Hallo Manuela,
meines Wissens ist Kryptochismus nicht unbedingt erblich. Gerade in der Hundezucht wird es den Deckrüden angelastet, wenn ihre männlichen Nachkommen betroffen sind, aber ich halte das in den meisten Fällen für Humbuk. Angeblich ist der Hormonstatus der Hündin zu einem bestimmten Zeitpunkt der Trächtigkeit ausschlaggebend dafür, ob unter den männlichen Welpen später Einhoder zu finden sind oder nicht. Nun können Hormonstörungen/-schwankungen natürlich erblich bedingt sein, dann wäre die ganze Sache in diesem Moment also erblich, aber nicht von Seiten des Vaters, sondern von Seiten der Mutter (denn die beeinflußt ja durch ihren Hormonhaushalt die heranwachsenden Welpen, nicht der Vater). Hier könnte man eine evtl. Vererbung höchstens dem Vater der Mutter, also dem Großvater der Welpen anlasten, aber auch nur im gleichen Ausmaß wie der Großmutter. Interessanterweise bringen Hündinnen, deren Hormonhaushalt während der Trächtigkeit stabilisiert wird, nur ganz selten Einhoder zur Welt, und wenn, dann "Richtige" (d.h. keine "Fahrstuhlhoden", sondern die Hoden befinden sich dann weit oben in der Bauchhöhle, nicht im Leistenkanal). Andererseits könnten Hormonschwankungen auch andere Ursachen haben, eine Infektion vielleicht oder Streß während der Trächtigkeit, oder aber der Hormonhaushalt hat sich bei einer jungen Hündin noch nicht so richtig eingependelt. Auffällig finde ich, daß bei manchen Hündinnen gerade im ersten Wurf Einhoder zu finden sind, später aber nie wieder, und das vor allem bei solchen Hündinnen, die mit ihren ersten Läufigkeiten Schwierigkeiten hatten (zu spät, zu lang, verzögert, in unregelmäßigen Abständen etc.). Wenn eine Hündin allerdings regelmäßig und immer wieder Kryptochiden bringt, vor allem "Richtige" (= Hoden in der Bauchhöhle), dann würde ich sie aus der Zucht nehmen, denn hier spricht doch alles für eine erblich bedingte Störung des Hormonhaushaltes der Hündin. Und das kann in manchen Linien gehäuft auftreten.
Bei einem 5 Monate alten Rüden dürfte der Leistenkanal inzwischen so eng sein, daß der Hoden nicht mehr absteigen kann. Damit er nicht irgendwann entartet, sollte aber etwas unternommen werden. Man könnte den einen Hoden entfernen lassen oder ihn durch eine Operation "herabholen" (er wird dann mit einem "Knopf" oder einer sich selbst auflösenden Schlinge fixiert). Der Hoden dürfte jetzt aber schon durch die ungünstige Lage (zu warm) kleiner sein als der andere, eine kleine Narbe wird für den Spezialisten sichtbar bleiben, so daß dieser Hund nicht mehr körfähig sein wird (Manipulationen an den Hoden werden vor Zuchtzulassung von den meisten Zuchtverbänden genau untersucht), genau wie ein Hund, dessen einer Hoden entfernt wird.
Viele Grüße
Antje