Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Detachieren?

geschrieben von Susi & Lara(YCH) 
Detachieren?
02. April 2002 17:29

Hallo ihr Rettungshundler!

Was ist eigentlich Detachieren? Und wie wird es gelernt?
Ich mache kein RH-Training (kann ja noch werden ;o)), weil ich denke, Lara ist dafür nicht soooo geeignet und es sicherlich bessere Hunde geben wird! Mich würde das aber trotzdem mal interessieren!

Danke schon im Voraus

Susi & Lara


02. April 2002 19:17

: Hallo ihr Rettungshundler!
:
: Was ist eigentlich Detachieren? Und wie wird es gelernt?
: Ich mache kein RH-Training (kann ja noch werden ;o)), weil ich denke, Lara ist dafür nicht soooo geeignet und es sicherlich bessere Hunde geben wird! Mich würde das aber trotzdem mal interessieren!

Es geht dabei um eine Übung zur Lenkbarkeit des Hundes. Im Circus gibt es bei den Tiegern eine ähnliche Übung, die du bestimmt kennst - der Domteur stellt sich in die Mitte und schickt einen Tieger durch Handzeichen auf verschiedene Podeste.

Der Ablauf mit dem Hund ist folgender auf einem in etwa quadratischen Platz steht in der Mitte eine Markierung - ein Kegel oder ähnliches.

[]---------------[]
------------------|
------------------|
--------X-------|
------------------|
------------------|
HF-------------[]

Auf drei Ecken stehen Podeste. Der Hundeführer steht mit seinem Hund zu Beginn der Übung in etwa an der Ecke, an der kein Podest steht. Zunächst schickt er den Hund zu dem Kegel in der Mitte. Nun geht es darum den Hund durch ein deutliches Sichtzeichen mit den Armen und ein passendes Hörzeichen nacheinander auf die drei Podeste zu lenken. Die Reiehnfolge steht nicht fest und wird z.B. in einer Prüfung vom Prüfungsleiter vorgegeben (z.B. erst rechts, dann links, dann mitte). Dabei zeigt der Hundeführer mit weit ausgestrecktem Arm (so wie wenn man der schwerhörigen und mittlerweile auch etwas kurzsichtigen Großmutter etwas zeigen möchte) auf das gewünschte Podest und der Hund rennt im Idealfall wie ein geölter Blitz dort hin kurz vor dem Podest kann ein weiteres Hörzeichen (z.B. Hopp!)erfolgen und der Hund springt nun auf das Podest und verweilt dort (entweder stehend oder weil´s so schön wie im Tiegerkäfig aussieht besser sitzend) so lange bis der Hundeführer ihn zum nächsten Podest schickt. Vom letzten Podest ruft der Hundeführer den Hund dann wieder zu sich.


In der IRO (internationale Rettungshunde Organisation) Prüfungsordnung liest sich das dann wie folgt:

"7. Lenkbarkeit auf Distanz (10 Punkte)
Geräte: 1 Kegel, 3 markante Punkte im Abstand von ca. 40 m Palette, Faß oder ähnliches, Höhe maximal 0,6 m.
Hörzeichen: "Revier oder Voran", "Hopp", "Hier", "Fuß"
Der HF nimmt mit seinem Hund am Ausgangspunkt Grundstellung ein. Auf Anweisung des PR schickt der HF seinen Hund, ohne seine Position zu verändern, mit dem HZ "Voran" oder "Revier" und einem SZ zu einem in ca. 20 m Entfernung liegenden, mit einem Kegel gekennzeichneten, Punkt. Auf weitere Anweisung des PR schickt der HF seinen Hund, ohne seine Position zu verändern, mit dem HZ "Voran" oder "Revier" und einem SZ zum ersten angewiesenen Punkt. Auf das HZ "Hopp" oder ein SZ hat der Hund auf diesen aufzuspringen und dort zu verharren. Der HF schickt seinen Hund sodann zum nächsten Punkt, auf den er ebenfalls aufzuspringen und dort zu verharren hat. Gleiches gilt für den dritten angewiesenen Punkt.
Die Reihenfolge in der die Punkte anzulaufen sind, legt der PR zu Beginn der Übung fest. Vom dritten Punkt wird der Hund mit dem HZ "Hier" oder einem SZ zum HF zurückgerufen und hat sich dicht vor diesen hinzusetzen. Auf das HZ "Fuß" oder ein SZ hat sich der Hund in Grundstellung zu begeben."



