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Prüfungsangst

geschrieben von Anna(YCH) 
Prüfungsangst
18. Mai 2002 20:25

Hallo!
Ich weiß ja nicht recht, ob dies Thema hierhergehört.
Mein Hund steht jetzt kurz vor der Prüfung (Fläche).
Er ist sehr gut, hat alles notwendige intus, findet alles und das sehr schnell....alle sagen, er ist ein sehr guter RH. Wir sind ein gutes Team.
Nun, das Problem bin ich. Ich hab dermaßen Bammel vor Prüfungen, daß ich glaub, ich schaffe das nicht. Ich bin furchtbar nervös deswegen.
Mir wird richtig übel, wenn ich nur daran denke.

Soll ich ein Beruhigungsmittelchen nehmen? Merkt er das? Wie wird er reagieren, wenn ich so anders als sonst bin?
Oder soll ich`s einfach drauf ankommen lassen? Oder bin ich einfach ein schlechter RH-Führer?
Hat jemand sowas in ähnlicher Form erlebt oder kann mir jemand einen Tipp geben?

Nervöse Grüße
Anna



18. Mai 2002 21:48

Hi Anna,
ich kenn das und mach mir jedes Mal fast in die Hose. Bei Einsätzen überhaupt kein Problem, aber sobald ich irgendwie mit Prüfung zu tun hab, hab ich nasse Hände und komm nicht mehr vom Klo runter...

Die Prüfungsangst wird auch nicht besser im Laufe der Zeit, und man gewöhnt sich auch nicht dran. Da sind Ratschläge wie "stell Dir vor, es wäre nur ein Training" völlig nutzlos und nerven allenfalls. Den Adrenalinspiegel bringt das nicht runter!
Aber mit einem guten Hund kommt man wieder in "ruhigere Gewässer", sobald er angesetzt ist und sucht, dann klappt auf einmal alles wie von alleine. Bis zum Ansatz heisst es dann eben: Augen zu und durch!

Mittelchen gibt es auch dagegen, manche schwören auf Bachblüten-Rescue-Tropfen (helfen bei mir nicht), andere auf einen kleinen Schnaps (natürlich nur EINER, minimale Alkoholmengen wirken entspannend, etwas mehr regt wieder an, und noch mehr - naja, das kennt man ja ...);

was jemand aus unserer Staffel mal ausprobiert hat, ist Kava-Kava (pflanzliche Tabletten aus der Apotheke), haben super geholfen, sie war cool wie nur was, und dabei nicht müde oder so. Soll bei Dauergebrauch aber die Leber schädigen, kannst Dich ja mal via Suchmaschine schlau machen. Johanniskraut soll nur wirken, wenn man das vorher schon wochenlang nimmt.

Was allerdings immer hilfreich ist: Kaugummikauen und körperliche Anstrengungen. Geh vor der Prüfung 1/2 Stunde mit dem Hund joggen (oder auch ohne), da kann sich das Adrenalin abbauen... Rumsitzen und warten ist das schlimmste, was man tun kann, und Kaffee machts nur noch schlimmer! Hund kraulen dagegen wirkt beruhigend...

Viel Erfolg bei Deiner Prüfung, auch die geht vorbei und hinterher gehts einem besser!

Daniela




18. Mai 2002 23:13

Hallo!

... es ist sicher auch nicht hilfreich, Dir zu sagen, daß bei einer Prüfung erfahrungsgemäß alle nervös sind. Selbst Staffelführer mit jahrelanger Erfahrung - man merkt es ihnen aber nur an, weil man sie persönlich lange kennt, ein Fremder (oder der Prüfer) sieht es nicht mehr.

Das wäre mein "Tip": Such Dir etwas, womit Du die Nervosität abbauen kannst, ohne daß es den Leuten auffällt. Wenn Du nämlich cool wirkst, sind die Prüfer auch ruhiger, weil sie nicht den Eindruck haben, da genau antesten zu müssen, wie streßfähig Du bist. Kaugummi bei der Befragung kann ins Auge gehen, wenn der Prüfer das nicht mag. Aber was geht, ist zum Beispiel ein Block und ein Stift, mit dem Du Dir Notizen machst bei der Befragung - und wenn Du nichts zu schreiben hast, kannst Du Kreise malen oder mit dem Stift spielen, halt nicht zu auffällig.

