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Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Malinois als RH
20. November 2001 21:59

Hallo Heinz,

das ist doch mal ein guter Vorschlag. Werde es bei dem nächsten Hund ausprobieren.

Aber irgendwann muß der Hund ja mal am Opfer verbellen. Könnte doch ein längerer Weg sein....mal sehen Versuch macht klug.

Viele Grüße
Sabine

20. November 2001 22:45

Hallo,

ich hatte es bewußt nur kurz zusammengefasst, da eine Beurteilung eines Hundes ohne den Hund gesehen zu haben dem Hung gegenüber unfair wäre. Deswegen nur die groben Anmerkungen darüber wo der Haken meiner Meinung nach liegen wird.

"superselbstbewußt, schnelles Abrutschen..."
Ein Hund der dominant und anscheinden superselbstbewußt auftritt und gleichzeitig stark schwankt sieht zwar oberflächig selbstbewußt aus, überspielt jedoch die Unsicherheit nur mit ausdruckstarken Gesten. Schau dir einen wirklich selbstbewußten Hund an. Dieser wird immer eine sehr hohe Reizschwelle haben, ruhig und konsequent agieren (nicht reagieren). Dieser Hund ruht dann in sich und zeigt seine Kraft und sein Können nur dann wenn es nötig ist. Ein Unsicherheitsbolzen hat diese Ruhe nicht. Im Vergleich: bei Alphatieren findet man vergleichweise sehr viel weniger Aggression als bei den direkt darunter stehenden Hunden, deren Position halt nicht so gefestigt ist wie beim Alphatier.

"konsequente Spielregeln"
Damit meinte ich nicht die körperliche Nähe des HF zum Hund, sondern das Einhalten der vom HF aufgestellten Regel (egal ob dies das Verhalten beim Opfer ist oder von mir aús nichts zu fressen was rumliegt) in jeglicher Situation, in jedem Gelände und bei jeglicher Individualdistanz.
Daß der Hund die gewünschte Akzeptanz der Ranghöhe des HF zeigt, sobald die Distanz zwischen Hund und HF gering genug ist verwundert mich nicht. Tendenz wäre auch hier auf Distanz zu arbeiten mit der gleichen Vorgabe wie bei Nähe. Versuch mal den Gedanken weiter zu gehen und jegliches Verhalten der Hundes, egal bei welchen Übungsteilen, mal anzuschauen bei großer Nähe und bei weiterer Entfernung...... Ich denke es finden sich Parallelen.

"Spielzeug / Opfer als Spielzeug-Beute"
Im Prinzip das gleiche Problem. Der Hund akzeptiert nicht im ausreichenden Maß den Helfer als ranghohes Meutemitglied, sondern als Rangniedriges, dem es ´"erlaubt" ist die Beute streitig zu machen und mit dem man dann auch entsprechend grob umgehen darf. Tendenz im Aufbau sollte es jedoch sein, daß der Helfer für den Hund ein ranghohes Meutemitglied ist mit dem man erst unter Einhaltung bestimmter Regeln spielen darf. Soll heißen auch hier muß aufgebaut werden in Bezug auf Vertrauen und Ruhe. Und dieses Aufbauen sollte bei allen möglichen Dingen geschehen - aber nicht bei der Anzeige oder Suche. Viel besser eignen sich konsequente "vertrauensbildende Maßnahmen" gerade dann wenn der Hund Unsicherheiten zeigt (und die finden sich mit etwas Mühe bei jedem Hund :-))

