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Hundezucht & Hundeaufzucht

Hundezucht ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Läufigkeit, Trächtigkeit, die richtige Wahl des Zuchtrüden, all das sind Fragen, die sich dabei stellen. Erfahrene Hundezüchter geben gerne Auskunft und verfügen über das notwendige Wissen rund um das Thema Hundezucht und Welpenaufzucht.  
Nachdem die Diskussion schon läuft
15. März 2001 12:19

Hallo Me

Eigentlich müsste ich dem Beitrag von Kathi gar nichts mehr anfügen. Trotzdem möchte ich Dir gerne etwas zur "Aufklärung" beisteuern.

Die Rasse die ich züchte, ist noch jung, (50 Jahre) und sie hat deswegen noch einige "Ecken und Kanten", vorallem im Wesen. Mein ehrliches Bestreben als Ch-Zuchtwartin ist es, das noch etwas labile Wesen zu festigen, und das geschieht an den Ankörungen (Zuchtauslese). Ängstliche oder gar aggressive Hunde werden nicht zur Zucht zugelassen.

Für sichtbaren Erfolg braucht es Jahre, und um Rückschläge kommt niemand herum. Der Standard im Exterieur ist beim Rassehund gegeben, und in einem vernürftigen Mass muss auch dem Beachtung geschenkt werden. Logisch, oder?

Dann zum Thema Gesundheit. Darauf wird bei unserer Rasse wohl die grösste Beachtung geschenkt. Alle 5 Jahre darf ich eine Schwemme von an mich zurückgesandten Fragebogenbogen einer Gesundheitserhebung, von allen in der Schweiz stehenden Hunden, auswerten. Das kann man doch wohl mit Verbesserung und Erhalt einer Rasse, die mir übrigens sehr am Herzen liegt, bezeichnen?

Und noch etwas: Ich kann dir versichern, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit dem Hundeverkauf finazieren muss, ich werde vom Ehemann bestens versorgt.

Ich muss mich manchmal ziemlich beherrschen, die "intelligenten Ansichten", Voruteilen und Meinungen von "Möchtegern Kynologen" hier im Forum zu überlesen. Das gelingt mir leider nicht immer.

Gruss
Yvonne





15. März 2001 12:21

: Hallo Antje,

vielen Dank für Deine Antwort: Du und Kathi, ihr beiden liefert mir das was ich unter Zucht verstehen möchte....
Der Großteil der Züchter sieht das aber scheinbar ganz anders (ansonsten hätten wir nicht sooooo viele kranke Hunde aus Zuchten und auch nicht sooooo viele Züchter)....
Was ich nicht kapiere, ist das die Zuchtverbände Züchter nicht wirklich so eingrenzen (sprich Papiere für NUR diese Züchter, die auch züchten und nicht sinnlos vermehren)....

: Das ist im Grunde genommen mein Zuchtziel, in Bezug auf die Leistungsfähigkeit; Gesundheit und Wesen gehören da ja mit dazu, denn ein kranker Hund oder einer mit 'ner Wesensmacke kann nicht optimal leisten.

Aber wenn alle Züchter so denken würden, dann hätten wir heute nicht all die kranken Rassen, die alleine gar nicht lebensfähig wären: Und da hört bei mir Zucht einfach auf - wenn ein Tier nicht alleine lebensfähig durch seine Umwelt "spazieren" kann....sei es, dass die Tiere ihre Welpen nicht mehr selber entbinden können, sein es dass sie nicht mal mehr vernünftig Atmen können oder sich selber nicht mehr ernähren könnten (zeigt mir eine Mops, der noch für Nahrung sorgen könnte - nix gegen Möpse, aber gesund ist das nicht mehr)....

: : Ist es eine Verbesserung ganze Jahrzehnte lang am Fließheck des
: : Schäferhundes zu arbeiten, um dann festzustellen, dass es schön
: : aussieht, aber leider gesundheitsschädlich ist??
:
: Nein, ganz klar keine Verbesserung, aber nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern auch aus Gründen der Dynamik; selbst ein gesunder DSH ist dem Malinois schlicht und ergreifend körperlich unterlegen.

