Hallo Helmuth!
: Naja, beim Klickern funktioniert das im Prinzip doch so!! Ich warte, möglichst ohne Hilfe, dass ´der Hund tendenziell das erwünschte Verhalten zeigt und bestätige dann mit C&B. Wenn das erwünschte Verhalten reproduzierbar ist, wird das Kommando eingebaut! Am Anfang steht man rum und hofft, dass der Hund das Richtige tut und das kann dann so aussehen, wie Du es beschrieben hast.
: : Wo bitte steht geschrieben, daß Hilfen schlecht sind, weil man sie wieder abbauen muß?
: In jedem Klickerbuch... (und in vielen anderen)
Ach so meinst Du das. Okay. Da wir in der Staffel nicht über Clicker arbeiten, ...
: 1. Ein Hund braucht das Suchen nicht lernen, dass er kann jeder Hund von Geburt an.
Trotzdem muß der Hund lernen, daß er bei der Suche nach Menschen im Wald besser fährt (oder besser: läuft *ggg*), wenn er sie nicht über Sicht, sondern über die Nase sucht. Den Unterschied sieht man deutlich bei unerfahrenen Hunden. Wie man ja zum Beispiel auch sieht, daß erfahrene Hunde Geländeunebenheiten gezielt ausnützen, indem sie zum Beispiel auf einen Hügel laufen, dort die Nase in den Wind hängen - und dann in aller Ruhe das Opfer im Tal aufsuchen. Solche Dinge kann (und muß) ein Hund durchaus lernen.
: 2. Schwierigkeiten bei der Ausbildung sind doch Motivation und Lenkbarkeit (Anzeigeverhalten vorrausgesetzt).
Das würde ich anders einschätzen. Für das fast gravierendste Problem (das zumindest oft auch der Grund ist, warum Hund und HF nicht zur Prüfungsreife kommen / die Ausbildung abbrechen) würde ich halten, daß die Hunde nicht selbständig und weit suchen, sondern nur fünf Meter neben dem Hundeführer. (Bei uns darf der HF bei der Suche nicht im Zickzack das Gebiet selbst absuchen.) Ich kenne einige Staffeln, bei denen das nicht stören würde, ich habe sogar selber mal eine Prüfung abgelegt, bei der ich Abzug bekam, weil ich meinen Hund während der (Trümmer-)Suche für vielleicht 10 Sek. (!) aus den Augen verloren habe. Aber das halte ich für Quatsch - ich kann die gute Nase und die Laufleistung eines Hundes nur optimal ausnützen, wenn er mich nicht als Bremsklotz jeden Meter mitnehmen muß.
: Unsere Junghunde machen zu Beginn ein Motivations- und Anzeigetraining. Erst wenn die Anzeige in allen Lagen perfekt sitzt, beginnt die Suche über schrittweise vergrößern der Distanz. Je nach Talent von HF und RH sind wir im Alter von 9 Monaten bei 300m angekommen.
Bei uns machen die Junghunde Motivation und Anzeige mit dem HF, wenn die Anzeige perfekt sitzt, geht es über gemischte Anzeigen zur Fremdanzeige. Parallel dazu gibt es von Anfang an Suchen (auch zuerst HF, dann gemischt, dann fremd), die dann halt schon früher länger sind. Irgendwo treffen sich die beiden Methoden dann wohl wieder, scheint mir.
: : : Außerdem würde ich meinen jungen Hund NIEMALS einem Fremden geben, der meinen Hund ansetzt. Ich sitzte im Loch und ein Dritter macht Fehler mit meinem Hund und ich sehe es nicht!
: : Aber ein Fremder darf Deinem Hund die Anzeige beibringen?
: In der Aufbauphase ist es eine sehr kleine Zahl an Opfern! (Wobei ich da bei meinem Hund natürlich immer ein ungutes Gefühl habe ;-) )
Die der Hund zugegebenermaßen relativ schnell auch alle kennt, oder? Wirkliche FREMDsuchen sind halt nicht ganz so oft möglich. Abgesehen davon, genau dieses ungute Gefühl (das ich bei der Ausbildung meiner Hunde - ohne Eigensuche - auch oft hatte) ist es, warum ich die Eigensuche inzwischen durchaus positiv sehe. Ich ärgere mich nämlich auch, wenn ein ungeschicktes Opfer zum Beispiel so schlecht spielt, daß zwei Anzeigen hintereinander deutlich abfallend sind.