Den meisten Hunden macht diese Übung sichtlich spaß und es ist schon eine große Abstraktionsleistung für den Hund aus der Stellung der Arme des Hundeführers auf die gewünschte Richtung zu schließen.

Das erlernen der Übung ist nicht trivial und sollte in möglichst kleinen und einzelnen Schritten erfolgen.

Zunächst sollte der Hund lernen auf ein Hörzeichen auf das Podest zu springen. Man gibt ein Hörzeichen (Hopp), und macht das Podest z.B. durch darauf klopfen interessant. Wenn der Hund auf das Podest springt wird er belohnt.

Eine weitere vorbereitende Übung ist das Schicken des Hundes zu einem gut sichtbaren Gegenstand z.B. zu einem umgedrehten Eimer. Der Hundeführer schickt den Hund mit einem Hörzeichen und weit ausgestrecktem Arm zum Eimer (der ganze Körper neigt sich dabei in die entsprechende Richtung. Je deutlicher das Sichtzeichen ist desto besser). Am Eimer kann zunächst einmal ein Helfer stehen, der den Hund zu sich ruft. Am Eimer angekommen wird der Hund belohnt. Später kann man ein wenig Futter auf dem Eimer plazieren und auf den Helfer verzichten. Im Laufe der Übung wird die Distanz, die der Hund zum Eimer zurückzulegen hat vergrößert.
Wenn die Übung mit einem Eimer gut klappt baut man sie mit zwei Eimern weiter aus. Der Hundeführer zeigt nun wie oben beschrieben auf einen der beiden Eimer. Zunächst sollte an jedem Eimer ein Helfer stehen und den Hund zu sich rufen. Wenn der Hund zum richtigen Eimer läuft, wird er dort belohnt. Wenn er zum falschen Eimer läuft, wird dieses Verhalten ignoriert und ggf. durch ein deutliches Nein korrigiert. Nach und nach erhöht man die Distanz zu den Eimern. Der weitere Ablauf ist wie zuvor mit einem Eimer. Wenn der Hund begriffen hat, worum es geht, kommt ein dritter und wenn man möchte auch noch ein vierter Eimer hinzu.
Nach und nach ersetzt man die Eimer durch Podeste (mit und ohne Helfer) und kombiniert die Vorübungen (schicken und hopp) Es hat sich bewährt auf den Podesten eine kleine Futterbelohnung auszulegen (aber vorsicht viele Hunde sind äußerst schlau und rennen schon nach der zweiten Übung einfach alle Podeste nacheinander ab um sich das Futter zu holen). Mit den Podesten geht man im übrigen genau so vor wie zuvor mit den Eimern.

Der geschilderte Übungsaufbau ist bestimmt kein Patentrezept. Aber bei vielen Hunden klappt es so ganz gut. Der individuelle Übungsaufbau ist natürlichen von vielen Faktoren und vom Verhalten, den Vorlieben und Ängsten des Hundes abhängig. Wichtig ist ein schrittweiser Aufbau der Übung. Ansonsten sind der Phantasie (wie sag´ichs meinem Hund) keine Grenzen gesetzt.

Wenn Du lust hast versuch die Übung mal mit Deinem Hund.
Viel Spaß dabei
Henry







02. April 2002 19:46


Hallo Henry!

Danke für deine sehr ausführliche und schnelle Antwort! Ich fine die Rettungshundearbeit sehr interessant und möchte das jetzt, natürlich nur für mich so zum Spass, auch mal probieren!

Ich werde deinen Vorschlag bestimmt nutzen!!!

: Wenn Du lust hast versuch die Übung mal mit Deinem Hund.

Mach ich bestimmt, in unserem Verein ist bald Tag der offenen Tür und da soll unter anderem gezeigt werden, was der Hund alles mit der Nase leisten kann und da ist doch das Rettungshundetraing eigentlich ausgesprochen gut dafür geeignet, oder?!
Aber diese Übung nehme ich auch in Angriff, weil ich denke, damit zeigt man sehr schön, wei man den Hund ohne laute Kommandos "lenken" kann!


Schönen Abend noch

Susi & Lara

02. April 2002 23:18

Hallo Henry!

