Hallo,
ja es ist richtig, jedes Ding kann man von 2 Seiten betrachten. Ich wehre mich auch dagegen, dass meist Nichtzüchter über Züchter urteilen wollen, wenn irgendetwas schief gelaufen ist, dann wird es fast immer auf die Züchter geschoben.
Ich weiß nicht ob Du züchtest. Vorbestellungen lassen sich ganz gut machen, wenn man evtl. eine seltene Rasse hat, aber für eine Rasse, die einigermaßen häufig vertreten ist hat man erfahrungsgem. nicht immer 5 Vorbestellungen. Jeder Züchter hätte gerne vor dem Decken 5 Bestellungen, aber die Erfahrung zeigt, wenn Interessenten anrufen und
nach dem nächsten Wurf fragen, die wenigsten bereit sind 4 bis 6 Monate zu warten, wenn doch ringsherum einige abgabebereite Welpen liegen. Die meisten interessiert es dann wenig, wie liebevoll und kompetent die Welpen bei einem aufgezogen werden. Oft entscheidet auch ein günstigerer Welpenpreis über den Kauf, dass dieses Verhalten der Käufer nicht immer klug ist, merken sie erst nach dem Kauf, wo es zu spät ist. Wer klagt da die Käufer an, die mit ihrer Kaufentscheidung doch die vielen unseriösen Züchter bestärken ? Würden die Käufer genauer hinsehen, hätten blinde Massen-Vermehrer keine Chance.
Natürlich ist man auch wählerisch was die Käufer anbelangt, aber man kann ihnen immernur bis vor die Stirn schauen. Oft wird man absichtlich sogar noch belogen. Da meine Welpeninteressenten oft von weit her kommen, ist es unmöglich für mich in ganz Deutschland und dem angrenzendem Europa zuvor die Plätze anzuschauen. Hier muss ich mich fast immer auf mein Gefühl verlassen.
Als Welpeninteressent macht man sich gar keine Gedanken, welcher Aufwand hinter einem z.B. 10er Wurf steckt. Neben der zeitaufwendigen Pflege und Prägung der Tiere hat man stundenlange Telefonate, einige Welpenkäufer besuchen einen in den 8-10 Lebenswochen der Welpen drei bis vier Mal. Jeder Besuch dauert meist mehrere Stunden. Meist sind die Besuche aufs Wochenende verlegt und es bleibt einem keinerlei Familienleben in dieser Zeit. Sonntagsausflüge mit der Familie sind komplett gestrichen, Geburtstagsfete der eigenen Kinder müssen auf Wochen später gelegt werden, Einladungen von Freunden werden deswegen abgesagt, Schwimmbadbesuche mit Kindern sind unmöglich, da man die Welpen nicht so lange alleine lassen will, Telefon "bewachen" wegen möglicher Interessentenanrufe etc....
Meine Meinung ist auch, dass bei der Übergabe des Welpen die Verantwortung auf den Käufer geht, aber unsere Wegwerfgesellschaft macht sich darüber kaum Gedanken. Da man sich nun des Hundes aus Bequemlichkeit irgendwann entledigen will (man kann ihn nicht einfach in die Mülltonne werfen) ist der schnellste und einfachste Weg zurück zum Züchter. Die Leute haben dann auch noch ein super gutes Gewissen, denn schliesslich kam er ja dort her und der Züchter wird sich schon um einen geeigneten Platz bemühen. Es scheint sogar "salonfähig" zu sein, wenn man seinen Freunden erzählt, wir haben den Hund zurück zum Züchter gebracht ( anstatt ins Tierheim, worauf sicherlich Anfeindungen kämen). Dass zurückgegebene Hunde oft Verhaltensauffälligkeiten haben, da die Käufer ihn z.B. nicht mit anderen Hunden frühzeitig sozialisierten, hat man als Züchter evtl. einen absoluten Raufer zurückbekommen, dessen Integration ins Rudel unmöglich ist. Oder man bekommt einen Angsthasen zurück, der zu Niemand hin geht,oft dauert es sehr lange, bevor man so einen Hund vermitteln kann.
Natürlich gibt es auch andere Rückgabegründe (Scheidung, Krankheit etc. der Besitzer). Aber die Schuld dafür trägt hier auch nicht der Züchter und nimmt den Hund dennoch. Für einen erwachsenen Hund lässt sich oft nur eine geringe "Schutzgebühr" fordern. Auf den Kosten bis zur Weitervermittlung bleibt der Züchter dann sitzen. Soll man da wirklich auch noch einen größeren Verlust auf sich nehmen und womöglich den vollen Welpenpreis zurückzahlen?
Vor Jahren hatte ich mal nen 1 jährigen Rüden zurückgenommen. Die Besitzerin konnte ihn aus beruflicher Veränderung nicht mehr halten. Sie konnte selbst keinen neuen Platz finden und wollte ihn unentgeldlich an mich geben. (mir war das nicht so recht, da ich ihn seperat von meinen Rüden halten musste, doppelt Gassi gehen etc.)Bei Übergabe flossen Tränen über Tränen und deshalb wollte ich nicht auch noch mit einem "Schenkungsvertrag" ankommen. Das Ende vom Lied war dann, dass ein ganzes Jahr später diese Besitzerin mir die Polizei schickte, ich hätte den Hund lediglich in kostenloser Pflege gehabt und sie zeigte mich wegen Unterschlagung an !
(Sie hatte sich 1 Jahr lang noch nicht einmal erkundigt, wie es dem Hund geht, ob neues Zuhause gefunden wurde)
Natürlich war der Hund längst vermittelt, die Ex-Besitzerin kam damit nicht durch, da sie mir Ahnenpass und Impfpass damals gab. Wie bei KFZ wer Brief hat ist Eigentümer. Ja , soetwas gibt es auch. Und dergleichen noch viel mehr Beispiele.
Viele Leute (meist Nichtzüchter) , sollen erstmal einige Würfe selbst züchten und die damit verbundenen Sorgen und Unnanehmlichkeiten am eigenen Laib erfahren, bevor sie sich anmassen alle Züchter an den Pranger zu stellen. Sie würden wahrscheinlich bereits nach dem 1. Wurf die Nase voll haben.
Die Tierheime sind voll, aber es ist doch etwas anderes, wenn man seinen Bekannten von einem Hund vom Züchter erzählen kann, für den man viel Geld bezahlt hat, als wenn man sagt, man hätte sich nen Mischling aus dem Tierheim geholt. Sind es nicht die Welpenkäufer, die ihre Hunde ins Tierheim bringen, ich kenne keinen Züchter, der seine Hunde dorthinbringt. Aber wenn man die Tierheime hört, sind die Züchter an der Misere schuld. Überwiegend sind aber Mischlinge dort. Würden die Züchter eine 1jährige Zuchtpause machen, damit die Tierheime leer werden, würden sich daran wohl nur die seriösen Züchter beteiligen. Die Massenvermehrer würden gleich in die Marktlücke einfallen und noch mehr Welpen produzieren. Warum sollen die seriösen also den unseriösen Platz machen. Es ist nun auch mal leider bei den Hunden so, die Nachfrage bestimmt das Angebot. Es wäre langsam mal an der Zeit, darüber nachzudenken, den schwarzen Peter in die andere Richtung zu schieben.
Liebe Gruesse
Birgit