Bedrängen des Opfers
09. Januar 2002 13:01

hi Reinhold!
Du hast einen Setter?
Wie schön, ich habe einen Settermix.
Mit dem Anzeigen klappt es wunderbar, sie hat noch nie beträngt und bellen tut sie für ihr leben gernwinking smiley
Nur... sie ist so dermaßen temperamentvoll, dass ich gar nicht weiß, wie ich sie manchmal runterschrauben kann (15 Mon).
Wenn sie das Kommando zum Suchen bekommt, schießt sie erstmal los wie von einer Tarantel gestochen. Sie hat einen ziemlich großen Radius und sucht sehr selbständig. Oft habe ich dass Gefühl, dass sie gerade am Anfang, vor lauter Freude und Aufregung noch gar nicht richtig die Nase einsetzt. Sie läuft in einem "Affentempo" Zickzack, mit der Nase in der Luft.
Sie findet ihre Opfer dann auch relativ schnell, nur kam es auch schon vor, dass sie am Opfer vorbeidüste (wurde kurz davor angesetzt)

Mein Ausbilder meinte dass er mehrer Setter kennt die als Rettungshund ausgebildet werden. Alerdings wäre nur einer dabei, den man vom Temperament her als "gesittet" ansehen könnte, und der ist 9 Jahre alt winking smiley

Wie lange arbeitest du schon mit Ayko?

LG Anna

09. Januar 2002 13:22

Hallo Helmuth,
jetzt hab ich Dir so eine schöne lange Antwort geschrieben, und da stürzt mir das Programm ab :-((
- nochmal in Kurzfassung:

: : Du hat glaube ich einen kleinen Logikfehler eingebaut oder nicht ganz klar ausgedrückt.

Das wird´´s sein.

Beim Wildern ist das Triebziel das Jagen und Greifen der Beute. Also selbstbestärkend.
: Aber bei der Anzeige ist das Triebziel doch im Regelfall die Beute oder das Futter, in Besitz des Opfers. Ursache des Bedrängens ist meistens ein "Selbstbedienen wollen" und daraus die Verknüpfung: Belästige ich das Opfer reagiert es (Bewegung). Da der Hund im Aufbau gelernt hat,auf Bewegung folgt Bestätigung. Der Hund verbindet die Bewegung als Vorbote der Bestätigung = sekundärer Bestätiger! Also keine selbstbestärkende Handlung, sondern vom Opfer konditionierte Handlung!!!!!
:


Ja, kann passieren, und sicher nicht selten, aber ich meinte was anderes. Ich habe eine ganze Reihe Hunde kennengelernt, die aus anderen Gründen bedrängen. Das eine ist die Selbstbelohnung (der Hund bricht die Anzeige selbst ab bzw. belohnt sich sofort beim Eintreffen am Opfer, indem er ein Zerrspiel mit der Decke anfängt) - also selbstbelohnendes Verhalten in Reinkultur;

das andere ist Stressabbau, Bedrängen als Form einer Übersprungshandlung. Das geht dann fliessend über zu Frustrationsabbau, wo dann auch eine deutlich aggressive Tönung reinspielt. Auch Stressabbau ist selbstbelohnend - der Stress wird weniger, das Gefühl dadurch besser. Ich glaube, da muß man doch etwas mehr differenzieren. In beiden Fällen ist es relativ egal, ob das Opfer stocksteif daliegt oder Abwehrbewegungen macht. (Wir üben übrigens von Anfang an auch mit beweglichen Opfern, das entspricht der Einsatzrealität). Allenfalls bei der Selbstbelohnung steigert sich der Effekt, wenn an der Decke auch noch zurückgezogen wird.

