Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Eigensuche
13. Juni 2002 06:20

Hallo Anna,
:
: Mich würde mal eure Meinung zur Eigensuche interessieren.
:
:
: Muss generell jeder Hund darüber aufgebaut werden oder kann man diesen Schritt weglassen, wenn es der Hund anbietet.
:
: Würde das einen Hund zu einem späteren Zeitpunkt eventuell zurückwerfen?
:
: Was habt ihr für Erfahrungen gemacht, oder wie sind eure Hunde aufgebaut worden?
:

Wir machen Nie Eigenanzeigen!
Der Hund soll doch fremde Personen suchen und nicht den HF.
Generell gilt doch: Möglichst wenig Hilfen in der Ausbildung anwenden, damit ich diese Hilfen nicht abbauen muss. Eigensuche ist eine gewaltige Hilfe, die ich abbauen muss und damit von Nachteil! Sollten Hunde diese Hilfe benötigen, so ist entweder der Hund oder die Ausbildung ungeeignet.
Die aufgeführten Argumente pro Eigensuche lasse ich nicht gelten, da sie genau so gut ohne Eigensuche zu erreichen sind.
Außerdem würde ich meinen jungen Hund NIEMALS einem Fremden geben, der meinen Hund ansetzt. Ich sitzte im Loch und ein Dritter macht Fehler mit meinem Hund und ich sehe es nicht! Wie oft habe ich gesehen, dass bei der Eigensuche der Hund aufgrund von großer Trennungsangst in Panik geriet, gar nicht richtig mitbekommen hat wo Herrchen/Frauchen ist und planlos durchs Gelände irrt, während mehrere "Ausbilder" versuchen mit mehr oder weniger Geschick den Hund in Richtung Herrchen/Frauchen zu schicken. Nein danke!
Was geht in einem jungen Hund vor, der über Eigensuche lernen soll. Er hat Trennungsangst, gerät unter starkem Stress (Lernfähigkeit = null) und erfährt gegenüber seinem HF einen gewaltigen Vertrauensbruch.
Denkt mal nach!

Bis dann,
Helmuth

14. Juni 2002 09:51

Hallo.

: Was geht in einem jungen Hund vor, der über Eigensuche lernen soll. Er hat Trennungsangst, gerät unter starkem Stress (Lernfähigkeit = null) und erfährt gegenüber seinem HF einen gewaltigen Vertrauensbruch.
: Denkt mal nach!

Trennungsangst???? Das kann ich mir höchstens bei einem sehr jungen Hunde vorstellen. Und in dem Alter sollte man den Ausbildungsschwerpunkt auf andere Sachen legen. Wenn ein Hund später immer noch Trennungsangst hat, muß man die Frage nach der Eignung des Hundes stellen....

Abgesehen davon, daß auch ich den Sinn der Eigensuche nicht verstehe (Stichwort unnötige Hilfen).

LG
Imke

16. Juni 2002 18:58

Das was meine Vorredner gesagt haben stimmt alles und ist doch kritisch.

Wir abreiten nicht nur mit Eigensuche und wir arbeiten nicht nur mit Fremdsuche. Wenn man sich auf ein Vorgehen einschiesst verliert man oft
den Blick für individuelle Lösungsansätze.

Auf Deinen Hund kannst Du bei einer Eigensuche wesentlich besser einwirken als ein Fremden, aber der Hund muss ja auch Fremde suchen und finden.

Haupsächlich arbeiten wir jedoch mit Fremdsuche auch schon bei jungen Hunden, immer wieder mit anderen Fremden.
Die Eigensuche benutzen wir gerne mal als willkommene Abwächslung, vorallem weil man mit ihr den Hund im Einsatzfall selber mal zwischendurch testen und bestätigen kann.

________________________________
[www.rettungshundeforum.de]

16. Juni 2002 19:49

Hallo Helmuth!

Ich habe jetzt eine Weile überlegt, aber ich kann Dir nicht überall zustimmen.

: Generell gilt doch: Möglichst wenig Hilfen in der Ausbildung anwenden, damit ich diese Hilfen nicht abbauen muss. Eigensuche ist eine gewaltige Hilfe, die ich abbauen muss und damit von Nachteil! Sollten Hunde diese Hilfe benötigen, so ist entweder der Hund oder die Ausbildung ungeeignet.

