Rege mich auf! Züchter und Second Hand Hunde
24. November 2009 18:13
Liebe Leute,

heute muß ich mal meiner Enttäuschung und Empörung freien Lauf lassen. Ich habe ja hier schon häufiger bekannt, dass ich eher ein Gegner von Zucht bin bzw. lieber einen Hund aus dem Tierschutz nehme und viele (nicht alle!) Züchter für bedenklich halte in ihrer Einstellung und Vorgehensweise. Und auch in der Menge an Welpen, die sie produzieren.
Nun sind mir gerade aktuell mehrere Beispiele untergekommen, weil ich nach einem neuen Hund suche und auch bei den second-hand-Hunden über Züchtergeschichten stolpere, die mir die Haare zu Berge stehen lassen.

1. Anzeige bei uns in der Zeitung: 2 Schäferhunde (Rüde und Hündin), ca. 1 Jahr alt, in gute Hände abzugeben. Hm. Was mag dahinter stecken, fragte ich mich. Jemand, der sich die Tiere angeschafft und die Schwierigkeiten der Erziehung nicht bedacht hat und sie nun im schwierigen Alter wieder los werden will? Die Familie, die selbst Nachwuchs erwartet und daher müssen die Hunde weichen? Irgend eine haarsträubende Geschichte konnte es nur sein, war ich mir sicher. Und rief die Nummer an. Ergebnis: Es war ein Züchter, der die Hunde abgibt! Er "verkleinert" seinen Bestand und diese beiden sind durchs Raster gefogen (warum auch immer). Es sind Geschwister und bisher nur in reiner Zwingerhaltung gewesen!!! Na toll. Richtig erzogen sind sie also auch nicht, man fängt mit einem einjährigen Hund (bzw. zweien) mit allen Basics erst an. "Das isti ja häufig in dem Alter mit der Gewöhnung ans Leben im Haus einfacher als bei Welpen", sagt er noch. Unglaublich. Ich habe dann mal nicht gefragt, welche "Schutzgebühr" er für die beiden noch möchte. Tolle Nummer. Aber die beiden hatten noch Glück, dass sie leben dürfen.....

2. Tiersendung am Sonntag. Zu vermitteln: 8-jährige Schäferhündin, leichte HD, hatte aber im Januar noch letzten Wurf. Nun sollte sie eingeschläfert werden, da der Züchter nichts mehr mit ihr anfangen kann. Zum Glück machte der Tierarzt da nicht mit und nun sucht die arme Maus ihr erstes schönes Zuhause nach 8 Jahren Gebärmaschine. Pfui!

3. Annonce im Internet: Schäferhündin abzugeben. Auch 8 Jahre alt. Ein Züchter bietet sie dort an. Mit Papieren und allem Zipp und Zapp. Aber auch mit dem Hinweis, dass mit ihr möglichst nicht mehr gezüchtet werden soll, da ihr letzter Wurf mit 9 Welpen (ihr wie vielter mag das gewesen sein???) sie doch sehr mitgenommen habe (auf dem Foto eine ziemlich ausgemergelte Hündin). Zum Schaudern!!!

4. Schäferhund-Züchter in Holland gibt Zucht auf und drei alte Hündinnen, die ihm jahrelang treue Dienste erwiesen haben, die er ausgebeutet hat, sollen sterben. Auch sie wurden zum Glück von Tierschützern gerettet und hoffen nun auf ein gutes Zuhause. Mir fehlen echt die Worte!

Wenn ich das so lese und sehe, kann ich nicht anders als zu glauben, dass die Hunde nur mehr Ware sind, rein profitorientiert gedacht wird, aber offenbar niemand diese Zustände ahndet. Traurige Zustände, findet Ihr nicht??


Sabine
Rege mich auf!
24. November 2009 18:34
Hallo Sabine,
ja, das ist natürlich eine große Sauerei.
Ist dir auch aufgefallen, dass es überwiegend Züchter deutscher Schäferhunde sind, die sich so verhalten?