Ich hatte schon Deine Antwort an Susi & Co. betreffend des Schäferhundes gelesen (Leistungs- und Hochzuchten) und bin mir sicher, dass viele Schäferhundbesitzer noch nicht mal davon wissen (außer die, die selber mit den Tieren arbeiten!!!!).
:
: Ganz klar nein! Rassen wie der Tibet Mastiff, der Fila Brasileiro, auch die Herdenschutzhunde, gehören allesamt nicht in eine deutsche Kleinstadtidylle, dafür wurden die Rassen nicht gezüchtet. Ich habe nichts gegen Rassen mit speziellen Ansprüchen an ihre Haltung, aber dann sollten sie auch nur von Leuten gehalten werden, die diese Anforderungen erfüllen können.

Deshalb hatte ich das Beispiel mit Caro angeführt - ihr Hund Kira ist ein richtig netter HSH-Mix, aber einfach deshalb weil sie sich auch ausleben und einbringen darf und nicht dazu verdammt ist im Wohnzimmer zu sitzen...Und das Wegzüchten von Eigenschaften finde ich wirklich super dämlich, das verfälscht meiner Meinung nach die Rasse....und das hat für mich dann auch nichts mehr mit Zucht zu tun....

Wenn ich jetzt z. B. bestimmte Eigenschaften möchte, die ich innerhalb einer Rasse nicht finde, dann fände ich´s noch besser eine vernünftige Verpaarung von rassefremden Hunden vorzunehmen, als irgendwas aus einer Rasse raus und in eine andere hinein zu züchten...

: Ganz klar nein: Gerade die Minis bereiten mir persönlich Schwierigkeiten, denn selbst bei völlig harmlosen Konfrontationen mit mittelgroßen Hunden ist ihre Gesundheit und ihr Leben immer bedroht, und somit in der heutigen Zeit auch gleichzeitig das Leben der normalgroßen Kontrahenten...
:
Das ist eben der Punkt, den ich meine: Teilweise können die Zwerge nicht mal zu einer Welpenspielstunde, weil man um ihr Leben fürchten muß...

: Doch selbst bei den Rassen, die massenhaft vorhanden sind, ist es verdammt schwer, geeigente Zuchtpartner zu finden, wenn man verbessern oder auc hnur erhalten will!

Aber doch nur, weil die Zucht von vielen "Züchtern" mißverstanden wird und keine Zucht sondern eine Vermehrung zweier Rassevertreter betrieben wird.....Würden Züchter auf Deine Maßstäbe wert legen, hättest Du unter Umständen auch die Möglichkeit einen "starken" Rüden für Deine Hündin zu finden...

: Gibt es nicht auch Rassen, deren Zuchtziele unserer heutigen Welt nicht mehr entsprechen? Oder Rassen, deren genetische Basis so eng geworden ist, daß man sie vielleicht lieber aussterben lassen sollte? Tut man der rasse und/oder den Hunden einen gefallen damit, wenn man es nicht tut? Hierüber muß man meiner Meinung nach wirklich mal nachdenken...

Sicher gibt es die, aber viele bestanden über Jahre hinweg und sind im Aussterben begriffen, weil der Mensch sie dazu forciert: Und das ist dann wie bei Wölfen (brauchen würden wir sie nicht, weil wir jetzt ja Jäger haben ;-)), aber trotzdem ist man auf den Erhalt bestrebt, weil es einfach ein Teil des "großen Puzzels" ist)...
Und grade im Moment (mit den LHVO´S) schreit jeder, dass Staff & Co. aussterben werden - es schreit aber keiner nach dem Neuguinea-Dingo oder dem Jindo etc.

: Ich persönlich interessiere mich stark für die afrikanischen Wildhunde, die seit Jahren wirkliche Probleme in ihren Beständen haben.

Hast Du dazu auch Infos (URL´s etc.)??? Ich finde die Wildhunde absolut einzigartig: Alleine schon das Sozialverhalten behinderten, alten oder kranken Tieren gegenüber - der Wolf würde das ausstoßen oder vernichten, die Wildhunde versorgen und umhegen diese Tiere....
Wenn Du dazu nähere Infos hättest, würde ich gerne auch was tun...

: Warscheinlich hast Du schon gemerkt, ich bin kein Freund von Züchtung im Hinblick auf äußere "Schönheits"merkmale.