Was meinst Du mit "generell gilt doch"? Das ist eine Prämisse, die ich so noch in keiner Ausbildungsregel entdeckt habe. Und die ich auch für ziemlich idiotisch halten würde. Das ist so, als würde man einem Hund das Voran beibringen, indem man sich auf die Wiese stellt, den Arm ausstreckt, "Voran!" ruft und erwartet, daß der Hund das Richtige tut. Wird er natürlich nicht, ich muß also rumdiskutieren, den Hund vielleicht am Ende hinschleppen - alles in allem wird der Hund die Sache nicht gerade nett finden.

Wo bitte steht geschrieben, daß Hilfen schlecht sind, weil man sie wieder abbauen muß? Schon mein Mathelehrer wußte, daß selbst die Leute, die nichts von Mathe verstehen, eine Aufgabe lösen können, wenn man nur die einzelnen Schritte, die man verlangt, klein genug macht. Genau das ist ein Hilfe auch: ein Schritt auf dem richtigen Weg, der dafür sorgt, daß der Hund keinen Fehler macht, sondern ganz automatisch das Richtige macht - und wenn man den Schritt wegläßt, macht er dieses Richtige wieder, weil er es so gelernt hat. Wer ein Problem hat, die Hilfen wieder abzubauen, der setzt sie nicht richtig ein.

: Die aufgeführten Argumente pro Eigensuche lasse ich nicht gelten, da sie genau so gut ohne Eigensuche zu erreichen sind.

Das mußt Du mir jetzt erklären. Wie ist das mit frühen Erfahrungen mit weiten Suchen? Wie machst Du mit einem Hund von vielleicht fünf Monaten eine Suche, die nicht nur um die nächste Ecke geht, wenn Du keine Eigensuche machst? Du kannst mir nicht erzählen, daß dieser Junghund sich vom Hundeführer mal locker 300 m weit schicken läßt. Sobald irgendeine Schwierigkeit auftritt, wird der Hund aufgeben und zum HF zurücklaufen. Da finde ich eine Eigensuche, bei der der Hund lernt, sich auch mal durchzubeißen, sehr viel besser. Und der HF kommt erst gar nicht in die Versuchung, dem Hund im 30-Sek.-Takt "Such!" oder "Such und Hilf!" zuzurufen und ihn vor sich herzuscheuchen.

: Außerdem würde ich meinen jungen Hund NIEMALS einem Fremden geben, der meinen Hund ansetzt. Ich sitzte im Loch und ein Dritter macht Fehler mit meinem Hund und ich sehe es nicht!

Aber ein Fremder darf Deinem Hund die Anzeige beibringen? Ich weiß nicht, bei uns sind die anderen Hundeführer, die einen Hund für die Eigensuche "starten", wirklich nur zum Loslassen des Hundes und nach der Suche wieder einsammeln da. Die Motivation kommt doch vom Opfer und das bin ich selber. Ich habe also die wesentlich größere Aufgabe - und auch die, die viel mehr Feingespür verlangt. Also das Argument paßt bei uns nicht.

: Wie oft habe ich gesehen, dass bei der Eigensuche der Hund aufgrund von großer Trennungsangst in Panik geriet, gar nicht richtig mitbekommen hat wo Herrchen/Frauchen ist und planlos durchs Gelände irrt, während mehrere "Ausbilder" versuchen mit mehr oder weniger Geschick den Hund in Richtung Herrchen/Frauchen zu schicken. Nein danke!

Na, wenn das so läuft, dann kann ich Dich verstehen. Aber dann ist der Aufbau auch schon falsch. Erst mal läßt einer den Hund los und nicht "mehrere Ausbilder", sprich: Außer dem "Such!" beim Loslassen von einer Person gibt es keine weitere Kommunikation. Und der Hund bekommt auch nicht mit, wo Herrchen oder Frauchen sind - sonst ist es keine Suche. (Bei einer Eigenanzeige hast du ja wohl hoffentlich noch keine solche Situation erlebt, oder?).