Den Abbau des Kneifens/Beißens ......
Durch die negativen Erfahrungen der Helfer mit dem Hund wird das Verhalten der Helfer zwangsläufig dem Hund gegenüber immer gehemmter, bis letztendlich keiner mehr Lust dazu hat. Jegliches auch noch so kleines Zwicken führt zu einer Bestätigung des erwarteten Verhaltend des Hundes...... Logischerweise wird der Hund deswegen immer stärker das Fehlverhalten zeigen, der HF immer gefrusteter sein - das Ganze gibt eine Spirale ohne Ende.
Besser wäre es Erfolg bei allen Beteiligten aufzubauen. Also mit anderen Sachen als gerade die Anzeige und erst dann wieder zu Anzeigen über zu gehen, wenn die "vertrauensbildenden Maßnahmen" bei allen Beteiligten gergiffen haben. Soll heißen wenn die Helfer dem Hund wieder vértrauen, der HF sich als Autorität (nicht autoritär) dem Hund zeigt und der Hund Selbstsícherheit im Umgang mit den Helfern erlernt hat. Das meinte ich damit an die Ursachen zu gehen, anstatt "Gitterkäfige zu bauen" und Haifischdompteur zu spielen :-)) Mit solchen Scheinsicherheiten kommt man nie weiter. Könnte ja sonst auch "empfehlen": zieht dem Hund alle Zähne dann kann nix mehr passieren :-) / sorry für den Flapsus.


ciao suchhunde



20. November 2001 23:09

: Hallo Sabine,
Genau das ist meine Meinung.
Wer keine Ahnung vom Auto hat soll die Reperatur der Fachwerkstatt überlassen. Der Schaden könnte sonst noch größer werden.
Nicht umsonst haben die Hundephysiologen so viel Andrang.
Grüße von Heinz

21. November 2001 00:13

: Sobald er sein Spielzeug am Opfer erahnt, macht es in seinem Kopf "Click" und er ist für nichts mehr zugänglich, sondern bedrängt aufs Schlimmste und wird notfalls auch aggressiv.
:
: Keiner will mehr für ihn ins Versteck, weil es schon einige böse Blessuren gab.

Hallo Susanne! Ich will auch noch meinen Senf dazugeben. Wir hatten schon einen ganz ähnlichen Fall, der Hund hat insbesondere die "Verpackung" des Opfers auseinandergenommen, ohne Rücksicht auf das, was darunter war. Nachdem der HF die Beisswurst mitgebracht hat, ging es etwas besser, aber das Problem war noch lange nicht im Griff. Wir haben dann so ziemlich alles ausprobiert, von Wasserpistole über Masterplus bis zur Haselgerte - nichts hat geholfen (letztere hat der Hund dann ruckzuck entdeckt und noch schneller zerbissen). Er bekam letztlich immer seinen Erfolg, nämlich den Biss in die Decke (und was darunter noch so lag) und anschließend kam der HF mit der Belohnung. Wir haben dann mit der Schleppleine (am Geschirr) gearbeitet, um den Hund auf Distanz zu halten und mit etwas Abstand ins Platz zu bringen. Ebenso versuchten wir, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren, und wenn der Hund zulangte, ihn einfach "abzutragen", d.h. vom Opfer ohne Belohnung wegzunehmen und wieder ins Auto zu stecken. Es hat alles nichts gefruchtet. Erst, als wir wieder zur Führeranzeige zurückgingen, konnten wir ihn über positive Bestärkung (und nix anderes!!!) wieder neu aufbauen. Den HF biß er nämlich nicht (einmal hat der Hund sich vertan und war dann ganz schön perplex, als der HF unter der Decke auftauchte, das geht allerdings nur, wenn da das Verhältnis stimmt!). Er wurde zunächst frei abgelegt, der HF ging mit Beißwurst 10 m weg, legte sich hin, rief den Hund mit "komm" ab und verlangte beim Eintreffen "platz-laut". Sobald der Hund lag, gabs die Belohnung. So haben wir dann weiter aufgebaut, bis der Hund merkte, Belohnung nur bei Abliegen + Bellen ohne Bedrängen. Dann stiegen wir auf "furchtlose" Helfer um. Beim geringsten Bedrängen brach der Helfer die Anzeige ab und stand in aller Ruhe auf und ignorierte den Hund, der vom HF angeleint und weggeführt wurde, sobald der Hund ohne Bedrängen lag, wurde bestätigt. Jetzt, nach 1/2 Jahr, gehen sogar wieder die "ängstlichen" Opfer für diesen Hund ins Versteck, und sind ganz begeistert, wie sanft der Hund wieder ist.