Das hab ich - und das finde ich auch richtig - wesentlich wichtiger als einheitliches Aussehen ist und bleibt ein (über-)lebensfähiger Hund...

Wir liegen nicht weit auseinander mit unserer Meinung (außer dass ich nicht züchte und nen recht ursprünglichen Mix habe ;-))...

Liebe Grüße,
Me & Bär

15. März 2001 12:16

Hallo Me,

: Nicht unbedingt, nur würde es für die Züchter extremeren
: Aufwand bedeuten (z. B. Deckrüden aus dem Ausland suchen,
: dort hinfahren etc.) und da nimmt man doch mal eben (als
: Vermehrer - ich rede jetzt nicht von Züchtern, wie Dir - ich glaube,
: Du hast selbst einen Rüden aus dem Ausland oder???) einen
: Hund der beliebter ist: Da kann man den Deckrüden evtl. sogar in
: der Nachbarschaft finden, hauptsache selbe Rasse und
: Papiere...

Auch diese Sache hat zwei Seiten! Den Deckrüden ausÜbersee, den kannst Du nur wählen, wenn Du auf das Exterieur hin züchtest. Wenn Du in erster Linie Augenmerk auf das Interieur (Wesen, Gesundheit, Arbeitsveranlagun) richtest, dann wäre der Vererber aus Übersee für mich nur akzeptabel, wenn ich sehr sehr viele Nachkommen von ihm kennen würde, die aus Hündinnen stammen, die interieurmäßig meiner Hündin entsprechen. Alles andere wäre vermehrt, nicht gezüchtet, auf gut Glück ins Blaue hinein... Mir persönlich ist der Deckrüde um die Ecke lieber, denn den kenne ich, seine Vorzüge, die vom Besitzer laut angepriesen werden und die er jedem gerne erzählt, aber auch seine Macken, über die nicht gesprochen wird. Lukrativ ist die Zucht mit dem Rüden um die Ecke bei meiner Rasse nicht, da verkaufen sich Welpen , deren Papa auf der Bundessiergerprüfung oder Weltmeisterschaft war, bedeutend besser. Beim Papa um die Ecke hingegen muß wirklich alles stimmen, nicht nur das Pedigree...

Viele Grüße

Antje

15. März 2001 12:35

Hi Me,

: Das nenne ich mal wirklich ZÜCHTEN:

:-) kann aber z.Z. nur darüber philosophieren da ich selber bisher nur einen Deckrüden habe. Diesen lasse ich aber auch nicht auf "jede" Hündin (könnte mir ja egal sein, ist es aber nicht). WEnn die Hündin meinen Anforderungen nicht entspricht: nix da!

: Denn trotz all der Kriterien, die oft angeführt werden, um einen guten Züchter zu finden (wie nur wenige Hunde etc.), steht das weit hintern an - nie wird darauf hingewiesen auch mal mit dem Züchter über dessen Ideologie zu sprechen.

Stimmt leider. Es gibt aber gar nicht wenige die sehr darauf achten. Die muß man aber wirklich suchen und finden. Als Käufer hat man es da sicher nicht leicht - kaum einer weiß, wonach er fragen muß/soll.

: So wie Du es nämlcih schreibst, stelle ich mir das auch vor, kann es aber nur ganz selten finden. Fragt man die meisten Züchter nach ihren Zielen (weiter in die Tiefe), dann kommt oft "möglichst einheitliches Aussehen, gleiche Größe, etc."

Logisch. Der "STandard" ist ja schließlich vorgegeben. Mich interessiert das Aussehen meiner Rasse natürlich auch. Aber ich nehme bei der "äußerlichen Gestaltung" lieber einen kleinen Umweg in kauf (auch mal riskieren das eine Nachzucht nicht sooo typisch aussieht - was sich aber in der nächsten Generation positiv auswirkt) als in gerader Linie (über "Championzucht"winking smiley Hunde zu schaffen die sich gleichen wie Zwillinge (meist nur äußerlich. Unten drunter schlummern oft diverse "Macken" was die Gesundheit angeht).

