Gebrauchshund
18. Mai 2003 18:02

Hallo Dalia,

: -Dies wirst Du aber an Prüfungen nach IPO, Schutzhund, wohl kaum
: sehen, das heisst; sehen vielleicht schon aber nicht mit den höheren
: Punkten!

An den höchsten Punkten siehst Du es nicht, das ist richtig, aber Du siehst es. Schon alleine durch den Verlauf der Ausbilndung. Meinen Hund kenne ich nur dann in all seinen Eigenschaften, wenn ich ihn auch ausbilde, und nur wenn ich ihn kenne kann ich einen entsprechenden Deckpartner suchen. Und auch die Punkte in dem Leistungsheft eines Hundes erzählen mir eine Geschichte über den Hund, seine Stärken, seine Schwächen, seine Beständigkeit, und im Zusammenhang mit dem Bild, welches der Hund bei seiner Arbeit abgibt, kann ich selektieren. Das bedeutet nicht, daß der Bundessierger oder Weltmeister der optimale Deckpartner sein muß (aber durchaus sein kann...).


: Die einzige Prüfungen wo wirklich noch selektioniert, ist für mich
: französisch Ring.

Auch andere Mütter haben hübsche Kinder...

Viele Grüße

Antje



18. Mai 2003 18:20

Hallo P.H,

nach Deiner und Antjes Definition hat letzten Endes jeder vom Menschen gehaltene Hund Anspruch auf das Prädikat "Gebrauchshund", schließlich erfüllt er mit seiner Haltung eine Funktion.

"Der Gebrauchhund hat einen Wert an sich" ist so aussagekräftig, wie "der Kreis ist ein Kreis, weil er ein Kreis ist".

Außerdem verstehe ich nicht, warum "Gebrauchshund" als Begriff im Zusammenhang mit Sportprüfungen so vehement verteidigt wird. Klar kann aus manchem Sporthund sehr wohl ein Gebrauchshund und umgekehrt werden, aber es scheint mir doch eher die Betonung einer "staatstragenden Rolle" zu sein, die seit v. Stephanitz' Zeiten als Adelsprädikat bewahrt werden soll.

Tja, und wenn der Sport die Gebrauchhunde herausbildet, warum kann nur einer von 10 getesteten Hunden in den Dienst-"gebrauch" übernommen werden?

Susanne+Claudio

P.S. nicht daß jemand denkt, ich will gegen VPG-Sport schießen - ich bilde selber aus

18. Mai 2003 19:37

Hallo Susanne,

: nach Deiner und Antjes Definition hat letzten Endes jeder vom
: Menschen gehaltene Hund Anspruch auf das Prädikat "Gebrauchshund",
: schließlich erfüllt er mit seiner Haltung eine Funktion.

Sofern er einen Gebrauchszweck erfüllt ja. Auch der Einsatz eines Hundes als Sozialpartner ist ein "Gebrauch" und der dafür verwendete Hund muß für diesen Zweck geeignet sein, köperlich und mental.


: "Der Gebrauchhund hat einen Wert an sich" ist so aussagekräftig, wie
: "der Kreis ist ein Kreis, weil er ein Kreis ist".

Das sehe ich anders. Natürlich hat der Gebrauchshund "einen Wert an sich". Er ist in der Lage, dem Menschen ein mehr an Lebensqualität zu geben. Z.B. der Herdengebrauchshund, der Jagdgebrauchshund, der Blindenhund, der Sprengstoffsuchhund etc. Du bräuchtest teilweise ein Vielfaches an Menschen, um die Arbeit eines Hundes zu übernehmen.


: Außerdem verstehe ich nicht, warum "Gebrauchshund" als Begriff im
: Zusammenhang mit Sportprüfungen so vehement verteidigt wird. Klar
: kann aus manchem Sporthund sehr wohl ein Gebrauchshund und umgekehrt
: werden, aber es scheint mir doch eher die Betonung einer
: "staatstragenden Rolle" zu sein, die seit v. Stephanitz' Zeiten als
: Adelsprädikat bewahrt werden soll.

