Hallo Monika,
: Ok, ihr habt mich überzeugt....
Deine Überlegungen waren ja gar nicht so verkehrt. Daß unsere Zuchthündinnen heute so gut behütet und umsorgt werden, hat ja auch finanzielle Gründe. Einer Hündin passiert so schnell nix bei der Geburt, da hat die Natur schon vorgesorgt. Ein Welpe aber, der kann recht schnell bei der Geburt sterben, etwa wenn er zu lange im Geburtskanal steckt, die Hündin die Eihülle nicht schnell genug öffnet, den Welpen zu kurz abnabelt usw. Zudem sind einige Rassen oft gar nicht mehr in der Lage, einen Welpen korrekt aus der Hülle zu packen und abzunabeln (diejenigen, die standartgemäß einen Vorbiß haben), von geburtstechnischen Komplikationen aufgrund rassebedingt zu großer Köpfe der Welpen etc. mal ganz abgesehen. Nun bedeutet aber jeder tote Welpe einen finanziellen Verlust, gemessen an den Fixkosten, die ein Wurf dem Züchter verursacht. Daher ist natürlich jeder Züchter froh über jeden Welpen, der nicht wegen Lapalien wie einer um den Hals gewickelten Nabelschnur stirbt.
Nun hat die Natur die schlechte Angewohnheit, daß es immer dann, wenn man es den Einzelindividuen zu leicht macht, die Population leidet. Das bedeutet in der Hundezucht, je leichter es die Hündin mit dem Werfen gemacht bekommt, je einfacher man den Welpen den Start ins Leben bereitet, desto mehr Welpen mit Erbgutschäden überleben. Und das schädigt wiederum die Popuation. Von Trummler stammt der Satz "Ein toter Welpe ist ein guter Welpe", bezogen darauf, daß dieser Welpe, der unter normalen Umständen den Start ins Leben nicht geschafft hat, seine Rasse nicht mehr mit seinem u.U. schlechten Erbgut schädigen kann.
Jeder Züchter sollte Trummler in dieser Beziehung mal genau lesen und sich vergegenwärtigen, was er selbst tut und ob das der Rasse wirklich dienlich ist. Eine Hündin, die bei einem Wurf solche Schwierigkeiten bekommt, daß nur der Tierarzt ihr noch helfen kann, sollte niemals wieder zur Zucht verwendet werden, denn in der Natur wäre sie verendet und somit von der Verbreitung ihres Erbgutes ausgeschlossen gewesen. Wenn wir über Erbkrankheiten in der Rassehundezucht reden, dann müssen wir eigentlich schon bei der Geburt der Welpen ansetzen, denn jeder Mickerling, der mit viel Mühe aufgezogen wird (niedlich sind sie ja alle und oftmals wachsen einem die Sorgenkinder besonders ans Herz), schadet seiner Rasse, wenn er später, und sei es nur einmal, in die Zucht gehen sollte. Sicher verenden unter Bedingungen wie in der freien Wildbahn auch sehr viele gesunde, vitale Welpen, aber das schadet dem Fortbestand einer Population nicht (höchstens dem Geldbeutel des Züchters); wenn aber unter zehn "geretteten" nur einer ist, der genetisch gesehen von der Natur minderbemittelt wurde, dann schädigt das die Population ganz erheblich, geht dieser Hund in die Zucht! Hier müßte jeder, der sich Züchter nennt, den Hebel bereits ansetzten und dafür sorgen, daß, wenn Welpen mit "Startschwierigkeiten" aufgezogen werden, diese zumindest später nicht zur Zucht verwendet werden. Ansonsten reden wir uns in 100 Jahren noch die Köpfe darüber heiß, mit welchen molekularbiologischen Tests man Träger von Erbkrankheiten ermitteln kann, unsere Rassehunde werden aber trotzdem nicht gesünder sein.
Viele Grüße
Antje