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Kleinkrieg der Staffeln

geschrieben von Franzi+Wonda+Chili(YCH) 
Kleinkrieg der Staffeln
20. April 2000 06:59

Hallo an alle Rettungshundler!

Da ich mich wegen meiner Hündin für das Thema interessiert habe, (ich mache es aber doch nicht, wegen Zeitmangel), lese ich natürlich immer mal wieder die Postings im Forum.


Meine ehrliche Meinung: Ich finde es äußerst übel, daß sich die Staffeln dermaßen bekriegen! Natürlich gibt es unterschiedliche Auffassungen von Qualität in der Ausbildung und im Einsatz, aber hilft es der Sache am Menschen, wenn sie Staffeln dermaßen viel Energie in (teilweise wohl privaten) Kleinkriegen verpulvern. Ist es nicht möglich, einfach auf regelmäßigen Treffen sachlich die unterschiedlichen Arbeitsweisen darzulegen und dann zu schauen, ob man nicht das eine oder andere übernimmt oder versucht, freundlich und sachlich die anderen zu überzeugen, nicht zu überreden?

Ich stelle mir vor, ich bin ein Mensch, der gesucht wird und zum Schluß, wenn ich dann gefunden worden bin, aber zwei Staffeln im Einsatz waren, wird sich gestritten, ob mich ein anderer Hund nicht ein paar Minuten vorher gefunden hätte. Oder schlimmer: Ich bin tot und dann kriegen meine Angehörigen mit, dass die STaffeln streiten, ob man mich mit anderen Ausbildungsmethoden nicht doch noch lebend gefunden hätte.

Ich bin ja nicht eng in der Materie drin, aber ich finde diesen Kleinkrieg unwürdig. Wenn ich in der Zeitung von dem Einsatz einer Staffel lesen, dann bin ich einfach nur froh, daß es diese Leute gibt, die für uns anderen Bürger ihre Freizeit einsetzen. Natürlich erwarte ich, daß sie auf dem Laufenden sind und sich Gedanken über die Ausbildung machen, aber Zankereien fände ich übel.

Wie steht Ihr dazu?

Ciao, Franzisk und die Nicht-Suchhunde

20. April 2000 07:18

Hallo Franzi,

ich hatte mir in letzter Zeit auch schon Gedanken über eine evtl. Ausbildung zum Rettungshund gemacht. Allerdings war ich bei noch keiner Staffel. Aber nachdem ich die letzten Beiträge hier im Forum gelesen habe, ist mir eigentlich die Lust vergangen in solch eine Staffel einzutreten. Man hat wirklich den Eindruck, daß nicht die Rettung von Menschen wichtig ist, sondern das Bekriegen der einzelnen Staffel im Vordergund steht (wer ist der Beste!). Das war damals für mich in einem normalen Hundeverein schon der Grund warum ich aus diesem ausgetreten bin. Stelle ich mir das aber bei der Suche von Menschen vor.. wie sollen da die Teams denn anständig arbeiten können? Da möchte ich nicht der Gesuchte sein, gell.
Ich dachte jedenfalls immer, das gerade diese Teams (Hund + Mensch) gut sozialisiert sind (auch oder gerade die Menschen), aber das war wohl ein Trugschluß.

Grüße Birgit (die sich leider Deiner Meinung anschließen muß)

20. April 2000 07:24

: Hallo !
Ich komme zwar aus Österreich, aber ich habe schon einiges über die Staffelzwiste gehört. Nach dem erdbebenunglück in der Türkei, sind die Staffeln nur so aus dem Boden geschossen, und das bringt natürlich Konflikte und ein Abfallen der"Qualität" der Hunde.
Schade
Edith