: Zur Erläuterung. Der Ansatz und die Vorbereitung zum Ansatz ist ein sehr wichtiges Ritual. Der HF muss in der Lage sein, seinen Hund ohne Opfer für die Suche höchst möglich zu motivieren. Hierbei findet in der Ausbildung ein sehr starkes Lernverhalten über die klassische Konditionierung statt. Der Hund nimmt soviel Dinge von seinem HF war, die ein Außenstehender gar nicht beurteílen kann. Dieses Lernen eines Ansatz möchte ich mir nicht durch Dritte kaputtmachen lassen!
Okay. Ich habe meine Helfer immer eingewiesen, wie sie den Hund halten sollen. Und nach der kurzen Phase von Eigen- und gemischter Suche bin ich ja dann selbst am Werk, bevor sich da etwas wirklich gefestigt hat (weil es ja auch immer unterschiedliche Leute sind). Jeder Hund in unserer Staffel hat seine Routine, da scheint unser Aufbau nicht zu stören dabei.
: Ich sollte mal in einem Ausbildungskurs eine Eigensuch machen und habe mich in den Trümmern versteckt. Mein Hund fand mich auch sofort und war nacxh einer Sekunde weg und hat in den Trümmern nach den "richtigen" Opfern gesucht...
Mein Hund hat bei der ersten Prüfungssimulation (Trümmer) die Beute, die ich ihm ins Maul gab zum Rauslaufen, zum nächsten herumstehenden Helfer getragen und den "gefragt", ob er vielleicht mit ihm spielt - Frauchen ist da doch nicht zuständig. Aber Deine Erzählung ist interessant, weil wir genau diese Entdeckung neulich bei einem Junghund gemacht haben, der schon eine Weile Fremdsuchen macht und ausnahmsweise mal wieder eine Eigensuche machen sollte (weiß nicht mehr, warum). Anscheinend geht die Umstellung über die gemischte Anzeige so deutlich, daß die Hunde hinterher auch erst mal verwirrt sind, wenn plötzlich Frauchen oder Herrchen bei der Suche als Opfer drin ist.
: : Vielleicht sollte man einfach ein bißchen offener sein für Alternativmethoden.
: Ich glaube, dass bin ich. Nur ist die Eigensuche keine Alternative, sondern eine Relikt aus der RH-Steinzeit (´bin schon 19 Jahre dabei).
Die Kritik ging jetzt nicht speziell gegen Dich. Aber als "Relikt" würde ich die Eigensuche trotzdem nicht bezeichnen. Damit nennst Du eine ganze Menge Staffeln "steinzeitmäßig", die gute und erfolgreiche Arbeit machen. Und zwar sowohl Staffeln, die es schon so lange gibt, wie Du RH-Arbeit machst, als auch "moderne" Staffeln, die noch jünger sind und ihre Ausbildungsmethoden auch nicht gerade aus den Anfängen der RH-Arbeit haben.
Das ist es, was ich mit dem "offen" meinte: Alternativmethode heißt eben, daß beide Wege funktionieren, und nicht, daß der eine gut ist und der andere nicht. Eine Wertung ist höchstens in bezug auf einen einzelnen Hund sinnvoll, aber nicht generell. Und wir mußten uns bei (auch internationalen) Vergleichen mit anderen Staffeln bis jetzt nie verstecken - also scheint das "Relikt aus der RH-Steinzeit" nicht so übel zu sein, daß man es aussterben lassen müßte.
: Bei der Eigensuche lernt der Hund nicht das, was man erhofft.
: - Nasentraining: Brauch man nicht trainieren, denn der Hund hat die gute Nase, nicht wir
S. o., die Nase hat er, aber sie optimal einzusetzen muß er trotzdem lernen. Die Routine kommt erst mit der Übung.
: - weite Distanz: Hunde lernen Kontextbezogen: Die Übertragung der weiten Distanz auf fremde Opfer findet kaum statt und muss dann neu aufgebaut werden.
Kann ich so nicht bestätigen. Okay, nicht 1 : 1, aber die Sicherheit trotz weiten Entfernungen Opfer zu finden, die bekommt der Hund - und diese Sicherheit nimmt ihm auch keiner mehr.
: - Motivationssteigerung: Die Motivation eines RH kann es nicht sein Herrchen oder Frauchen zu suchen.
Motivationssteigerung würde ich jetzt nicht als Lernziel der Eigensuche sehen. Aber die (automatisch vorhandene) Motivation, den HF zu suchen, führt dazu, daß die Suche von vorn herein ein Spiel ist, das für den Hund mit einem riesigen Erfolg endet. Und ich komme erst gar nicht in die Versuchung, meinem Hund sagen zu wollen, daß er laufen soll - er WILL nämlich laufen. Und das Opfer muß dazu nicht erst mal Purzelbäume schlagen, sondern kann sich ganz ruhig und passiv verhalten.
Grüße, Kaya