Hallo Sarah,
: Ich wollte jetzt aber mehr auf schwerwiegendere Defekte hinaus,
: meinetwegen HD/ED oder eben Wesensprobleme.
HD/ED bemerkst Du beim Welpen nicht, diese Defekte treten erst während dem Wachstum auf. Dann leben die Welpen längst bei ihren neuen Besitzern, es erübrigt sich also, darüber nachzudenken, wem sie diese Hunde auf's Auge drücken oder auch nicht. Zudem ist bei einigen Rassen die Entwicklung dieser Krankheiten erhebblich von der Aufzucht des Welpenkäufers abhängig. Trotzdem setllt sich natürlich die Frage, wie ein Züchter reagiert, wenn bei einem von ihm gezogenen Hund ein Jahr nach der Abgabe eine mittlere oder gar schwere HD oder ED festgestellt wird...
Wesensprobleme sind ein anderes Thema. Die können einmal genetisch bedingt sein, und hier verhindert eine gründliche "Zuchthygiene", daß Welpen zur Welt kommen, die so schlecht im Wesen sind, daß sie als reiner Familienhund nicht gehalten werden können. Bei guter Zuchtselektion kommen solche extremen Ausfälle nicht vor. Dann gibt es natürlich auch angeprägte Wesensprobleme, z.B. wenn Welpen bei einer wesensschwachen Ammenhündin aufwachsen oder die Haltungsbedingungen nicht stimmen. Auch hier wird ein guter Züchter gegensteuern.
: Ich habe meinen Hund aus einer hochangesehenen Leistungszucht, hielt
: den Züchter für einen sehr guten, trotzdem ist mein Hund unsicher
: fremden Menschen gegenüber und leider auch schussscheu.
: Der Rest des Wurfes ist o.k., davon konnte ich mich überzeugen und auch
: viele andere Hunde dieses Züchters haben viel im Hundesport erreicht.
Das Problem dabei ist, daß manchmal negative Veranlagungen im Wesen, die einen Hund nicht von vorne herein "alltagsuntauglich" machen, durch den Halter in der Aufzucht verstärkt werden. Wenn sich der Welpe oder Junghund ängstlich zeigt, versucht man, ihn entweder in einen Glaskasten zu setzen, ihn vor angsteinflösenden Einflüssen zu schützen, oder setzt ihn verstärkt "zur Abhärtung" bestimmten Umweltreizen aus. Beides kann, zum falschen Zeitpunkt, nach hinten los gehen. Manche Rassen, z.B. der DSH, sind besonders anfällig in dieser Hinsicht. Da kannst Du in bestimmten Entwicklungsstadien auch gut veranlagte Hunde "butterweich" machen.
: Dem Züchter kann ich nicht mal einen großen Vorwurf machen.
: Denn zu dem damaligen Zeitpunkt suchte ich einen reinen Familienhund.
Hier kann es natürlich möglich sein, daß Du schon das "Weichei" des Wurfes abbekommen hast und nicht einen "wackeren" Welpen...
: Heute ärgere ich mich, daß ich mit meinem Angsthasen noch nicht mal die
: BH machen kann.
Wie alt ist Dein "Angsthase" denn jetzt? Kenne kaum einen Hund, der bei richtiger Arbeit die BH mit Schuß nicht doch schafft. Meistens verstärkt der Hundehalter unbewußt die Reaktion des Hundes auf den Schuß, muß lediglich sein Verhalten ändern. Kannst mich ja mal privat anmailen...
: Andererseits: Wem sonst hätte er so einen Hund verkaufen können?
: Ein erfahrener Hundesportler hätte ihn sicher nicht genommen, so kam
: ich gerade recht.
Eine Bekannte hat damals auch einen reinen Familienhund gesucht und das "Weichei" des Wurfes bekommen. Dreieinhalb Jahre später stand sie mit ihrem Hund auf nationaler Ebene ganz oben auf dem Treppchen und der Hund ist heute noch einer der "Härtesten" des ganzen Landesverbandes. Und viele vielversprechende Welpen sind in diesem Zeitraum zu "Weicheiern" mutiert. Denn erstens kommt es anders als man zweitens denkt...
Viele Grüße
Antje