Der Hund soll die Nase einsetzen - und erfahrungsgemäß macht er das auch sehr schnell. Natürlich laufe ich nicht beim ersten Versuch einen halben Kilometer kreuz und quer durch den Wald. Langsam steigern ist die Devise, dann kann der Hund die Aufgabe erfüllen und wird besser. Und Panikattacken habe ich dabei noch keine erlebt - obwohl bei uns wie gesagt immer über Eigensuche ausgebildet wird.

: Was geht in einem jungen Hund vor, der über Eigensuche lernen soll. Er hat Trennungsangst, gerät unter starkem Stress (Lernfähigkeit = null) und erfährt gegenüber seinem HF einen gewaltigen Vertrauensbruch.

Hmm. Das erzähl mal meinem Hund. Der hat den netten Rat von wegen Verstecken, wenn der Hund beim Spaziergang nicht auf einen achtet, nach zwei-, dreimal RH-Training ad absurdum geführt: Wieso schnell nach Frauchen suchen, wenn's gerade spannend riecht? Da schnüffle ich fertig, und dann gehe ich in aller Ruhe Frauchen suchen - ich weiß ja schließlich, daß ich sie immer finde mit meiner Nase. Und Vertrauensbruch - der HF hindert den Hund ja nicht daran, ihm zu folgen. Im Gegenteil, er ruft den Hund ja oft sogar noch beim Verschwinden. Wenn der Helfer den Hund dann losläßt, dann ist das Vertrauen zum HF davon nicht tangiert. Aber der Hund lernt, selbständig zu suchen. Wenn er sich nämlich bis zu Herrchen oder Frauchen durchgesucht hat, dann ist das ein Erfolg für ihn. Und das merkt man den Hunden auch an.

: Denkt mal nach!
Habe ich - jetzt bist Du wieder dran.

Abgesehen davon denke ich aber, daß es wohl nicht zufällig verschiedene Ausbildungsmethoden gibt. Da auch nach langen Jahren von RH-Arbeit die verschiedenen Methoden weiterhin verwendet werden, scheinen sie ja auch alle nicht ganz idiotisch zu sein. Ich weiß von unserer Methode (über Eigensuche), daß sie funktioniert, und zwar mit guten Anzeigen und ohne Hunde, die vom Opfer weglaufen. Ich denke weiterhin, daß Du das von Deiner Methode auch weißt.

Vielleicht sollte man einfach ein bißchen offener sein für Alternativmethoden. Und vielleicht gibt es manchmal in der eigenen Staffel auch Hunde, für die die jeweils andere Methode einen Vorteil hätte. Hunde sind nunmal Lebewesen und so verschieden wie wir Menschen auch. Schade, daß die meisten Ausbilder da nur sehr wenig Rücksicht darauf nehmen. Viele "ungeeignete" Hunde sind so auch einfach nur in der falschen Staffel. (Aber das trifft sicher auch für eine ganze Menge HF zu, die in der "falschen" Gruppe gelandet sind. Es ist halt nicht nur das Team Hund / HF wichtig, sondern auch das Zusammenspiel innerhalb der ganzen Staffel.)

Grüße, Kaya

17. Juni 2002 06:47

Hallo Kaya,
:
:
: : Generell gilt doch: Möglichst wenig Hilfen in der Ausbildung anwenden, damit ich diese Hilfen nicht abbauen muss. Eigensuche ist eine gewaltige Hilfe, die ich abbauen muss und damit von Nachteil! Sollten Hunde diese Hilfe benötigen, so ist entweder der Hund oder die Ausbildung ungeeignet.
:
: Was meinst Du mit "generell gilt doch"? Das ist eine Prämisse, die ich so noch in keiner Ausbildungsregel entdeckt habe. Und die ich auch für ziemlich idiotisch halten würde. Das ist so, als würde man einem Hund das Voran beibringen, indem man sich auf die Wiese stellt, den Arm ausstreckt, "Voran!" ruft und erwartet, daß der Hund das Richtige tut. Wird er natürlich nicht, ich muß also rumdiskutieren, den Hund vielleicht am Ende hinschleppen - alles in allem wird der Hund die Sache nicht gerade nett finden.

