von Antje(YCH) am 10. Januar 2002 14:03
Hallo Bettina,
: gegen die Linienzucht ist nichts zu sagen, das Problem ist nur, aus der
: Verpaarung gibt es Welpen, die dann eventuell Krankheiten aufweisen.
Das ist nicht das Problem der Linien- bzw. Inzucht, sondern die Verarmung des Genpols, also die Einschränkung der genetischen Vielfalt. Immer, wenn auf zwei Allelen das gleiche Merkmal liegt, ist dadurch ein anderes unwiederbringlich verloren gegangen. Oftmals bemerkt man erst, wenn es fehlt, daß ein einzelnen Merkmal wichtig war für eine Rasse oder Gattung. In der Tierzucht geht man davon aus, daß man zehn Merkmale verliert, wenn man eines genetisch festigen will, dieses eine Merkmal dann reinerbig = auf beiden Allelen vorliegt.
Die rezessiv vererbbaren genetischen Krankheitsdispositionen sind sowieso in den einzelnen Rassen vorhanden. Durch "Auszucht" (= das Gegenteil von Inzucht, also die Verpaarung fremder Individuen) gehen diese nicht verloren, sondern werden unbemerkt immer weiter getragen. Treffen zwei Träger solcher Erbmerkmale aufeinander und tritt bei den Nachkommen dann das betreffende Erbmerkmal auf beiden Allelen auf, dann hat der Hund diese Krankheit, egal, ob die Elterntiere miteinander verwandt sind oder nicht. Wird mit solchen Tieren Linienzucht betrieben, dann ist natürlich ein höherer Prozentsatz der Nachkommenschaft betroffen, das ist klar, aber auch bei Auszucht ist man nicht verschont davor und kann einen Welpen erwischen, der dieses Merkmal auf beiden Allelen trägt. Rezessiv vererbbare Merkmale verwandeln Welpen in Wundertüten. Wird in einer Linie verstärkt Linienzucht betrieben und treten die rassespezifischen Krankheiten dabei nicht auf, dann ist das allerdings ein Zeichen für ergbesunde Zuchttiere und es ist äußerst wertvoll, dieses zu wissen, denn diese Zuchttiere können gezielt eingesetzt werden, um die Krankheit innerhalb der Rasse zurückzudrängen. Jedes Ding hat zwei Seiten, eine gute und eine schlechte, auch die Sache mit der In- und Linienzucht. Wird sie mit Sinn und Verstand betrieben und auf gesunde und wesensfeste Tiere, dann kann sie ein wertvolles Instrument sein. Wird sie von leuten angewendet, die keine Ahung von der Sache haben, die Tiere, auf die ingezüchtet wird, nur von Bildern und aus Büchern kennen, wird die Sache gefährlich.
: Gerade bei der HD siehst Du das dem Welpen nicht an. Da würde ich eher
: Zuchtwertschätzung betreiben als Linienzucht.
Das eine hat mit dem anderen nix zu tun, beides sind völlig unterschiedliche Werkzeuge der Tierzucht.
Viele Grüße
Antje