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Genetik Mensch und Hund

geschrieben von Andreas(YCH) 
Genetik Mensch und Hund
14. Mai 2002 15:12

Hallo,

der neue Thread :-)

###: doch, bei der Keimzellenbildung können Chromosomenveränderungen entstehen, je älter desto mehr.
: Und das betrifft dann die einzelnen Gene als Chromosomenabschnitte.
: Diese Mutationen sind an das Zeugungsalter gekoppelt.
: Berühmtes Beispiel: Hämophilie A (Bluter) ist dann gehäuft, wenn die Mutter des Betroffenen von einem alten Vater gezeugt wurde.
:
Idealer Zeitpunkt zum Kinderbekommen aus medizinischer Sicht ist bei Menschen 14-16 Jahre. Ist der beste genetische Nachwuchs, allerdings mit mehr Risiken bei der Geburt.
:
Hallo Andreas,
finde Deinen Beitrag sehr interessant !
Gibt es evtl. noch mehr Beispiele wie Bluter aus der Humanmedizin ?
Gibt es irgendwelche Zahlen über die Häufigkeit von auftretenden Erbfehlern im Zusammenhang mit dem Alter?

Ab welchem Alter müßte man Deiner Meinung nach beim Rüden mit höherem Risiko rechnen, ab 5 oder 7 ?

Viele Grüße
Tina #

Beispiele aus der Humanmedizin mit alten Vätern:
Achondroplasie, Akrozephalosyndaktylie, Marfan-Syndrom (der Geiger Paganinni), Myostitis ossificans, Retinoblastom, Lesch-Nyhan-Syndrom,...
Mutationen, die zu manchen dominanten Erbleiden führen, nehmen vom 20. zum 40. Lebensjahr des Vaters um das Zehnfache zu, z.B. beim Apert-Syndrom und der Hämophilie.

Da das sicherlich auch auf Hunde zu übertragen ist, würde ich einem 5-jährigem Rüden immer den Vorzug vor einem älteren geben.
Diese exotischen menschlichen Krankheiten gibt es zwar so nicht ( oder vielleicht sind es doch so manche typischen Hundekrankheiten?) bei Hunden, aber das Prinzip der Entstehung von Genmutationen, nämlich dass das keimzellenbildende Gewebe auch überaltert und Reparaturmechanismen der Zellen zunehmend mit dem Lebensalter versagen, gilt für jedes Lebewesen.

Gruß
Andreas

14. Mai 2002 22:19

Hallo Andreas,

danke für Deinen Beitrag, all die Erbkrankheiten habe ich nun im Internet nachgesehen (sorry bin Laie), über den Erbgang bzw. Zusammenhang mit alten Vätern konnte ich nichts finden, jedoch bei der Bluterkrankheit eine "Mutation vom Erbgut". Das hattest Du sicherlich gemeint? Wenn sich "einmal" mutierten Gene wiederum weitervererben, so spricht man dann von einer Erbkrankheit (ob rezessiv oder dominant vererbt)?

Über Kleinwüchsigkeit habe ich bei großen Hunderassen noch nie etwas gehört, auch nicht von angeborenen Verwachsungen der Zehen etc.

Bei dem einen Krankheitsbild stand zwar etwas über Herzfehler, aber ich glaube das ist nur ein Symptom gewesen ??? Herzfehler kommen allerdings bei Hunden relativ "häufig" vor. Zählen die Herzfehler auch zu solchen "Mutationen"?

Gruß
Tina

15. Mai 2002 17:04

Hi Tina,

: Bei dem einen Krankheitsbild stand zwar etwas über Herzfehler, aber ich glaube das ist nur ein Symptom gewesen ??? Herzfehler kommen allerdings bei Hunden relativ "häufig" vor. Zählen die Herzfehler auch zu solchen "Mutationen"?

Herzfehler können auch erblich bedingt sein (einige, andere wieder nicht). Allerdings sind selbst die Grundlagen einiger beim Menschen vorkommender Herzkrankheiten noch nicht geklärt (ob erblich, welche Art von Erbgang u.s.w.). Bei Herzkrankheiten bei Hunden gibt es derer viele, wo eine Erblichkeit vermutet wird, aber noch nicht nachgewiesen ist. Man kann aber in solchen Fällen beinah davon ausgehen, dass sie erblich sind, wenn sie in bestimmten Linien deutlich häufiger auftreten als in anderen.

