Ich muss mich nochmal zum Thema VDH contra Dissidenz äußern, nachdem ich einige eurer Postings gelesen habe. Vorweg muss ich sagen, dass ich mal in einem VDH-Verein war und auch mal in einem der Dissidenz(RVD), mehrere Ausstellungen verschiedener Verbände besucht habe und mir von allen möglichen Verbänden Zuchtordnungen, Ausstellungsausschreibungen usw. angesehen habe. Ich kann nicht behaupten, den totalen Überblick zu haben, aber doch zumindest einen Einblick. Momentan gehöre ich keinem Verband an und züchte auch nicht.
Vor einigen Wochen habe ich in diesem Forum noch die Auffssung vertreten, die Dissidenz sein genauso gut wie der VDH. Inzwischen habe ich ziemlich viel recherchiert. Hier einige Erfahrungen:
1.) Der VDH macht z.Zt. mit großem finanziellen und organisatorischem Aufwand unheimlich Lobbyarbeit in Berlin und den Landeshauptstädten, um die Gefahrhundeverordnungen auf ein sinnvolles Maß zu entschärfen. Von KEINEM der Dissidenzvereine habe ich derartiges gehört. Gegenbeispiele dürft ihr mir gerne nennen.
2.) AUf VDH-Ausstellungen hat man in der Regel mehrere Hunde als Konkurrenz, ein Titel dort ist also wirklich etwas wert. Bei der Dissidenz sind die Ausstellungen meist viel kleiner. Dafür kann man seinen Hund in ganz vielen verschiedenen Klassen anmelden. Wenn auf so einer "Internationalen Ausstellung" dann stolze 300 Hunde aus ganzen 50 verschiedenen Rassen auftreten und diese getrennt nach Rüden und Hündinnen in 15 oder 20 verschiedenen Klassengerichtet werden, kann man sich ausrechnen, wie viele Hunde im Durchschnitt gegeneinander konkurrieren und wie viel dann so ein "Weltsieger-Titel" wert ist.
3.) In der Postille eines solchen "Europäischen Verbandes" habe ich kürzlich noch gelesen, dass ein "gut"-Hund einer sei, der einen ZUCHTAUSSCHLIESSENDEN Fehler hat!!!
In der gleichen Postille stand dann auch eine lange Auflistung, welche Zahnfehler welche Rasse haben könne, ohne dafür Punktabzug zu bekommen.
4.) Die Auflistungen der Amtsträger solcher Dissidenzverbände lesen sich oft wie ein Auszug aus dem Familienstammbuch. "Präsident", "Vizepräsident", "Hauptzuchtwart" und "Richterobmann" sind dann alle miteinander verwandt. Ein Schuft, wer da an Klüngel denkt...
5.)Die Zuchtordnungen des VDH sind definitiv strenger als die der meisten Dissidenz-Verbände. Bei den meisten Verbänden reicht die "Zuchttauglichkeitsschreibung" durch einen Zuchtwart oder gar den Tierarzt (!)aus, bei großen Rassen noch eine HD-Prüfung. Viele VDH-Vereine fordern daneben noch eine ED- oder PRA-Untersuchung, Wesenstest, einen Formwert von mindestens "sehr gut", z.T. auch Gebrauchshundprüfungen. Viele Vereine arbeiten neuerdings sogar mit aufwendigen computergestützten Zuchtwertprogrammen und Punktesystemen, um nur die besten Tiere in der Zucht zu haben. Von der Dissidenz habe ich so was noch nicht gehört.
Bei der Dissidenz ist es oft so, dass Vereine nicht spezialisiert sind, sondern prinzipiell alle Rassen betreuen. Mir ist nicht klar, wie man da die gleiche Kompetenz haben will, wie ein VDH-Spezialclub und wie man die Zuchtordnung genauso speziell auf die Rasse zuschneiden will.
Wohlgemerkt:Es gibt auch in der Dissidenz Verbände, deren Zuchtordnungen sich auf VDH-Niveau bewegen, wie z.B. den Deutschen PON-Club (DPC) oder den Allgemeinen Deutschen Klub für Neufundländer (ADKN). Diese gehören übrigens meist keinem Dachverband an und bemühen sich z.T. auch um Aufnahme in den VDH.
6.) Bei seltenen Rassen ist in der Dissidenz oft der Genpool so klein, dass ein Züchter gar keine andere Wahl hat, als den eigenen Rüden zum Decken zu nehmen, egal ob er zur Hündin passt oder nicht.
7.) Zum Thema Ausbeutung und Massenzucht: In vielen Dissidenzverbänden darf man mit einer Hündin drei oder vier mal in zwei Jahren züchten, die Zahl der Hunde ist unbegrenzt. Bei den VDH-Clubs darf man meist pro Jahr nur einen Worf pro Hündin züchten und teilweise nicht mehr als 3 pro Jahr im Zwinger. Einige Dissidenzverbände werden z.B. von Heiko Gebhardt in seinem Buch "Du armer Hund" ausdrücklich im Zusammenhang mit Massenzucht genannt.
8.) Es gibt durchaus einen Grund, nicht im VDH zu züchten: Wenn die Rasse im VDH und der FCI nicht anerkannt ist: Das gilt für den Altdeutschen Schäferhund, den Weißen Schäferhund, einige Farbschläge bei Pudeln, den Biewer Yorkshire Terrier usw. Das Ziel sollte aber hier m.E. die Anerkennung der Rasse und die Aufnahme in den VDH sein.
9.) Ich bin - wie schon gesagt - der Auffassung, dass einige wenige gute Dissidenzverbände existieren, bei denen ich auch einen Welpen kaufen würde. Generell würde ich aber nur beim VDH-Züchter kaufen, weil dort m.E. die Wahrscheinlichkeit am größten ist, einen gesunden, schönen und gut sozialisierten Hund zu bekommen.
10.) Ich finde auch am VDH einiges verbesserungsfähig: Ich würde Zuchtordnungen auf dem höchsten Niveau angleichen, nachdrücklich das Kupierverbot durchsetzen, usw.. Auch habe ich gehört, dass es im VDH oder der FCI Fälle von Hundehandel gegeben haben soll. Das waren aber da schwarze Schafe, die rausgeflogen sind. Trotzdem finde ich, dass der VDH mit Abstand das beste ist, was es an Verbänden gibt.
Innerhalb des VDH gibt es m.E. genug Auswahl, da es inzwischen für fast alle Rassen zwei Vereine gibt.