Hallo Monika,
: Und das ist alles genetisch bedingt und kommt bei anderen Rassen nicht
: (oder nur selten) vor?
Genau! Jedem Tierchen sein Plessierchen, und das ist bei den einzelnen Rassen nicht anders. Ich war es schon leid, egal, mit was Du zum Tierarzt gegangen bist, immer hieß es "rassetypisch bedingt". Hauptproblem Nr. 1 beim DSH sind Skeletterkrankungen, HD, ED, CES usw. Das hast Du auch in den Arbeitslinien. Dann kommen diverse weitere Dinge hinzu, herabgesetzte Immunabwehr (z.B. T-Zell-Defekte, durch die Demodex-Schübe ausgelöst werden) und Autoimmunerkrankungen, Herpes und so 'nen Kram, sehr häufig sind Bauchspeicheldrüsendefekte (böse Zungen behaupten, vor größerem "Streß" wie Ausstellungen etc. bekämen die Show-Hunde prophylaktisch die entsprechenden Enzyme über's Futter verabreicht, je mehr man davon beim Tierarzt abnimmt, desto billiger wird das Zeug...) usw. Auch andere Rassen sind von genetisch bedingten Krnakheiten betroffen, das stimmt, aber das darf keine Ausrede dafür sein, den ganzen Kram achselzuckend hinzunehmen.
: Wieso um Himmels Willen lassen der VDH und der SV so was zu? Die
: sollten doch ein Interesse daran haben, gesunde Hunde zu züchten, von
: schwarzen Schafen mal abgesehen.
Gute Frage. Wer ist der VDH und wer ist der SV? Immer sitzen Menschen in wichtigen Positionen, die auch private Interessen haben, die überzeugt sind von "ihrer" Rasse oder auch von persönlichen und finanziellen Vorteilen. Frage einen Bulldog- oder Basset Hound-Züchter nach seinen Hunden, und die werden immer antworten, daß die Hunde kerngesund sind und sich pudelwohl fühlen. Jemand, der etwas weiter weg ist vom Geschehen, der wird schon eher kritisch anmerken, daß der Basset Hound vielleicht doch etwas lang und schwer geworden ist für seine inzwischen ziemlich kurzen Beine oder der Bulldog doch einige ernstzunehmenden körperlichen Probleme hat. Wer etwas abgöttisch liebt oder persönlichen und/oder finanzielle Interessen hat, der kann nicht objektiv sein. Daher finde ich den Gedanken einer Rasseliste in Bezug auf den Qualzuchtparagraphen gar nicht so schlecht. Warum sollen nicht übergeordnete Stellen ein wenig auf die gesundheitlichen Probleme der einzelnen Rassen achten? Schlimmer wird's nimmer...
: DSHs gefallen mir eigentlich gut, aber das klingt ja fast nach
: Horrorfilm. Bin ein Bischen geschockt.
Ist nicht verkehrt. Auch ich befinde mich immer wieder in diesem Stadium. Eine Zeitlang flaut dieses Gefühl immer mehr ab, weil man selbst inzwischen Hunde aus sehr ausgesuchten Linien hat, aber dann kommt immer mal wieder ein Hammer, der einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Ein Horror ist es für mich, beim Tierarzt zu stehen und zu erfahren, daß man (wieder mal) einen Hund hat, der chronisch krank ist. Ein Horror ist es für mich, einen Hund aufzuziehen, drei bis vier Jahre lang auszubilden, um dann mit Entsetzen die ersten CES-Symptome selbst erkennen zu können. Oder bei einem Rüden, den man gut kennt und von dem man glaubte, er ist pumperlgesund, decken zu lassen und später sich bei ihm CES oder ähliches ankündigt. Dann auf einem Symposium von Wissenschaftlern erklärt zu bekommen, daß die Wirbelsäule des DSHs in fast allen Bereichen weniger beweglich ist als bei anderen Rassen, nur zweischen letzem Lendenwirbel und Kreuzbein, da ist ihre Beweglichkeit größer als normal und fast alle Schub- und Rotationsbewegungen werden über diese eine Bandscheibe angefangen (die dann natürlich meistens ihren geist aufgibt).
An und für sich ist das alles kein Grund, sich an seinem gesunden DSH nicht zu erfreuen, wenn er es denn ist. Will man züchten, dann schlägt einem diese Situation aber schwer auf den Magen, Du glaubst, Du züchtest mit gesunden Tieren, die werden vorne geröngt, hinten und in der Mitte, Du achtest darauf, daß die Hündinnen bei der Geburt und Welpenpflege selbst klar kommen, "klar im Kopf" sind, dabei ihre Arbeit zur Zufriedenheit erledigen, kein spezielles Futter brauchen und schon gar keine Enzyme für die Bauchspeicheldrüse, aber Du weißt nie so ganz, was Dir der Deckrüde mitbringt...
Viele Grüße
Antje