Hallo,
ich finde es sinnvoller die Fakten anzuschauen anstatt Wunschgedanken zu hegen.
Sicherlich kann man auch einen Irish Wolfshound, einen Pekinesen oder meinetwegen einen Nackthund zum RH ausbilden. Diese Hunde sind mit entsprechender Förderung ebenso zur Prüfung zu bringen wie andere Hunde und auch im Einsatz zu führen. Es fragt sich nur, ob das einen Sinn macht.
In letzter Zeit scheint es immer meht Mode zu werden jeden Hund ausbilden zu wollen. Deswegen mal zur Abwechslung einige Fakten.
1. Rettungshundearbeit ist kein Spiel sondern ein Job, bei dem das Können des Teams/der Staffel darüber mitentscheidet, ob ein Mensch weiterlebt oder sterben muss, bzw. ob ein Vermisster gefunden wird oder nicht.
2. Rettungshundeausbildung macht nur einen Sinn, wenn die dann ausgebildeten Teams auch eingesetzt werden können.
3. Die Anzahl der Teams die in einer Staffel zeitgleich ausgebildet werden können ist zwangsläufig begrenzt (ich gehe hier von einer verantwortungsvollen und vor allem qualifizierten Ausbildung aus). Davon abgesehen kann sich eine Staffel/Organisation/Ausbilder etc. nur eine gewisse Anzahl an Teams "leisten", weil mehr nicht finanzierbar sind.
4. Die Ausbildung jedes Teams benötigt Zeit. Je weniger Ausbilder vorhanden sind, desto weniger Teams können innerhalb einer Zeitspanne ausgebildet werden. Die Anzahl guter Ausbilder ist zwangsläufig auch begrenzt, da reines Wissen zwar erlernt werden kann, Erfahrung und das sog. "Händchen" jedoch nicht.
5. Eine Ausbildung mit dem Ziel Einsatz macht somit nur dann einen Sinn, wenn ein Team innerhalb einer gewissen Zeitspanne einsatzfähig wird.
6. Jedes Team, welches dieses Ziel nicht in dieser Zeit erreichen kann blockiert die Ausbildungskapazität, die Ausbildungsqualität und die finanziellen Möglichkeiten der Staffel. Sie werden sozusagen mit "durchgezogen". Dies mag zwar auch einen Sinn machen (z.B. zum weiteren Lernen der Ausbilder, zum Ausbilden guter Helfer etc.) - wenn die Staffel es sich "leisten" kann.
Ein Irish Wolfhound (mag er noch so exellente Anlagen haben) braucht allein wegen seinem Wachstum (Knochen/Gelenke) zwei Jahre bis mit ihm die Trümmer- oder Gerätearbeit zugemutet werden kann. Alles andere wäre unverantwortlich weil es auf Kosten seiner Gesundheit geht. Dazu kommen dann noch 2-3 Jahre reine Ausbildung. Somit wäre der Hund 4-5 Jahre alt bis zu seinem ersten Einsatz. Irish Wolfhounds haben eine Lebenserwartung von durchschnittlich 7-8 Jahren, wobei je nach Konstitution mit 6-7 Jahren aus Verantwortung Schluss sein sollte mit der Schwerstarbeit Rettungshund (sicher mag es den einen oder anderen geben der fitter ist - aber die Regel ist es nun mal leider nicht). Das Team wäre also 1-2 Jahre einsatzfähig.
Und das ist der Punkt: 1-2 Jahre einsatzfähig lohnt sich einfach nicht, lohnt nicht den Aufwand, die Zeit, die Ausrüstung. Die Zahl der Einsätze der Staffeln schwankt bundesweit zwischen 5-50 pro Jahr. In einer Staffel mit 50er Einsätzen vielleicht noch sinnvoll, in einer 5er Staffel allerdings sinnlos. Das gibt grad mal 10 Einsätze für all die Ausbildung, denn eine 50er Staffel siebt so die Interessenten aus, daß ein IR garkeine Chancen hat. Hört sich hart an, ist aber unter dem Aspekt "Rettungsdienst" einfach Fakt.
Zum "Üben" für die Staffel also vielleicht sogar sinnvoll mal einen Iren oder aber einen notorischen Wilderer, einen verhaltensgestörten Mischling oder einen sehr guten Hund mit gnadenlos ungeeignetem Hundeführer auszubilden - aber mal und nicht grundsätzlich.
Ein Ausbilder macht nichts anderes als jemand der selbständig ist. Nur dann wenn dich etwas "rechnet" macht es Sinn zu investieren.
Für alle anderen bleiben genügend andere Hundeplätze / Ausbildungssparten, so ungern man es auch hören mag.
Und ganz nebenbei - meinen ersten Hund habe ich auch in Richtung RH ausgebildet. Ganz allein, mit eigenen Geräten, Trümmern etc. - aber nie mit dem Ziel Einsatz, einfach nur um ihm etwas beizubringen was mir selber auch Spass gemacht hat. Wenn es also nur darum geht dem Hund dies beizubringen, geht es auch ohne eine Staffel.
see you
Bernd