Hallo Me,
: ich möchte hier nur mal anfragen was man unter "Erhalt und
: Verbesserung" der Zucht versteht
Im Idealfall: das Gute erhalten und vorhandene Schwächen der Rassen im Bereich der Gesundheit, des Wesens und der Leistungsfähigkeit verbessern.
: Ich sehe immer nur eins: Zucht nach dem Motto höher, schneller, weiter
Das ist im Grunde genommen mein Zuchtziel, in Bezug auf die Leistungsfähigkeit; Gesundheit und Wesen gehören da ja mit dazu, denn ein kranker Hund oder einer mit 'ner Wesensmacke kann nicht optimal leisten.
: Ist es eine Verbesserung ganze Jahrzehnte lang am Fließheck des
: Schäferhundes zu arbeiten, um dann festzustellen, dass es schön
: aussieht, aber leider gesundheitsschädlich ist??
Nein, ganz klar keine Verbesserung, aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch aus Gründen der Dynamik; selbst ein gesunder DSH ist dem Malinois schlicht und ergreifend körperlich unterlegen.
: Ist es eine Verbesserung Bernhardiner so groß zu züchten, dass sie
: leider eine extrem kurze Lebensdauer (und wollen wir mal die ganzen
: anderen gesundheitlichen Aspekte nicht vergessen) haben???
Ganz klar nein! Das trifft ja nicht nur Rassen wie den Bernhardiener. Wenn ich mir alte Fotos aus unserem Verein ansehen, so aus den 40er-, 50er Jahren, und die Dt. Doggen des damaligen Vorsitzenden sehen, dann denke ich immer, heute wären es gelbe Dobermänner, hübsche übrigens... Auch der DSH, ein lt. Standart "mittelgroßer" Hund, hat inzwischen in manchen Zuchtlinien Ponygröße erreicht...
: Ist es eine Verbesserung der Rasse, einen Tibet Mastiff
: familientauglich zu züchten, damit man ihn auch im deutschen Vorgarten
: halten kann????
Ganz klar nein! Rassen wie der Tibet Mastiff, der Fila Brasileiro, auch die Herdenschutzhunde, gehören allesamt nicht in eine deutsche Kleinstadtidylle, dafür wurden die Rassen nicht gezüchtet. Und ich halte überhaupt nix davon, solche Rassen zu umweltfreundlichen Familienhunden umzuzüchten, denn dann haben sie mit ihrem rassemäßigen Interieur nix mehr zu tun (eine Rasse definiert sich ja nicht nur über ihr Exterier). Ich habe nichts gegen Rassen mit speziellen Ansprüchen an ihre Haltung, aber dann sollten sie auch nur von Leuten gehalten werden, die diese Anforderungen erfüllen können. Solche Hunde auf abseitsgelegenen Grundstücken mit größeren Häuser, ja das kann ich mir gut vorstellen, aber in einer Zweizimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus mitten in der Stadt, da gibt es hunderte von Rassen, die geeigneter sind...
: Ist es Verbesserung die einen Hund soooo klein zu züchten, dass sie von
: anderen Hunden gar nicht mehr als Hunde wahrgenommen werden und andere
: so groß, dass sie kaum ein normales Alter erreichen????
Ganz klar nein: Gerade die Minis bereiten mir persönlich Schwierigkeiten, denn selbst bei völlig harmlosen Konfrontationen mit mittelgroßen Hunden ist ihre Gesundheit und ihr Leben immer bedroht, und somit in der heutigen Zeit auch gleichzeitig das Leben der normalgroßen Kontrahenten...
: Bitte - bringt es auf den PUNKT: WAS IST FÜR ZÜCHTER EINE VERBESSERUNG?
Wenn ein Hund in allen Punkten die Erwartungen erfüllt, die ich an ihn stelle: Gesundheit, Fitness, Triebveranlagungen, Härte und Belastbarkeit, den "will to please"; er sollte die guten Eigenschaften seiner Eltern vereinen.
: Und was ich noch interessanter finde: WAS IST FÜR ZÜCHTER ERHALT????
