Hallo Susanne,
: beide Hunde Sebadenitis?
Wenn Du Tierzucht studiert hast, dann solltest Du wissen, was "Träger" bedeutet. Und wo der Unterschied zwischen "Träger" und "erkrankt" liegt. Ich schrieb "beide Elternteile sind Träger". Nicht, dass beide Elternteile Sebadenitis haben.
Und für Sebadenitis gibt es noch keinen Gentest. Obwohl sich diejenigen, die sich damit befassen, zu 99% davon ausgehen, dass es sich um einen autosomal rezessiven Erbgang handelt.
:Und? Mal in den weiter zurückliegenden Generationen nach gemeinsamenen Vorfahren geforscht?
*hochgezogeneaugenbraue
Soll da jetzt Sarkasmus durchklingen?
Selbstverständlich haben wir "mal in den weiter zurückliegenden Generationen rumgeforscht".
Beim Vater habe ich in 4. Generation einen Rüden gefunden, den ich definitiv als SA-Träger (nur zur Erinnerung, nicht erkrankt, nur Träger) festmachen konnte. Aufgrund anderer bekannter SA-Fälle.
Von Seiten der Mutter ist mir nichts bekannt. Und da beide zumindest bis in die 6. Generation hin keine gemeinsamen Verwandten haben, was übrigens einem Inzuchtkoeffizienten von unter 0,01 oder unter 1 % macht, kann man das ganze wirklich überstrapazieren, indem man hier der Inzucht die Schuld gibt.
Auch wenn man noch so ein "Out Cross"-Fan ist. Ab einem gewissen "Verwandtschaftsgrad" kann man nicht mehr von Inzucht sprechen. Sonst wären alle Tiere einer Population, wenn man sie denn nur weit genug zurückverfolgen könnte, "Inzucht". Damit schliesse ich jetzt wildlebende Tiere ein. Denn irgendwo findet sich immer ein wie auch immer gearteter Verwandter.
:Ich habe bisher relatives Glück gehabt, und mein Junghund stammt aus einer Verpaarung ohne Ahnenverlust in 5 Generationen.
Also, kein Ahnenverlust in 5 Generationen bedeutet für dich, dass hier keine nennenswerte Inzucht mehr vorhanden ist? Oder verstehe ich diese Aussage jetzt falsch?
Wenn ja, dann ist die von mir erwähnte Paarung auf gar keinen Fall Inzucht.
: Bessere Argumente gegen die Inzucht sind nachzulesen im äußerst empfehlenswerten Buch von Helmut Wachtel "Hundezucht 2000".
, weisst Du, auf einer Vortragsreihe in den USA 2001 haben zwei anerkannte Koryphäen auf dem Gebiet der Tierzucht, speziell sogar Hundezucht, Vorträge über das Thema gehalten. Der eine war ein totaler Gegner der Inzucht, der andere war total für Inzucht. Wenn's nach dem gegangen wäre, würde man fast überhaupt keine Out Cross Paarungen machen.
Beide übrigens mit PhD, und allem möglichen an akademischen Titeln. Also, dürften sie schon zumindest Ahnung haben, wovon sie reden.
Man kann's in beide Richtungen übertreiben.
Willis definiert Inzucht folgendermassen:
"wenn die Elterntiere näher verwandt sind, als der Durchschnitt der Rasse".
Danach ist Inzucht ein relativer Begriff.
Abgesehen davon, was machst Du, wenn Du nur kleine Populationen hast? Aussterben lassen, um Inzucht um jeden Preis zu vermeiden?
Ich rede hier von einer Rasse, bei der 50 Welpen pro Jahr schon viel sind. Obwohl die Welpenzahlen langsam steigen. Und auch einiges an Fremdblut dazu kommt. Trotzdem wird sich ein gewisses Mass an Inzucht so lange nicht vermeiden lassen, bis die Population eine gewisse Anzahl an Tieren und Linien überschritten hat.
Es gibt also noch andere "Vorteile" der Inzucht, ausser "den Rassetypus" zu festigen. Aber dazu muss man eben seine Scheuklappen abnehmen. Oder glaubst Du, dass z.B. die Altdeutschen Hütehunde ohne eine, im Vorfeld natürlich sorgfältig geplante, Inzucht als Rasse überleben können?
Von reiner Inzucht rein um des Typs willen, wie es z.B. Jean Lyle vom Wycliffe-Kennel in den USA gemacht hat, davon halte ich auch nicht viel. Zumindest nicht, wenn man es derart übertreibt. Aber ab und an Verpaarungen einzuflechten, die einen geringen Verwandtschaftsgrad aufweisen ist nun wirklich kein Verbrechen. Und genau darum geht es mir beim Thema Inzucht.
Beim Menschen ist ein Inzuchtkoeffizient von 6,25% rsp 0,0625 legal.
Also sollten wir bei den Hunden vielleicht nicht gerade päpstlicher sein, als der Pabst, und schon bei weit geringeren Koeffizienten aufschreien, wie "schlecht doch die ganzen Züchter sind".
Gruss Cindy