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Nochmal Vererbung

geschrieben von Katja(YCH) 
Nochmal Vererbung
11. September 2002 07:55

Hallo,

ich habe mir in den letzten Tagen einige Gedanken gemacht und wollte nochmal nachfragen:

Ein Fallbeispiel:

Wenn die Mutter und Vater eines Wurfes z.B. die Ängstlichkeit rezessiv vererben, dann werden die Welpen ängstlich oder sie sind "normal" und
vererben dieses Gen rezessiv weiter. Richtig?
Die Welpen die nun ängstlich sind, vererben diese dann dominant?
Ich meine jetzt, wenn der Partner dieses Gen für Ängstlichkeit nicht besitzen? Auch nicht rezessiv?

Oder anderer Fall, beide Eltern sind ängstlich. Können dann auch Welpen geboren werden, die nicht ängstlich sind und dieses auch nicht rezessiv vererben?

Wenn das so ist, ist Züchten ja das reinste Lottopiel!!

Danke für eure Antworten!

LG Katja, die glaube ich noch viel zu lernen hat!

11. September 2002 10:14

Hallo Katja

Ich glaube nicht, dass züchten eine Lotterie ist. Züchten ist vielmehr ein Handwerk und weniger eine Wissenschaft. In meinen Augen braucht es folgende Zutaten, um von einem guten Züchter zu reden.

Fachwissen
Weiterbildung
Zeit
Geduld
Geld
Platz

Fachwissen, sowohl wissenschaftliche Zusammenhänge zu begreifen (Genetik, Medizin) als auch handwerklich mit den Hunden so umzugehen, dass die Auswahl der besten Zuchttiere gewährt bleibt.

Weiterbildung, in Form von Büchern, die sich ruhig auch mal widersprechen dürfen, in Form von Seminaren, die ruhig mal von einem Futterhersteller gesponsert sein dürfen, in Form von Fachgesprächen unter Kollegen, die ruhig einmal hitzig sein dürfen.

Zeit, eine Zucht aufzubauen, die nicht dem kurzfristigen Superhund nachhechelt, sonder langanhaltend eine Zuchtbasis schafft, die eine Bereicherung darstellt. Zeit, die Hunde zu beschäftigen und Zeit für Aus- und Weiterbildung.

Geduld und Bescheidenheit, einmal einen Fehler einzugestehen und eine Linie, die nicht hält was man sich verspricht abzubrechen und die zweite Linie weiterzuzüchten, die konstanter zum Ziel führt, auch wenn es halt ein paar Jahre länger dauert.

Geld, in ein Hobby oder in eine Berufung zu investieren, dass niemals eine Rendite abwirft.

Platz zu haben, um niemals gezwungen zu sein, einen Hund zu verkaufen aus Platzmangel. Hier beginnt oft der Teufelskreis. Zu wenig Platz - zu viele Hunde - zu wenig Geld - zu wenig Zeit - keine Weiterbildung - kein Erfolg - zu wenige Hunde werden verkauft - zu wenig Platz usw.

Stimmen all diese Voraussetzungen, dann kommt die Auswahl der Hunde. Hier interessieren mich die Grosseltern meist mehr als die Eltern. Der kurzfristige SchH 3 aus einem überdurchschnittlichen Wurf setze ich trotzdem nicht ein, wenn er aus einer Linie stammt, die Erbkrankheiten hat.
Die Auswahl von den besten Tieren für eine Zucht schliesst, in meinen Augen einfach aus, sich Gedanken zu machen, ob man mit einer ängstlichen Hündin, einem aggressiven Rüden usw züchten soll. Auch wenn sie sonst superlieb, superschön und supersuper sind.

Freundliche Grüsse

Ewald



11. September 2002 11:01

Hallo Katja,
:
: Wenn die Mutter und Vater eines Wurfes z.B. die Ängstlichkeit rezessiv vererben, dann werden die Welpen ängstlich oder sie sind "normal" und
: vererben dieses Gen rezessiv weiter. Richtig?
: Die Welpen die nun ängstlich sind, vererben diese dann dominant?
: Ich meine jetzt, wenn der Partner dieses Gen für Ängstlichkeit nicht besitzen? Auch nicht rezessiv?