Bis dann

Franziska


15. Mai 2002 20:49

Hallo,

: danke für Deinen Beitrag, all die Erbkrankheiten habe ich nun im Internet nachgesehen (sorry bin Laie),

habe ich auch nicht mehr alle im Kopf :-)

:über den Erbgang bzw. Zusammenhang mit alten Vätern konnte ich nichts finden,

wird bei den Wissenschaftlern nicht so hoch gehandelt, vielleicht weil es überwiegend Männer sind und es nicht ins Weltbild passt.
Jahrzehntelang gab es nur die Schlagworte wie Down-Syndom (Mongolismus)=alte Mutter, bis mal jemand dahinter kam, dass auch Väter Schlechtes vererben können.
In einem der Standartwerke "Medizinische Genetik" von Lenz gibt es auch nur wenige Seiten darüber, was alte Väter so alles vererben. Dort hatte ich auch extra noch mal nachgeschaut.

:jedoch bei der Bluterkrankheit eine "Mutation vom Erbgut". Das hattest Du sicherlich gemeint? Wenn sich "einmal" mutierten Gene wiederum weitervererben, so spricht man dann von einer Erbkrankheit (ob rezessiv oder dominant vererbt)?

Ja, und ausserdem sind dadurch auch alle Lebewesen mit ihren spezifischen Eigenschaften entstanden.
Es gibt auch sehr sinnvolle Mutationen, überwiegend sogar.
Diese Mutationen waren besser an ihre Umwelt angepasst, überlebten eher und konnten sich besser vermehren.

Schwere Mutationen werden oft nicht weitervererbt, weil die Träger selten das Erwachsenenalter erreichen um sich fortzupflanzen.

: Über Kleinwüchsigkeit habe ich bei großen Hunderassen noch nie etwas gehört, auch nicht von angeborenen Verwachsungen der Zehen etc.

Doppelte Wolfskrallen dürften irgendwann durch Mutation entstanden sein, manche Hunde haben an den Pfoten leicht zusammengewachsene Ballen, meiner auch.
Bei Hunden wird viel weniger geforscht, kranke Welpen werden eingeschläfert, Hunde dürfen sich nicht so ungehemmt mit ihren schlechten Genen vermehren wie die Menschen :-)
Deswegen ist bei Hunden kaum was drüber bekannt.

: Bei dem einen Krankheitsbild stand zwar etwas über Herzfehler, aber ich glaube das ist nur ein Symptom gewesen ??? Herzfehler kommen allerdings bei Hunden relativ "häufig" vor. Zählen die Herzfehler auch zu solchen "Mutationen"?

Wenn sie genetisch gehäuft sind, ja.
Aber alle Krankheiten im Prinzip, denn es kann eine uralte geerbte Mutation sein, die meinen Genen den Befehl gibt, eine krankes Herz aufzubauen oder es ist eine Neumutation, wo ich der 1. mit diesem Fehler bin.
Die Genetik steckt noch immer in den Kinderschuhen. Und rezessive Erbgänge sind besonders kompliziert.

Gruß
Andreas

15. Mai 2002 22:38

Hallo Andreas,

aufgrund Deiner Beiträge vermute ich, daß Du über fundierte med.-oder biologische Kenntnisse verfügst, würde mich sehr interessieren welchen Beruf Du ausübst ?

Deine Ausführungen über Mutationen, welche meist "positiv" für den Fortbestand einer Spezies sind, haben mich zum Nachdenken gebracht.

Mich beschäftigt als Züchter z. Zt. die HD. Nun ist es schwer als Laie hier auf einen grünen Zweig zu kommen. Befragt man den Tierarzt, erhält man ein Achselzucken oder besten Falls "vererblich". Ich kann verschiedene Eltern nehmen die über mehrere Generationen HD-frei sind und es gibt Rückmeldungen mit HD. Auch erfahre ich viel über andere Zuchtlinien (nicht meine Hunde, auch ganz andere Abstammungen) und treffe "vereinzelt" auf HD (oft wird es verschwiegen).

Das Buch von Sylvia M. Linnmann "Die Hüftgelenks-dysplasie des Hundes" und auch den "Jahrtausendirrtum der Veterinärmedizin" habe ich gelesen. Ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich weiter gekommen. Wenn beim Menschen das HD-Vorkommen bei 2 % der Gesamtbevölkerung liegt, mag das erblich sein, wenn es aber bei Hunden um die 20% bis 50% liegt, dann hat die Natur dem Hund (auch die Mischlinge) wohl zum "Aussterben" verurteilt oder irgendwie ungerechtfertigt bestraft ?

Was hälst Du von der Theorie, dass eine Schilddrüsenfehlfunktion im Zusammenhang mit HD steht. Die Schilddrüse steuert viele hormonelle Vorgänge in der Mutterhündin und könnte somit auch das Knochenwachstum der Welpen beeinflussen ? Oder liegt ein Großteil doch an der "unnatürlichen Ernährungsweise" unserer modernen Haushunde ?

Liebe Grüße
Tina



16. Mai 2002 08:27

Hallo,

: aufgrund Deiner Beiträge vermute ich, daß Du über fundierte med.-oder biologische Kenntnisse verfügst, würde mich sehr interessieren welchen Beruf Du ausübst ?

ja, ich habe entsprechendes studiert, bin aber nicht mehr wissenschaftlich tätig.
Genetik hat mich schon in der Schule fasziniert.

