Gebrauchshund
19. Mai 2003 11:31

Hallo P.H.,

ein schönes Wunschdenken lese ich da aus Deinen Zeilen. Genauso illusorisch wie schön zu lesen ;-))). Ich denke, das es unsinnig ist über Sinn und Unsinn der IPO oder in Deutschland VPG zu urteilen oder Veränderungen zu bestreben. Ich sehe diese Prüfungen als reine Sportprüfung für alle Hunde, egal was für eine Rasse oder welche Größe. Ich trainiere sowohl mit Mittelschnauzern, kastrierten Mischlingen sowie Schäferhunden, Riesenschnauzern und anderen "Gebrauchshunderassen" aus Leistungszucht. Natürlich sollte die PO ein Zuchtkriterium sein und natürlich sollte man als Leistungszüchter schon ein waches Auge auf die Konstanz und Qualität der Prüfungen haben. Aber ein Rückschluß Hohe Punkte = Guter Hund = Guter Zuchthund = Guter Vererber ist völlig utopisch.

Häufig sind gute Leistungsvererber Hunde, die bestenfalls mal auf einer OG-Prüfung gelaufen sind. Manchmal hat man aus einer reinen Schönheitszucht plötzlich mal einen Hund wo einem als Helfer vor Begeisterung die Kinnlade herunterfällt und manchmal kommt aus einer durchgezüchteten Leistungslinie nur Schrott raus. Woran das liegt?? Naja, die Natur läßt sich nicht in Punkte einteilen....

Es bleibt einem als Züchter nichts anderes übrig als sich potentielle Deckpartner beim Training anzusehen, von erfahrenen Helfern überprüfen lassen oder selbst zu überprüfen. Sich Deckpartner anhand von Ergebnissen auf dem Papier auszusuchen ist einfach nur hochgradig dusselig und das machen nur Anfänger die entweder keine Ahnung haben oder zu bequem sind selber Hand an zu legen und zu prüfen... Ich denke mal es laufen zu viele Hunde herum die hervorragend veranlagt aber einfach schlecht ausgebildet sind. Und den Züchtern die jedem Bundessieger hinterherrennen sollte man vielleicht mal sagen das sich gute Ausbildung nicht vererbt... denn um mal ehrlich zu sein: An der Spitze entscheidet ab den ersten 20 nicht mehr die Hundequalität sondern die Qualität des Ausbilders / Helfers und Hundeführers.

Was ist also zu tun?? Mein Fazit aus dem ganzen: VPG, IPO und wie das alles heißt als reine Sportprüfung für jedermann belassen. Da ändern wir sowieso nix dran und ich denke wir können die Zukunft dieses Sportes nur sichern wenn wir ihn für jeden zugänglich machen und der breiten Masse ermöglichen daran teilzunehmen. Bleibt diese Sparte einer kleinen Elite erhalten, ist das Todesurteil schon unterzeichnet.. man drängt die Hundesport-Interessierten zu den Alternativen (THS, Agility, etc.), beschneidet sich selber den Nachwuchs und drängt sich selber ins Abseits.

Parallel dazu steht es natürlich jedem Gebrauchshund-Zuchtverein frei die Kriterien für die Zucht "seiner" Rasse hochzusetzen. Also eine Selektion über eine entsprechende Zuchttauglichkeitsprüfung, eine detaillierte Körung in verschiedenen Stufen und genauste Überprüfung des Grundwesens, der trieblichen Veranlagung und Nervenfestigkeit. Und genau da sehe ich den Ansatz!! Also den Sport als Beschäftigung erhalten, ausbauen und als Kriterium für die Zucht MIT berücksichtigen. Das Hauptkriterium sollte aber eine gesonderte, anspruchsvolle und detaillierte Überprüfung der potentiellen Zuchthunde durch den jeweiligen Rassehundverein sein. Also eine Erfassung des Grundwesens und der Veranlagung unabhängig vom Ausbildungsstand.

Illusorisch??? Ja, sicherlich.... wäre aber schön..

Viele Grüße

Sören

19. Mai 2003 17:24

Hallo Sören,

stimme Dir voll und ganz zu... bin rhetorisch leider nicht so gut bewandert.

Grüße von Susanne+Claudio

19. Mai 2003 21:56

Tschau Sören

:Aber ein Rückschluß Hohe Punkte = Guter Hund = Guter Zuchthund =
:Guter Vererber ist völlig utopisch.

Nein aber eine solche Prüfung ist zum sichten der Hunde für die Zucht. So steht es in den Statuten und das war der ursprüngliche Sinn. Nun ich sollte noch was zu sichten haben und zwar die Qualitäten die einen guten Gebrauchshund ausmachen.

:Ich denke mal es
:laufen zu viele Hunde herum die hervorragend veranlagt aber einfach
:schlecht ausgebildet sind.

Und mit diesen willst Du dann züchten? Ein schlecht ausgebildeter Hund sieht oftmals gut aus, aber was ist wenn er belastet wird? Wie sieht es mit seiner Gesundheit aus, wenn er länger Zeit belastet wird. Das weiss ich alles nicht.