Ich kann Dir versichern, daß ich nicht glücklich bin, daß die SchH-Prüfung heute "Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde" heißt. Schon alleine das Schreiben von Zeitungsartikeln wird dadurch nicht gerade einfacher... Aber abgesehen davon wird der Begriff doch gar nicht in Bezug auf Sporthunde "vehemment verteidigt". Die Begriffe "Jagdgebrauchshund", "Herdengebrauchshund" etc. sind absolut üblich, und daß man die anderen Rassen, die sich für verschiedenen Aufgaben eignen (vom Sport- über Such- und Blinden- bis hin zum Servicehund) schlichtweg als "Gebrauchshund" bezeichnet hat sich halt so eingebürgert. Gibt bestimmt Schlimmeres und Falscheres.


: Tja, und wenn der Sport die Gebrauchhunde herausbildet, warum kann
: nur einer von 10 getesteten Hunden in den Dienst-"gebrauch"
: übernommen werden?

Weil der Sport Sport ist. Nicht jeder Sporthund ist auch ein Zuchthund. Zwar dient der Sport der Selektion in der Gebrauchshundezucht, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten, aber der Sport ist zum anderen auch reine sportliche Betätigung, um einen für die Arbeit gezüchteten Hund auszulasten. Dem Hund ist es egal, ob er ein Diensthund, Herdengebraucshund etc. oder ein Sporthund ist, solange er sein Triebverhalten und seine Intelligenz ausleben kann. Der Hundesport dient also nicht nur der Selektion in Bezug auf Leistung in der Zucht, sondern auch der psychischen und physischen Gesunderhaltung von Hunden, die aufgrund ihres höheren Triebpotentiales eine entsprechende Beschäftigung, die über das übliche Maß der Hundehaltung hinausgeht, fordern. Daher kann man das Level auch nicht so hoch anlegen, daß nur die Besten der Besten eine Prüfung bestehen. Es geht nicht nur um die Sichtung in der Zucht. "Leider" denken sich viele Leistungssportler, denn leider nutzt das auch ein Teil der Züchter, denen es mehr auf das Geldverdienen ankommt als auf die Gebrauchshundeigenschaften ihrer Hunde. Aber wer auf Leistung Wert legt in der Zucht hat die Möglichkeit, über den Sport gezielt zu selektieren.

Viele Grüße

Antje




18. Mai 2003 19:33

Hallo Edith,

: Wieso nicht einfach gleichstellen?
: Entweder SCHH1, oder GH3 oder FH3 oder eine REttungshundeprüfung?
:
: Wieso sollte eine Hündin, die seit Jahren erfolgreich Rettungshundearbeit macht, wirklich sehr toll und gut veranlagt ist, auch noch die SCHH machen müssen, um zuchttauglich geschriben zu werden?!

Da gebe ich Dir vollkommen recht! Ich weiß auch, daß der VDH letztes Jahr alle angeschlossenen Verbände gefragt hat, welche Prüfungen - außer VPG - noch anerkannt werden sollten.....
Unser Verein hat ganz eindeutig die Rettungshundearbeit als "Gebrauchshundearbeit" definiert!

Mal sehn, ob da irgendwann einmal etwas in die Gänge kommt!!!

Viele Grüße
Sandra


: Fragende Grüße
: Edith


19. Mai 2003 06:37

Tschau Edith,

:Wieso sollte eine Hündin, die seit Jahren erfolgreich
:Rettungshundearbeit macht, wirklich sehr toll und gut veranlagt ist,
:auch noch die SCHH machen müssen, um zuchttauglich geschriben zu
:werden?!


Wenn Du einen super Hund hast, der z.B. FH3 hat, oder ein erfolgreicher Rettungshund ist, wieso sollte dieser nicht noch geschwind eine Sch1-Prüfung absolvieren können? Eine (Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde)? Ich will den DSH ja nicht zu einem Nasenspezialisten heranzüchten und um einen guten Gebrauchshund zu haben, muss ich einen vielseitigen Hund haben, der alle Qualitäten vereinbart, die einen guten Gebrauchshund ausmachen.

Natürlich hat Antje auch recht, wenn Antje schreibt,

grinning smileyaher kann man das Level auch nicht so hoch anlegen, daß nur die
:Besten der Besten eine Prüfung bestehen.

