Bestaetigung bei Rettungshunden
28. März 2000 23:46


Hallo zusammen
Also nun bin ich schon neugierig geworden durch die Diskussion ueber Bestaetigung von Rettungshunden. Ich kenne mich in dieser Arbeit ueberhaupt nicht aus, aber sie interessiert mich. Deshalb moechte ich wissen, warum denn Rettungshunde, wenn sie die Arbeit mal gelernt haben, immer noch jedes Mal bestaetigt werden. Ich lerne gerade Clicker Training und da sagt man mir, dass gerade die variable Bestaetigung so wichtig ist, um das Verhalten fest im Hund zu verankern, dass dies viel besser sei, als den Hund fuer jede Ausfuehrung zu bestaetigen.
Warum wird dies bei Rettungshunden anders gemacht?

Liebe Gruesse
Gabrielle

29. März 2000 07:50

Hallo Gabrielle,

Das ist eine sehr gute Frage, die Du stellst!

:Ich lerne gerade Clicker Training und da sagt man mir, dass gerade die variable Bestaetigung so wichtig ist, um das Verhalten fest im Hund zu verankern,....

..und die, die das sagen, haben natürlich recht!

: Warum wird dies bei Rettungshunden anders gemacht?

Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür. Außer vielleicht: "Das haben wir schon immer so gemacht!". Allerdings ist das ja auch nicht weiter schlimm, denn es funktioniert ja (meistens).
Es ist ein wenig so wie bei der vorhergehenden Diskussion über das MO. Wie Du ja als Clickermensch ja weißt, muß ein Verstärker aus dem Motivationsbereich des Hundes stammen. Bei dem einen ist es das Beutespiel, bei dem anderen Futter und bei dem nächsten tuts beides. Da braucht man kein Dogma dafür, sondern Du machst das, was funktioniert.

Wenn ein Hund trotz Immerbestärkung gut sucht - warum denn nicht ?
Soooo viele RH-Ausbilder kenne ich nicht. Aber die, die ich kenne, machen sich einfach keine Gedanken über Bestärkungsschemata.
Für einen Clickertrainer ist Menschensuche eine stinknormale Verhaltenskette. Die wird trainiert, ein Signal wird eingeführt, fertig. Dann kommt irgendwann variable Verstärkung und der Hund sucht zuverlässig. Im Gebrauchshundewesen wird immer noch kräftig in uralten Denkmustern gedacht...da gibts Opferbindung , Triebziel "Beute",....

Meine (ganz persönliche) Einschätzung ist, daß viele RH-Ausbilder immer noch der irrigen Meinung sind, der Hund brauche eine "Endhandlung" (in diesem Fall das Beutespiel), um ein "Triebziel" zu erreichen . Letztlich folgt aus dieser Denke, daß der Hund jedesmal eine "Bestätigung" für sein tun braucht. Seltsamerweise brauchen Clickerhunde das nicht .

Hope to helped you

Ciao

Rolf & Barney ( menschensuchender Sporthund , kein RH )

31. März 2000 19:45


: Soooo viele RH-Ausbilder kenne ich nicht. Aber die, die ich kenne, machen sich einfach keine Gedanken über Bestärkungsschemata.
: Für einen Clickertrainer ist Menschensuche eine stinknormale Verhaltenskette. Die wird trainiert, ein Signal wird eingeführt, fertig. Dann kommt irgendwann variable Verstärkung und der Hund sucht zuverlässig. Im Gebrauchshundewesen wird immer noch kräftig in uralten Denkmustern gedacht...da gibts Opferbindung , Triebziel "Beute",....
:
: Meine (ganz persönliche) Einschätzung ist, daß viele RH-Ausbilder immer noch der irrigen Meinung sind, der Hund brauche eine "Endhandlung" (in diesem Fall das Beutespiel), um ein "Triebziel" zu erreichen . Letztlich folgt aus dieser Denke, daß der Hund jedesmal eine "Bestätigung" für sein tun braucht. Seltsamerweise brauchen Clickerhunde das nicht .
Hallo Rolf, ziemlich entsetzt habe ich Deine Meinung über "Rettungshundler" gelesen.
1. Wir sind keine Gebrauchshundesportler!!!
Wenn sich Rettungshundeführer einer Sparte zugehörig fühlen, dann der des Katastrophenschutzes.
2. Wir machen uns um weniges so viel Gedanken wie um die richtige Bestärkung, nicht nur generell, sondern spezifisch für jeden Hund in der Staffel!
3. Bist Du Dir eigentlich bewusst über die Verhaltenskette, die ein Rettungshund zeigt bei der Suche? Denk mal darüber nach, was ein Hund alles bei der Suche leistet, wofür er nicht bestärkt werden kann.
Gruß, Ira

31. März 2000 22:45

Hallo Ira,

heyhey...ist ja schon gut. Da ist wohl was falsch rübergekommen:

: Hallo Rolf, ziemlich entsetzt habe ich Deine Meinung über "Rettungshundler" gelesen.

Mir ging es mitnichten um _die_ Rettungshundler. Hut ab vor allen RH-FührerInnen (btw: ich bin mit einer verheiratet :-) ) *Die* Rettungshundler gibt es nicht, auch nicht *die* Hundesportler, etc.

: Wenn sich Rettungshundeführer einer Sparte zugehörig fühlen, dann der des Katastrophenschutzes.

...kein Problem. Aber Hundetraining hat nix mit Katastrophenschutz zu tun. Du kannst die *Ergebnisse* des Trainings für den Katastrophenschutz nutzen...

: 2. Wir machen uns um weniges so viel Gedanken wie um die richtige Bestärkung, nicht nur generell, sondern spezifisch für jeden Hund in der Staffel!

Jetzt aber langsam. Ich schrieb "Bestärkungsschemata". Das ist etwas völlig anderes.

: 3. Bist Du Dir eigentlich bewusst über die Verhaltenskette, die ein Rettungshund zeigt bei der Suche? Denk mal darüber nach, was ein Hund alles bei der Suche leistet, wofür er nicht bestärkt werden kann.

Wenn ein Hund (beim CT, und darum ging es Gabriella) eine Verhaltenskette lernt, so wird das Verhalten auf jeder "Stufe" entsprechend dem Lernfortschritt verstärkt. Das ist auch beim erlernen einer Menschensuche garkein Problem. Außerdem vergißt Du das Premack-Prinzip: "Ein Verhalten kann durch ein gern gezeigtes Verhalten verstärkt werden" (sinngemäß). Genau dies passiert bei einem gut trainierten Suchhund und auch bei anderen Verhaltensketten.

Ciao

Rolf