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Hundezucht & Hundeaufzucht

Hundezucht ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Läufigkeit, Trächtigkeit, die richtige Wahl des Zuchtrüden, all das sind Fragen, die sich dabei stellen. Erfahrene Hundezüchter geben gerne Auskunft und verfügen über das notwendige Wissen rund um das Thema Hundezucht und Welpenaufzucht.  
Mischlingszucht?
10. Juli 2001 17:29

Grüß dich Sabine,

vorweg, ich besitze einen Voll-Mischling (man kann keine eindeutigen Rassen mehr erkennen), einen nicht ganz Pudel (guckt aus wie ein Pudel, verhält sich wie ein Pudel, Mutter und Vater waren jedoch Mischlinge) sowie zwei Border Collie mit Papieren.

Lange Jahre war ich gegen jegliche Rassehundezucht, weil mir das so unsinnig erscheint. Kaum ein Mensch, der sich einen bestimmten Rassehund anschafft, BRAUCHT wirklich genau so einen Hund mit den rassebedingten Eigenschaften. Jagdhunde ohne Jagdzwecke, Hütehunde ohne Hütezweck, Schlittenhunde ohne Schlitten. Warum gerade der Hund und nicht ein armer Wurm aus dem Tierheim? Die meisten dieser Leute haben an ihrem Rassewurm im ersten Jahr viel mehr verbockt als ein Hund aus dem Tierheim überhaupt an Fehlern haben kann. Warum nicht eine arme Kreatur, die keiner mehr will? Warum muss es ein Stammbaumtier mit Standard sein, warum eine Wesensechtheit, die kaum ein Mensch braucht? Mir war es nicht begreiflich!

Doch man lernt dazu. Für viele Züchter ist es wie ein Hobby, Erhaltung der Rasse. Verbesserung des Standards. Ausmerzen von Krankheiten, jedoch gibt es dann Trittbrettzüchter, die genau das Gegenteil erwirken und nur Geld verdienen wollen. Die Schattenseite.

So, und nun habe ich zwei Border Collies, obwohl ich nicht hüte. Wie kam es dazu? Meine Einstellung begann sich zu ändern, als Freunde von uns einen Bauernhof mieteten und sich überlegten, einen Hund anzuschaffen. Nicht weiter ungewöhnlich, doch beide hatten nie ein Interesse an Hunden. Kamen wir zu Besuch, hieß es, wir könnten den Hund mitbringen, aber ... das Aber führte dazu, dass wir dann doch lieber ohne Hund ankamen. Nun, kurz gesagt, diese beiden suchten wirklich intensiv zwei Jahre lang, bis die Rasseentscheidung stand, die richtige Hündin für den Wurf gefunden war und endlich ein weiblicher Berner Sennen Welpe einziehen konnte. Unsere Freunden gingen auf Ausstellungen, besuchten Züchter und ... entschlossen sich schließlich, einen Hund ohne Papiere zu nehmen, weil sie keinen Hund aus einer "molligen Schlaftablettenzucht" haben wollten smiling smiley. Was soll ich sagen, unsere Freunde machten mit dem Hund den perfekten Match! Durch intensive Information über Haltung und Erziehung bekamen sie genau das, was sie wollten. Obwohl sie wussten, dass ich skeptisch war, holten sie sich immer wieder Rat bei mir, wenn Fragen auftauchten und ließen sich diesen durch den Kopf gehen. Das war der erste Schritt dazu, für bestimmte Menschen die Rassehundezucht als notwendig anzusehen. Ein von mir angebotener Labradormischling, den ich gerade zur Vermittlung in Pflege hatte, wurde von unseren Freunden genau angesehen, doch sie nahmen ihn nicht. Damals verstand ich es nicht, akzeptierte es aber, heute ist mir das völlig klar.

