Nicht mehr zu suchen kann bedeuten .
13. November 2001 00:56

Hi zusammen!

Mmmmh ------ Komisch niemand antwortet auf diesen Beitrag. Ich denke es geht darum was passieren kann, wenn eine Rettungshundestaffel einen Einsatz ablehnt. Hat niemand was zu diesem Beispiel zu sagen?????

verwundert

Caro

13. November 2001 14:58


"Mir geht es bei einer Suche um die Oma und sonst garnix. Wer sie findet ist mir vollkommen egal - ob das ein RH von der Staffel XY oder ein Spaziergänger ist - der Oma ist es auch egal."

Allerdings.

" Und dafür hole ich soviele Helfer wie es geht, denn auch ein Anfänger hat die gleichen Augen wie ein FFW und kann deshalb ohne seinen Hund als Helfer genauso mitsuchen."

Ist ein nettes neues Thema, auch wir nehmen die Anfänger so früh wie möglich (d.h. nach der Einkleidung und dem EH-Kurs) mit; sie können dabei nur lernen und als Suchteamhelfer sind sie nützlicher als so mancher RH-unerfahrene Feuerwehrmann.

"Ich habe allerdings dann "Probleme" wenn eine RHS den Einsatz ablehnt, weil wir (alarmiert durch die Polizei oder Leitstelle) alarmiert haben, aber nicht ablehnt, wenn die Anforderung durch die Polizei kommt. Dann allerdings frage ich mich worum es eigentlich geht ..... und finde keine befriedigende Antwort. Sicherlich ich kann der RHS dann Druck machen und sie über die Polizei anfordern, aber was nutzen der Oma dann unmotiviert suchende Teams?"

Das kommt ganz darauf an, wie die Alarmierung und Nachalarmierung logistisch organisiert ist. Wir werden z.B. über die Polizei alarmiert, die entweder direkt bei der Ltst. die Melder auslösen läßt oder sich vorher mit der Staffelführung in Verbindung setzt. Wenn dann die Stfg. die Melder auslösen läßt, bekommt die Ltst. zusätzlich einen Rückruf von der Polizei, um alles rechtlich abzusichern. Ähnlich läuft es bei der Nachalarmierung von Nachbarstaffeln: Unsere Ltst. ist bereits von der Pol. informiert, gibt die Alarmierung an die Nachbarltst. weiter, diese löst bei der Nachbarstaffel die Melder aus. Parallel setzt sich die Staffelfhrg. mit dem Staffelfhr. der Nachbarstaffel in Verbindung, um schon mal ein paar Infos weiterzugeben. Wenn der telefonisch nicht erreichbar ist, erhält er halt nur den Alarm über Melder.
Das alles ist eine Sache von 2 Minuten (wenn überhaupt).
Da es von allen so gehandhabt wird, gibt´s auch keine Probleme. Und weil das so gut funktioniert, klappt die Alarmierung auch auf dem "kleinen Dienstweg": Anruf beim benachbarten Staffelführer, der läßt seine Melder auslösen, seine Leitstelle nimmt Rücksprache bei der Nachbarleitstelle, die wiederum ist hat das ok. der Polizei.
Wir als HiO-Staffel dürfen nicht ohne offiziellen Auftrag ausrücken; da hat es in anderen Staffeln in der jüngeren Vergangenheit mächtig Ärger gegeben: Mit der Leitstelle, die übergangen wurde, und vor allem mit den Verbandsfunktionären der betroffenen Staffel. Ich kann mir also gut vorstellen, daß - sofern keine Regelung besteht - die Staffel, von der Du redest, genau dieses Problem hat und Ärger damit aus dem Weg gehen will. Alles nur eine Frage der Organisation!

"... und beim nächsten Einsatz noch vor dem Suchen erst mal zum EL rennen muß, um klarzustellen, daß die eigene Staffel der "kompetente" Ansprechpartner ist und die anderen gefälligst wieder nach Hause gehen sollen. Sorry - aber das hat für mich nichts mehr mit RH zu tun."

Auch diese Auswüchse sind mir nicht ganz unbekannt. Allerdings hat sich damals die betroffene Staffel damit ein Eigentor geschossen und hat auf offizieller Seite heute noch darunter zu leiden. Wir haben auch überlegt, wie wir in Zukunft mit dieser Staffel verfahren wollen; wir haben so weiteralarmiert wie bisher, und sitzen daher auf der längeren Hebelseite... ich hatte lange Gespräche mit Behördenvertretern und hohen Führungskräften des KatS, die kriegen es sehr schnell mit, wenn zwischen den Staffeln ein Kleinkrieg entbrennt und finden das mehr als unpassend. Wenn wir entsprechend eingeschnappt reagiert hätten, hätten wir uns auf die gleiche niedrige Stufe gestellt. Da wir aber offiziell deutlich Kooperationswillen demonstriert haben, hat sich das Ganze wieder eingerenkt.
Es ist wie in der Hundeerziehung; am besten die Fehler der anderen ignorieren und anschließend erwünschtes Verhalten positiv bestärken - indem man sich deutlich versöhnlich und nicht beleidigt zeigt.