: Deine Ausführungen über Mutationen, welche meist "positiv" für den Fortbestand einer Spezies sind, haben mich zum Nachdenken gebracht.

Ein interessantes Beispiel ist auch die Sichelzellanämie, bei der ein abnormer Blutfarbstoff gebildet wird mit schwerwiegenden Folgen, in Afrika bis zu 40% der Bevölkerung. Wird dominant vererbt.
Und nun der Knüller: trotz der verkürzten Lebensdauer hat sich dieses kranke Gen durchgesetzt, weil Betroffene gleichzeitig resistent gegen Malaria sind, die ihrerseits auch viele Todesopfer fordert.
Dadurch kam es trotz der Krankheit zu einem Überlebensvorteil.

: Mich beschäftigt als Züchter z. Zt. die HD. Nun ist es schwer als Laie hier auf einen grünen Zweig zu kommen. Befragt man den Tierarzt, erhält man ein Achselzucken oder besten Falls "vererblich". Ich kann verschiedene Eltern nehmen die über mehrere Generationen HD-frei sind und es gibt Rückmeldungen mit HD. Auch erfahre ich viel über andere Zuchtlinien (nicht meine Hunde, auch ganz andere Abstammungen) und treffe "vereinzelt" auf HD (oft wird es verschwiegen).
:
: Das Buch von Sylvia M. Linnmann "Die Hüftgelenks-dysplasie des Hundes" und auch den "Jahrtausendirrtum der Veterinärmedizin" habe ich gelesen. Ehrlich gesagt bin ich nicht wirklich weiter gekommen. Wenn beim Menschen das HD-Vorkommen bei 2 % der Gesamtbevölkerung liegt, mag das erblich sein, wenn es aber bei Hunden um die 20% bis 50% liegt, dann hat die Natur dem Hund (auch die Mischlinge) wohl zum "Aussterben" verurteilt oder irgendwie ungerechtfertigt bestraft ?

Wer entdeckt, woher HD kommt, sollte den Nobelpreis bekommen.
HD wird sicherlich zum Teil vererbt mit einem hochkomplizierten, noch nicht durchschaubaren Erbgang und andererseits durch exogene Faktoren wie Ernährung stark beeinflusst, also multifaktoriell.
Die Krankheit selber ist doch auch undurchschaubar: Hunde mit leichter HD haben schwerste Symtome, Hunde mit schwerster HD hüpfen vergnügt durch die Gegend.
Die (zunehmend?) hohen HD-Zahlen bei Hunden werden als Beweis für das falsche Futter angeführt, aber damit macht man es sich wohl zu einfach.
Vielleicht wird eine genetische Veranlagung durch das Futter ausgelöst?
Vielleicht gibt es öfters Neumutationen, ausgelöst durch xy?
Vielleicht ist alles falsch, was wir bisher darüber zu wissen glauben. Früher dachte man auch, dass Magengeschwüre durch zuviel Magensäure entstehen, bis man allmählich dahinter kam, dass sie durch Bakterien verursacht werden.
Allmählich kommt man auch zu Erkenntnissen, dass Arteriosklerose (Herzinfarkte, Schlaganfälle) viel seltener bei Leuten auftritt, die viele Antibiotika in ihrem Leben geschluckt haben.
Also nix mit Blutfettwerten und Co, sondern auch "nur" eine Entzündung?
Es gibt Viren, die Krebs auslösen.
Vielleicht werden wir viel stärker von Einzellern beeinflusst als wir es bisher wissen.

Vielleicht werden wir in 20 oder 30 Jahren uns über unsere heutigen HD-Kenntnisse kaputtlachen.
Vielleicht gibt es völlig unterschiedliche HDs, die wir zwar alle HD nennen, weil sie sich an der Hüfte abspielen, die aber vielleicht völlig verschiedene Krankheiten mit völlig verschiedenen Ursachen sind.
Z.B. eine Ernährungs-HD oder eine genetische HD.

:
: Was hälst Du von der Theorie, dass eine Schilddrüsenfehlfunktion im Zusammenhang mit HD steht. Die Schilddrüse steuert viele hormonelle Vorgänge in der Mutterhündin und könnte somit auch das Knochenwachstum der Welpen beeinflussen ? Oder liegt ein Großteil doch an der "unnatürlichen Ernährungsweise" unserer modernen Haushunde ?


Theoretisch ist vieles denkbar, aber es wird dort viel zuwenig geforscht. Sind ja nur Hunde.
Kein Mensch weiss zur Zeit wirklich, wie das mit der HD ist.
Deswegen kann man nur zweigleisig fahren: HD raus aus der Zucht und optimale Ernährung, z.B. frisch oder gekocht.

Gruß
Andreas