Wenn die Nachkommen in ihren Qualitäten nicht unter denen der beiden Elterntiere liegen.
: Irgendwie wird doch fast ausschließlich das gezüchtet, was schon in
: Masse vorhanden ist....
Doch selbst bei den Rassen, die massenhaft vorhanden sind, ist es verdammt schwer, geeigente Zuchtpartner zu finden, wenn man verbessern oder auc hnur erhalten will! Meine DSH-Hündin wird in diesem Jahr nicht belegt, weil ich keinen Rüden kenne, der mir in Bezug auf Triebveranlagung, Härte und Belastbarkeit, Arbeitsveranlagung und Gesundheit speziell für diese Hündin gefällt und der nicht mit ihr in den letzten 4 Genrerationen verwandt ist , und die letzten Welpen sind gerade 1 Jahr alt und mir somit für eine Wurfwiederholung noch viel zu jung (nächstes Jahr vielleicht...).
: Wirklich vom Aussterben bedrohte Rassen werden doch kaum gezüchtet
Gibt es nicht auch Rassen, deren Zuchtziele unserer heutigen Welt nicht mehr entsprechen? Oder Rassen, deren genetische Basis so eng geworden ist, daß man sie vielleicht lieber aussterben lassen sollte? Tut man der rasse und/oder den Hunden einen gefallen damit, wenn man es nicht tut? Hierüber muß man meiner Meinung nach wirklich mal nachdenken...
: Und was tun Züchter eigentlich dafür den Stammvater des Hundes zu
: erhalten (setzte sich jemand zufällig für Wölfe ein) oder Wildhunde zu
: erhalten (Dingo, Pariahunde - Baliberghund etc.)????
Ich persönlich interessiere mich stark für die afrikanischen Wildhunde, die seit Jahren wirkliche Probleme in ihren Beständen haben. Wölfe, Dingos usw., die haben inzwischen eine große Lobby und Forschungsabreiten genügen finanzielle Unterstützung, bei den afrikanischen Wildhunden ist es schon 5 vor 12 und Schutzprogramme gibt es wenig.
: Wie gesagt, die beiden Begriffsdeffinitionen würden mich schon
: interessieren, denn ich verstehe darunter scheinbar doch etwas ganz
: anderes als die Allgemeinheit...
Warscheinlich hast Du schon gemerkt, ich bin kein Freund von Züchtung im Hinblick auf äußere "Schönheits"merkmale. Für mich definiert sich eine Rasse über ihren Verwendungszweck und ich hege Groll gegen Leute, die z.B. einen Jagdhund haben möchten, aber bitte ohne Jagdtrieb. Es gibt so viele Rassen, die als Gesellschaftshunde gehalten werden können, da sollten wir keine Spezialisten und Exoten umzüchten zu reinen Familienhunden. Auch im Tierschutz verursachen doch die arbeitslosen Spezialisten die größten Probleme, stellen sie doch größere Anforderungen an ihre Haltung als reine Gesellschaftsrassen, sind aber als Arbeitshunde aufgrund körperlicher oder wesensmäßiger Probleme nicht zu verwenden. Wenn wir uns bemühen würden, Arbeitsrassen als gesunde und leistungsfähige Arbeitshunde zu züchten und Gesellschaftsrassen als wesensfeste Familien- und Begleithunde, und jeder dann den Hund anhand seines Interieurs auswählt, der zu ihm und seinen Lebensumständen paßt, wir hätten alle viel mehr Freude an unseren Hunden und die Hunde an uns. Aber nein, es zählen Championstitel und Pokale, und Inzucht wird betrieben auf äußerliche Merkmale hin, ein einzelner Champion in einem ansonsten wesensmäßig oder gesundheitlich schlechten Wurf zählt mehr als ein komplett geistig und körperlich gesunder Wurf mit "g"-Gebäude (wobei der Laie einen "g"-Hund i.d.R. nicht von einem "v"-Hund unterschieden kann). Könnte mich noch stundenlang über dieses Thema auslassen...
Viele Grüße
Antje