:VPG, IPO und wie das alles heißt als reine Sportprüfung für jedermann
:belassen.
:wir können die Zukunft dieses Sportes nur sichern wenn wir ihn für
:jeden zugänglich machen und der breiten Masse ermöglichen daran
:teilzunehmen. Bleibt diese Sparte einer kleinen Elite erhalten, ist
:das Todesurteil schon unterzeichnet..

Das sehe ich anders, von Elite kann man bei dieser Masse nicht mehr sprechen. Es sollte schon für jedermann zugänglich sein, mit dementsprechend veranlagten Hund und Hundeführer. Das Niveau immer wie tiefer zu schrauben, wäre das Todesurteil.

tongue sticking out smileyarallel dazu steht es natürlich jedem Gebrauchshund-Zuchtverein frei
:die Kriterien für die Zucht "seiner" Rasse hochzusetzen. Also eine
confused smileyelektion über eine entsprechende Zuchttauglichkeitsprüfung, eine
:detaillierte Körung in verschiedenen Stufen und genauste Überprüfung
:des Grundwesens, der trieblichen Veranlagung und Nervenfestigkeit.
:Und genau da sehe ich den Ansatz!!

Da bin ich auch deiner Meinung, trotzdem muss deswegen das Niveau einer Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde nicht heruntergeschraubt werden. Es müssen doch nicht alle IPO arbeiten. Es muss eine Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde bleiben. Eine mit einer hohen Qualität.

Gruss P.H




19. Mai 2003 22:09

HI!

Wenn du auf die Gebrauchstüchtigkeit hinzielst, dann muss aber die VIelfältigkeit auch gelten.
Ein Rettungshundeführer trainiert an die 12 Stunden pro Woche oder mehr mit seinem Hund, da ist kaum noch Zeit eine SCHH reinzupacken, und warum sollte er auch? Es gibt auch Organisationen, die keine SCHH Hunde ausbilden.
Oder ein DSH der bei der Polizei als Drogensuchhund ausgebildet ist, jeden Tag im Einsatz steht, ist das denn wirklich weniger Wert, als ein Showschäfer mit SCHH1???!? Wer ist denn da gebrauchbarer?

Es wird immer Leute geben, die sich durch eine Prüfung schummeln und mit ihrem Trantüten Hund eine SCH mit der gerade mal nowtwendigen Punktezahl einsahnen.

ABER Gebrauchstüchtigkeit ist nicht nur rein SCHH geprägt.

Denn wenn du das anführst, müsste man den DSH wieder zurück an die Herde führen, denn da kommt er her, das war sein erster GEBRAUCH.

Gebrauchstüchtig heißt für mich:

Ausdauernd, Durchsetzungsfähig, Arbeitsam, VIELSEITIG!!

Ein Rettungshund im EInsatz zeigt sicher mehr an Härte und Köpfchen, als ein Schäfer, der mal eine mit einem Plastikknüppel über die Rippen gekommt.

GEh du mal mit in einen Einsatz, danach bist du nervlich am Ende. Das zehrt wirklich....

Edith

20. Mai 2003 05:04

Hllo Edith,

für mich stellt sich hier eine ganz andere Frage: Wenn bei so viel Training mit dem Rettungshund keine Zeit für weiteres Training bliebt, wo soll denn dann die Zeit herkommen, eine Hündin für ca. 5 Monate pro Jahr (= Trächtigkeit, Säugezeit und "Rekonvaleszenz", in der sich das Gesäuge zurückbilden kann etc.) aus dem Einsatz zu nehmen??? Das ist ja auch der Grund, warum mit so wenigen Diensthündinnen gezüchtet wird, weil man es sich schlichtweg nicht leisten kann, sie nach einer solch teuren und intensiven Ausbildung so viele Monate pro Jahr aus der Arbeit zu nehmen (und anschließend sind sie ja nicht gleich wieder voll einsatzfähig, da muß man hier und da die Feinarbeit und die Kondition erst wieder reinbringen).

Viele Grüße

Antje

20. Mai 2003 05:12

Hallo P.H.,

: Ein schlecht ausgebildeter Hund sieht oftmals gut aus, aber was
: ist wenn er belastet wird? Wie sieht es mit seiner Gesundheit
: aus, wenn er länger Zeit belastet wird. Das weiss ich alles nicht.

Stimmt. Ein schlecht (oder gar nicht) ausgebildeter Hund, der nie irgendwo einen Blumentopf gewinnt, KANN ein sehr guter Vererber mit sehr guten Veranlagungen sein. KANN.... Was aber vom Trieb und der Substanz noch übrig wäre wenn er korrekt arbeiten müßte weiß man nicht. Der bis zum Ende sauber ausgebildete Hund sieht dann manchmal triebmäßig nicht mehr so spektakulär aus wie der Unsaubere. Aber er hat ein Quantum bewiesen, welches der andere nie beweisen muß. Auch körperlich...

Viele Grüße

Antje