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Anzeige von Opfern anderer Kulturkreise

geschrieben von JoC(YCH) 
Anzeige von Opfern anderer Kulturkreise
12. April 2002 18:25

Hallo erfahrene Rettungshundler!

In einem der unten aufgeführten Threads wurde sinngemäß behauptet, auf Grund des andersartigen Geruchs von Menschen anderer Kulturkreise, müsse man auch mit ausländischen Mitbürgern üben.

Vom Ansatz her ist dies ja richtig, doch mir stellt sich daraus resultierend folgende Frage:

Der Geruch den der menschliche Körper abgibt, ist abhängig von der Ernährung, den hygienischen Lebensumständen, den klimatischen Einflüssen und sicherlich noch weiteren Faktoren mehr.

Menschen aus anderen Kulturkreisen, die in Deutschland oder auch in Österreich, der Schweiz etc. leben, ernähren sich häufig wie die Menschen des Landes selbst, sie sind den gleichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt und verfügen zumeist über die gleichen hygienischen Lebensbedingungen. Damit unterscheidet sie sich deren Geruch kaum noch von dem "Unseren".

Ich weiß, dass einige Hunde beim Erdbeben-Einsatz in der Türkei deshalb Probleme mit der Anzeige hatten, die Dunkelziffer der Hunde, die aus diesem Grund gar nicht angezeigt haben, unbekannt.

Reicht es eurer Meinung nach aus, im Einsatzland einige Anzeigen mit Einheimischen zu machen? Ist dies überhaupt erforderlich? Damit meine ich jetzt nicht benachbarte Länder sondern wie erwähnt andere Kulturkreise wie Südamerika, Dritte Welt Länder etc..

Habt ihr Erfahrungen mit solchen Problemen und wie seid ihr dagegen vorgegangen? Wie sieht diesbezüglich Euer Ausbildungsbetrieb aus?

"Feuer frei"

Jo

12. April 2002 19:20

AAAAALSOOOO:
Kann leider nur mit dem Beispiel Türkei dienen:
Die Hunde hatten keinerlei Probleme. Wir mussten mit den Hunden ständig durch Menschenmassen von Einheimischen gehen, um an die Einsatzstellen zu gelangen. M.E. reicht das schon völlig aus, um den Hunden zu zeigen: Das sind die hiesigen Menschen, und so riechen sie... mal ganz abgesehen davon, dass sich unser eigener Geruch nach 5 Tagen und Nächten in denselben Klamotten auch eklatant verändert hat....

Wir haben keine Anzeigen mit Einheimischen gemacht, wohl aber haben die Hunde in den Suchpausen Kontakt zu den einheimischen Bergungskräften aufgenommen (stöckchenspielen, Fladenbrot schnorren...).

Ich denke, Hunde sind clever genug, das Geruchsbild "Mensch" entsprechend auszuweiten. Wenn Hunde in der TÜRKEI Probleme mit der Anzeige hatten, so lag das meiner Meinung nach an ganz anderen Dingen!!!

Etwas anderes gilt für Kleinkinder und Säuglinge: Wir haben ab und zu das Glück, dass befreundete Eltern uns ihren Sprössling mal "leihen". Dazu liegt das Baby im Kinderwagen oder Tragekorb und wird für die Anzeige hinter eine Gittertür oder einen entsprechenden Zaun gestellt, so dass die Hunde das Kind wirklich nicht berühren können. Die Kinder, die das bereits kennen, reagieren gelassen. Bei den ganz kleinen nehmen wir natürlich enorm Rücksicht, spätestens wenn es Angst kriegt, hören wir sofort auf, und auch sonst kommen höchstens 2-3 Hunde dran.
Die Hunde reagieren durch die Bank (auch bei sonst heftigen Anzeigen) sehr zurückhaltend und vorsichtig bis zögerlich beim ersten Mal. Danach ist das Opferbild eingeordnet und wird genauso angezeigt, wie jedes andere auch. (In keiner unserer Hf-Familien leben Kleinkinder, die Hunde kennen sie also nicht unbedingt).
Wir hatten schon mehrfach den Fall, dass nach ausgesetzten/ verlorengegangenen/ entführten Kleinkindern und Säuglingen gesucht werden musste. Ich denke, das zu üben, lohnt sich allemal.

Bei "einheimischen" Ausländern und Senioren hatten wir noch nie Probleme, die Hunde kennen sie alle vom Spaziergang und haben sie in ihr Opferbild aufgenommen. Hunde haben unter den Säugetieren mit die höchsten Generalisierungsfähigkeiten!

CU
Daniela

12. April 2002 20:08

: Ich denke, Hunde sind clever genug, das Geruchsbild "Mensch" entsprechend auszuweiten. Wenn Hunde in der TÜRKEI Probleme mit der Anzeige hatten, so lag das meiner Meinung nach an ganz anderen Dingen!!!



Hallo Daniela!

