Hallo Frank,
ich bin keine Ausnahme, es gibt eine ganze Menge kritische DSH-Züchter. Allerdings bewege ich mich weniger in Hochzuchtkreisen, obwohl ich auch dort einige gewissenhaft Züchter kenne.
: (Und Privatleute nehmen evtl. an die a-Stempel sind alles HD-freie
: Hunde bei den Vorahnen, ich glaube nicht viele wissen, das der a-
: Stempel frei bis leicht heißen kann). Warum die Sonderregelung und
: kein A, B, C in den Papieren wie bei anderen Rassen, würde für
: Klarheit sorgen?
Es erfolgt eine Klassifizierung in der Ahnentafel! Es wird bei den zuchtfähigen Befunden unterschieden in "a-normal", "a-fast normal" und "a-noch zugelassen". Bei den Vorfahren und den Wurfgeschwistern von Vater und Mutter sowie Großvätern und Großmüttern steht für "normal" "a1", "fast normal" "a2" und "noch zugelassen" "a3". "a6" bedeutet, daß der Hund im Ausland geröngt wurde und eine zuchtfähigen Befund hat, "a4" und "a5" erhalten in der eigenen Ahnentafel das "a" nicht. Zusätzlich besitzt jeder Hund einen HD-Zuchtwert, wobei der Wert 100 das "Mittel der Rasse" beziffert. Besitzt ein Hund einen niedrigeren Wert, besagt das, daß er züchterisch in Bezug auf HD die Rasse positiv beeinflußt, ist sein Wert höher als 100, beeinflußt er die Rasse in Bezug auf das Merkmal HD negativ. Verpaarungen dürfen den Wert 200 nicht überschreiten.
Ich weiß, daß einige Leute sehr unkritisch sind, wenn sie einen Schäferhund (bzw. Hund generell) erwerben. Diese Leute werden dann auch oftmals von unseriösen Züchtern über den Tisch gezogen. Aber ist es einzig und alleine die Schuld des Verkäufers, wenn sich der "Kunde" vor dem Kauf nicht ordentlich informiert? Daß Schäferhunde (und andere Rassen ab Mittelgröße aufwärts) an HD erkranken können ist ja nun wirklich nix neues, selbst als Laie mache ich mir doch da so meine Gedanken und informiere mich vorab. Oder aber ich nehme den Rat an, der in wirklich jedem Hundebuch für 2,50 Euro zu finden ist, nämlich jemanden zum Hundekauf mitzunehmen, der sich mit der Materie auskennt. Gerade HD ist doch ein Problem, daß wirklich fast jeder kennt, kann eigentlich gar nicht glauben, daß es immer noch Leute gibt die sich beim Hundekauf darum gar nicht kümmern...
: Außerdem verstehe ich nicht, wieso man bei einer so häufig
: vertretenen Rasse auf HD-leichte Hunde nicht längst verzichten kann?
: Wenn die HD doch auch erblich ist und angeblich alles getan wird um
: Erbfehler zu bekämpfen wäre dies der erste logische Schritt oder?
Jain. Richtig ist, daß man mit den "a3"-Tieren sehr sorgfältig umgehen muß in der Zucht. Das ist in der Vergangenheit häufig nicht gemacht worden, zumindest nicht in der Hochzucht. Auch sollten solche Hunde nicht "zur Zucht empfohlen" werden (= Körklasse 1 oder gar "Vorzüglich Auslese"; es gab sogar schon Hauptzuchtschausieger mit diesem HD-Befund). ABER so mancher "a3"-Hund vererbt saubere Hüften, nicht nur in der nächsten Generation, sondern auch in den weiterführenden. Und so mancher "a1"-Hund vererbt schlechtere Hüften. Besitzt ein "a3"-Hund andere Qualitäten, ist besser als der Durchschnitt, sollte man die Möglichkeit haben, diesen zur Zucht einzusetzen. Die Blutlinienführung ist heute leider auch beim DSH sehr eng, selbst in den Leistunglinien hast Du kaum Möglichkeiten, Inzuchten zu vermeiden.
Richtig ist aber, die "a3"-Hunde in den Pedigrees nicht aus den Augen zu verlieren und Inzuchten auf diese Tiere zu unterlassen. Auffällig bei HD-Hunden ist für mich, daß es bei ihnen eine Häufung von "a3"- und "a2"-Tieren in den Pedigrees gibt. Hingegen scheinen sich wenig "a3"-Hunde in Pedigrees, in denen hauptsächlich "a1"-Hunde auftauchen, kaum negativ auf den Hüftbefund auszuwirken.
Es werden Hunde und keine isolierten Hüftbefunde gezüchtet. Der Schäferhund krankt an viel mehr als an seiner Hüfte. Insofern kann auch ein "a3"-Hund die Rasse positiv beeinflussen, in Bezug auf sein Interieur, in Bezug auf seinen restlichen Gesundheitsstatus. In Verbindung mit dem richtigen Zuchtpartner...