: : die Gesunderhaltung der Rasse.
:
: Das ist auch eine super Aussage:

Danke :-)

: Hab ich bisher auch nie gehört...
: Eine Perserzüchterin (ist jetzt zwar ne Katze, aber solche Aussagen hab ich auch schon von nem Hundezüchter gehört) hat mir mal gesagt wie wolle die Rasse vor dem "Aussterben" bewahren ;-)) Da fragt man sich dann doch...

diese Argumentation kenne ich von ein paar Molosser-Züchtern ;-) Da wird lieber mit HD-HUnden gezüchtet als mal einen Import aus dem Ausland zu holen (DIe haben ja nur "Schrotthunde"! Aber HD-freie ;-)))))

: Siehe oben: Leider ist das von Dir beschriebene schon fast die Regel...und zwar gerad bei den "Hol-mir-eine-Hündin-und-laß-die-dann-decken-Züchtern"... und das ist meiner Meinung nach leider der Großteil - glücklicherweise entwickeln auch einige dieser "Züchter" (was eigentlich besser Vermehrer heißen sollte) auch weiter...

würde ich so nicht verallgemeinern wollen. Aber sicher trifft das auf viele A-Züchter (Erstzüchter) zu. Ein B-Wurf findet dann aber oft gar nicht mehr statt weil man gemerkt hat, daß HUndezucht ARBEIT macht.

: Aber es wird über "Bedarf produziert" - unheimlich viele Züchter beleiben auf einigen Welpen bis ins Jungtieralter sitzen und trotz dieser Schwierigkeiten, lassen sie die Hündin 1 Jahr später wieder belegen...Leider ist das Angebot bei Hunden und Katzen heute teilweise schon größer als die Nachfrage....

Das verstehe ich auch nicht! Wie oft werden dann auch die "Übriggebliebenen" billig "verschleudert" um sie vom "Hof" zu haben. Manche lernen es eben nie - und rechnen können die offensichtlich auch nicht (es zahlt sich nämlich NICHT aus).

: Nicht unbedingt, nur würde es für die Züchter extremeren Aufwand bedeuten (z. B. Deckrüden aus dem Ausland suchen, dort hinfahren etc.) und da nimmt man doch mal eben (als Vermehrer - ich rede jetzt nicht von Züchtern, wie Dir - ich glaube, Du hast selbst einen Rüden aus dem Ausland oder???) einen Hund der beliebter ist: Da kann man den Deckrüden evtl. sogar in der Nachbarschaft finden, hauptsache selbe Rasse und Papiere...

Genau das ist oft das Problem: man guckt nicht über'n Tellerand. Arbeit will man ja nicht investieren.
Ja, mein Rüde kommt aus den USA - angeschafft um die Zucht in D zu stärken und um möglichst viel freme Blutlinien mit in die Zucht zu bekommen. Das dezimiert die Gefahr von Erbkrankheiten durch zu geringe Zuchtbasis bzw. zu kleinen Geenpool doch sehr. Würde ich auch immer wieder machen.

Grüße
Kathi

15. März 2001 12:37

: Hallo Yvonne,
:
: Die Rasse die ich züchte, ist noch jung, (50 Jahre) und sie hat deswegen noch einige "Ecken und Kanten", vorallem im Wesen. Mein ehrliches Bestreben als Ch-Zuchtwartin ist es, das noch etwas labile Wesen zu festigen, und das geschieht an den Ankörungen (Zuchtauslese). Ängstliche oder gar aggressive Hunde werden nicht zur Zucht zugelassen.

Von welcher Rasse spricht Du denn??
Es werden also sowohl ängstliche als auch aggressive Hunde bei der Ankörung vorgestellt?? Die Frage ist doch, ob jemande der als Besitzer des Hundes, diesen gerne zur Zucht zugelassen bekommen möchte, sich nicht selbst schon ins abseits stellt - er sollte seinen Hund dcoh am besten kennen und auch das Wesen und die Macken....
Für mich ist das irgendwie schon ziemlich komplex: Jemand der versucht einen wesensschwachen Hund zur Zucht einzusetzen, disqualifiziert sich doch von vorneherein als Züchter...
:
: Für sichtbaren Erfolg braucht es Jahre, und um Rückschläge kommt niemand herum. Der Standard im Exterieur ist beim Rassehund gegeben, und in einem vernürftigen Mass muss auch dem Beachtung geschenkt werden. Logisch, oder?

