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Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Border Collie als Rettungshund?
26. Juli 2000 12:42

Hallo Karoline,

was du da beschreibst, kommt mir alles sehr bekannt vor. Pie - mein Border - ist auch Ballverrückt. Zerren tut er auch nicht besonders gerne. Als ich merkte, dass das eine Schwierigkeit für die Ausbildung werden könnte, habe ich den Ball eine ganze Weile ganz weggepackt und Pie nur noch mit Zerrspielen beschäftigt. Wenn es sonst nichts gibt, dann macht er es auch. Inzwischen ist er auch recht gut dabei, man muss aber Geduld haben; Borders scheinen mir starke Gewohnheitstiere zu sein; sie lernen sehr schnell etwas Neues, aber sehr langsam um. Ich habe auch darauf geachtet, dass während des Trainings nichts für ihn geworfen wird: bei der Rettungshundearbeit wird nur gezerrt.
Lustigerweise habe ich inzwischen gemerkt, dass Pie sich auch gerne mit leckeren Belohnungen bestätigen lässt - sogar manchmal lieber als das Zerrspiel. Während er für einen Ball jedes Essen stehen lassen würde, ist das beim Zerren nicht so. Ich bestätige ihn also abwechselnd auch mal mit Futter. Vielleicht wäre das auch einen Versuch wert.
Versuche dich während des Trainings möglichst ganz zurückzuhalten (keine Kommandos, kein Lob, keine Beachtung), während die anderen mit deinem Hund spielen. Eine ganze Weile lang nur Spiele mit den verschiedenen Opfern oder ganz kurze Suchen, damit sie gar nicht erst auf den Gedanken kommt, sich nach dir umzudrehen. Wenn die Opferbindung erstmal richtig ausgebildet ist, dann verschwinden die anderen Probleme von alleine.
Ich kann Pie z.B. nicht mehr zurückrufen, wenn er sicher ist, dass er eine Person in der Nase hat; sonst kommt er sofort.

Ich habe mit Pie die Rettungshundearbeit angefangen, da war er etwa 1 Jahr alt. Genau weiß ich es nicht mehr. Aber schon nach wenigen Monaten habe ich wieder aufgehört, weil wir keine Fortschritte machten. Nach einer ganzen Weile ergab sich die Gelegenheit, bei einer anderen Staffel mitzumachen, was wir auch taten. Seitdem bin ich dabei - auch wenn ich die Staffel inzwischen gewechselt habe. Es macht uns beiden riesigen Spaß.

Berichte doch mal, wie's bei euch weiter läuft.

Gruß Julia

26. Juli 2000 12:50

Hallo, Karoline


Seil)Fan. Wir haben erst seit Beginn der Rettungshundeausbildung mit Kampf- bzw. Raufspielen mit der Beißwurst begonnen.

###ist die Beißwurst bei euch zwingend vorgeschrieben? üblicherweise benutzt man das Lieblingsspielzeug des Hundes. und warum Kampf-und Raufspiele??? ihr macht doch kein SCH ?!
wir arbeiten überwiegend mit den Gummibällen mit Strick oder Kongs, mit hervorragenden Ergebnissen.


Dies ist wahrscheinlich für Lisa noch zu neu, um mit dem fremden Opfer ausgiebig zu toben. Sie traut sich einfach nicht. Als ich noch das Opfer für sie war, machte Sie enorme Fortschritte, was dann bei der Fremdopfersuche schnell in Unsicherheit umschlug.

#### wir gesellen dem Hundeführer bei der Anzeige erstmal ein Fremdopfer hinzu, um die Hunde da nicht zu verunsichern

Leider!Nun ja Border sind eben nicht wie alle anderen Hunde einfach ´mal so auszubilden.

#### KEIN Hund ist mal so eben zum Rettungshund auszubilden!!!!
und gerade der Border ist zur Zeit der Modehund in der RH-Arbeit, weil er angeblich der ideale RH wäre?!



: Ich frage mich ob man den einen so starken Hütetrieb für die Rettungshundearbeit überhaupt umlenken, nutzen kann?

