Hallo Cindy,
: War es das jemals? Waren Mischlinge denn je soviel gesünder als Rassehunde? Oder ist es nicht vielmehr so, dass mit Rassehunden früher viel schneller zum Tierarzt gegangen wurde als mit Mischlingen? Weil sie ja "mehr wert" waren?
Ich bin schon immer mit jedem meiner Tiere zum Tierarzt gegangen, wenn es notwendig war, aber seltsamerweise war es das früher wirklich nur zum Impfen, Entwurmen oder Nähen. HD, ED, Cauda Equina, defekte Bachspeicheldrüse, chronische Magen-Darm-Beschwerden, Nierenprobleme, Demodex, Allergien usw., mit all dem habe ich erst seit 10, 15 Jahren persönliche Erfahrungen gemacht.
: Ähm, sind diese Linien und Rassen wirklich soviel gesünder, oder werden einfach mehr gemerzt? Sprich, die Kümmerlinge, Kranken etc. tauchen in Statistiken gar nicht erst auf?
Das meinte ich! Wenn man von gesunden Rassen/Linien spricht, muß man sich auch vergegenwärtigen, warum die so gesund sind. Natürlich wird dort gemerzt und natürlich werden Defektgenträger so in einem viel größeren Ausmaß von der Weiterzucht ferngehalten (nicht jeder Kümmerling ist ein Defektgenträger, aber unter den Kümmerlingne gibt es verhältnismäßig viele davon, und die erwischt es dann auf jeden Fall).
: Dann kann man das aber auch nicht als das Wahre bezeichnen. Denn dann belügen sich die Züchter ja selbst. Schönrednerei hat mit guter Zucht nichts zu tun.
Ich bin kein Befürworter des Merzens! Aber man muß sich Gedanken machen, daß es irgendwo doch richtig zu sein scheint, bestimmte Individuen von der Zucht fernzuhalten. Das funktioniert auch ohne Merzen, aber man muß einen Weg dafür finden. Und darüber muß man halt nachdenken. Ein verhältnismäßig kleiner Welpe hätte in einem größeren Wurf in freier Wildbahn kaum eine Überlebenschance, die Natur hält ihre Zucht so relativ "sauber". Wir Menschen müssen uns sehr anstrengen, um es zumindest halbwegs genauso gut zu machen wie die Natur, und dafür ist es notwendig, auch in alle Richtungen zu denken.
: : Ich finde die Möglichkeit, welche der AKC seinen Mitgliedern gibt (Leon hat das, glaube ich, mal geschrieben) nicht schlecht: Der Züchter entscheidet bei der Wurfabnahme, dieser oder jener Welpe wird ausschließlich ein "Pet", d.h. kein Zuchttier, dieses wird so in der Ahnentafel vermerkt und diese rhUnd ist somit zuchtuntauglich.
: :
:
: Dieses Vorgehen halte ich auch für sehr gut. Wir hatten eine Züchterin, die hatte einen Welpen als Pet verkauft. Entsprechend niedriger war der Preis. Die Käufer wussten das. Dieser Hund läuft inzwischen auf Ausstellungen, und wird von den Haltern als Deckrüde angepriesen.
: Mit entsprechender limited registration wäre das nicht möglich gewesen.
Genau das meine ich. In meinem ersten Wurf DSHs hatte ich 12 Welpen, davon eine Hündin winzig klein, aber sehr agil. Ich habe die Hündin, obwohl ich Interessenten hatte, nicht an einen Sportler bzw. Züchter, sondern an einen "Privatmann" verkauft, der wirklich keinerlei Zuchtambitionen hat. Heute ist die Hündin ein Ebenbild ihrer Mutter, auch genauso groß, und die Hand dafür ins Feuer legen, daß wirklich nicht mit ihr gezüchtet wird kann ich nicht (sie könnte ja evtl. weiterverkauft werden etc.), selbst wenn ich irgend etwas über eine Zuchtverwendung im Kaufvertrag stehen hätte (ist ja nicht gesagt, daß sich der Käufer daran hält, und wenn erts mal Welpen da sind kann man auch nicht mit rechtlichen Schritten gegen sie vorgehen...).
: : Es gibt etwas kompliziertere Ergbänge als den einfachen domianten/rezessiven!
:
: Keine Angst Antje, das weiss ich nur zu gut. Und wie. Ich befasse mich nämlich auch schon recht lange mit Genetik. Zum einen rein interessehalber. Zum anderen früher auch beruflich.
Dann wundert mich Deine Aussage...
: :In Bezug auf Defektgene schlage ich mich tagtäglich damit herum, wer mit welchem DNA-Schnipsel interagiert und wer nur unter welchen Voraussetzungen zutage tritt...
: :
:
: Schön, dann kennst Du dich ja vielleicht auch mit der Vererbung von vWD, SA und PRA aus?
: Bei keiner dieser Erkrankungen kann man den Trägern ansehen, dass sie Träger sind. Teilweise kann man noch nicht einmal die erkrankten Tiere von klein auf ausmachen.
Wir arbeiten mit Tumorgenen. Und natürlich muß ich immer Genotypisierungen anfertigen, um die Träger zu erkennen, aber in 70 bis 80% der Fälle ist die kleinste Maus eines Wurfes nun mal ein Träger, obwohl sie später genauso groß, rund und glatt ist wie ihre Geschwister und meistens niemals irgendwelche Schwierigkeiten in Bezug auf ihren Gendefekt bekommt.
: Und dass alles drei Erkrankungen sind, die wir züchterisch bekämpfen müssten, darüber sind wir wohl hoffentlich einer Meinung.
: Und nicht nur diese Erkrankungen.
Stimmt absolut. Nur frage ich mich auch, im Hinblick auf alle Erbkrankheiten bei meiner Rasse (DSH), wer das einmal alles bezahlen soll. Bin ja jetzt schon finanziell "gut dabei", wenn ich meine Hunde nur komplett durchröntgen lasse und die Gutachten dafür bezahlen muß. Weitaus kostengünstiger wäre es doch wirklich erst einmal mit der Methode, bestimmte Hunde von der Zucht auszuschließen. Wenn das nix bringt, kann man doch immer noch zu teuren veterinärmedizinischen Tests übergehen. Die Belgier machen es uns doch vor: Der Mali hat so gut wie keine HD, ED und Wirbelsäulenprobleme, und das OHNE Röntgenverfahren, nur wegen einer billig zu zimmernden Bretterwand...
Viele Grüße
Antje