Ich denke es liegt daran, dass Hunde dieser Rasse weltweit sehr gefragt sind. Ich habe mal einen Bericht im Fernsehen darüber gesehen, wie es bei den Schäferhundleuten so zugeht. Mir sträubten sich die Haare. Wenn man aber weiß, dass Hunde, die bei Zuchtbewertungen vorzüglich bewertet werden zu 5stelligen Summen ins Ausland verkauft werden (Amerika, Japan, etc.), dann ist es logisch, dass die Verlockung auf solche Einnahmen auch viele schwarze Schafe anzieht.

Bei uns in der Nähe gibt es einen SV-Züchter, der in größtem Stil Schäferhunde züchtet. 20 Zuchthündinnen sind nicht übertrieben. Mein Chef suchte nach dem Unfalltot seines Hundes einen Schäferhund zur Bewachung des Betriebsgeländes. Der Tierarzt vermittelte die Adresse des Züchters und mein Chef fuhr hin um sich die Hunde anzusehen. Zwei ca 4 Monate alte Junghunde waren aus einem Wurf übriggeblieben und saßen dort im Zwinger. Der Züchter überließ beide Hunde kostenlos, allerdings händigte er weder Papiere noch Impfpässe aus. Am nächsten Tag sah ich die beiden Rüden und traute meinen Augen nicht. Die beiden konnten kaum laufen, hatten durch mangelnde Bewegung total schlaffe Gelenke, so dass sie beim Laufen mit den Unterschenkeln der Hinterbeine auf dem Boden schliffen. Außerdem sahen sie auch vom Fell ziemlich schlecht aus. Die zweite Impfung wurde sofort nachgeholt und der Tierarzt verschrieb ein Aufbaupräparat und dosierte Bewegung um Muskeln aufzubauen.
Täglich fuhr ich nun mit den beiden Jungs im Auto zum Feld um sie dort laufen zu lassen. Nach und nach verbesserte sich der Zustand, allerdings fiel der extrem abgewinkelte Rücken auf. Der eine Rüde wurde nach einigen Monaten an einen Bekannten meines Chefs weitergegeben, da er ja sowieso ursprünglich nur einen Hund haben wollte. Nach meinem Wissen lebt der Hund dort noch und es geht im wohl auch den Umständen entsprechend gut.
Der zweite Rüde fing im Alter von 9 Monaten an zu humpeln. Auch fiel auf, dass er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit sofort hinlegte. Vom Elan und Spieltrieb eines Junghundes war bei ihm nichts zu sehen. Bei einer Röntgenuntersuchung beim Tierarzt wurde beidseitig schwerste Knochenhautentzündung sowie ED an einem Vorderbein diagnostiziert. Der Hund wurde während der Narkose eingeschläfert.....

Außerdem gibt es unserem hiesigen Tierheim öfter mal junge ausgesetzte Schäferhunde, offenbar von einem "Züchter" entsorgt.
Solche Machenschaften verurteile ich natürlich aufs Schärfste. Und deshalb würde ich mir auch keinen Schäferhund anschaffen, obwohl es selbstverständlich auch dort wirklich gute und gewissenhafte Züchter gibt. Die allermeisten Züchter von Rassehunden sind zum Glück aber wirkliche Hundeliebhaber und betreiben ihre Zucht nicht aus kommerziellen Gründen.
Gruß Birgit

24. November 2009 19:05
Hallo Birgit,

den Film über die Schäferhunde und die reichen Ausländer habe ich auch gesehen und nur mit dem Kopf geschüttelt!
Es sind vielfach Schäferhundzüchter, das mag sein. Aber ich mag diese Hunde einfach und da tut sowas zu sehen besonders weh.
Würde mir beim Züchter keinen holen. Hatte mal einen Rüden mit SV-Abstammung, der in erbärmlichem Zustand zu mir kam aus einem Tierheim. Den Züchter (ich rief ihn an) interessierte das nicht!
Ich möchte nicht ein Pauschalurteil über alle Züchter abgeben. Aber es begegnen einem irgendwie zu viele derartige Geschichten (auch bei Katzen übrigens), als dass es nur Ausnahmen sein können.
Überall, wo es um Geld geht (oder im Zweifel auch um Geld durch Mitleid, wenn Geld für Qualität nicht drin ist), wird einfach skrupellos gehandelt. Leider zu Lasten der Tiere.
Ich verstehe nur nicht, warum dort bei eingetragenen Verbänden die Aufsicht so versagt. Wann hat mal ein Amtsveterinär so eine Vermehrungsinstitution geschlossen?
Stecken die alle (wie beim Thema Kupieren) unter einer Decke??
Mir wird echt Angst und Bange. Und die Hunde tun mir leid.
Wenn ich einen guten Hund möchte, braucht der keine Papiere, Körung oder sonst einen Mist! Aber das sehen leider viele anders. Fürs Image (und beim Züchter fürs Geld) muß es ein Hund mit toller Abstammung sein - wenn die denn echt ist......sind wir Menschen wirklich so blöde??