Zurück zu dem Beispiel mit deinem Hund. Ein Cross Berner Senne und Goldie, die Frage ist, wozu. Vielleicht gibt es sechs Babys, wenn du eines behältst und der Rüdenbesitzer auch eines, bleiben vier übrig. Findest du vier Menschen, die sich keinen anderen Hund als genau einen aus der Verbindung anschaffen würden, hättest du eine Berechtigung zu züchten. Doch ist dem wirklich so? Gehen wir mal davon aus, dass von diesen vier Familien zwei von irgendwoher einen anderen Mischlings- oder Rassewelpen holen und die anderen zwei einen aus dem Tierheim. Nimmst du damit nicht zwei armen Tierheimhunden eine Chance? Vor allem, weil das Angebot in Tierheimen und bei Rescuegruppen im Moment ja besonders umfangreich ist.
Natürlich gilt für die Rassehundezucht dasselbe, doch dort ist es nun mal eher der Fall, dass Menschen nur auf eine Rasse erpicht sind. Für mich kam ja aufgrund von Hundesport nur mehr ein Border Collie in Frage, für den ersten beschränkte ich mich auch noch nur auf diesen einen Züchter.

Für mich selber kommt die Zucht nicht in Frage, obwohl ich gerne zum Erhalt dieser Rasse beitragen würde. Gerne würde ich sehen, wie das Wesen meiner Hunde in deren Kindern erhalten bleibt, doch ich fühle mich nicht in der Lage, meine Hand für fremde Menschen ins Feuer zu legen, die von mir einen Welpen bekommen. Ich möchte nicht für die Folgen einer falschen Auswahl verantwortlich sein. Dazu sehe ich zu viel falsche Hundehaltung, wo ich es vorher nicht gedacht habe.

Ergo, Mischlingszucht würde ich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen gutheißen, Rassehundezucht sehe ich im Allgemeinen (!) auch vorerst kritisch. Gutheißen würde ich einen Züchter, der parallel eine rassebedingte Rescue betreibt oder sich zumindest dafür einsetzt, doch dann müsste dieser vermutlich reichlich schnell die Zucht aufgeben.

Liebe Grüße
Mina

10. Juli 2001 17:57

Hallo Mina,

Wollte mich zuerst aus dieser Diskussion raushalten, aber du sprichst mit deinem letzten Satz ein Thema an, wo ich halt eine sehr harte position vertrette ;-)))


: Ergo, Mischlingszucht würde ich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen gutheißen, Rassehundezucht sehe ich im Allgemeinen (!) auch vorerst kritisch. Gutheißen würde ich einen Züchter, der parallel eine rassebedingte Rescue betreibt oder sich zumindest dafür einsetzt, doch dann müsste dieser vermutlich reichlich schnell die Zucht aufgeben.

Mir ist egal ob Mischlingszucht oder Rassehundezucht, eines muss der Zuechter in meinen augen machen sonst ist er nur ein Vermehrer:

Jeder Zuechter hat auch die Verantwortung fuer *seine* Hunde (dazu zaehle ich jeden Welpen den er je gezuechtet hat) zu sorgen, auch wenn sie schon lange nicht mehr bei ihm leben.
- Wenn zB durch Todesfall oder SCheidung der Hund nicht mehr an seinem Platz bleiben kann, muss sich der Zuechter um das Schicksal des Hundes kuemmern !
- Wenn der Zuechter erfaehrt, dass einer seiner Hunde nur in einem Kellerloch gehalten wird, muss er das Problem loesen !!!

wenn jeder Zuechter, ob Mischling oder Rasse, seine verdammte Zuechterverantwortung uebernehmen wuerde, waeren die Tierheime leer.

Wenn jemand nicht zum tragen dieser Verantwortung bereit ist, gehoert er meiner meinung zu "Hinterhofzuechtern" oder Massenvermehrer !!! und ich wuerde nie einen Hund von solch einer Person kaufen !!!

