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Inzucht

geschrieben von Matthias(YCH) 
Inzucht
08. Februar 2003 21:00

Hallo!

Ich weiß nicht, ob die Frage schon oft gestellt wurde. Trotzdem würde ich mich über eine Antwort freuen.

Wir haben alle in Genetik gelernt, dass Inzucht zu Komplikationen führen kann - Erbschäden usw. Ich habe mir Ahnentafeln von Rassehunden aus Leistungslinien angeschaut und dort trifft man sehr häufig auf Inzuchten.
Ab welcher Generation ist eine Inzucht nicht mehr mit Risiken verbunden?

Gruß
Matthias

08. Februar 2003 23:06

Hallo Matthias,

Inzucht ist an sich nicht schädlich. Auch in der Natur kommt Inzucht häufig vor, z.B. in Huftierherden. Die weiblichen Tiere sind innerhalb weniger Jahre fortpflanzungsfähig und werden häufig vom eigenen Vater belegt. Auch "entstehen" keine Krankheiten durch Inzucht, Inzucht deckt das Vorhandensein von Schadgenen lediglich auf.

Allerdings selektiert die Natur auf absolute Lebenstüchtigkeit aus. Nur die Besten kommen zur Fortpflanzung. Und wenn nur das beste Genamterial zur Fortpflanzung kommt, ist es nicht schlimm, wenn einige Erbanlagen durch Inzucht reinerbig auftreten. Und kommt durch Inzucht eine ungünstige reinerbige Genkobination zustande, korrigiert die Natur ihren Irrtum schnell und gründlich, dieses Tier wird sich nie fortpflanzen können.

Inzucht auf gesunde und leistungsfähige Tiere wirkt sich positiv aus. Durch engste Inzucht (Vater-Tochter-Paarungen) sind die leistungsfähigsten Volllblutaraber-Linien entstanden, angeblich gehen sie zurück auf nur sieben Stuten. Die Beduinen selektieren allerdings gnadenlos aus in der Zucht.

Inzucht auf Tiere, die nicht ganz gesund sind, nur Mittelmaß haben, keine Tiere über dem Mittel der Rasse sind, schadet, ebenso wie mangelnde Selektion bei der Auswahl der Zuchttiere. Egal ob man weitläufige Inzucht macht oder enge. Tiere, auf die ingezüchtet wird, sollte man sehr sehr gut kennen.

Gefährlich ist der Genverlust durch eine schleichende Inzucht. D.h. in den erste vier oder fünf Vorfahrengenerationen gibt es im Pedigree keine gemeinsammen Ahnen, aber die Tiere, die im Pedigree stehen, sind weiter hinten eng miteinander verwandt. Das wird für einen Züchter, der noch nicht so lange dabei ist, rasch unübersichtlich. Hier kommen ungeplant Inzuchten zustande, das ist wohl das schlimmste was passieren kann, vieles ist dann dem zufall überlassen.

Viele Grüße

Antje

09. Februar 2003 08:42

Hallo Antje,

rezessiv vererbende Krankheiten treten in der Inzucht doch sicher prozentual häufiger auf, als in einer weit entfernten Verpaarung. Somit müßte die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von seltenen Krankheiten in der Inzucht häufiger sein. Man diese rezessiven Veranlagungen nicht erkennen. Das war eigentlich meine Befürchtung.

Aber das in der Natur Inzucht vorkommt stimmt sicherlich, zumindest bei den Herdentieren und z.B. Bakterien. Ansonsten läuft es in der Natur aber doch auf eine möglichst große genetische Vielfalt hinaus, denn sonst könnte eine Art nicht an ändernde Umwelteinflüsse angepasst werden. Gut, diese Änderung wollen wir als Hundebesitzer eigentlich ja auch gar nicht mehr.

Viele Grüße
Matthias



09. Februar 2003 09:23

Hallo Matthias,

Inzucht "verursacht" aber kene Schadgene, wie es vielfach ausgedrückt wird, sondern deckt sie auf. Das ist auch von Vorteil, denn wenn ich einen Inzuchtstamm habe, der rundherum gesund ist, dann weiß ich, daß da auch rezessiv nix ist, und mache ich ddann eine "Auszucht" (= mit einem blutfremden Zuchtpartner) sind das Ergebnis meistens Nachfahren, die besonders vital sind. Natürlich treffen bei Inzucht entsprechende Schadgene häufiger aufeinander, aber auch bei der Verpaarung nicht verwandter Individuel können sich diese Gene treffen.


: Aber das in der Natur Inzucht vorkommt stimmt sicherlich, zumindest
: bei den Herdentieren und z.B. Bakterien. Ansonsten läuft es in der
: Natur aber doch auf eine möglichst große genetische Vielfalt hinaus,
: denn sonst könnte eine Art nicht an ändernde Umwelteinflüsse
: angepasst werden.

Die Natur nutzt beides, sowohl In- als auch Auszucht. Durch Inzucht festigt sie die Erbanlagen von Tieren, die in großem Umfang an ihre Lebensumstände angepaßt und anderen Individuen gegenüber dadurch im Vorteil sind, und durch Auszucht verbreitet sie diese Gene dann weiter in der Population. Man kann deshalb nicht sagen, daß Inzucht "gut" ist oder "schlecht", denn beides stimmt irgendwo und stimmt auch nicht.