"Ich habe nie gesagt, daß die Polizei nicht über die Einsätze Bescheid weiß. Im Gegenteil, es wäre absoluter Blödsinn auf irgendwelche Anrufe hin aktiv zu werden, ohne bei der zuständigen Dienststelle nachzufragen und sich die neuesten Fakten zu holen."

Aha! Warum sagst Du das denn nicht gleich??!! Bislang hat sich das so angehört, als wenn ihr gleich loszieht, sobald irgendjemand von der Straße auf euch zukommt, an der Polizeiarbeit vorbei. Es war - was mich angeht - nur das Wort "Rücksprache nehmen" was in all Deinen Ausführungen gefehlt hat! Denn eigenmächtiges und planloses Herumsuchen ist das letzte, was dem zum größten Teil um Anerkennung ringenden Rettungshundewesen in seinem Ruf noch fehlen würde.

" Das bedeutet aber nicht, daß wir von der Polizei auch "angefordert" werden oder daß auch Polizisten gleichzeitig mit im Einsatz sind. Oft fordert die PD nun mal nicht an (aus unterschiedlichsten Gründen) weil sie selber keinen Sinn (mehr) drin sieht, sie haben haben aber absolut nichts dagegen, wenn wir trotzdem gehen und "üben". D.h. die Polizei weiß, was wir wo machen und wie wir jederzeit erreichbar sind - aber halt ohne Anforderung und schon garnicht mit dem Brimborium von wegen zum Einsatz rasen, Sosi, Großauftrieb oder möglichst noch später die Presse hinterher."

Nicht jeder Einsatz muß auch gleich ein Großeinsatz werden. Manchmal ist es im kleinen Rahmen viel effektiver.
Mitunter sind die Schichtbesetzungen der Polizei so knapp, daß gerade bei Nachteinsätzen jeder Streifenwagen fehlt. Wir arbeiten dann auch manchmal "autark", und die Polizei ist froh, daß sie weiß, daß sie uns auch alleine lassen kann. Rücksprachen z.B. bei Abbruch der Suche usw. mit der Polizei sind aber obligatorisch.
Das Presseproblem läßt sich sehr schön beheben, wenn der Pressesprecher der Polizei anwesend ist - das ist allerdings eigentlich nur bei Großeinsätzen der Fall.

" Ich wurde gefragt ob wir auch Einsätze ohne ANFORDERUNG durch die Polizei machen und da kann ich nur JA sagen (auch wenn es mit der Polizei diesbez. Rücksprachen gegeben hat). Und ohne Anforderung ist es nun mal kein offizieller Einsatz."

Da liegt halt der Unterschied. Wir können keine Einsätze ohne Anforderung der Polizei fahren (in welcher Form auch immer, s.o.); abgesehen davon sind wir auch mit offiziellen Einsätzen genug ausgelastet, daß wir nicht auch noch bei jeder Vermißtmeldung, die in irgendeiner Zeitung oder im Radio gebracht wird, zusätzlich hinfahren. Wie oben gesagt, wenn´s was für uns ist, sind wir eh schon alarmiert (mit ganz ganz wenigen Ausnahmen in Nachbarkreisen, da arbeiten wir aber dran). Ein Zustand, den ich allen Staffeln nur empfehlen kann.

bis demnächst, ich geh jetzt Rettungshunde trainieren...der nächste Einsatz kommt bestimmt!
Daniela


14. November 2001 09:00

Hallo Andreas,

: Es gibt auch in Schleswig-Holstein mehrere Staffeln aber warum wurden die nicht angefordert?
: DAS ist für mich immer das große Rätsel!

Für mich auch! Es gab in letzter Zeit hier so viele Fälle, bei denen keine RHS angefordert wurden, gerade auch im Bereich Kiel. Es ist einfach nicht nachzuvollziehen.
Aus welcher Ecke/Staffel bist du?

Gruß,
Ira


14. November 2001 16:25

Hallo Helmuth!

: : : Wenn jeder Staffel so denken würde, müsste man sich um die Suchflächen prügeln. Ist übrigens im November 1999 in der Türkei so gewesen. Dort entbrannte ein Kampf um Trümmer, da viel zu viele Rettungshunde vor Ort waren.
: : Wir jedenfalls hatten genug zu tun, an irgendwelche "Prügeleien um die Trümmer" kann ich mich nun wirklich nicht erinnern - allerdings haben wir nicht mit Deutschen sondern mit den Schweden, Türken und Israelis zusammengearbeitet......
: Wir auch. Nur wenn quasi mehr Rettungshundemannschaften im Einsatzgebiet als eingestürzte Häuser sind, dann kann doch was am System nicht stimmen!!

