Hallo Kerstin,
in dem Alter kann man nur vorsichtige Prognosen hinsichtlich der weiteren Wesensentwicklung stellen. Ausser der Aufzucht beim Züchter, die natürlich sehr wichtig ist, v.a. wenn der Welpe länger dort bleibt, spielt auch die weitere Haltung beim neuen Halter eine ganz grosse Rolle. Und die Erfahrungen, die ein junger Hund im Laufe seines Lebens in seiner Umwelt macht
Ich weiss zwar, dass es in den USA einige Züchter gibt, die auf Wesenstests beim Welpen schwören, und damit auch "Werbung" machen, würde mich aber nicht darauf verlassen, dass das die letztendliche Wahrheit ist.
Ein gutes Buch über die Wesensentwicklung ist "Hunde und ihre Menschen" vom Dr. Dorit Feddersen-Petersen, Kosmos-Verlag. Hier werden anhand 5 Golden- und 2 Labrador-Welpen (wenn ich mich nicht irre) die Wesensentwicklung hinsichtlich der Aufzucht beim Züchter und bei den späteren Haltern erläutert. Das Buch schliesst ab mit den Ergebnissen der jeweiligen Wesenstests der Hunde, und Erläuterungen von FP, wie sie selbst die abgelegten Wesenstests interpretiert, hinsichtlich ihres Vorwissens in Bezug auf die Lebenssituation jedes einzelnen Hundes.
Der erste Teil des Buches diskutiert die Wesensentwicklung allgemein.
Ansonsten kann ich Dir nur sagen, dass selbst ein als Welpe sehr ängstlicher Hund durch entsprechende Förderung zu einem ausgeglichenen, nervenstarken, gelassenen Hund werden kann. Andererseits kann ein Welpe, der sehr dominant war, zu einem ängstlichen, zurückhaltenden Erwachsenen werden.
2 Beispiele:
- Die Züchterin meiner Hündin hatte zwei Rüden zurückbehalten, um sich daraus dann später einen zu behalten. Der eine Rüde gefiel ihr zwar besser, dieser war aber immer etwas zurückhaltender, der andere war der Chef. Dann ging sie mit einem anderen ihrer Hunde auf eine Ausstellung, die etwas weiter entfernt war, sie musste dazu auch in einem Hotel übernachten. Sie wollte ausser dem auszustellenden Hund noch einen der beiden Jungrüden mitnehmen, und entschied sich dann für den "Schwächeren". Nachdem sie von der Ausstellung zurück kam, veränderte sich das Verhalten der beiden Rüden untereinander schlagartig. Sprich, der zurückhaltendere Rüde hatte durch diesen Ausflug und die alleinige Zuwendung so viel an Selbstvertrauen zugewonnen, dass er die Chefrolle übernahm. Allerdings wurde der vorher stärkere deswegen nicht ängstlicher. :-)
- Eine andere Züchterin, deren Wurf ich aufwachsen sehen konnte, hatte einen Rüden dabei, der mir gefallen hätte. Dominanter Rüpel, vor nichts Angst, immer der Erste. Dieser Rüde kam in eine Familie, in der eine superdominante Hündin lebte. Die Leute sagten zwar schon, dass ihre Hündin etwas dominant sei, aber nicht so extrem, wie sie es dann letztendlich war. Durch die ständige Unterdrückung der Hündin wurde aus diesem Rüden ein vollkommen ängstlicher,unsicherer, zurückhaltender Hund. Kein Angstbeisser, das nicht. Aber eimdeutig nicht mehr der gleiche.
Ich hoffe, es ist verständlich geworden, was ich mit diesen Beispielen sagen will.
Viel Glück beim Welpenkauf.
Gruss Cindy