Border Collie als Rettungshund?
13. August 2000 20:24

ist sehr auf mich fixiert und löst sich nicht von mir, um selbstständig zu arbeiten... Auf welche Art und Weise kann man einem sensiblen Hund mehr Sicherheit vermitteln ohne ihn noch mehr an sich zu binden und dadurch noch mehr zu verunselbstständigen?

Hallo, ich führe drei Border Collies in der Rettungshundearbeit. Bei der Ausbildung meiner "alten" Hündin (jetzt 8 Jahre alt) habe ich damals auch noch den Fehler gemacht, eine "klebenden" Border für übersensibel im Sinne von unsicher zu halten. Dies ist ein leider ziemlich gängiger Irrtum, der davon ausgeht, daß ein Hund, der sich zu seinem Hundeführer umsieht, Hilfe braucht, weil er "vergessen" hat was er tun soll.
Der Border ist seit Jahrhunderten darauf gezüchtet, Kontakt zu seinem Menschen zu suchen um neue Befehle abzufragen. Und da der Border ziemlich schnell lernt, hat er es bald raus, daß jedesmal wenn er zu dir schaut, du ein neues Kommando gibst (auch wenn du denkst es wäre ja nur die Wiederholung und der Hund müßte es eigentlich schon wissen...)oder ihn auch nur auffordend, drohend etc. ansiehst, auf alle Fälle Kontakt mit ihm aufnimmst.
Die Zeitspanne vom losrennen bis zum umdrehen wird dadurch immer kürzer und bald hast du einen Hund der nicht mehr geht.
Als Möglichkeit da raus zu kommen bleibt dir nur:
a: die Aufgeben für deinen Hund so zu stellen daß er sie lösen kann ( Helfer zwar außer Sicht, aber sehr nah, so daß der Hund Witterung kriegen kann; am besten nur gegen den Wind arbeiten bis das Problem gelöst ist) und
b: du mußt dich vollständig raushalten (kein Hör/Sichtzeichen, kein Augenkontakt, achte auf deine Körpersprache) und wenn es eine halbe Stunde dauert bis der Hund geht. In dem Moment wo du dich wieder einmischt, hast du das Problem nur verschlimmert. s.a. das Prinzip der intermittierenden Bestärkung.
Ich hatte damals meinen Hund soweit mich eine geschlagene Stunde anzuschauen bis ichs endlich begriffen hatte. Ich habe die Ausbildung dann umgestellt, sehr zum Verdruß meiner damaligen Ausbilder und habe es weitgehend in den Griff gekriegt. Dramatische Rückfälle in die alten Verhaltensweisen gibt es heute wenn ich schlecht drauf bin, sonst sucht sie ganz leidlich. Ganz raus wirst du es aber wahrscheinlich nicht kriegen, der Border lernt zwar schnell, kann sich das einmal gelernte aber auch seeeeeehr gut merken!
Zum Thema Zerrspiele und die Notwendigkeit deinen Hund umzustellen, ist glaube ich schon genug geschrieben worden. Vertrau dabei auf deinen Hund, der zeigt dir schon worauf er am meisten abfährt. Du mußt ihm nur alles anbieten, und da ist dann deine Fantasie gefragt. Auch ein Hund der apportiert oder Luftballons zerplatzen läßt, kann glücklich sein.
By the way, meine zwei "Kleinen" sind ausschließlich über den Geruchssinn aufgebaut, nie über weglaufende Helfer und zuschauen gearbeitet worden - ohne meine Einmischung von hinten - und die arbeiten selbständig und sehr weit weg von mir!
Claudia