: : : Besser ist ein konditioniertes Aufhörkommando. Dieses Kommando (z.B. Nein) wird über positive Verstärkung aufgebaut und unterbindet bei richtigem Aufbau jede Aktion des Hundes. Zum Aufbau (z.B. beim Jagen): der Hund führt eine unerwünschte Handlung aus. Bevor (!!!!!!!!!) die Handlung sich verselbststandigt, bekommt der Hund die "Super-Beute". So bekommt man Zwang und zuverlässiger als mit Strom die Jagerei in den Griff! Aber ich schweife ab :-))
:

Wenn man von Anfang an richtig aufbaut und KEINE Fehler macht, funktioniert das hervorragend. Bei eingefleischten Wilderern bzw. Bedrängern überlagert der Reiz (flüchtendes Reh oder Decke des Opfers) aber häufig den Gedanken an die Super-Belohnung, die ja letztendlich weit weg ist. Das Hauptproblem ist da wirklich das Timing, denn die Hunde zeigen nicht immer eine Zäsur vor der unerwünschten Handlung, in der man noch einwirken könnte. (Sei es mit positiv oder negativ bestärkten Kommandos).
Ausserdem: Menschen machen Fehler. Selbst wenn Ausbilder und Hf noch so durchdacht vorgehen, irgendeiner macht dann doch einen Fehler und schafft das Timing nicht. Spätestens ein ungeübtes Opfer.

Ich habe kein Problem damit, dem Hund auch am Opfer deutlich seine Grenzen zu setzen. Das Opfer ist schließlich kein Spielzeug für den Hund, sondern ein Mensch, den er als solchen zu respektieren hat. Opfer-Sozialisation im weitesten Sinne also. Und da arbeiten Hunde untereinander auch nicht grad mit positiver Bestärkung...

: : Aber jedem Tierchen sein Plaisirchen, jeder kann seinen Hund doch so ausbilden, wie er will. Und weil bekanntlich viele Wege nach Rom führen, sind auch so viele verschiedene Ausbildungsmethoden erfolgreich. Vor dem Clickertraining gab es auch schon zuverlässige Rettungshunde, und bei der konservativen Ausbildungsmethode habe ich nicht den Eindruck, daß die Hunde unbedingt unglücklicher wären...
:
: Aber modern ausgebildete Hunde sin halt besser.

grins.

LG
Daniela

09. Januar 2002 16:47

Hallo Daniela,
:
: Ich habe kein Problem damit, dem Hund auch am Opfer deutlich seine Grenzen zu setzen. Das Opfer ist schließlich kein Spielzeug für den Hund, sondern ein Mensch, den er als solchen zu respektieren hat. Opfer-Sozialisation im weitesten Sinne also. Und da arbeiten Hunde untereinander auch nicht grad mit positiver Bestärkung...

Genauso sehe ich das auch!

Gruß Ulli

11. Januar 2002 17:01

Hallo Claudia,

damit gehst Du doch nur dem Problem aus dem Weg, löst es aber nicht! Wenn ein Hund z.B. immmer nur Opfer in geschlossenen Verstecken anzeigt (kann er natürlich nicht belästigen), heißt das noch lange nicht, daß er
auch offene Opfer in Ruhe läßt.

Ingah

14. Januar 2002 12:01


:
: damit gehst Du doch nur dem Problem aus dem Weg, löst es aber nicht!
:
: Ingah


Hi Ingah,

man geht dem Problem nicht aus dem Weg,
sondern bringt den Hund in eine Situation,
in der er aufnahmefähig ist und etwas
neues lernen kann.

Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold + Ayko

22. Januar 2002 20:54

Hi Claudia,

kannst Du mal ausprobieren, aber auch hier: dann einige Wochen bei jedem Opfer und dann mit den Tipps aus der vorigen Meldung kombinieren. Evtl. "gewöhnt" sich der Hund einfach um.

Manche Hunde mögen es auch gar nicht, wenn man einfach die scharrende Pfote festhält (Helfer). Aber nur kurz, nicht so, daß der Hund vor Schreck wegläuft (manche Hunde reagieren unerwartet sensibel auf Pfote festhalten). Es soll nicht wehtun, nur dem Hund bewußt werden, daß das nicht läuft.

Dann Pfote loslassen, warten bis Hund wieder bellt (evtl. ist er doch einen Moment lang oder zwei verdutzt, aber am besten ist es, er kommt ohne Helfer- und Hundeführerhilfe wieder zum bellen). Dann wird er bestätigt (wie in der ersten Meldung) bevor er wieder scharrt.

Viel Erfolg
Heidrun