20. April 2000 09:25

Hallo Franzi, Hallo Birgit,

Vielleicht erhält man hier im Forum, was ja zu Recht Diskussionsforum Archiv heißt, ein etwas verzerrtes Bild. Es gibt bestimmt Staffeln, deren Mitglieder der Meinung sind, sie seien die tollsten und müßten allen anderen etwas beweisen.
Es geht aber auch anders. Ich habe bei uns relativ wenig von diesem "Staffelkrieg" mitbekommen, wir üben häufiger mit anderen Staffeln auch von anderen Organisationen zusammen. Die Zusammenarbeit halte ich für sehr wertvoll, denn man
-tauscht Erfahrungen aus
-lernt die Leute besser kennen, denen man im Einsatz wieder begegnet
-Hat beim Üben völlig fremde Helfer zur Verfügung
-kommt auf neues Gelände
und, und und...
Sicher gibt es Gruppen, auch aus der eigenen Organisation, mit denen wir nicht so gut zurecht kommen, aber da spielen halt auch persönliche Abneigungen eine Rolle. Wie jeder Verein besteht auch eine Rettungshundestaffel aus Menschen (und natürlich Hunden, die aber wenig Probleme miteinander haben), die mehr oder weniger gut miteinander können und die es vielleicht teilweise nötig haben, andere schlecht zu machen.
Eine Verallgemeinerung ist aber nicht angebracht, es läuft halt auch anders.

Viele Grüße,

Ingah

20. April 2000 12:09

Es wäre gut wenn es diesen Konkurrenzkampf nicht geben würde, denn es sollte Ziel aller sein den Vermissten schnellstmöglich zu finden - egal von wem.

Die Realität sieht leider anders aus. So darf z.B. eine BRH Staffel wenn Not am Mann ist nur eine andere BRH Staffel anfordern, auch wenn z.B. eine die nächste DRK Staffel 10 km weit weg wäre und die BRH Staffel 50 km weit weg ist. Beim DRK sieht es nicht anders aus. Anscheinend geht es da doch mehr um Verbandspolitik, als um das Auffinden des Vermissten. Denn Sinn solcher Politik habe ich nie verstanden und werde ihn nie verstehen. Wir selber fordern im Einsatz ALLE anderen Staffeln nach, wenn wir selber nicht genug Teams sind. Für uns zählt nur das Finden und wenn ihn ein Spaziegänger findet - vollkommen egal, Hauptsache gefunden. Von Seiten der Verbände ist das im umgekehrten Fall leider nicht so. Erst wenn die Polizeidirektion mal wieder ein Machtwort spricht und auf bestehenden Gesetzen besteht, nach denen das nächstgelegene Rettungsmittel anzufordern ist, geht es (wenn auch Zähne knirschend). Solange es nicht einmal im Einsatz mehr um die ursprüngliche Aufgabe geht wird es im Staffelbereich ebenfalls munter so weiter gehen.

Mit dem Effekt daß immer mehr Hundeführer aus den Staffeln gehen und sich anderweitig orientieren.

In der Öffentlichkeit sieht immer alles nach eitel Sonneschein aus - aber es ist nicht so.

Wenn Häuser abgesucht werden und gesagt wird da ist niemand mehr drin - und anschleißend werden in diesen Häusern noch Leichen gefunden - dann ist das nicht ok.
Wenn den Behörden Hunde zur Wassersuche (Suche nach Ertrunkenen vom Boot aus) angeboten werden und die Hunde nicht auf Tote ausgebildet sind - dann ist das nicht ok.
Wenn Hundeführer nicht mal elementare Grundkenntnisse vom Funk, Karte, 1. Hilfe etc. besitzen - dann ist das nicht ok.
Wenn man im Bebengebiet vor dem Karnkenhaus wartet bis ein Angehöriger vorbeikommt und sagt in dem Haus habe ich Stimmen gehört, nimmt dann den Hund und sagt ja da ist einer - und "verkauft" das als Lebendfund - dann ist das nicht ok.
Wenn man Häuser absucht und nicht anschließend markiert, so daß die nächsten Equipen sinnlos noch mal das gleiche Gebäude absuchen - dann ist das nicht ok.
usw.usw.usw - leider

Wenn man daraus lernt und es das nächste Mal zumindest versucht es besser zu machen, dann soll jeder Fehler machen soviel er will, denn daraus kann man am besten lernen. Wenn man allerdings die Augen zu macht und nichts sehen will, dann finde ich es zukünftigen "Opfern" gegenüber unverantwortlich.
Und man wird nie ausgelernt haben, jeder Hund, jeder Hundeführer und jeder Einsatz läßt einen wieder Neues dazu lernen - egal wie lange man den Job schon macht.

