Hallo an alle Rettungshundler!
Nun habe ich mich endlich mal aufgerafft und erkundigt, wo ich mit meiner Chili eine Ausbildung zum Rettungshund machen könnte. DAs Ende vom Lied: Zumindest die eine Staffel (JUH) kann mich mal, ich bin total gefrustet! Was ist passiert:
Chili ist eine 7,5 Monate alte, noch sehr zierliche Pudel-Dackel-Dame, die aber sehr wie ein Kleinpudel aussieht, Rückenhöhe knapp unter 40 cm. Sie ist sehr leicht zu motivieren, ballverrückt und sucht ihren Ball auch in unübersichtlichen Rübenfeldern so lange, bis sie ihn gefunden hat. Zuhause sucht sie sich ihre Kauknochen und zeigt sie an, bevor sie sie nimmt. Sie sucht sogar schon in ca. 1 Meter Höhe nur durch Nase-in-die-Luft halten. Ich hätte also vermutet, sie wäre für Flächensuche geeignet, bei Trümmer hätte ich ehrlich gesagt zuviel Angst, dass sie von einem Brocken schwer verletzt würde, der für einen großen, kräftigen Hund noch harmlos ist.
Was sagt nun der Ausbildungsleiter, als ich ihm so schildere, wie Chili ist: "Na ja, wir haben nicht so gern so kleine Hunde bei uns, die können nicht so viel leisten wie Große. Immerhin müssen unsere Hunde bei der Prüfung die Ausdauerprüfung über 20 Kilometer absolvieren und das kann so ein kleiner Hund nicht. Und wo die in Trümmerfelder noch reinkäme, da kommen wir Menschen nicht hinterher und dem Verschütteren darin könnte man dann sowieso nicht helfen, weil der längst gestorben wäre, bis man mit schwerem Gerät an ihm dran ist." Außerdem bezweifelte er, dass Leute mit Familie überhaupt die Zeit haben, eine Ausbildung zu machen, denn "da müssen sie ja auch in die Drehleiter eingewiesen werden, in den Hubschrauber usw." Außerdem müsse er die Leute ja auch ausstatten und im Moment sei die Gruppe eh voll und überhaupt.
Ich hatte massiv den Eindruck, dass so kleine Hunde persé nicht für voll zu nehmen sind. Dass Chili, wenn sie erwachsen ist, sehr wohl zwanzig Kilometer laufen kann (immerhin sind ja bei der Prüfung auch zwei längere Pausen, wie e zähneknirschend eingestand, als ich ihn darauf ansprach), wischte er weg. Chilis ganze Spielfreude, ihre Motivierbarkeit, alles schien ihn nicht zu interessieren, weil sie KLEIN ist. Als ich ihn auf den Dackel bei einer Staffel ansprach, von dem ich auf der Ausstellung in Nürnberg gehört hatte, meinte er nur, das sei eher so eine Spielerei mit dem "Rettungsdackel", da habe man wohl nur zeigen wollen, dass man auch Dackel ausbilden könne. Ich fand das eine Unverschämtheit und eine unzulässige Herabwürdigung der Leistungen des Dackel-Mensch-Teams zu Pausenclowns für Vorführungen.
Als ich ihn auf die andere Staffel im Landkreis ansprach, sagte er, die sei vom BRK und er würde zwar nichts über andere Staffeln sagen wollen, aber die Prüfung wäre längst nicht so anspruchsvoll wie die seiner Staffel (JUH). Er sei früher auch beim BRK gewesen und das wäre alles nichts und deshalb habe er seine eigene Staffel aufgemacht. Natürlich würde man im Einsatzfall auch die andere Staffel alarmieren, das gehöre sich ja so, aber trotzdem halte er von denen nichts. Ich hatte aber vorher zufällig mitgekriegt, dass er sich mit dem Leiter der BRK-Staffel in die Wolle gekriegt hatte und dort nun anscheinend so eine Art REttungsstaffelkrieg ausgebrochen ist. (Mir fiel noch später dann auch ein, dass ich den JUH-Staffelmann kenne und schon bei einer Reportage über die neue BRK-Staffel, der er damals noch angehörte, nicht leiden konnte, weil er ein Rottweilermann war, wie ich ihn in meinen übelsten Vorurteilen vorstelle. (Ich liebe Rottweiler, sind tolle Hunde, aber bei manchen Besitzern wird mir flau) Bei ihm könnte ich die Ausbildung also sowieso nicht machen, denn wer kann mit einem Menschen freiwillig arbeiten, vor dem es ihn graust?!)
Jetzt traue ich mich kaum noch, bei der BRK-Staffel anzurufen, weil ich Angst habe, da zwischen die Kriegsfronten zu geraten. Außerdem glaube ich nicht, dass das BRK so schlechte Rettungshunde hat und ich finde es nicht sehr hilfreich für den Dienst am Menschen, wenn sich die Staffeln verfeinden.
Meine Frage nun: Wenn ich "nur" einen Flächensuchhund ausbilde, mache ich dann trotzdem auch die ganze Einweisung an Drehleite etc.? Muss ich dann bei Trümmerübungen dabei sein? Ist es nicht auch wichtig, reine Flächenhunde zu haben, denn vermißte Personen kommen doch sicher häufiger vor als eingestürzte Häuser? Ich will ja gar keine halbherzige Ausbildung machen, aber ist es nicht besser, wenn ich einen guten Flächenhund ausbilde und das auch zeitlich schaffe, als wenn ich gar keinen Hund ausbilde, weil ich noch soviel nebenbei machen muss, was gar nicht in das Tätigkeitsfeld meines Mensch-Hund-Teams fällt? Ich kenne mich da halt gar nicht aus und würde mich über Antworten wirklich freuen.
Ich weiß halt nicht, ob ich es zeitlich schaffe, aber ich halte es für legitim, es mal einige Wochen zu probieren, um wirklich zu merken, es geht oder es geht nicht. Aber das war in den Augen des JUH-Mannes wohl auch schon eine Zumutung. Mir drängte sich der Verdacht auf, er hielt mich für eine gelangweilte Kleinhundbesitzerin, die mit einer Rettungshundplakette an ihrem Hundezwerg beim Kaffeekränzchen angeben wolle. Schade, wenn Interessenten so abgewimmelt werden!
Ciao, Franziska und die Hunde, die bislang nur ihre Kauknochen suchen, was zugegeben für die Menschheit war lustig, aber nicht wertvoll ist.