Hallo Elke,
zunächst einmal finde ich es gut, daß Du Deinen Fundhund so super hinbekommen hast und gegen die Abstumpfung des Tieres bist. Ganz ehrlich. Und auch das Du einen Hund ohne Meidemotivation erziehst... weiß zwar nicht wie das ohne Einschränkungen gehen soll, aber trotzdem, liest sich toll.... vielleicht ist der Grund für mein Unverständnis aber auch nur eine Definitionsfrage des Wortes Meidemotivation.
Auch bezeichnest Du Hilfsmittel wie Stachel und Co. als letztes Mittel, wenn alles andere gescheitert ist. Gut, kann man machen...
Spielen wir das also durch. Man fängt mit dem kleinsten möglichen Mittel an und steigert sich Schritt für Schritt mit dem Erziehungshilfsmitteln....
Wir haben einen Welpen, 8 Wochen alt, war im Wurf der dominanteste Rüde und zeigt uns auch von Anfang an dieses Verhalten. Ziel ist, das er sich im Straßenverkehr und auf dem Spaziergang gut verhält...
Was machen wir zuerst?? Gut, ist ein Welpe, Welpen laufen nicht weg, daher lasse ich ihn viel frei laufen (natürlich neben der Gewöhnung an die Leine) und bestärke jedes Zurückkommen positiv... mit Spiel, Leckerchen, etc. Wird auch ganz gut klappen, denke ich... bis er ca. 5-6 Monate alt ist...
Tja, dann kommt die böse Rudelordnungsfrage, dann erwacht der Jagdinstinkt (gut, der erwacht schon vorher, aber gekoppelt mit der Rudelordnungsfrage testet er nun aus, ob er nicht auch das Rudel bei der Jagd anführen darf), und er fängt an sich den vermeindlich sicher gelernten Kommandos zu widersetzen.... mit einem Wort: Er kommt in die Pubertät und steckt seine Grenzen ab.
Was machen wir jetzt??? Klare Antwort: Leine dran... 10 Meter lang, das eine Ende in die Hand, das andere am Hund... befestigt an irgendeiner Halsung oder Geschirr...
Nun sichern wir alles an der Leine ab, bestätigen nach wie vor fürs zurückkommen und hindern dem Hund am Weglaufen... Wird das klappen??? Gut, bei vielen Hunden reicht das sicherlich... wir machen das Spielchen ein paar Wochen, verkürzen dann die Leine, machen sie irgendwann ab und dann kommt die "Stunde der Wahrheit"... bei vielen Hunden klappt dann alles und wir haben nie wieder oder nur ganz selten Probleme...
Gut, bei unserem Beispielhund klappt das nicht.... es springt ein Reh hoch, Hund hinterher, wir rufen, Hund irgnoriert und kommt dann nach einiger Zeit außer Atem und glücklich bei uns an.... Er hatte Erfolg und wir haben ein größeres Problem... er hat gelernt sich ohne Leine durchzusetzen...
Wir können nun unser Schleppleinentraining fortsetzen, Erfolg wird das nicht mehr haben... der Hund hat sich durchgesetzt und gelernt... Was also nun???
Gut, versuchen wir es mit Lernen unter extremen Reiz... also, Hund in einen Wildpark, am Gatter vorbei, Leine dran.... Er wird dann ein paar mal in der straffen Leine stehen, irgendwann begreifen das es nichts bringt und zumindest an der Leine aufgeben... Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, wo die Leine dann wieder ab kommt, zumindest muß der Hund das glauben... wir machen also eine Leine ab, lassen eine zweite zur Absicherung dran, der Hund startet durch, läuft in die Absicherungsleine... und, naja... wird ausgebremst... ohne allerdings sonderlich negativ beeindruckt zu sein....
Nun ja, das merken wir dann auch irgendwann, und müssen uns die Frage stellen, was nun?? Der Hund hat gelernt, sich gegen alle unsere Maßnahmen mit Konsequenz durchzusetzen... Er ist ABGESTUMPFT!!!! Uns bleibt dann noch die letzte Möglichkeit, wir holen uns von einem befreundeten Jäger ein E-Gerät binden es um, der Hund setzt zur Jagd an und wir drücken drauf.... zuerst kleinste Stufe... denn wir sind ja human, wollen nur mit dem geringsten Übel arbeiten und an der untersten der möglichen Grenze anfangen...
Man ruft also "Hier", das leichte Kribbeln am Hlas wird vom Hund ignoriert und er startet durch... setzt sich mit Erfolg gegen das "Hier" durch... dann kommt eine Stufe höher... wieder ein "Hier", Hund startet immer noch durch... er ist ja vorher schon duch ignorieren zum Erfolg gekommen... Dann platzt und der Kragen, wir stellen auf höchste Stufe, rufen "Hier", der Hund schreit auf vor Schmerzen, rettet sich ins erlernte Verhalten ("Ich muß jagen, das ist immer richtig, damit komme ich zum Erfolg"
und setzt den Schmerz in sein Tun um... Die Einwirkung erzielt also kein Meiden, sondern ganz im Gegenteil... der Schmerz wird nach vorne, also ins Jagen umgesetzt...
Nebenbei lernt er noch, das "Hier" weh tut und bedeutet, das man schneller laufen muß.... Im Umkehrschluß bedeutet das, man hat einen durch immer "härter" werdende Einwirkungen einen Hund, der abgestumpft ist und der sein Leben an der Leine fristen muß... denn das Pulver für sämtliche Zwangsmethoden ist ein für allemal verschossen....
Ein Einzelfall?? Also, ich kenne so einge Fälle bei denen das genauso gelaufen ist... wie gesagt, bei vielen Hunden reicht es mit der einfachen Schleppleine... bei einigen nicht...
Und ist es nicht vielleicht sinnvoll, in der von Dir angesprochenen "Zwangshierarchie", bei dem Leine und Halsband das Unterste und Teleimpuls und Stachel das Höchste sind, ein paar Stufen zu überspringen und gleich, am Tag des ersten Ableinens NACH DEM SCHLEPPLEINENTRAINING, zur ABSICHERUNG ein E-Gerät auf mittlerer Stufe einzusetzen, damit der Hund eben NIEMALS zum Erfolg kommt man sicher sein kann, das es auch ohne Leine funktioniert? Würde man damit nicht dem Hund und dem Hundehalter einiges ersparen? Es es nicht humaner mit einer etwas härteren Einwirkung ein bestehendes Problem ein für allemal zu lösen als mit vermeindlich schwächeren Einwirkungen halbherzig herumzuprobieren???
Mein Beispiel war jetzt auf das Wildern bezogen... wir können es nach Belieben auf jede andere Problematik umsetzten...
Viele Grüße
Sören