Naja, beim Klickern funktioniert das im Prinzip doch so!! Ich warte, möglichst ohne Hilfe, dass ´der Hund tendenziell das erwünschte Verhalten zeigt und bestätige dann mit C&B. Wenn das erwünschte Verhalten reproduzierbar ist, wird das Kommando eingebaut! Am Anfang steht man rum und hofft, dass der Hund das Richtige tut und das kann dann so aussehen, wie Du es beschrieben hast.

:
: Wo bitte steht geschrieben, daß Hilfen schlecht sind, weil man sie wieder abbauen muß?

In jedem Klickerbuch... (und in vielen anderen)

Schon mein Mathelehrer wußte, daß selbst die Leute, die nichts von Mathe verstehen, eine Aufgabe lösen können, wenn man nur die einzelnen Schritte, die man verlangt, klein genug macht. Genau das ist ein Hilfe auch: ein Schritt auf dem richtigen Weg, der dafür sorgt, daß der Hund keinen Fehler macht, sondern ganz automatisch das Richtige macht - und wenn man den Schritt wegläßt, macht er dieses Richtige wieder, weil er es so gelernt hat. Wer ein Problem hat, die Hilfen wieder abzubauen, der setzt sie nicht richtig ein.

Da hast Du zum Teil recht. Klar, eine Übung gehört schrittweise aufgebaut, aber ein Hund darf und muss Fehler machen um zu lernen, dass diese Fehler nicht zum Ziel führen. Nur so erhalten wir den selbstständigen und mitdenkenden RH. Ich glaúbe den wollen wir alle.
:
: : Die aufgeführten Argumente pro Eigensuche lasse ich nicht gelten, da sie genau so gut ohne Eigensuche zu erreichen sind.
:
: Das mußt Du mir jetzt erklären. Wie ist das mit frühen Erfahrungen mit weiten Suchen? Wie machst Du mit einem Hund von vielleicht fünf Monaten eine Suche, die nicht nur um die nächste Ecke geht, wenn Du keine Eigensuche machst? Du kannst mir nicht erzählen, daß dieser Junghund sich vom Hundeführer mal locker 300 m weit schicken läßt.

1. Ein Hund braucht das Suchen nicht lernen, dass er kann jeder Hund von Geburt an.
2. Schwierigkeiten bei der Ausbildung sind doch Motivation und Lenkbarkeit (Anzeigeverhalten vorrausgesetzt).
Unsere Junghunde machen zu Beginn ein Motivations- und Anzeigetraining. Erst wenn die Anzeige in allen Lagen perfekt sitzt, beginnt die Suche über schrittweise vergrößern der Distanz. Je nach Talent von HF und RH sind wir im Alter von 9 Monaten bei 300m angekommen.

confused smileyobald irgendeine Schwierigkeit auftritt, wird der Hund aufgeben und zum HF zurücklaufen.

Dann war der Schritt zu groß (Ausbildungsfehler)

grinning smileya finde ich eine Eigensuche, bei der der Hund lernt, sich auch mal durchzubeißen, sehr viel besser. Und der HF kommt erst gar nicht in die Versuchung, dem Hund im 30-Sek.-Takt "Such!" oder "Such und Hilf!" zuzurufen und ihn vor sich herzuscheuchen.

Das hat nix mit pro und contra Eigensuche zu tun!

:
: : Außerdem würde ich meinen jungen Hund NIEMALS einem Fremden geben, der meinen Hund ansetzt. Ich sitzte im Loch und ein Dritter macht Fehler mit meinem Hund und ich sehe es nicht!
:
: Aber ein Fremder darf Deinem Hund die Anzeige beibringen?

In der Aufbauphase ist es eine sehr kleine Zahl an Opfern! (Wobei ich da bei meinem Hund natürlich immer ein ungutes Gefühl habe ;-) )

:Ich weiß nicht, bei uns sind die anderen Hundeführer, die einen Hund für die Eigensuche "starten", wirklich nur zum Loslassen des Hundes und nach der Suche wieder einsammeln da. Die Motivation kommt doch vom Opfer und das bin ich selber. Ich habe also die wesentlich größere Aufgabe - und auch die, die viel mehr Feingespür verlangt. Also das Argument paßt bei uns nicht.

