: Nutztiere sind für mich aber nicht nur Schweine, Rinder und Hühner, sondern auch Pferde. Und hier funktioniert das "hybridisieren" ja wohl ganz ausgezeichnet!
Hallo Antje,
Du verwechselst "hybridisieren" mit Heterosis. Bei den Pferden wird das Deutsche Reitpferd weniger nach Rassetypischen Merkmalen gezüchtet, sondern eher nach Leistungsfähigkeit. Dabei versucht man, die einzelnen Warmblutschläge so zu mischen, dass die Tiere gesund und leistungsfähig sind. Wobei deren Nachkommen teilweise wieder in die Zucht gehen, und die "Rasse" Deutsches Reitpferd weiter verbessern sollen. Dies ist gezielte, planmässige Zucht. Nicht mehr und nicht weniger. Das hat eigentlich nicht sehr viel mit der Ausnutzung des Heterosis-Effekts zu tun, um nicht zu sagen, gar nichts.
:Kaum eine Rasse, die im Sportbereich noch mit den "Hybriden" (= dem "Deutschen Reitpferd"
mithalten kann, und wenn (z.B. der Trakehner), dann auch nur deswegen, weil dort immer wieder gezielt Fremdblut eingekreuzt (arab./engl. Vollblut) wird. Auch beim Dt. Reitpferd hast Du nach einer Einkreuzung von diversen Vollblütern oder Anglo-Normannen nicht immer sofort den gewünschten Erfolg, aber durch gezielte Rückkreuzungen und den Ausschluß von nicht geeigneten Kreuzungstieren aus der Zucht erreicht man hier wirklich spitzenmäßige Zuchterfolge.
Wie gesagt, planmässige Weiterzucht auf Leistung, keine Heterosis.
:Für mich wäre der Mali-DSH-Mix der 1. Generation kein Erfolg für die Zucht, aber bei sinnvoller Rückkreuzung hättest Du vielleicht schon eine Generation später oder spätestens nach zwei Generationen wieder einen DSH, der aber vielleicht einige Vorzüge des Malinois in bezug auf die Gesundheit und die Fitness tragen würde; dann eine harte Selektion auf diese Merkmale und die Rasse wäre vielleicht gerettet und gleichzeitig hätte man, wenn hier nicht wieder diese dämliche Inzüchterei beginnen würde, eine Auffrischung in der genetischen Varianz (aber nur, wenn man mit möglichst vielen Mali-DSH-Kreuzungen beginnen würde, bei denen die Hunde möglichst auch nicht stark miteinander verwand wären).
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siehe oben.
Wie gesagt, Heterosis definiert sich dadurch, dass man zwei durch Inzucht (jeweils andere Linie) sehr homogene Individuen paart, deren Nachkommen dann aufgrund der relativ hohen Heterogenität eine höhere Fitness als der Durchschnitt aufweisen.
: Ich glaube nicht, daß das Zuchtverfahren, welches wir heute haben, eine großartige Zukunft hat. Bei den meisten Rassen ist es gerade mal 100 Jahre alt (rechnet man pro Generation 4-5 Jahre, dann sind das nur 20 bis 25 Generationen seit Schließung der Zuchtbücher!!!) und unsere Hunde leiden heute schon unter einem enormen Genverlust; was passiert in weiteren 100 Jahren, wenn keine Blutauffrischung kommt?
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Und wie kommt der Genverlust zustande? Hängt das nicht auch etwas mit der Zuchtauswahl zusammen? Bzw., nur mit der Zuchtauswahl?
Ein Beispiel: Vor einigen Jahren war ein ausländischer Rüde einer bestimmten Rasse (es ist jetzt egal, welche, dies trifft im Kern auf alle zu )hier in Deutschland. Er wurde hier ausgestellt und auch zur Zucht eingesetzt. In diesem Jahr, oder zwei Jahren etwa, gab es extrem viele Würfe, die untereinander nun Halbgeschwister waren. Grund: jeder ist zu diesem Rüden gelaufen. Er kommt aus dem Ausland, also zweifellos gut, blablabla. Der Rüde war auch gut, keine Frage. Aber hinterher waren fast nur Halbgeschwister da.
Und das ist beileibe kein Einzelfall.
Das Hauptproblem in der Hundezucht ist mE, dass sich die meisten Züchter mit Genetik und Zucht (ich meine jetzt echter Zucht, nicht bloss das Verpaaren zweier Tiere) zu wenig auskennen und auch zu wenig beschäftigen. Es ist ja auch so viel einfacher, den Superchampion der letzten Ausstellungssaison, oder der diesjährigen Ausstellungssaison, zum Decken zu nehmen, als sich mal ernsthaft mit dem genetischen Hintergrund zu befassen. Und vor allem, sich zu überlegen, ob dieser Superstar auch wirklich die erste Wahl für die Hündin ist, oder ob ein weniger berühmter, aber deswegen nicht zwangsläufig schlechterer Rüde nicht doch besser passen würde. Abstammungsmässig und in allem anderen auch.
Die Prioritäten sollten in der Rassehundezucht anders gesetzt werden. Weniger auf die Schnelle zukünftige Ausstellungssieger züchten zu wollen, sondern eher Richtung gesunde, leistungsfähige Tiere. Wobei die Leistung rassemässig beurteilt werden sollte.
Die Öffnung der Zuchtbücher kann ein Weg sein, aber wie Du sagst, wenn es dann mit den Nackommen der eingekreuzten Tiere wieder so läuft wie vorher, ist das ganze für die Katz'.
Gruss Cindy