Aber dafür könnte man den Level der Ankörung viel höher legen, so dass nicht mehr jeder Hund, dem viel Farbe angestrichen wurde, die Ankörung besteht. Und es gibt z.B. ein SCH1, ein SCH2 und ein SCH3. Eins und zwei könnte man ja vom Level her sein lassen, aber die Belastungen im SCH3 sind zu gering. Bei uns will z.B kein Mensch mehr SCH-arbeiten, SCH ist bei uns eine abgeschwächte Form von eurem SCH. Der Hund wird bei unserem SCH nicht mehr gross belastet. Also macht jeder die schwerste Prüfung, IPO. Das ob der Hund geeignet ist oder nicht, IPO oder nichts. Kann es das sein? Leute die im IPO um die 70 Punkten umherwursteln, dabei könnten sie SCH-Prüfungen absolvieren, die dem Anforderungsprofil der Hunde eher gerecht werden.

Wir haben fast keine Starter mehr beim SCH, eine Schweizermeisterschaft wird langsam fraglich aufgrund der Teilnehmeranzahl. Dafür wird die IPO immer wie mehr verändert, so dass nicht mehr der triebstarke Gebrauchshund der gute ist, sondern der Beuteorientierte. Dabei sollten alle Triebbereiche (für Thomas, Veranlagungen) angesprochen werden, denn ich will sehen, wie verhält er sich im Wehr, in der Beute und in der Unterordnung. Ich will sehen, ob er in allen Bereichen dem Druck stand halten kann und ich will nicht nur sehen ob er einer Beute nachjagen kann. Natürlich sichte ich selber auch und schaue was gut wäre für die Zucht, aber es macht keinen Sinn, wenn wir im IPO3 mehr Starter haben als im BH1. Dann ist die dritte und letzte Stufe zu einfach geworden.

Für die Zucht muss unbedingt die Ankörung erschwert werden. Denn es ist nicht das Recht eines Züchters, dass jeder Vierbeiner zur Zucht zugelassen wird. Die Gebrauchseigenschaften sollen getestet werden und die unfähigen aussortiert.

:"Der Gebrauchshund ist ein Wert an sich. Ihn und seine genetischen
: Ressourcen zu erhalten, gehört zur Pflege des Kulturgutes."

Es wird langsam Zeit, dass wir wieder solche Hunde züchten. Gebrauchshund heisst nicht einen schönen farbigen Hund, sondern ein gesunder und leistungsstarker Hund. Wir sollten uns wieder um die Zucht kümmern und den Geldverdienern mit ihren V-Rüden den Geldsegen zudrehen. Sollen diese doch eine eigene Zucht gründen, aber sie sollen nicht unsere Gebrauchshundezucht zur Sau machen. Diese profitieren ja nur von unseren Hunden aus der Leistungszucht, damit ist ihr Gebrauchshund gesichert. Ich bin aber nicht bereit, mich für solche Hunde vor den Karren spannen zu lassen.

Gruss P.H


19. Mai 2003 06:48

Hallo P.H.,

: Wenn Du einen super Hund hast, der z.B. FH3 hat, oder ein
: erfolgreicher Rettungshund ist, wieso sollte dieser nicht noch
: geschwind eine Sch1-Prüfung absolvieren können? Eine
: (Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde)? Ich will den DSH ja
: nicht zu einem Nasenspezialisten heranzüchten und um einen
: guten Gebrauchshund zu haben, muss ich einen vielseitigen
: Hund haben, der alle Qualitäten vereinbart, die einen guten
: Gebrauchshund ausmachen.

Hier sehe ich bei der SchH bzw. IPO gerade den großen Vorteil: Jeder Hund hat eine schwächere Sparte, aber in allen drei muß er Mindestanforderungen erfüllen. Oft sind gute Sucher im Schutzdienst die schwächere Hunde. Oft sind gute Hunde im Schutzdienst die schwächeren Hunde in der UO etc. Aber in SchH/IPO werden alle Parameter abgecheckt, so daß man nicht irgendwann z.B. den mental weniger belastbaren Supersucher hat.


: Aber dafür könnte man den Level der Ankörung viel höher legen...

Stimmt absolut! Prüfungen sind Sport und nicht nur den Zuchthunden vorbehalten. Aber jeder Zuchtverband kann sich seinen Level so hoch legen wie er möchte, das sieht man sehr schön wenn man die einzelnen Körungen vergleicht.


: .... so dass nicht mehr jeder Hund, dem viel Farbe angestrichen
: wurde, die Ankörung besteht.

Wenn sie denn man alle "viel Farbe" hätten ... *lach*


Viele Grüße

Antje