Wenn man dem Exterieur Beachtung schenkt, heißt das dann automatisch auch, dass beim Mastiff die Wamme immer tiefer hängen, die Augenlider immer entzündeter, die Bewegungsmöglichkeiten immer eingeschränkter sein müssen??? War ursprünglich mal ein sehr schöner Hund (für jemanden der Molosser mag), aber man beobachte die Rasse im Verlauf der Jahre: Je älter, desto extremere Ausmaße nehmen die Ideale der Züchter an...
Das ist für mich ein Tick zuviel - es hört da auf, wo ein Hund nicht mehr in der Lage ist für sich selbst zu sorgen (Welpen gebären, Nahrung nicht nur aufnehmen sondern zerlegen, laufen ohne Infarkt - jetzt mal übertrieben ausgedrückt)...

: Dann zum Thema Gesundheit. Darauf wird bei unserer Rasse wohl die grösste Beachtung geschenkt. Alle 5 Jahre darf ich eine Schwemme von an mich zurückgesandten Fragebogenbogen einer Gesundheitserhebung, von allen in der Schweiz stehenden Hunden, auswerten. Das kann man doch wohl mit Verbesserung und Erhalt einer Rasse, die mir übrigens sehr am Herzen liegt, bezeichnen?

Wenn in der Zwischenzeit (5 Jahre ist immerhin doch ein halbes Jahrzehnt und ettliche Generationen) nicht mit den kranken Tieren gezüchtet wird - sicher eine gute Sache...

: Und noch etwas: Ich kann dir versichern, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit dem Hundeverkauf finazieren muss, ich werde vom Ehemann bestens versorgt.

Stop - ich habe hier niemanden bezichtigt auf Kosten des Hundes Geld zu machen, dagegen möchte ich mich auch ausdrücklich verwehren!!!
:
: Ich muss mich manchmal ziemlich beherrschen, die "intelligenten Ansichten", Voruteilen und Meinungen von "Möchtegern Kynologen" hier im Forum zu überlesen. Das gelingt mir leider nicht immer.

Schade, dass jetzt doch wieder ein bitterer Beigeschmack bleibt: Ich hätte nun mal gerne als "Möchtegern Kynologe" einige Informationen zu der Zuchtideologie gehabt - entschuldige bitte, dass ich zu diesem Thema eine eigene Meinung habe und nun mal gerne die Meinung von Züchtern dazu hören wollte.

Liebe Grüße,
Me & Bär

15. März 2001 12:33

Hallo,

warum züchtet man Rassehunde.

Charakter, Aussehen und Verwendungszweck sollte "einheitlich" sein. So kann jeder Hundehalter sich für eine spezielle Rasse entscheiden, die gem. "Rassestandard" seinen Vorstellungen am Nähesten kommt. Z.B. was will ein bewegungsunfreudiger Rentner mit einem Schlittenhund. Der Rassehund sollte sich vom Mischling darin unterscheiden, dass seine in die Wiege gelegten Eigenschaften (Wesen /Größe...) "halbwegs kakulierbar" sind.

Der Entschluss selbst züchten zu wollen hat in erster Linie die "Verliebtheit" in eine Rasse als Auslöser. Man findet gerade diese Rasse als ideal. Gerade deshalb möchte man sich zu den "seriösen Züchtern" zählen, die hinsichtlich Gesundheit und Exterieur die Rasse verbessern möchten. Idealismus, der sich in der Praxis oft nicht realisieren läßt, denn noch immer steht bei der Vererbung die Natur über dem menschlichen Gedankengut und hat so manchem schon ein "Schnäppchen" geschlagen. Solche Rückschläge sind schwer einzustecken und haben schon viele dazu bewogen, die Zucht wieder aufzugeben. Es gibt auch Menschen, die glauben sich mit der Zucht eine goldene Nase verdienen zu können und züchten auf Masse und des Geldes wegen, diese Leute haben die Härte , dass es ihnen nichts ausmacht und halten oft länger durch.