Das beste Mittel gegen Nervosität ist aber eine gute Vorbereitung. Du mußt Dir ganz sicher sein, daß Dir die Befragung im Schlaf einfällt. Dann wirst Du nämlich in dem Moment ruhiger, in dem Du die gewohnten Fragen stellen kannst. Und wenn die Suche startet, dann denke an den Satz, den Du über Deinen Hund geschrieben hast:

: Er ist sehr gut, hat alles notwendige intus, findet alles und das sehr schnell....alle sagen, er ist ein sehr guter RH. Wir sind ein gutes Team.

Versuch, nicht zu viel auf Deinen Hund einzuwirken. Er kann das alleine - und wahrscheinlich besser, als wenn ein nervöses Frauchen versucht, zu spekulieren, wo ein Opfer sein könnte.

: Soll ich ein Beruhigungsmittelchen nehmen?

Kein Arzneimittel, höchstens was mildes, pflanzliches oder ein kleiner Schluck Alkohol. Aber wenn es ohne geht, dann lieber ohne. Mach am Schluß lieber einen Spaziergang mit Deinem Hund, in Ruhe und ohne Streß. Weg von allen anderen, die irgendwo rumhibbeln und Dich noch nervöser machen. Sei rechtzeitig zurück, kontrolliere nochmal die Ausrüstung (Packzettel vorbereiten und abhaken) und dann kann's losgehen.

: Merkt er das? Wie wird er reagieren, wenn ich so anders als sonst bin?

Natürlich merkt er das. Es kommt nur darauf an, daß Du weißt, wie Du reagierst, und Dich entsprechend zurücknimmst. Wenn Du im Streß also dazu tendierst, unnötig auf den Hund einzureden, dann bremse Dich ganz bewußt und rede nur mit ihm, wenn es wirklich notwenig ist. Achte auch auf Deine Körpersprache, schon manch einer hat den Hund mit einer Kopfbewegung dirigiert, ohne es zu merken.

Eine Prüfung ist immer etwas ganz anderes als ein Einsatz. Leute, die bei Prüfungen kaum vom Klo runterkommen können im Einsatz absolut zuverlässige Leute sein. Man weiß ja nicht recht, was der Prüfer nun gerne sehen will. Aber keine Panik, im Allgemeinen wollen die Prüfer überall vor allem eines sehen: Einen Hund, der gut sucht und anzeigt. Um durchzufallen, obwohl der Hund dies leistet, muß man sich schon ziemlich anstrengen! Und ein bißchen vorbereitet wirst Du ja auch sein.

Grüße und viel Erfolg, Kaya

19. Mai 2002 07:58

Vorher und zwischendurch Hund kraulen im Sinn von Tellington-Touch wirkt noch besser (schon weil man sich da im gleichbleibenden Atmenrhytmus auf die Kreise konzentriert und somit wenig Zeit zum Hibbeln daneben bleibt).
Hierdurch konnten sogar mit wenigen Minuten Zeit dafür und wenig Übung bei (trotz) Prüfungsangst schon die tollsten Leistungen erzielt werden.

Was immer man überlegt, an mehr oder weniger natürlichen 'Mittelchen' zu nehmen: das kann nur dann klappen, wenn man es bereits während der Lernphase regelmässig nimmt und am besten wird man nicht nur sein Gehirn, sondern auch seinen Hund daran gewöhnen, wie man unter diesem Einfluß agiert. Sonst gibt es Missverständnisse - einerseits solche der eigenen nun chemisch anders beeinflussten Gehirnzellen untereinander und anderseits auch solche mit dem Hund - was beides nicht so optimal ist.

Wenn der eigene Hund anderseits gewöhnt daran ist, wie man unter - gemilderter oder ungemilderter - Panik agiert und man sich am fraglichen Tag und kanpp davor möglichst zurückhält ihm/ihr gegenüber, versteht er einen dann schon...(eben wie gewohnt).

toitoitoi

Wiebke



20. Mai 2002 22:48

Hallo,

ich denke Aufregung bei einer Prüfung ist etwas ganz normales - wenn es im Rahmen bleibt.
Was ist denn schon eine Prüfung? Bricht die Welt zusammen wenn man sie nicht besteht? Ändert sich das Leben? Kann man danach nicht mehr laufen?