### ein Rettungshund muß einen ausgeprägten Spiel-und Beutetrieb haben.
dein Hund scheint recht unsicher zu sein, und meiner Ferndiagnose nach hab ich den Verdacht, daß er vielleicht nicht richtig aufgebaut wird?
es gibt viele Hütehunde als RH, ob Borders oder Briards...
ich selbst führe einen Briard.

viele Grüße
Karina
: :
: : Gruß Karoline
:

26. Juli 2000 12:56

hallo, Julia!

seit wann müssen Rettungshunde in der Ausbildung zerren???
Zerrspiele benutzt man in der Schutzhundeausbildung!
sehr triebige Hunde können mit Zerrspielen so aufgepuscht werden, daß sie Opfer beißen, unsichere Hunde verweigern das Spiel.

wenn dein Hund ballverrückt ist, ist es doch klasse, aber warum muß er zerren, wenn er es nicht will??? damit kannst du dir einiges kaputtmachen!
es gibt andere Möglichkeiten mit dem Ball zu spielen, auch im nahen Spiel OHNE zu zerren, wenn der Hund es lieber nicht will.

man muß den Hund im Spiel motivieren, nicht umerziehen...
Gruß
Karina

26. Juli 2000 13:14

Hallo,

möchte mich doch mal kurz einmischen, da das was du beschreibst nun keinesfall Border spezifisch ist, sondern bei vielen Hunden zu finden ist.
Wie du richtig erkannt hast liegt der Knackpunkt beim Selbstbewußtsein des Hundes und diesem Punkt wird in der Ausbildung meist zuwenig Beachtung geschenkt - deswegen die angeblichen Mißerfolge.

Allein schon vom Hund zu verlangen andere anzubellen erfordert viel Selbstbewußtsein von ihm. Im Alltag wird jegliches Anbellen von uns unterbunden - nun soll er es mit einmal machen.

Ob ein Hund sich traut mit einem Helfer intensiv zu spielen liegt keineswegs am Hund sondern ausschließlich am Helfer. Genau deswegen haben die Hunde die Schwierigkeiten beim Übergang zur Fremdsuche. Vorher bei der Eigensuche ging es ja komischerweise auch.......
Helferausbildung ist also das A & O der RH Ausbildung. Es reicht keineswegs sich mal eben irgendwo hinzulegen und was zum Spielen dabei zu haben. Man muß das Vertrauen der Hunde erarbeiten.

Zu wenig wird hierbei ganz einfach auf die sog. Individualdistanz gelegt. Wie der Name schon sagt ist sie bei jedem Individuum (Hund) unterschiedlich. Um hierfür ein Gefühl zu bekommen sollte man keineswegs mit dem Beißwürsten arbeiten da der Hund sich hier ganz nah zum Helfer "trauen" muß. Logisch daß er sich nicht traut auch noch zu zerren und letztendlich zu bellen wenn es beim Selbstbewußtsein hapert.
Recht einfach läßt sich die Individualdistanz (darunter versteht man die Distanzkreise um einen Hund bei deren Überschreitung der Hund entweder flüchtet oder aber nach vorne geht) ausloten indem man an das Spielzeug eine lange Schnur befestigt. Man kann dann je nach Hund und augenblicklicher Ansprechbarkeit des Hundes (Triebstimmung) die Schnur kürzer oder länger machen und fester oder weniger fest ziehen. Je länger die Schnur ist desto mehr traut sich der Hund. Dies arbeitet man solange heraus bis der Hund sich ganz heran traut und trotzdem fest hält. Zudem hat man den Vorteil die Beute wieder interessant zu machen wenn man an der Schnur zupft - die Beute bewegt sich wieder.

Die Beißwurst hat zudem noch einen entscheidenden Haken - eine Beute bewegt sich immer von Hund weg und nicht auf ihn zu - sonst würde man mit dem Wehrtrieb arbeiten was ja nicht erwünscht ist. Nun schau dir einfach mal an wie die Helfer die Wurst bewegen - in der Regel auf den Hund zu............
Dabei wird die Individualdistanz zum Hund verkürzt, die Beute überschreitet den inneren Individualring und der Hund weicht automatisch zurück. Der Hund macht dabei etwas vollkommen natürliches und normales.

Was noch dazu kommt ist daß in der Regel viel zulange mit dem Hund gespielt wird. Man hat ja nicht das Ziel daß der Hund mit der Beute spielt sondern daß der Hund bellt. Also wird lange gespielt damit es zu einer Übersprungshandlung des Hundes kommt (keine Triebbefriedigung - also Frust - deswegen Bellen). Was in einem Hund abläuft in Bezug auf Triebe wissen die wenigsten die Opfer spielen. Es ist jedoch eine unabdingbare Grundlage um einen Hund zu fördern.

Man sollte sich also genau fragen was man erreichen will und entsprechend früh mit dem Spiel aufhören ehe es zu einer Reizüberflutung / Abbau der Triebstimmung kommt.

