Hallo Anila
Schön, dass du dich dazu entschieden hast, eine Hundebegleitung anzuschaffen. Finde es toll, dass du dir jetzt schon Gedanken machst, welcher Hund es sein soll und dich auch schon erziehungstechnisch informierst. Ich werde versuchen, deine Suche etwas einzuschränken.
Nicht aggressiv: Das ist grundsätzlich eine Erziehungssache. Kein Hund ist von Natur aus aggressiv. Hier müsste man eher hinschreiben, ein eher nicht dominanter Hund sollte es sein. Dominante Hunde neigen eher dazu, ihre Köpfe durchzusetzen und oft auch zu knurren. Aber Vorsicht, auch hier kann man mit Erziehung vieles in die richtigen Bahnen einlenken! Bezüglich deiner Angst, dass er mal knurren oder schnappen könnte (wenn du die Körpersprache des Hundes verstehst, sollte dies jedoch nicht vorkommen, beim Ansatz zum knurren solltest du sofort merken, was du falsch gemacht hast. Der Hund knurrt nur zur Warnung, das Schnappen/Beissen ist die Folgehandlung, wenn du nicht auf das Knurren reagierst. Es sollte aber nicht so sein, dass der Hund dich bei absolut normalen Dingen anknurrt wie zum Beispiel wenn du ihm ein Spielzeug wegnimmst.) Ein Beispiel: der Hund liegt in seinem Bett und frisst einen Knochen. Du oder jemand anderes möchte in diesem Moment mit ihm spielen oder ihm das Futter wegnehmen. Dem Hund passt das nicht und er beginnt zu knurren. In diesem Moment bist du für ihn zu weit gegangen (Achtung, der Hundehalter sollte seinem Hund alles aus dem Maul nehmen können, ohne dass der Hund knurrt oder gar schnappt, auch hier, Erziehung ist gefragt). Wichtig ist, dass du keine Angst vor dem Hund, seinen Zähnen oder sonstwas hast. Respekt sollst du haben, aber keine Angst, das merkt der Hund. Es kann immer mal vorkommen, dass du die Zähne deines Hundes zu spüren bekommst, das ist schnell passiert. Beim spielen passiert es halt sehr oft (Zerrspiele oder wenn er dir etwas aus der Hand nehmen soll zum Beispiel). Das kann schmerzhaft oder auch ab und an sanfter sein. Aber das muss dir keine Angst machen, da der Hund das nicht böse meint und es auch nicht absichtlich macht. Ich musste etwas lächeln als ich das las, dass es ja bei Katzen auch unterschiedlich ist mit dem nett sein beim streicheln etc. Bei Hunden ist es ähnlich. Man muss ihn halt von Anfang an daran gewöhnen. Wenn du drei Jahre lang den Hund nie gebürstet hast und plötzlich damit anfängst wird das kein Hund einfach so hinnehmen (klar ist ein doofes Beispiel, Hunde sollte man regelmässig bürsten je nach Fell). Es ist alles eine Gewöhnungssache. Wenn du Erziehungstipps brauchst, bekommst du hier sicher einige. Werde noch versuchen meine Erfahrungen zu deinen zwei Beiträgen (Labbi und Beagle) mitzuteilen.
Wärme: hier rate zu einem sportlichen Hund, der nicht allzu lange Haare hat (ein Neufundländer oder Leonberger wäre nicht so geeignet). In den Rassebeschreibungen steht aber meistens sehr ausführlich, wofür die Hunde gedacht sind, Vor- und Nachteile, worauf man achten muss etc. (Tipp: Googeln) Ich weiss nicht ob du einen grossen Hund wegen der Bewegung und Sportlichkeit möchtest oder dir generell grosse Hunde besser gefallen. Möchte nur sagen, dass auch sehr viele Kleinhunde für Veloausflüge und Jogging geeignet sind. Oft haben die sogar mehr Kondition;-) Ich kenne einige Retriever die sehr sportlich sind und auch im Sommer sehr aktiv sind, auch bei längeren Spaziergängen. Kann aber schon sein, dass sie die Hitze nicht gut vertragen. Dazu muss ich sagen, ich habe einen sehr sportlichen Mischlingshund (DSH x Schnauzer x ? x ?) der stundenlang dem Ball nachrennen kann etc. Aber auch er braucht im Sommer (ab 25 °) zwischendurch seine Schattenpausen. Es kommt oft vor, dass er dann Schatten sucht, sich dort hinlegt und 5 Minuten ausruht. In der Mittagshitze sollte man sowieso nicht gerade 3-4 Stunden am Stück laufen. Viele Pausen machen und ganz wichtig, der Hund muss viel trinken!