Habe einen Bekannten, der einen Schäferhundwelpen wollte und bei keinem Züchter fündig wurde, weil der Hund, der familientauglich ist (und schon als Welpe so aufwächst) nirgends zu finden war. Die guten Züchter haben wohl lange Wartelisten. Die anderen gehen über Masse. Aber dass dabei Champions rauskommen, die fünstellige Summen bringen, wage ich auch zu bezweifeln.
In dem Film sah man ja auch, dass nur diejenigen eine Chance haben, die mit den Wertungsrichtern gut können.

Es macht die Entscheidung für einen Hund nicht einfacher, wenn man weiß, was alles für mafiöse Strukturen am Werk sind (im Tierschutz übrigens genauso wie bei den Züchtern).

24. November 2009 22:48
Hallo,

gerade deswegen bin ich ja immer für verbesserte Kontrollen, wie ich schon an verschiedenen Stellen geschrieben habe. Das würde auch jenen seriösen Züchtern und Hobbyzüchtern zugute kommen, denn man kann sicherlich nicht alle über einen Kamm scheren. Man müßte aber irgendwie die Spreu vom Weizen trennen können - genau, wie auch bei den vielen Hundetrainern.

Viele Grüße
Anila

24. November 2009 22:49
Huhu,

ich finde sowas traurig. Würde das ganze jedoch nicht nur auf DSH münzen, sondern auch auf viele andere Rassen, nur bei denen fällts halt besonders auf.
Ich kenne keine DSH Zucht persönlich, die meinen Ansprüchen einer guten Zucht, guten Aufzucht der Welpen und einem angemessenen Umgang mit Hunden entspricht. Alles immer totale Spinner, kranke Hunde und NUR Zwingerhaltung. Einfach grausam das ganze. Die Hunde landen dann zweimal die Woche aufm Trainingsplatz und sonst rennen sie keifend im Zwinger rum. Die tun mir leid. Und dann sind das auch noch anerkannte FCI-Zuchten. Tut mir leid, da wird mir schlecht.
Es gibt von jeglicher Rasse ja so Seiten... XXX-in-Not.de, da sieht man erstmal, dass wirklich alle Rassen unter solchen Bedingungen zu leiden haben. Die Modehunderassen eben mehr, als die unbekannten. Traurig ist es, aber da ich die Menschen eh für eine sehr misratene Art halte...

LG Frieda

25. November 2009 11:42
Ja, kann Frieda nur zustimmen. Was bei teilweise bei Züchtern, egal, welcher Rasse, egal, welchem Verband angehörig, abläuft, ist einfach nur furchtbar. Schon alleine die Hundemasse, die gehalten wird, ist doch gar nicht mehr vernünftig händelbar. Von regelmässigen Spaziergängen mal ganz zu schweigen. Sicherlich kommt im Laufe der Züchterjahre "automatisch" eine bestimmte Hundenanzahl zusammen, deshalb finde ich es sogar gut, wenn Hunde, die altersbedingt aus der Zucht sind, in private Hände abgegeben werden. Denn gerade diese Hunde sitzen meistens vernachlässigt in den Zwingern 'rum, weil ja das Jungvolk die ganze Aufmerksamkeit braucht und das finde ich mehr als traurig. Das habendie Alten nicht verdient. Zu sagen: Und die Alten schieben sie ab; finde ich deshalb etwas unüberlegt. Für die Hunde ist es doch nur von Vorteil, denn für die fängt dann oft das "Leben" erst richtig an... X::::::::