Der Erblichkeitsgrad bei Ängstlichkeit ist hoch (ca. zwischen 45-60%).
Somit ist erst mal die Chance, daß wenn ein oder beide Elterntiere ängstlich sind, die Nachkommen ebenfalls ängstlich sind, sehr hoch.
Bei Ängstlichkeit spielen jedoch auch immer wieder viel Umwelt- und Aufzuchtfaktoren eine Rolle.
Wenn nun theoretisch beide Elterntiere rezessiv ängstlich sind, kann man das dann ja nur daran erkennen, daß eben die Nachkommen ängstlich sind.

Mit ängstlichen Tieren sollte man nicht züchten, da die Wahrscheinlichkeit, daß sie dieses weitergeben sehr hoch ist, auch wenn einer der Partner nicht ängstlich ist.
Sollte die Hündin ängstlich sein, wird sie die Ängstlichkeit vermutlich zusätzlich zur genetischen Belastung der Welpen auch noch durch ihr Verhalten an die Welpen weitergeben.

Und dann sollte man immer noch weiter denken. An die kommenden Generationen.
:
: Wenn das so ist, ist Züchten ja das reinste Lottopiel!!
:
In der Theorie vermutlich nicht, nur wie es in der Praxis aussieht, ist immer wieder eine andere Sache.

Man sollte sich überlegen, worauf man Wert legt, zusätzlich zur Gesundheit natürlich.
Und dann sollte man versuchen, möglichst viel über alle Hunde (sofern überhaupt möglich) in den Ahnentafeln der Zuchttiere in Erfahrung zu bringen. Ebenso über Geschwister, Halbgeschwister usw.
Damit kann man schon viele Probleme vermeiden.

Und es gibt so viele Zuchttiere. Warum sollte man dann unbedingt mit Tieren, die von vornherein Mängel aufweisen züchten? Es sei denn, sie hätten irgendwelche andere, für die Rasse hervorragenden Merkmale, so daß der vorhandene Mangel das kleinere Übel ist.

Viele Grüße
Tanja

11. September 2002 12:07

Hallo Ewald!

Eigentlich wollte ich nur wissen, ob mein "theoretisches Beispiel" in Hinsicht auf die Vererbung stimmt (ich gehe hier nur von einem BEISPIEL aus, hätte ebenso "Bellfreude" nennen können).
Aber deine Ausführungen zu diesem Thema (Zucht) fand ich klasse.
:
: Geduld und Bescheidenheit, einmal einen Fehler einzugestehen und eine Linie, die nicht hält was man sich verspricht abzubrechen und die zweite Linie weiterzuzüchten, die konstanter zum Ziel führt, auch wenn es halt ein paar Jahre länger dauert.
:
Ja, mit den Fehlern eingestehen.... Ich denke das ist wohl das ALLERGRÖSSTE Problem.

:
: Platz zu haben, um niemals gezwungen zu sein, einen Hund zu verkaufen aus Platzmangel. Hier beginnt oft der Teufelskreis. Zu wenig Platz - zu viele Hunde - zu wenig Geld - zu wenig Zeit - keine Weiterbildung - kein Erfolg - zu wenige Hunde werden verkauft - zu wenig Platz usw.

Das verstehe ich nicht...... Willst Du damit sagen, daß man sich mehrere Hunde halten soll und dann die Beste für die Zucht heraussuchen?
:
: Stimmen all diese Voraussetzungen, dann kommt die Auswahl der Hunde. Hier interessieren mich die Grosseltern meist mehr als die Eltern. Der kurzfristige SchH 3 aus einem überdurchschnittlichen Wurf setze ich trotzdem nicht ein, wenn er aus einer Linie stammt, die Erbkrankheiten hat.

Wieso interessieren Dich die Großeltern meist mehr als die Eltern? Der Deckrüde/die Zuchthündin "besteht" doch nur aus 25 % aus Großeltern?
Gibt es hier eine besondere Beziehung? (Vererbungstechnisch?)