Jagen: Bitte informiere dich immer über die Rasseneigenschaften. Ein Jagdhund wäre hier nicht von Vorteil (Beagles sind auch Jäger…). Man kann zwar auch mit Jagdhunden ein Anti-Jagd-Training machen, aber du machst es dir leichter, wenn du eine Rasse nimmst, die nicht zum Jagen gezüchtet wurde (nicht jeder Jagdhund jagt unbedingt, nicht jeder Nichtjagdhund jagt nicht hehe). Ausserdem gibt es verschiedene Jäger… Der eine ist ein Sichtjäger, der andere nimmt die Witterung auf und ist auf und davon etc… auch hier, Körpersprache beachten, beim kleinsten Ansatz zum Jagen (Witterung aufgenommen ob über Sicht oder Nase) sofort eingreifen, also eine andere Beschäftigung anbieten, damit er gar nicht erst auf die Idee kommt zu jagen. Man kann den Jagdinstinkt aber auch umlenken, zum Beispiel anstatt zu jagen ein Balli oder Kong zum jagen anbieten, aber DU entscheidest, wann gejagt wird, ob gejagt wird und wie lange gejagt wird. Die Beute muss der Hund immer zu DIR bringen und auslassen.
Kinderverträglich: das ist wieder so eine Sache, die nicht unbedingt Rasseabhängig ist. Ich kenne keine Rasse, die generell nicht für Kleinkinder geeignet ist. Vieles ist halt Erziehungssache, deshalb kann ich hier nicht gross darauf eingehen. Man muss den Hund daran gewöhnen. Meiner Meinung nach ist auch Eifersucht eine Erziehungssache. Der Hund hat einfach nicht eifersüchtig zu sein, das muss man ihm auch so rüber bringen. Es ist jedoch normal, dass der Hund bei solchen Veränderungen (wenn plötzlich ein Kleinkind da ist) reagiert. Da du selber keine Kleinkinder mehr hast, würde ich einfach schauen, dass der Hund auch mal Kontakt zu Kleinkindern hat (Besuch o.ä.) damit du ihm zeigen kannst, wie er damit umzugehen hat. Ich weiss, es kommt manchmal etwas blöd herüber, weil halt der Halter für alles zuständig ist und eigentlich alles von seiner Erziehung abhängig ist (ein Kind, dass nie gelernt hat mit Hunden umzugehen hat meistens auch Angst).
Spaziergänge müssen genügen: Jeder Hund braucht Beschäftigung sprich Kopfarbeit. Es gibt keinen Hund, der mit täglichen Spaziergängen und ein paar mal Balli werfen ausgeglichen ist, ob gross oder klein. Natürlich musst du nicht zwingend in einen Club oder im Dogdance trainieren etc. das kann man alles auch privat machen, wenn man mal weiss wie es geht. Ich habe zB. mit meinem Hund Fährten geübt, Kunststücke, Apportieren, Gehorsam etc. Da kann man individuell (je nach dem, was man selbst am liebsten mag) sein und das machen, was für einen stimmt. Andere bringen dem Hund bei beim Haushalt zu helfen, die Post zu holen, aufzuräumen etc. Es gibt also viele Beschäftigungsmöglichkeiten (auch Zuhause und im Garten!!).