Viele Fremdworte ich weiß - falls du darüber näher Bescheid wissen willst schnapp dir mal ein entsprechendes Buch oder les mal den Kurzabriss auf unserer Seite unter "Normale Ausbildung / Triebe" nach.

ciao suchhunde


26. Juli 2000 20:00

Hallo Michael,

: Die Beißwurst hat zudem noch einen entscheidenden Haken - eine Beute bewegt sich immer von Hund weg und nicht auf ihn zu - sonst würde man mit dem Wehrtrieb arbeiten was ja nicht erwünscht ist. Nun schau dir einfach mal an wie die Helfer die Wurst bewegen - in der Regel auf den Hund zu............

Man kann mit einer Beißwurst auch prima vom Hund weg spielen!
Die Art des Spielens liegt nun wirklich nicht an der Form des
Spielzeugs, sondern am Helfer!

Gruß, Ira

27. Juli 2000 08:33

Hallo Karina,

: seit wann müssen Rettungshunde in der Ausbildung zerren???

Müssen sie nicht. Aber wenn's mit anderen Formen der Bestätigung Schwierigkeiten gibt, dann ist dieses ganz nützlich. Ich würde Pie viel lieber mit einem Ball bestätigen, aber das ist schlechterdings unmöglich, weil er immer Distanz zwischen sich und den Werfer bringt - und zwar mindestens 20 m. Das ist bei der Rettungshundeausbildung nicht so günstig.
Die Beißwurst hat den Vorteil, dass der Hund nah am Opfer bleiben muss, um spielen zu können; er kann sich also nicht mehrere Meter vom Opfer entfernen. Pie hat natürlicherweise einen recht (für meine Begriffe) "gesunden" Abstand zum Opfer (etwa 1 m), so dass er keine Neigung zum Bedrängen hat. Insofern sehe ich diese Zerrspiele nicht als Problem.

: Zerrspiele benutzt man in der Schutzhundeausbildung!

Ja, aber nicht nur.

: sehr triebige Hunde können mit Zerrspielen so aufgepuscht werden, daß sie Opfer beißen, unsichere Hunde verweigern das Spiel.

Ich denke, dass man das beachten sollte, aber in unserer Staffel ist das bisher nicht aufgetreten. Keines unserer Hund wird allerdings als Schutzhund ausgebildet, so dass man keine Verwechselung fürchten muss. Wir bieten auch nicht ein Schema und eine Spielart für alle Hunde an, sondern machen das vom individuellen Hund und dessen Vorlieben abhängig. Wenn ein Hund nunmal für sein leben gerne zerrt und das ihn am meisten motiviert, er sich aus Futter oder Bällen nicht viel macht, dann wird mit der Beißwurst gearbeitet.

: wenn dein Hund ballverrückt ist, ist es doch klasse, aber warum muß er zerren, wenn er es nicht will??? damit kannst du dir einiges kaputtmachen!

Hast du einen Border Collie? Aus den oben beschriebenen Gründen, ist ein Ball leider für meinen Border nicht sinnvoll. Bei anderen mag es anders sein, aber bei Karoline hatte ich das Gefühl, dass es ähnlich sein könnte wie bei mir. Aber ich bestätige ihn auch mal mit Futter und er ist weiterhin ein sehr begeisterter und ausdauernder Sucher.
Dass er nicht zerren will, ist so nicht ganz richtig; ich habe als er ein Welpe war das Zerren mit ihm bewusst nicht geübt - hatte ich in den verschiedenen Hundebüchern und Zeitschriften so gelesen - und mich statt dessen auf das Werfen verlegt. Mein Border hat aber Menschen gegenüber überhaupt keine Tendenzen zum Schnappen oder zur Dominanz; ich hätte nicht so ängstlich diesbezüglich sein brauchen. Für die Ausbildung halte ich auch das Zerren als eines von verschiedenen Möglichkeiten für akzeptabel.

: es gibt andere Möglichkeiten mit dem Ball zu spielen, auch im nahen Spiel OHNE zu zerren, wenn der Hund es lieber nicht will.

Bestimmt, aber die Gefahr, dass mein Border angesichts eines Balles sich mit einer Affengeschwindigkeit vom Opfer entfernt, ist mir einfach zu groß.

: man muß den Hund im Spiel motivieren, nicht umerziehen...

Vielen Dank für den Ratschlag. Da aber jede Rasse so ihre Besonderheiten hat und innerhalb der Rasse auch jedes Individuum anders ist, kann man nicht jeden Hund gleich behandeln. Sicherlich ist das Zerrspiel nicht für alle Hunde etwas, aber ich halte es für meinen Hund immernoch für die beste Bestätigung.

Gruß Julia