Und nochmals, das meine ich bei Mischlingen und Rassehunden, aus dem FCI oder Dissidenz !!!!!!!

c'ya

Thomas und Leon

PS. Leons Zuechter haben gerade am Wochenende zwei siebenjaehrige Briards, nicht einmal von ihnen, aber sie sind die Briardrescue in Californien, von Sacramento nach Ajo Arizona transportiert. In Ajo ist die Rescue des Briard Clubs of America, gefuehrt von einer Zuechterin, ein Grossvater von Leon ist aus ihrer Zucht ;-))))

10. Juli 2001 17:59

Hallo Franziska,

ich kann Dir da nur zustimmen.

Viele Grüße, Melli & Wolf

10. Juli 2001 18:11

Grüß dich Thomas,
da sprichst du mir aus der Seele, kann dir in allem nur zustimmen. Schade, dass man das nicht in ein Gesetz packen kann, dann würde sich die Hundezucht natürlich verbessern.
Mein Unterschied zwischen Rassen- und Mischlingszucht bezieht sich eigentlich nur darauf, dass es bei einer Rassezucht viel einfacher ist mit den Zielpersonen, die auf bestimmte Eigenschaften hoffen, die man erwarten kann. Sei es Größe, Temperament oder Wesen. Vom Allgemeineindruck bedingt durch Aussehen ganz zu schweigen.
Und allein durch Menschen wie dich und die von dir anerkannten Züchter der Rasse Briard wird die Lebenssituation dieser Rasse verbessert. Wenngleich man weiterhin an der Wurzel des Übels oft nicht so viel tun kann. Man kann einen Züchter leider nicht zwingen, einen Tierheimhund aus seiner Zucht aufzunehmen.
Viele Grüße
Mina

10. Juli 2001 18:35

Hallo Mina,

:Man kann einen Züchter leider nicht zwingen, einen Tierheimhund aus seiner Zucht aufzunehmen.

Leider, aber die Vereine muessen das machen !!!!

Aber ich finde, dass jeder der ueber einen Wurf nachdenkt, sich auch darueber gedanken macht. Ohne Unterstuetzung der Rescue macht sich ein ZUechter mitverantwortlich, dass Hunde sinnlos leiden und sterben ... Deutschland zum Glueck noch nicht so ein Problem, Italien habe ich gerade die zahl von 80'000 bis 100'000 jaehrlich getoeteten Tierheimhunde gelesen ... USA noch mehr, auch wenn die Zahlen stark am abnehmen sind .... gestern alleine habe ich in den Rescuelisten emails fuer ueber 50 Dalmatiner bekommen, die kurz vor dem Tod stehen, weil sie niemand haben moechte und die Shelter leider nicht anders koennen, weil sie Platz brauchen .....

Und noch etwas, wer Zuechtet, die Verantwortung aber nicht tragen will, dem nehme ich nicht ab, dass ihm solche Obenerwaehnten Dinge leid tun ... der ist mitverantwortlich

Und sonst ja gebe ich dir absolut recht, einen Rassehund verkauft sich (sollte zumindest) durch seine Rassespezifischen Eigenschaften. Du hast sicher unter anderem die Rasse BC ausgewaehlt, weil sie eine sehr gute Sportrasse (Agility ja ziemlich nummer eins, Herding sind sie auch nicht schlecht ;-))) ist und Hunde mit Papieren, damit du an Wettkaempfen der Hundeverbaende teilnehmen kannst ....

Alles Gute deiner Rasselbande

Thomas & Leon

10. Juli 2001 18:29

Gutheißen würde ich einen Züchter, der parallel eine rassebedingte Rescue betreibt oder sich zumindest dafür einsetzt, doch dann müsste dieser vermutlich reichlich schnell die Zucht aufgeben.

Hallo Mina,

so ist die Organisation "Collie in Not" entstanden. Die Vorsitzende hat früher selbst gezüchtet und dann miterlebt wieviel Notcollies es gab. Jetzt setzt sie sich nur noch für diese Tiere ein und hat die Zucht längst aufgegeben.
Viele Grüße
Wilma u. Arno