Zur Erläuterung. Der Ansatz und die Vorbereitung zum Ansatz ist ein sehr wichtiges Ritual. Der HF muss in der Lage sein, seinen Hund ohne Opfer für die Suche höchst möglich zu motivieren. Hierbei findet in der Ausbildung ein sehr starkes Lernverhalten über die klassische Konditionierung statt. Der Hund nimmt soviel Dinge von seinem HF war, die ein Außenstehender gar nicht beurteílen kann. Dieses Lernen eines Ansatz möchte ich mir nicht durch Dritte kaputtmachen lassen!
:
: : Wie oft habe ich gesehen, dass bei der Eigensuche der Hund aufgrund von großer Trennungsangst in Panik geriet, gar nicht richtig mitbekommen hat wo Herrchen/Frauchen ist und planlos durchs Gelände irrt, während mehrere "Ausbilder" versuchen mit mehr oder weniger Geschick den Hund in Richtung Herrchen/Frauchen zu schicken. Nein danke!
:
: Na, wenn das so läuft, dann kann ich Dich verstehen. Aber dann ist der Aufbau auch schon falsch. Erst mal läßt einer den Hund los und nicht "mehrere Ausbilder", sprich: Außer dem "Such!" beim Loslassen von einer Person gibt es keine weitere Kommunikation. Und der Hund bekommt auch nicht mit, wo Herrchen oder Frauchen sind - sonst ist es keine Suche. (Bei einer Eigenanzeige hast du ja wohl hoffentlich noch keine solche Situation erlebt, oder?).

Ich sollte mal in einem Ausbildungskurs eine Eigensuch machen und habe mich in den Trümmern versteckt. Mein Hund fand mich auch sofort und war nacxh einer Sekunde weg und hat in den Trümmern nach den "richtigen" Opfern gesucht...
:
: Vielleicht sollte man einfach ein bißchen offener sein für Alternativmethoden.

Ich glaube, dass bin ich. Nur ist die Eigensuche keine Alternative, sondern eine Relikt aus der RH-Steinzeit (´bin schon 19 Jahre dabei).

Bei der Eigensuche lernt der Hund nicht das, was man erhofft.
- Nasentraining: Brauch man nicht trainieren, denn der Hund hat die gute Nase, nicht wir
- weite Distanz: Hunde lernen Kontextbezogen: Die Übertragung der weiten Distanz auf fremde Opfer findet kaum statt und muss dann neu aufgebaut werden.
- Motivationssteigerung: Die Motivation eines RH kann es nicht sein Herrchen oder Frauchen zu suchen.



Und vielleicht gibt es manchmal in der eigenen Staffel auch Hunde, für die die jeweils andere Methode einen Vorteil hätte. Hunde sind nunmal Lebewesen und so verschieden wie wir Menschen auch. Schade, daß die meisten Ausbilder da nur sehr wenig Rücksicht darauf nehmen. Viele "ungeeignete" Hunde sind so auch einfach nur in der falschen Staffel. (Aber das trifft sicher auch für eine ganze Menge HF zu, die in der "falschen" Gruppe gelandet sind. Es ist halt nicht nur das Team Hund / HF wichtig, sondern auch das Zusammenspiel innerhalb der ganzen Staffel.)

Ich stimme Dir heie 100%ig zu!

Bis dann,
Helmuth

17. Juni 2002 23:45

Hallo Helmuth!

: Naja, beim Klickern funktioniert das im Prinzip doch so!! Ich warte, möglichst ohne Hilfe, dass ´der Hund tendenziell das erwünschte Verhalten zeigt und bestätige dann mit C&B. Wenn das erwünschte Verhalten reproduzierbar ist, wird das Kommando eingebaut! Am Anfang steht man rum und hofft, dass der Hund das Richtige tut und das kann dann so aussehen, wie Du es beschrieben hast.
: : Wo bitte steht geschrieben, daß Hilfen schlecht sind, weil man sie wieder abbauen muß?
: In jedem Klickerbuch... (und in vielen anderen)

Ach so meinst Du das. Okay. Da wir in der Staffel nicht über Clicker arbeiten, ...

: 1. Ein Hund braucht das Suchen nicht lernen, dass er kann jeder Hund von Geburt an.