Noch ein Tipp: Wenn ihr euch nicht ganz sicher seid in der Anfangsphase der Umschulung, dann arbeitet doch mit Maulkorb! Die Belohnung geht entweder mit Schmackos, die man durchs Gitter steckt, oder man läßt den Hund das Spielzeug über den Boden kullern.

Ich kann natürlich von hier aus den Mali nicht beurteilen, aber es wäre schade, wenn man den Trieb nicht in die richtigen Bahnen lenken könnte. Gerade in der Trümmersuche ist es phantastisch, mit so einem Hund zu arbeiten (bedrängt der eigentlich auch noch, wenn er sein Mütchen beim Eindringen durch die Trümmer kühlen konnte? Meist ist ja dann der größte Dampf weg.)

Ich wünsche Euch jedenfalls viel Erfolg. Wenn es nicht absehbar ist, daß Ihr das hinkriegt, bleibt leider nur noch, die Ausbildung abzubrechen. Im Sinne des Vermißten, den der Hund bei Fund sonst in Einzelstücken apportieren würde...

Grüße,
Daniela




21. November 2001 01:05

Hallo Hutch!

: Denk mal an Deine Worte: Lieber ein bisschen kaputt als ganz tot. (Opfer)

Ich weiß jetzt nicht, ob Du das zitiert hast, ob es ein (meiner Meinung nach nicht ganz gelungener) Witz ist oder was, aber es sind genau solche Sätze, wegen denen Polizei und Öffentlichkeit schlecht auf Staffeln zu sprechen sind.

Mal ganz abgesehen davon, daß wir ja wohl Rettungshunde haben, um Menschen zu retten, und nicht, um sie "kaputt zu machen", ist der Satz einer von den ganz furchtbaren, weil er suggeriert, daß eines von den beiden Übeln weniger schlimm wäre. Der Punkt ist aber, daß es eben nicht nur diese beiden Alternativen gibt. Was nämlich bei der Aufzählung einfach unterm Tisch verschwindet, ist der Satz: Und am besten ganz gesund.

Wenn man sich bei der Ausbildung mal klarmachen würde, daß es auch die Alternative "Triebstark suchen und anzeigen, ohne zu Bedrängen" gibt, dann würden solche blöden Sprüche endlich der Vergangenheit angehören. Denn ein Hund, der Opfer bedrängt, ist immer nicht oder falsch ausgebildet - und wenn das nicht vor lauter Trieb immer zur Lapalie herunterdefiniert würde, würde man sich dazu auch etwas mehr einfallen lassen.

Wie gesagt, wenn Du damit nicht Deine Einstellung wiedergeben wolltest, okay, aber ansonsten finde ich, daß solche menschenverachtenden Sätze im Rettungsdienst nichts zu suchen haben.

Tschüß, Kaya

21. November 2001 01:05

Hallo Daniela!

Ich bin ganz froh über Deinen Rat - ich habe nämlich gerade auch etwas Ähnliches geschrieben. Jetzt hänge ich aber nur noch ein paar Kommentare an Deinen Text:

: Wir hatten schon einen ganz ähnlichen Fall, der Hund hat insbesondere die "Verpackung" des Opfers auseinandergenommen, ohne Rücksicht auf das, was darunter war. Nachdem der HF die Beisswurst mitgebracht hat, ging es etwas besser, aber das Problem war noch lange nicht im Griff. Wir haben dann so ziemlich alles ausprobiert, von Wasserpistole über Masterplus bis zur Haselgerte - nichts hat geholfen (letztere hat der Hund dann ruckzuck entdeckt und noch schneller zerbissen).

Die Erfahrung haben wir auch gemacht - es wurde sogar immer schlimmer, weil der Hund alle diese Versuche als Angriff gewertet hat und so immer mehr, immer schneller, immer heftiger auf das Opfer losgegangen ist - er mußte ja versuchen, es zu erwischen, bevor es ihm etwas tun kann.