Probleme bereitet Inzucht, wenn sie unüberlegt angewendet wird oder aber auf unwichtige Dinge selektiert wird, etwa damit irgendwelche Flecken an der richtigen Stelle sitzen.

Viele Grüße

Antje

09. Februar 2003 22:57

: Hallo Matthias,
:
: Inzucht ist an sich nicht schädlich. Auch in der Natur kommt Inzucht häufig vor, z.B. in Huftierherden. Die weiblichen Tiere sind innerhalb weniger Jahre fortpflanzungsfähig und werden häufig vom eigenen Vater belegt. Auch "entstehen" keine Krankheiten durch Inzucht, Inzucht deckt das Vorhandensein von Schadgenen lediglich auf.

Hallo Antje

das ist richtig, durch Inzucht werden vorhandene Erbfehler aufgedeckt !
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: Allerdings selektiert die Natur auf absolute Lebenstüchtigkeit aus. Nur die Besten kommen zur Fortpflanzung. Und wenn nur das beste Genamterial zur Fortpflanzung kommt, ist es nicht schlimm, wenn einige Erbanlagen durch Inzucht reinerbig auftreten. Und kommt durch Inzucht eine ungünstige reinerbige Genkobination zustande, korrigiert die Natur ihren Irrtum schnell und gründlich, dieses Tier wird sich nie fortpflanzen können.

In der Hundezucht wird aber nicht so hart selektiert, es werden Schwächlinge per Flasche aufgezogen, oft nur nach Schönheit und nicht nach Gesundheit oder Robustheit selektiert. So gesehen sollte die Rassehundezucht Inzucht wennmöglich vermeiden, der Selektionsdruck der Natur fehlt bzw. wird nun einmal nicht durchgeführt.

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: Inzucht auf gesunde und leistungsfähige Tiere wirkt sich positiv aus. Durch engste Inzucht (Vater-Tochter-Paarungen) sind die leistungsfähigsten Volllblutaraber-Linien entstanden, angeblich gehen sie zurück auf nur sieben Stuten. Die Beduinen selektieren allerdings gnadenlos aus in der Zucht.

Mag sein, weiß nicht bei den Pferden. Wenn sich Inzucht so positiv auswirkt warum ist sie beim Mensch verboten ? Weil beim Mensch nicht gnadenlos selektiert wird? Eine, zwei Generationen Inzucht mögen gut gehen, ohne Fehler zu sehen, aber welches Erbgut ist schon gänzlich frei von Fehlern (egal ob bei Mensch oder Tier, überall gibt es Kranke).
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: Inzucht auf Tiere, die nicht ganz gesund sind, nur Mittelmaß haben, keine Tiere über dem Mittel der Rasse sind, schadet, ebenso wie mangelnde Selektion bei der Auswahl der Zuchttiere. Egal ob man weitläufige Inzucht macht oder enge. Tiere, auf die ingezüchtet wird, sollte man sehr sehr gut kennen.
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: Gefährlich ist der Genverlust durch eine schleichende Inzucht. D.h. in den erste vier oder fünf Vorfahrengenerationen gibt es im Pedigree keine gemeinsammen Ahnen, aber die Tiere, die im Pedigree stehen, sind weiter hinten eng miteinander verwandt. Das wird für einen Züchter, der noch nicht so lange dabei ist, rasch unübersichtlich. Hier kommen ungeplant Inzuchten zustande, das ist wohl das schlimmste was passieren kann, vieles ist dann dem zufall überlassen.

Wer kann schon lückenlos 5 bis 10 Generationen alle Hunde kennen im Stammbaum, wohl keiner. Gerade in der Rassehundezucht sieht man in Stammbäumen immerwieder In oder Linienzucht, die Ahnentafeln sind nur bis 3 der 4 Generationen ausgefüllt dahinter kräht kein Hahn mehr. In der Rassehundezucht sind zu wenige Tiere in der Zucht und daher ist eine Linienzucht fast immer nötig. Das liegt aber an den Verein-Vorschriften über Zuchttauglichkeit und Untauglichkeit. Wer kräht bei den Menschen danach, ob einem Elternteil ein Zahn fehlt ? keiner, deswegen wird man nicht von der Fortpflanzung ausgeschlossen. Beim Hund muß alles das perfekt sein, was beim Menschen oft nicht vorausgesetzt wird.

Viele Grüße
Richard
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: Viele Grüße
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: Antje


13. Februar 2003 11:39

: Wenn sich Inzucht so positiv auswirkt warum ist sie beim Mensch verboten ?
Ist es ja gar nicht! Cousin und Cousine dürfen heiraten. Außerdem ist das beim Menschen nun wieder eine Frage von Moral und Erziehung. Die alten Ägypter z.B. betrieben häufig Inzest - Geschwisterehen waren dort gang und gäbe. Und in manchen abgelegenen Regionen ist der Inzuchtgrad der Bevölkerung betimmt heute noch ziemlich hoch.
Viel Grüße von katrin