: Vielversprechendere Welpen werden oft als halbe Hunde an Kollegen
: platziert. Von den platzierten hört man von der einen Hälfte nie
: wieder etwas, erscheinen sie in der HD-Zuchtwertschätzung? Die
: anderen werden ausgebildet und dann teilweise zu mehrstelligen
: Beträgen verkauft. Die hohen Eurobeträge von denen Du redest (
: falschen DNA's) resultieren scheinbar nicht aus dem Welpenverkauf. Am
: Welpenverkauf ist bei diesen Preisen tatsächlich nur Geld mitgebracht.
Stimmt absolut, das Geld kommt beim DSH über die Decktaxen der V-Ausleserüden und den Verkauf hochplazierter Zuchttiere herein, beim Welpenverkauf legt man fast drauf.
Die Hochzucht ist eine Welt, in der ich nicht lebe. Viele andere Züchter allerdings auch nicht. Das wird häufig übersehen. Aber "SV" ist nicht nur "Hochzucht". Der Bereich "Leistungszucht" ist zwar kleiner als der Bereich "Hochzucht", ist aber größer als das Reservoir anderer Rassen.
: Der Dissidenz wird Kommerz vorgeworfen, heißt es nicht in den
: Richtlinien eines Dachvereines man hätte keine gewerblichen Züchter?
: Da hat anscheinend wieder ein Verein eine Ausnahme? Oder wie sonst
: kannst Du von "Hunderttausenden von Euro" sprechen ?
Nicht der Züchter, der seine Welpen verkauft, macht das große Geschäft, sondern der Besitzer eines hochprämierten Hundes, der verkauft oder zum Decken eingesetzt wird. Bei anderen Rassen, z.B. dem Rottweiler, ist es genau so, da werden Kaufpreise von 150.000 Euro kaltlächelnd ausgeschlagen, weil der Hund als Deckrüde mehr einbringt und anschließend immer noch für viel Geld verkauft werden kann. In wie weit dafür Steuern zu zahlen sind haben die Finanzämter zu überprüfen.
: Hat ein Dissidenzzüchter 3 oder 4 Würfe im Jahr wird er als
: Massenzüchter abgestempelt, hat ein Anderer 20 Würfe im Jahr, dann
: ist es seriös oder wie?
Zum einen halte ich "Dissidenzzüchter" nicht pauschal für unseriös. Manchem bleibt bzw. blieb ja gar keine Wahl, denke da an die Liebhaber der Langstockhaar oder Weißen Schäferhunde. Kenne aber auch absolut unseriöse "Dissidenztüchter", die die Ahnentafeln ungeborener Welpen in der Schreibtischschublade liegen haben und die bereits ausgestellte Ahnentafeln verstorbener Hunde "wiederverwerten".
Im SV darfst Du übrigens pro Jahr und Zwingername nur noch max. 10 Würfe machen. Immer noch viel Holz, aber teilweise teilen sich ja drei oder vier Züchter einen Zwingernamen (= Zuchtgemeinschaften).
: Aramis bezeichnet einen Hobbyzüchter, der in der Dissidenz nur 2
: Würfe machen will als Vermehrer und wenn woanders von der Hundezucht
:lebt wird dann ist das o.k.?
Ich glaube, von seriöser Zucht kannst Du nirgend leben, weder im VDH noch sonstwo...
a wird mit zweierlei Maß gemessen, die Dissidenz ist immer schlecht,
:hat nur kranke Hunde, häßliche Hunde, schlechte Aufzucht, nur
:unseriöse Züchter usw. und der Andere ist immer gut. So geht das aber
:nicht, anstatt immer von oben herab zu sagen, nur wir sind seriös,
:sollte lieber vor der eigenen Haustüre gekehrt werden und sich mal
:alle Vereine eines Dachverbandes an die ach so strengen Regeln halten
der ?
Das Problem mit den Dissidenzverbänden ist das, daß es welche gibt, die sich nun wirklich an rein gar nix halten. Da werden Ahnentafeln zusammengelogen etc. Nicht von allen Verbänden, nicht von allen Züchtern. Aber man kann die Spreu nur schlecht vom Weizen trennen. Und das Image der "Quelle-" und "Ottoversand-Züchter" aus Zeiten, in denen man Cocker, Pudel und Dackel aus dem Versandkatalog bestellen konnte, ist halt auch noch nicht immer so ganz verschwunden.
Der VDH könnte in mancher Hinsicht härtere Vorschriften haben, das ist richtig, aber die, die er hat, gelten für alle, die ihm unter diesen Bedingungen beigetreten sind. Der SV hat nun mal eine Bestandschutz auf seine Zuchtordnung, die er zum Zeitpunkt seines VDH-Beitrittes hatte. Das ist sein Vorteil, daß er dem VDH damals so früh beigetreten ist.
Viele Grüße
Antje