Das finde ich eine ziemliche Übertreibung, angesichts des Ausmaßes des damaligen Schadens! Die Organisation vor Ort war sicher - vor allem zu Beginn - alles andere als gekonnt und es gab eben auch Staffeln, die die wenige Organisation dann noch verschlechtert haben, weil sie sich nicht an zugeteilte Gebiete gehalten haben oder "einfach so" gesucht haben, ohne daß jemand Bescheid wußte. Aber es gab eben auch Gebiete, wo es verdammt lange gedauert hat, bis jemand zum Suchen kam, während ihr Euch nebendran um die Trümmer geprügelt habt.

Von "zu vielen" Hunden habe ich zumindest nichts mitgekriegt, im Gegenteil, auch große deutsche Hilforganisationen haben zum Teil nur eine "Alibi-Staffel" geschickt, nach dem Motto: Wenig Geld ausgeben und trotzdem tönen können, daß man Hilfe geschickt hat und an der Suche beteiligt war.

: Ich frage mich wofür gibt es Alarmpläne, Rettungsdienstgesetz usw. wenn jede Hilfsorganisation lieber macht was es will.
: Ich definiere lediglich RH-Arbeit als Erweiterung des Rettungsdienstes! Leichensuche gehört demnach nicht dazu. Im Rettungsdienst gibt es klare Alarmstrukturen, an die sich jede Kraft zu richten hat. Mehr nicht. Das kann man doch verstehen!

Hm, ich weiß nicht, ob sich zum Beispiel eine THW-Staffel nur als Erweiterung des Rettungsdienstes sieht. Und jede Staffel, die für Wassersuche ausbildet, nimmt Leichensuche damit mit in ihr Spektrum auf.

Und zu den Alarmplänen, ... Da bin ich der Meinung, daß das vor Ort auch mal anders aussehen kann. Wenn unsere Staffel von einer anderen Staffel / einer Leitstelle außerhalb unseres Bereichs telefonisch alarmiert wird, der Alarm, der über unsere Leitstelle auch noch ausgelöst werden soll, aber nicht ausgelöst wird, weil in der Leitstelle Mitglieder einer Hilfsorganisation sitzen, die mit unserer Hilfsorganisation bei den Krankenfahrten konkurriert, sollen wir dann daheim bleiben?

Es soll auch Verbände geben, bei denen die Staffeln Probleme bekommen, wenn sie verbandsfremde Staffeln nachalarmieren lassen. Wenn solche Leute in den Leitstellen sitzen, was dann?

Die Alarmierung über die Polizei direkt klappt bei uns entschieden besser - wenn Leitstellen da etwas unabhängiger wären, würden sich einige Alarmierungsprobleme wohl gar nicht stellen. Manchmal sind nämlich die Staffeln untereinander weniger kontaktscheu als die Oberen!

Tschüß, Kaya

14. November 2001 16:07

Hi,

es war mir schon klar, dass es keine exakte Antwort auf meine Frage gibt. Deine Antwort war auch ausführlich genug. Danke.
Ich hätte vielleicht die Frage etwas anders formulieren sollen. So nach dem Motto "Was passiert, wenn die erste akute Phase des Suchens abgeschlossen ist"? Es ging mir nur darum, dass man ja schliesslich nicht wochenlang jeden Tag auf die Suche gehen kann, von der Arbeit wegbleiben etc. wenn die entsprechende Suche kein Notfall mehr ist.
Wie gesagt, deine Antwort ist für mich ausführlich genug. Ich kann mir jetzt in etwa vorstellen, wie das dann weitergeht.

Gruss Cindy

17. November 2001 17:55

Wir hatten mal einen ähnlichen Fall: 74 jährige Frau vermisst, Diabetikerin und mit Gehhilfen. Da die Frau am tag zuvor erwähnt hatte, mit der Stassenbahn vo hinzufahren, nahm die Polizei an, das sie sich wohl eher "verfahren" hatte. Das dem Altersheim anliegende Waldgebiet wurde schon den ganzen Tag abgefahren, da man nicht glaubte, das die Frau mit Gehilfen tief in den Wald eindringen konnte. Um 22 Uhr wurden wir dann gerufen. Man teilte uns so ein, dass wir alles im umkreis von 2 km absuchen sollten.
Wir fanden niemanden.

1 Woche später fand man die Frau 3 km von dem Altersheim entfernt tod auf.

Keiner hatte damit gerechnet, dass die Frau noch so weit laufen konnte.

Man sollte immer daran denken, das der Körper in Stresssituationen unglaubliche Kräfte freisetzten kann.

MfG
Anna