Und das nun THW, DRK, BRH oder sonst was vor dem Staffelnamen steht heißt sicher nicht daß diese Staffel allein durch die Abkürzung des Verbandes damit automatisch "gut" ist. Da aber jeder Verband sein eigenes Süppchen kocht ist z.B. eine Prüfung nur innerhalb eines Verbandes anerkannt. Macht mann z.B. beim DRK seine Prüfung ist diese im BRH nichts wert - und umgekehrt. Es zählt also nicht das Können sondern allein die Verbandszugehörigkeit und die Masse an Mitgliedern.

Es ist ja nicht einmal möglich in Deutschland eine gemeinsame Prüfungsordnung auf die Beine zu stellen. Ansätze dazu führen nicht etwa zu einer Qualitätsverbesserung sondern zum kleinsten gemeinsamen Nenner. So ist es heute sogar möglich auf einem ganz normalen Hundeplatz seine Rettungshundeprüfung "Fährte" zu machen ohne irgendeine Ahnung von Einsätzen zu haben.

Und so müssen sich zumindest die ausklinken, denen es um einer bessere Qualität geht und werden damit automatisch zum Außenseiter / Querulant, weil sie kein Interesse an Konkurrenzkämpfen oder Verbandspolitik haben und das Spiel der anderen nicht mitspielen.

Leider kann man nicht mal mehr in Ruhe nur seinen eigenen Kram machen, weil die Großen ständig versuchen die anderen "platt" zu machen und dies auf allen Ebenen. Angefangen von falschen Behauptungen auf Katastrophenschutzebene bis hin zu Anzeigen weil man angeblich irgendwelche geschützten Abzeichen verwendet.
Als Betreiber unserer Webseite (die unabhängig ist) kann ich ein Lied davon singen, wie es hinter den Kulissen zugeht. So habe ich z.B. versucht eine Staffelliste aller deutschen Staffeln zu erstellen, damit Interessenten ganz einfach die ihnen nächstgelegene Staffel finden können. Selbstverständlich eine Liste aller Verbände, unabhängig wer nun bei wem was macht. Nicht ein einziger Verband war von offizieller Seite bereit seine Staffeldaten (Name, Anschrift und Ansprechpartner) mitzuteilen. Die Liste, die nun trotzdem existiert kam nur durch die Mitarbeit der einzelen Hundeführer nach langer Recherche zustande - von den Verbandsleitungen her kein Interesse. Obwohl dies ja jedem zugute kommen würde. Im Gegenteil, die Seite wird schon gut besucht und gelesen, denn die "Oberen" finden sofort was, was ihnen nicht gefällt und versuchen selbst mit Druck unabhängige Seiten zu beeinflussen.

Wundert es da noch wenn auf Grund solcher Verbandspolitik der Konkurrenzkampf rigoros in der Hierachie von oben nach unten weiter geleitet wird? Es gibt leider auch bei den Rettungshundlern zuviele die erst dann "jemand sind" wenn sie die "Uniform/Einsatzoverall" angezogen haben.....................

ciao suchhunde

20. April 2000 13:08

: Hallo Ingah!

: Eine Verallgemeinerung ist aber nicht angebracht, es läuft halt auch anders.

Das freut mich zu hören, aber ich war halt etwas enttäuscht darüber, dass ich so blöde Antworten bekam. Und natürlich hört man eher etwas, wenn sich die Staffel bekriegen, als wenn es alles glatt läuft.

Ciao, Franziska und die Hunde