Ausstellungen sollten dazu dienen die vorhandene "Qualität" des Zuchtpotentiales zu sehen und zu beurteilen. Durch die Platzierungen der 1. Plätze dienen sie jedoch vielmehr einem anderen Zweck. 1.Platzierte Rüden sind gefragte Deckrüden die ständig eingesetzt werden, dadurch wird wiederum die Populationsgröße (Verwandschaftsgrad innerhalb der Rasse) weiterhin stark eingeschränkt.
Auf Ausstellungen wäre die Möglichkeit gegeben, dass sich die Züchter über Vorzüge und Nachteile ihrer Linie austauschen, statt dessen wird nur geprahlt, keiner hatte jemals einen Fehler in seiner Zucht gehabt. Und outet sich dennoch einer und spricht offen, mit welchem Fehler er gerade kämpft, wird mit Fingerzeig und Kesseltreiben gegen den Konkurrenten erfolgreich geschürt. Echte Hilfe erhält dieser Züchter dort kaum, denn jeder hat Angst, ins Kreuzfeuer der Kritik und des Verbandes zu geraten. Evtl. aufgetretene Erbfehler bei den Nachkommen werden verschwiegen, sonst würde ja keiner mehr den erfolgreichen xy-Rüden mehr zur Zucht einsetzen, oder dort einen Welpen kaufen. Abgesehen davon, dass es schwierig bis unmöglich ist zu sagen, ob nun der Vater, die Mutter, oder ein Opa der Grund von auftretenden Erbfehlern ist, maßen sich alle Züchter an, meist den Deckrüden als Defektgenträger zu beschuldigen und setzen ihr vermeindliches Wissen über das von " Wissenschaftlern und Genetikern".

Durch ständiges einkreuzen bekannter Linien (Linienzucht), weiß man etwas mehr über Vorkommen von evtl. Fehlern, kreuzt man Fremdblut ein (z.B. aus USA wo HD-röntgen keine Pflicht ist), so hat man ein viel größeres Risiko, da man die Fehler dieser Linien gar nicht kennt. Treten die Fehler dann erst in 2.oder 3.Generation auf, so weiß man wieder nicht, kommts von der alten oder von der fremden Linie.

Das ist auch der Grund, weswegen "Anfängern" keine wirkliche Hilfe zuteil kommen kann. Die erfahrenen Züchter halten ihren Mund über Fehler in eigener Linie, denn die idealistischen "Anfänger" würden diese in der Öffentlichkeit nur breit treten. Durch das Unwissen und den übersteigerten Idealismus sind es meist Anfänger, die sich anmaßen schlecht über langjährige Züchter und Linien zu reden. Da haben sie mal was gehört und deshalb vererbt Hund xy diesen Fehler. Und sollten die Anfänger einige Jahre durchhalten, dann werden sie selbst wissen, wie alles läuft und ebenfalls das Motto "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" wählen.

Die Realität sieht halt so aus, dass es nur wenige Züchter gibt, mit denen man sich ehrlich austauschen kann, die ein echtes Interesse daran haben, speziell den Grund des Erbfehlers x herauszufinden. Es gibt so viele Züchter, die nur auf eine Gelegenheit warten, den Konkurrenten zum eigenen Vorteil öffentlich zu outen . Das liegt wohl in der Natur des Menschen, sehr schade.

Die Rassestandards und das Ausstellungswesen fördern zu einseitig nur Aussehen. Gesundheit, Erbgesundheit, Genetische Vielfalt etc. kann dort nicht bewertet werden. Dort werden Hunde mit einem Zahnfehler von der Zucht ausgeschlossen, während (für den Richter unsichtbare Fehler) wie Allergiker unerkannt bleiben. Ansehen innerhalb der Szene erhält man dadurch, dass möglichst viele schöne Hunde aus einer Zuchtstätte erfolgreich auf einer Ausstellung gesehen werden. Ob diese Hunde kränklich sind, geringe Lebenserwartung haben, evtl. Degenerationserscheinungen in Fruchtbarkeit etc... wird nicht bewertet. Wen wunderts, wenn langjährige Züchter sich immermehr vom Ausstellungswesen entfernen und nicht mehr mit Pokalen prahlen, sondern still für sich selbst den wenig Lorbeereinbringenden Weg gehen in erster Linie nach Gesundheit zu selektieren.

Liebe Grüße
Birgit und W.