Wo kaufen: Ich möchte hier nicht sagen, was richtig und was falsch ist, aber ich gebe dir mal einige Gedanken mit. Züchter gibt es viele, seriöse und unseriöse. Hier ist es extrem wichtig, dass man sich ZUERST über die Rasse informiert und zu verschiedenen Züchtern geht. Bei unseriösen Züchtern die dir die Mutterhündin und den Vater zeigen muss es nicht unbedingt so sein. Wenn du mehrere Züchter angeschaut hast, wirst du schnell merken, welcher wirklich seriös ist und dem seine Hunde wirklich wichtig sind. Es soll ein Züchter sein und kein Vermehrer… Ein seriöser Züchter gibt dir viele Infos, auch zur Fütterung und scheut sich nicht auf alle deine Fragen zu antworten. Wenn man den gesunden Menschenverstand einschaltet merkt man es wirklich schnell. Bei Welpen kann man durchaus schon sehen, was für Charaktereigenschaften sie haben, ob sie eher aktiv oder passiv sind etc. aber auch hier ist Erziehung angesagt. Wenn du den Hund falsch erziehst, wird er auch als toller Hund vom Züchter nicht so werden wie du möchtest. Deshalb finde ich es gut, dass du in die Hundeschule gehen willst. Tiervermittlungen unterstütze ich persönlich nicht, da ich finde, dass es in den Tierheimen genügend Hunde hat, denen es auch nicht besser geht, wenn wir Hunde aus dem Ausland importieren. Möchte deshalb gar nicht gross darauf eingehen, das ist jedem seine eigene Sache. Der Vorteil vom Tierheim im Gegensatz zur Vermittlung ist, dass du mit Tierheimhunden viel Zeit zum Kennenlernen verbringen kannst. Falls du einen Hund aus dem Tierheim nimmst, rate ich dir an, zuerst einige male mit dem Hund spazieren zu gehen und gegebenenfalls den Hund auch mal probeweise mit nach Hause nehmen. Leider sieht man bestimmte Charaktereigenschaften bei Tierheimhunden oft erst wenn man ihn zu Hause hat (habe das bei meinem so erlebt).
So und nun endlich zur passenden Rasse;-)
Also Jagdhunde kommen bei dir nicht in Frage, also kannst du viele Rassen schon mal ausschliessen. Am besten würde aus meiner Sicht schon ein Retriver passen (nicht aus der Arbeitslinie! Sondern suche Züchter, die Familienretriver züchten). Ich muss sagen, es ist sehr schwierig Rassen zu nennen, die deinen Anforderungen entsprechen. Wie du sicher auch weisst, kann man aus jedem Hund einen familienfreundlichen, ruhigen, nicht jagenden Begleiter machen. Da du dir aber die Tiervermittlung überlegt hast, hier noch einige Gedankenanstösse. Bei diesen Hunden weiss man nie, was auf einen zukommt. Natürlich steht in der Beschreibung zu 99 % dass es seeeehr freundliche Hunde ohne erkennbare Probleme sind (sie müssen die Hunde ja auch irgendwie vermitteln). In mehr als der Hälfte der Vermittlungen handelt es sich schlussendlich um sehr schwererziehbare Hunde, oft auch von der Strasse mitgenommen und dann als Wohnungshund vermittelt, was natürlich nicht geht und vor allen Dingen nicht als Ersthund. Aber Achtung, auch hier kann man Glückstreffer landen. Ich hatte mit meinem Hund (Mischling, wurde von einer Familie von der Tötungsstation befreit und in der Schweiz haben sie ihn nach 2 Monaten wieder im Tierheim abgegeben infolge Wohnungswechsel, glaube auch…) nicht so viel Glück. Es war mein erster Hund und obwohl ich früher schon Hunde gehütet habe hatte ich viele Schwierigkeiten. Da kam nach 3 Monaten das Menschen anbellen und voller Knurrer zu stellen, damit sie nicht weiterlaufen können (nicht abrufbar natürlich, da ich ja so blöd war und das Abruftraining nie richtig gemacht hatte). Wir hatten ein Jahr lang an diesem Problem zu nagen. Zumal wir nicht eingesehen haben, dass wir Fehler machen und zum anderen kann man so festsitzende Verhalten nicht sofort in eine andere Richtung lenken. Dank diesem Hund habe ich sehr vieles über Hunde gelernt und bin mega stolz auf mich, dass wir ihn jetzt toll im Griff haben und keine Mitmenschen belästigen müssen. Eben er war ein wandelndes Nervenbündel in Sachen wenn Menschen kamen (draussen und drinnen). Dank unserer Erfahrung mit einem doch sehr schwierigen Hund (der jetzt dafür so einfach zu händeln ist, dass wir uns fragen ob das normal ist grins) konnten wir 7 anderen Hundehaltern mit unseren Tipps und aktiver Mithilfe helfen, so dass diese auch beruhigt spazieren können. Leider war das nicht seine einzige Macke aber das würde diesen Thread endgültig sprengen hehe (ist ja so schon sehr lang, sorry).
Also ich würde dir raten einige Rassebeschreibungen anzuschauen, damit du deine Suche etwas einschränken kannst, weil so ist es wirklich sehr schwierig.
Dann kommt es ja auch immer auf das Aussehen darauf an, was dir passt etc…
Ich wünsche dir viel Spass bei der Suche und ich stehe bei Fragen gerne zur Verfügung.
Gruss Merve