Trotzdem muß der Hund lernen, daß er bei der Suche nach Menschen im Wald besser fährt (oder besser: läuft *ggg*), wenn er sie nicht über Sicht, sondern über die Nase sucht. Den Unterschied sieht man deutlich bei unerfahrenen Hunden. Wie man ja zum Beispiel auch sieht, daß erfahrene Hunde Geländeunebenheiten gezielt ausnützen, indem sie zum Beispiel auf einen Hügel laufen, dort die Nase in den Wind hängen - und dann in aller Ruhe das Opfer im Tal aufsuchen. Solche Dinge kann (und muß) ein Hund durchaus lernen.

: 2. Schwierigkeiten bei der Ausbildung sind doch Motivation und Lenkbarkeit (Anzeigeverhalten vorrausgesetzt).

Das würde ich anders einschätzen. Für das fast gravierendste Problem (das zumindest oft auch der Grund ist, warum Hund und HF nicht zur Prüfungsreife kommen / die Ausbildung abbrechen) würde ich halten, daß die Hunde nicht selbständig und weit suchen, sondern nur fünf Meter neben dem Hundeführer. (Bei uns darf der HF bei der Suche nicht im Zickzack das Gebiet selbst absuchen.) Ich kenne einige Staffeln, bei denen das nicht stören würde, ich habe sogar selber mal eine Prüfung abgelegt, bei der ich Abzug bekam, weil ich meinen Hund während der (Trümmer-)Suche für vielleicht 10 Sek. (!) aus den Augen verloren habe. Aber das halte ich für Quatsch - ich kann die gute Nase und die Laufleistung eines Hundes nur optimal ausnützen, wenn er mich nicht als Bremsklotz jeden Meter mitnehmen muß.

: Unsere Junghunde machen zu Beginn ein Motivations- und Anzeigetraining. Erst wenn die Anzeige in allen Lagen perfekt sitzt, beginnt die Suche über schrittweise vergrößern der Distanz. Je nach Talent von HF und RH sind wir im Alter von 9 Monaten bei 300m angekommen.

Bei uns machen die Junghunde Motivation und Anzeige mit dem HF, wenn die Anzeige perfekt sitzt, geht es über gemischte Anzeigen zur Fremdanzeige. Parallel dazu gibt es von Anfang an Suchen (auch zuerst HF, dann gemischt, dann fremd), die dann halt schon früher länger sind. Irgendwo treffen sich die beiden Methoden dann wohl wieder, scheint mir.

: : : Außerdem würde ich meinen jungen Hund NIEMALS einem Fremden geben, der meinen Hund ansetzt. Ich sitzte im Loch und ein Dritter macht Fehler mit meinem Hund und ich sehe es nicht!
: : Aber ein Fremder darf Deinem Hund die Anzeige beibringen?
: In der Aufbauphase ist es eine sehr kleine Zahl an Opfern! (Wobei ich da bei meinem Hund natürlich immer ein ungutes Gefühl habe ;-) )

Die der Hund zugegebenermaßen relativ schnell auch alle kennt, oder? Wirkliche FREMDsuchen sind halt nicht ganz so oft möglich. Abgesehen davon, genau dieses ungute Gefühl (das ich bei der Ausbildung meiner Hunde - ohne Eigensuche - auch oft hatte) ist es, warum ich die Eigensuche inzwischen durchaus positiv sehe. Ich ärgere mich nämlich auch, wenn ein ungeschicktes Opfer zum Beispiel so schlecht spielt, daß zwei Anzeigen hintereinander deutlich abfallend sind.

: Zur Erläuterung. Der Ansatz und die Vorbereitung zum Ansatz ist ein sehr wichtiges Ritual. Der HF muss in der Lage sein, seinen Hund ohne Opfer für die Suche höchst möglich zu motivieren. Hierbei findet in der Ausbildung ein sehr starkes Lernverhalten über die klassische Konditionierung statt. Der Hund nimmt soviel Dinge von seinem HF war, die ein Außenstehender gar nicht beurteílen kann. Dieses Lernen eines Ansatz möchte ich mir nicht durch Dritte kaputtmachen lassen!

