Hallo,
mag sein daß meine Antwort einige ziemlich provozieren wird ......
Vielleicht sollte man sich erst einmal anschauen wie es in einem Rudel zur Zeit der Ranz (also wenn die Alphahündin/wölfin läufig) wird aussieht, eh man wieder alle möglichen menschlichen Erklärungen heran zieht. Im Rudel ist es nun einmal so, daß sich die Alphahündin den Rüden aussucht und der Rest kommt nicht zum Zuge. Egal welche Kommentkämpfe und in welcher Intensität diese bei den Rüden aufgeführt werden - die Hündin entscheidet und zwar in der Regel für den Alpharüden. Somit ist es für die Rüden etwas vollkommen normales, daß der Trieb nicht befriedigt werden kann.
Geht man von diesen Fakten und davon daß der HF der Rudelführer (Alphatier) ist aus erübrigt sich die Frage "läufige Hündinnen beim Üben und im Einsatz". Und das gilt sowohl für Hunde in der Ausbildung als auch für fertig ausgebildete Hunde. Die Frage des Rudelgefüges hat ja nun nichts mit einer bestandenen Prüfung zu tun.
Anders sieht die Arbeit mit läufigen Hündinnen aus. Hier kann es zu Schwierigkeiten kommen - "kann", denn auch hier ist das Rudelgefüge ausschlaggebend. Und mit einer läufigen Hündin kann man sehr wohl in den Einsatz gehen oder üben ohne daß es Probleme gibt.
Die einzigste Ausnahme in Richtung Einsatz wäre eine läufige Hündin im Auslandseinsatz, da hier mit größeren Schwierigkeiten der frei lebenden dortigen Rüden gerechnet werden muß und deshalb ein Einsatz sinnlos wäre.
Bei regionalen Einsätzen (auch mit anderen Staffeln zusammen) können läufige Hündinnen problemlos eingesetzt werden - egal bei welcher Suchtaktik oder Suchaufgabe. Gibt es Probleme mit den Rüden, sind diese eindeutig schlecht ausgebildet. Da man jedoch leider mit diesen Problemen rechnen muß (weil die wenigsten Rüden dahingehend ausgebildet sind), muß man die Hündin zuhause lassen weil sonst zuviele andere Hunde bei der Suche ausfallen. Staffeln, für die läufige Hündinnen das normalste der Welt sind, können jedoch immer alle Teams einsetzen (sollte man mal drüber nachdenken).
Beim Üben sollte es erst Recht kein Problem sein. Jeder halbwegs gut erzogene Rüde lernt sehr schnell daß nix geht. Läßt er sich jedoch von der Zusammenarbeit mit seinem HF ablenken, bloß weil eine läufige Hündin in der Nähe ist (egal ob auf Geräten, Anzeigen, Suchen, detachieren etc.) würde ich mir ja so meine Gedanken machen, was die Zusammenarbeit angeht.
Provozierend könnte man auch fragen ob es einen Sinn macht einen Rüden mit in den Auslandseinsatz zu nehmen, der so stark auf läufige Hündinnen reagiet, daß er nicht mehr zuverlässig sucht. Gerade hier ist es recht wahrscheinlich, daß ihm dies bei all den frei laufenden Hunden passieren wird........
Eine läufige Hündin ist zwar ein Ablenkungsreiz, aber das ist ein Reh auch, der andere Hund oder die Essensreste die in den Trümmern liegen. Hunde die sich davon ablenken lassen sind auch nicht einsatzfähig. Und es wird wohl niemandem möglich sein im Einsatz erst mal die Trümmer zu putzen oder das Wild aus dem Wald zu jagen :-)))
Deswegen - läufige Hündinnen sind vollkommen normal und je häufiger sie beim Üben dabei sind desto besser. Damit die Hunde nicht wildern gehen übt man ja auch mit ihnen in wildreichen Gegenden und mit Geräusche, Essen, andere Hunde etc. machen wir es ja auch nicht anders. Und jeder weiß dabei, je häufiger man es mit seinem Hund übt, desto weniger reagiert er auf den jeweiligen Reiz - je seltener der Reiz da ist desto stärker reagiert der Hund darauf.
In meiner Zeit als Ausbilder habe ich all die Jahre läufige Hündinnen immer genauso gehandhabt wie jeden anderen Hund und im Endeffekt war es anfangs mehr Aufregung der Hundeführer als der Hunde. Nachdem die HF gemerkt haben, daß sie ganz normal arbeiten mußten und das Verhalten der Hunde an diesen Tagen nicht auf die läufigen Hündin schieben konnten (selbst bei den Prüfungen nicht), hat sich das Ganze ganz schnell in Luft aufgelöst.
ciao suchhunde