: Die Auswahl von den besten Tieren für eine Zucht schliesst, in meinen Augen einfach aus, sich Gedanken zu machen, ob man mit einer ängstlichen Hündin, einem aggressiven Rüden usw züchten soll. Auch wenn sie sonst superlieb, superschön und supersuper sind.

Sehe ich genauso!
:

LG Katja


11. September 2002 12:22

Hallo Tanja,

meine Meldung bezog sich auf ein Beispiel, hätte auch "Bellfreude" nehmen können :-))

Also sind bei rezessiven Vererbungen immer alle Welpen betroffen (rein theoretisch).
Wie vererben den theoretisch die Welpen, die die Ängstlichkeit rezesiv von ihren Eltern bekommen haben? Wird das dominant vererbt, oder nicht?
(Mal ohne Umweltreize/Umgang der Hündin mit Welpen, etc.)


: Man sollte sich überlegen, worauf man Wert legt, zusätzlich zur Gesundheit natürlich.
: Und dann sollte man versuchen, möglichst viel über alle Hunde (sofern überhaupt möglich) in den Ahnentafeln der Zuchttiere in Erfahrung zu bringen. Ebenso über Geschwister, Halbgeschwister usw.
: Damit kann man schon viele Probleme vermeiden.
:
: Und es gibt so viele Zuchttiere. Warum sollte man dann unbedingt mit Tieren, die von vornherein Mängel aufweisen züchten? Es sei denn, sie hätten irgendwelche andere, für die Rasse hervorragenden Merkmale, so daß der vorhandene Mangel das kleinere Übel ist.
:
Meine Hündin ist Gott sei Dank vollkommen in Ordnung. Auch ihre Geschwister. Ich habe meine Hündin von einer sehr erfahrenen langjährigen Züchterin mit der ich in sehr engem Kontakt stehe. Wenn
ich wirklich einmal mit ihr züchten sollte, habe ich hier einen kompetenten Fachmann, der sich seit Jahrzehnten mit dieser Rasse beschäftigt und fast alle Hunde aus der Ahnentafel meiner Hündin persönlich gekannt hat! Einzig auf die Zähne muß einmal aufpassen!

Liebe Grüße
Katja

:

11. September 2002 13:32

Hi Katja,
:
: meine Meldung bezog sich auf ein Beispiel, hätte auch "Bellfreude" nehmen können :-))

Schon klar, hab ja auch nur allgemein geantwortet.
Allerdings muß hier schon unterschieden werden, denn der Erbgrad von Ängstlichkeit ist eben höher, als wohl der der "Bellfreude".
:
: Also sind bei rezessiven Vererbungen immer alle Welpen betroffen (rein theoretisch).

Nich unbedingt alle.

: Wie vererben den theoretisch die Welpen, die die Ängstlichkeit rezesiv von ihren Eltern bekommen haben? Wird das dominant vererbt, oder nicht?
: (Mal ohne Umweltreize/Umgang der Hündin mit Welpen, etc.)

Tja, ich würde sagen, daß sie das schon zum größten Teil weiter vererben könnten, allerdings muß man das eben auch auf spätere Generationen sehen. Dieser Defekt ist in der Linie dann drin.
: : :
: Meine Hündin ist Gott sei Dank vollkommen in Ordnung. Auch ihre Geschwister. Ich habe meine Hündin von einer sehr erfahrenen langjährigen Züchterin mit der ich in sehr engem Kontakt stehe. Wenn
: ich wirklich einmal mit ihr züchten sollte, habe ich hier einen kompetenten Fachmann, der sich seit Jahrzehnten mit dieser Rasse beschäftigt und fast alle Hunde aus der Ahnentafel meiner Hündin persönlich gekannt hat! Einzig auf die Zähne muß einmal aufpassen!
:
Na dann hast du ja einen kompetenten Fachmann. Ich denke, wenn du züchten willst, dann solltest du dich mit dieser Züchterin zusammentun. Sie wird dir sicher eine große Hilfe sein und dir auch den richtigen Zuchtpartner aussuchen können.

Viele Grüße
Tanja
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