Herzlichen Dank für Deine Antwort.

Ob Eure Hunde das Geruchsbild tatsächlich beim Durchschreiten von einheimischen Menschengruppen aufgenommen haben oder ob der Unterschied zu "unserem" Geruch nur gering war, wird sich schwer feststellen lassen. Aber ich finde gut, dass Ihr keine Probleme damit hattet.Wenn ich Dich richtig verstanden habe, übt er so etwas also nicht speziell?!

Ausgenommen mit Babys/Kleinkindern. Glaubst Du, dass sich Hunde auch das Geruchsbild dieser Klientel einprägen würden, wenn man sie längere Zeit mit Babys/Kleinkindern auf engstem Raum zusammen lassen würde(vergleichbar Menschenmassen in Türkei)?

Mich interessiert auch was hinter "...lag das meiner Meinung nach an ganz anderen Dingen !!!" steckt. Meinst Du den so oft diskutierten "Rettungshundtourismus"?


Jo



13. April 2002 18:15


: Ob Eure Hunde das Geruchsbild tatsächlich beim Durchschreiten von einheimischen Menschengruppen aufgenommen haben oder ob der Unterschied zu "unserem" Geruch nur gering war, wird sich schwer feststellen lassen.

Das denke ich auch. Deswegen meinte ich ja auch "NUR Türkei".

Aber ich finde gut, dass Ihr keine Probleme damit hattet.Wenn ich Dich richtig verstanden habe, übt er so etwas also nicht speziell?!

Nein, obwohl ich an anderer Stelle genau dieses empfohlen habe *gg*.

:
: Ausgenommen mit Babys/Kleinkindern. Glaubst Du, dass sich Hunde auch das Geruchsbild dieser Klientel einprägen würden, wenn man sie längere Zeit mit Babys/Kleinkindern auf engstem Raum zusammen lassen würde(vergleichbar Menschenmassen in Türkei)?
:

Ich denke, dass das machbar sein könnte, zumindest bei Kleinkindern, die schon in irgendeiner Form auf den Hund zugehen können. Wenn ein Hund den ganzen Tag mit einer Kindergartengruppe spielen würde - ja, ich denke, er würde Kleinkinder als Opfer realisieren. Ich denke, auch ein Hund, der mit einem Säugling in der Familie gelebt hat oder lebt, wird mit diesem Opferbild weniger Probleme haben - da kann ich aber nur theoretisieren, mir fehlt diese Erfahrung bislang. Tatsache ist, dass sich Hunde, die mit Kleinstkindern i.d.R. keinen oder keinen weitergehenden Umgang haben, diese nicht oder nicht besonders gut anzeigen. (Auch wenn es mit älteren Kindern problemlos klappt - da besteht aber auch eher Kontaktmöglichkeit in der "Freizeit"winking smiley.
Kleine Kinder riechen anders als ältere Kinder oder Erwachsene. Neben dem optischen Opferbild (Grösse, Silhuette, Mimik, Bewegungen) und der Akustik ist das nicht zu verachten. Nicht umsonst gibt es immer wieder schwere Unfälle mit Kleinstkindern und dem Beutegreifer Hund.


: Mich interessiert auch was hinter "...lag das meiner Meinung nach an ganz anderen Dingen !!!" steckt. Meinst Du den so oft diskutierten "Rettungshundtourismus"?
:
Da kann sich jeder das denken, was er will, das kann eine ganze Menge Ursachen haben: Natürlich machen sich Mängel in der Ausbildung unter solchen Extrembedingungen am ehesten bemerkbar, aber es kommen noch viele andere Faktoren dazu, die den Hund nicht so arbeiten lassen, wie man es zu Hause vielleicht von ihm gewöhnt ist: Hunde und ihre Leistungen leiden ganz enorm unter Stress und Dauerbelastung (Schlafmangel, Stress des Hf, Kälte/Hitze, hohe körperliche Belastung, ständige Unterschreitung der Individualdistanz usw.). Man kann den Hund im Alltag und im Training auf vieles vorbereiten, bei dieser Art von Einsätzen ist aber "alles" anders und kann manche Hunde ganz schön aus dem Konzept bringen.

Die Tourismus-Diskussion hatten wir schon öfters hier, ich wollte nicht unbedingt wieder dazu aufrufen *gääähn*

Grüsse
Daniela



13. April 2002 19:08

: Die Tourismus-Diskussion hatten wir schon öfters hier, ich wollte nicht unbedingt wieder dazu aufrufen *gääähn*

Hallo Daniela!

Ich glaube, dass mit den Babys muss ich auch unbedingt mal probieren. Wir nutzen zwar des öfteren junge Kinder jedoch keine Babys. Jetzt muss ich nur noch eine Mutter finden, die sich dazu bereit erklärt.

Ich danke Dir, dass Du die Tourismus Diskussion nicht wieder aufgerufen hast. Auch ich kann`s nicht mehr hören.

Ciao

Jo