Okay. Ich habe meine Helfer immer eingewiesen, wie sie den Hund halten sollen. Und nach der kurzen Phase von Eigen- und gemischter Suche bin ich ja dann selbst am Werk, bevor sich da etwas wirklich gefestigt hat (weil es ja auch immer unterschiedliche Leute sind). Jeder Hund in unserer Staffel hat seine Routine, da scheint unser Aufbau nicht zu stören dabei.

: Ich sollte mal in einem Ausbildungskurs eine Eigensuch machen und habe mich in den Trümmern versteckt. Mein Hund fand mich auch sofort und war nacxh einer Sekunde weg und hat in den Trümmern nach den "richtigen" Opfern gesucht...

Mein Hund hat bei der ersten Prüfungssimulation (Trümmer) die Beute, die ich ihm ins Maul gab zum Rauslaufen, zum nächsten herumstehenden Helfer getragen und den "gefragt", ob er vielleicht mit ihm spielt - Frauchen ist da doch nicht zuständig. Aber Deine Erzählung ist interessant, weil wir genau diese Entdeckung neulich bei einem Junghund gemacht haben, der schon eine Weile Fremdsuchen macht und ausnahmsweise mal wieder eine Eigensuche machen sollte (weiß nicht mehr, warum). Anscheinend geht die Umstellung über die gemischte Anzeige so deutlich, daß die Hunde hinterher auch erst mal verwirrt sind, wenn plötzlich Frauchen oder Herrchen bei der Suche als Opfer drin ist.

: : Vielleicht sollte man einfach ein bißchen offener sein für Alternativmethoden.
: Ich glaube, dass bin ich. Nur ist die Eigensuche keine Alternative, sondern eine Relikt aus der RH-Steinzeit (´bin schon 19 Jahre dabei).

Die Kritik ging jetzt nicht speziell gegen Dich. Aber als "Relikt" würde ich die Eigensuche trotzdem nicht bezeichnen. Damit nennst Du eine ganze Menge Staffeln "steinzeitmäßig", die gute und erfolgreiche Arbeit machen. Und zwar sowohl Staffeln, die es schon so lange gibt, wie Du RH-Arbeit machst, als auch "moderne" Staffeln, die noch jünger sind und ihre Ausbildungsmethoden auch nicht gerade aus den Anfängen der RH-Arbeit haben.

Das ist es, was ich mit dem "offen" meinte: Alternativmethode heißt eben, daß beide Wege funktionieren, und nicht, daß der eine gut ist und der andere nicht. Eine Wertung ist höchstens in bezug auf einen einzelnen Hund sinnvoll, aber nicht generell. Und wir mußten uns bei (auch internationalen) Vergleichen mit anderen Staffeln bis jetzt nie verstecken - also scheint das "Relikt aus der RH-Steinzeit" nicht so übel zu sein, daß man es aussterben lassen müßte.

: Bei der Eigensuche lernt der Hund nicht das, was man erhofft.
: - Nasentraining: Brauch man nicht trainieren, denn der Hund hat die gute Nase, nicht wir

S. o., die Nase hat er, aber sie optimal einzusetzen muß er trotzdem lernen. Die Routine kommt erst mit der Übung.

: - weite Distanz: Hunde lernen Kontextbezogen: Die Übertragung der weiten Distanz auf fremde Opfer findet kaum statt und muss dann neu aufgebaut werden.

Kann ich so nicht bestätigen. Okay, nicht 1 : 1, aber die Sicherheit trotz weiten Entfernungen Opfer zu finden, die bekommt der Hund - und diese Sicherheit nimmt ihm auch keiner mehr.

: - Motivationssteigerung: Die Motivation eines RH kann es nicht sein Herrchen oder Frauchen zu suchen.

Motivationssteigerung würde ich jetzt nicht als Lernziel der Eigensuche sehen. Aber die (automatisch vorhandene) Motivation, den HF zu suchen, führt dazu, daß die Suche von vorn herein ein Spiel ist, das für den Hund mit einem riesigen Erfolg endet. Und ich komme erst gar nicht in die Versuchung, meinem Hund sagen zu wollen, daß er laufen soll - er WILL nämlich laufen. Und das Opfer muß dazu nicht erst mal Purzelbäume schlagen, sondern kann sich ganz ruhig und passiv verhalten.

Grüße, Kaya