal arbeiten. Was nützt z.B. der mit 7 oder 8 Jahren perfekt ausgebildete Diensthund...???
: An dieser Stelle möchte ich nur noch mal eines betonen, weil hier oft
: Mißverständnisse aufkommen: die Koralle alleine ist KEINE
: Tierquälerei, an lockerer Leine geführt oder wenn alleine der Hund
: die Stärke des Zuges bestimmt, schadet sie gewiss nicht.
Das tut der Hund doch, genau das will ich erreichen, daß er sich selbst in der Leine zurück nimmt.
: Tatsache aber ist und bleibt, dass die allermeisten HF die Koralle in
: Verbindung mit Leinenruck benutzen oder auch den Hund heftig in sie
: hineinrennen lassen. Und DAS ist allerdings Tierquälerei. Weshalb ich
: sie auch grundsätzlich ablehne!
Auch das halte ich in bestimmten Situationen für angebracht. Kann ich so z.B. einen extremen Wilderer, der irgendwann seiner Jagdleidenschaft zum Opfer fallen würde, kurieren, denke ich, es ist O.K. ...
Viele Grüße
Antje