: Erst, als wir wieder zur Führeranzeige zurückgingen, konnten wir ihn über positive Bestärkung (und nix anderes!!!) wieder neu aufbauen. Den HF biß er nämlich nicht (einmal hat der Hund sich vertan und war dann ganz schön perplex, als der HF unter der Decke auftauchte, das geht allerdings nur, wenn da das Verhältnis stimmt!).

Genau das ist der Schlüssel. Da brauche ich keinen Käfig (wie Du schon sagtest, vorausgesetzt das Verhältnis HF - Hund stimmt zumindest) und der Hund macht sehr schnell das Richtige (weil der HF ihm ja anfangs das Kommando "Platz!" gibt) und kann also auch schnell bestätigt werden.

Zusätzlich kann man als HF dieses Verhalten prima im Alltag festigen: Mindestens für das nächste Vierteljahr bekommt der Hund alles, was er vom HF will, erst auf Platz und Bellen: Spielzeug, Kauknochen, den gefüllten Napf, ... Daheim kann ich auch einzeln formen: Zu Beginn verlange ich nur ein Platz vom Hund, damit er das Gewünschte bekommt, und bestätige ihn genau in dem Moment, in dem er mit Ellenbogen und Hintern wirklich auf dem Boden ist. Dann gebe ich das Kommando nicht mehr, sondern warte, bis der Hund selbst auf die richtige Idee kommt (das geht dann meist sehr schnell).

Wenn der Hund von sich aus immer ins Platz geht, wenn er etwas von mir will, dann fange ich an, zusätzlich das Bellen zu verlangen - aber auch hier bleibt die Konzentration auf dem Platz, das heißt, bellt der Hund, steht dabei aber auf, tut sich nichts (auch kein Schimpfen!), erst, wenn er im Platz bleibt, bekommt er, was er will.

Das ausdauernde Bellen kann ich später bestätigen und fördern, jetzt will ich zuerst nur das Eine: Der Hund soll lernen, daß sich nur dann etwas tut, wenn er im Platz ist. Wenn der Hund das begriffen hat, legt er sich freudig und erwartungsvoll hin, nicht unter Druck und auf der Hut vorm Opfer. Gleichzeitig liegenbleiben und das Opfer bedrängen geht aber nicht, also bedrängt er nicht mehr, bekommt deshalb keine negativen Reaktionen mehr, damit kann er auch ohne Anspannung anzeigen und bleibt sicherer liegen, weshalb die Opfer sich sicherer fühlen, ... Das gibt dann auch eine Entwicklungsspirale, aber ein, die immer besser wird!

: Jetzt, nach 1/2 Jahr, gehen sogar wieder die "ängstlichen" Opfer für diesen Hund ins Versteck, und sind ganz begeistert, wie sanft der Hund wieder ist.

Dieses Ergebnis hatten wir auch - die Leute erwarten eine Furie, denn das Temperament und der Trieb bleiben - aber am Opfer ist der Hund inzwischen ein Lamm, das auch bei ihm fremden Kindern problemlos und ruhig anzeigt.

Das Vorgehen hat dazu noch den Vorteil, daß es dem Selbstbewußtsein des Hundes guttut. Es ist also durchaus möglich, daß auch die allgemeinen Aggressionsprobleme damit mit der Zeit weniger werden. Aber das ist natürlich so auf die Ferne nicht genau zu beurteilen.

Also, gebt mal noch nicht auf - aber nehmt den Hund auch nicht zum Russisch Roulette spielen, so nach dem Motto: Jeder darf mal, und wer gebissen wird hat verloren. Solange er die Helfer beißt, muß er eben Führeranzeigen machen, und dann eine ganze Weile gemischte Anzeigen, bis sich das Verhalten auch gegenüber anderen gefestigt hat. Erst dann kann er wieder Fremdanzeigen machen. Das kostet ihn jetzt Zeit und eine anvisierte Prüfung muß vielleicht nochmal verschoben werden - aber dafür kann man sich hinterher auf ihn verlassen.

Viel Erfolg wünsche ich Euch!

Tschüß, Kaya