Wenn die Prüfung mal daneben geht - was solls. Alles geht so weiter wie vor der Prüfung und beim nächsten Termin hat man wieder eine Chance. Also wozu aufregen. Es geht doch um nichts. Abi, Führerschein, Gesellenprüfung oder sonst was wichtiges ok - aber doch nicht bei so etwas belanglosem wie eine Rettungshundeprüfung.

Deswegen ok, die normale Aufregung aber dann ist auch gut.

Wenn der Stress / Aufregung aber anfängt alles zu blockieren, dann hat man ein Problem. Dann stimmen einige Grundvoraussetzungen nicht. Dann ist man erstens noch nicht soweit, daß man fähig ist eine x-beliebige Prüfung jederzeit und überall zu machen und dann hat man zweitens noch nicht gelernt vernüftig mit Stress umzugehen und zu großen Stress abzubauen (das allerdings kann man lernen).

Dies allerdings ist ein Punkt, den ein einsatzfähiger RHF (also jemand der zumindest die Prüfung bestanden hat) beherrschen sollte, denn das kommt auch im Einsatz wieder. Sicher - im Einsatz kann dieser Stress nicht so stark auftreten - weil man mehr körperlich abreagieren kann und weil die Zeit der Untätigkeit, des Wartens nicht so lange ist. Er kann aber auch genauso stark und noch viel stärker auftreten, z.B. bei Auslandseinsätzen oder Wasser- und Trümmereinsätzen. Wer hier die Nerven verliert und sich vom Stress blockieren lässt ist im Einsatz fehl am Platz, denn nun geht es nicht um irgendein Papier sondern um das Leben anderer Menschen.

Natürlich kannst du dich mit irgendwelchen Mittelchen ruhig stellen - im Einsatz kannst du dies nicht. Deswegen sollte dir auch klar sein, daß diese Mittel keine Lösung der Ursache sind sondern lediglich ein Vermeiden und ein Rumdoktern an den Symptomen. Wenn du effektiv damit umgehen willst, dann lern mit Stress umzugehen und zu agieren bevor der Stress dich lediglich noch zum reagieren zwingt. Also aktiv damit umgehen anstatt zu betäuben.

see you
Bernd

21. Mai 2002 15:09

Hallo Bernd,
Du verwechselst da was. Prüfungsangst und mangelnde Stresstoleranz/Stressverarbeitung sind zwei völlig unterschiedliche Geschichten.

Ich kenne eine Menge ganz hervorragender Hf, die bereits über 100 Einsätze mitgemacht haben und keinerlei Probleme damit haben oder hatten. Bei Prüfungen sieht das ganz anders aus: Die sind dann nur noch ein Schatten ihrer selbst, egal, wie gut der Hund ist!

Es gibt Menschen, die stehen in absoluten Stresssituationen ihren Mann, haben aber keinen Berufsabschluss, weil sie aus Prüfungsangst gar nicht erst zur Abschlussprüfung angetreten sind.

Prüfungsangst ist sowas wie Angst vorm Zahnarzt, Höhenangst oder Angst vor Spinnen. Man kann sich alles noch so schön rationell erklären, wenn die Situation da ist, bricht das schöne Gebilde, das man sich in seinem Verstand aufgebaut hat, völlig zusammen. Sei dankbar, dass Du nicht zu diesen Menschen gehörst, aber bitte (und da bin ich echt sauer), schmeiss sie nicht mit Menschen in einen Topf, die für die RH-Arbeit aus mentalen Gründen nicht geeignet sind. Jemand, der das nicht kennt, kann da nicht mitreden. Und wenn ein Betroffener etwas angiolytisches nimmt (und wenn´s Bachblüten sind), dann ist das absolut legitim. Das hat nichts mit "sich betäuben" zu tun!!! Die Leute dröhnen sich ja schliesslich nicht mit Diazepam voll.

Übrigens: Es gibt Verbände, in denen man nur 2x durchfallen darf, dann ist der Hund zeitlebens weg vom Fenster. Als Hf wirst Du wissen, wie schnell man auch mit einem guten Hund durchfallen kann! Das kann enorm Druck machen...

Ärgerliche Grüsse (von einer, die trotz vieler, vieler gut vorbereiteten und bestandenen Prüfungen aller Art immer noch Prüfungsangst hat und deswegen trotzdem jeden anderen Stress verkraftet!)

Daniela