Nett, die Übung. Das ist also die "offizielle Prüfungsversion". Bei uns sieht es etwas anders aus und (ohne die Mühe, die sich jemand gegeben hat, bis er seinem Hund Eure Version beigebracht hat, schmälern zu wollen) - ich finde etwas einsatzrelevanter. Der Aufbau, den Du beschrieben hast, hat nämlich einen ähnlichen Haken wie das BH-Schema: Der Hund lernt etwas auswendig.

Bevor Du Dich jetzt beschwerst: Ich habe schon verstanden, daß die Reihenfolge variabel ist - aber der Hund lernt: wenn da Podeste rumstehen, muß ich zu einem von denen laufen (Welches, sagt mein HF, das ist die Übung, aber so weit, wie die Podeste auseinanderstehen, ist eine Verwechslung eher schwierig.) und dort sitzen.

Der eigentliche Sinn dieser Übung ist doch wohl, den Hund in der Fläche und vor allem auf den Trümmern auf Distanz leiten zu können. Und da stehen selten Eimer oder Podeste an den Stellen, wo man den Hund gerne hinschicken will. Also wäre es eigentlich sinnvoller, diese optischen Zeichen nach der ersten Lernphase wieder abzubauen, so daß man im Idealfall den Hund auf einer ordinären Wiese zu einer bestimmten Stelle dirigieren kann, die ein anderer einem sagt. Unmöglich? Meine Hündin machte das. Sie ging exakt in die gezeigte Richtung, ohne ein Ziel vor Augen zu haben, nur auf das Handzeichen hin. Mein Junior ist allerdings noch ziemlich weit entfernt davon. Das ist auch das Problem bei der Variante: Es ist wirklich Hohe Schule, das lernt man nicht mal kurz in vier Wochen.

Grüße, Kaya


03. April 2002 07:59

: Hallo Henry!
:
: Nett, die Übung. Das ist also die "offizielle Prüfungsversion". Bei uns sieht es etwas anders aus und (ohne die Mühe, die sich jemand gegeben hat, bis er seinem Hund Eure Version beigebracht hat, schmälern zu wollen) - ich finde etwas einsatzrelevanter. Der Aufbau, den Du beschrieben hast, hat nämlich einen ähnlichen Haken wie das BH-Schema: Der Hund lernt etwas auswendig.

Daß diese Übung wenig einsatzrelevant ist ist ja wohl ziemlich klar.
Wo findet man in der Realität schon Wippen, Kriechtunnel Weitsprünge und Faßbrücken? Natürlich lernt der Hund diese Geschicklichkeitsübungen "auswendig".
Und in der Tat sie ist, wie die gesamte Gewandheitsprüfung nur ein erster und ganz kleiner Anhaltspunkt für die Lenkbarkeit und Gewandheit des Hundes. Die Übung ist eher etwas für die Optik und sie macht Hund und Hundeführer so richtig Spaß. Es ist einfach schön anzusehen, mit welcher Hingabe die Hunde auf die zugewiesenen Podeste springen. Und da wir ja nicht ständig nur für den Einsatz üben wollen ist diese "optisch" hübsche Übung eine nette Abwechslung.

:
: Der eigentliche Sinn dieser Übung ist doch wohl, den Hund in der Fläche und vor allem auf den Trümmern auf Distanz leiten zu können.
Ich denke das sind zwei grundverschiedene Dinge, die man getrennt sehen sollte. Hunde haben damit übrigens keine Probleme. Das Detachieren ist allerdings eine gute Vorübung, mit der der Hund lernt sich auf Distanz auf den Hundeführer zu konzentrieren und den ausgestreckten Arm des Hundeführers als Richtungsweisung zu verstehen - übrigens eine wirklich gute Abstraktionsleistung für en Tier - den Arm ins Gelände zu verlängern.

:Und da stehen selten Eimer oder Podeste an den Stellen, wo man den Hund gerne hinschicken will -
Ja und wenn dann doch mal ein Palettenstapel oder ein Faß dort steht soll der Hund auch nicht drauf springen und oben drauf sitzen bleiben. ;-)
:Also wäre es eigentlich sinnvoller, diese optischen Zeichen nach der ersten Lernphase wieder abzubauen, so daß man im Idealfall den Hund auf einer ordinären Wiese zu einer bestimmten Stelle dirigieren kann, die ein anderer einem sagt.

Ja! Ein Hund, der im Gelände lenkbar ist hat dann auch später mit der "Prüfungsversion" keine Probleme mehr. Er verläßt sich einfach auf die Richtungsanzeige seines Hundeführers.

Viele Grüße
Henry