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Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Opferbindung !
17. Juni 2002 10:02

Die Suche ist nichts anderes als ein umgeleitetes Jagdverhalten. Hund und Alpha gehen gemeinsam auf die "Jagd" nach einem "Opfer", der Hund stöbert nach der "Beute" (in diesem Fall der vermisste Mensch), "stellt" diese (Verbellen) und bekommt schließlich eine Ersatzbeute (Ball oder Futter) als Endhandlung.

Hallo,

dieses Schema/Erklärung dürfte ja nun hinreichend bekannt sein - wird jedoch leider oftmals nicht zuende gedacht und mit vielen Umschreibungen verwässert.
Natürlich ist es das Recht eines jeden seine Erklärungen so zu umschreiben wie er es mag.

Einfach Worte verstehe ich halt besser.

Richtig, die Jagd auf Kleinwild muß kein Hund lernen. Jedes Beutetier welches ein Hund/Wolf allein reißen kann passt in diese Instinkthandlungen. Allerdings sieht es bei der Jagd auf größere Beutetiere anders aus. Hier kommt es bei entsprechenden Auslösern (Flucht der Beute) zu entsprechenden Handlungen - das Stellen und Niedereißen jedoch muß erlernt werden - und ist Aufgabe des Alphatieres.

Umgesetzt auf die RH Ausbildung bedeutet dies, daß unser Hund lernen muß die Beute "Mensch" zu stellen, aber sie nicht reißen darf (draufrumhopsen, dranrum ziehen etc.) da dies Alphatiersache ist, genausowenig wie das Fressen der Beute ohne daß das Alphatier HF hier den Vorang hat(Kümmern des HF um das Opfer).
Hinzu kommt noch daß der Hund im Alltag erlernt hat diese Beute Mensch nicht verbellen/stellen zu dürfen (Jogger, Radfahrer, Kinder etc.)
In diesem Sinn muß er schon lernen welcher Mensch nun in dieses Beuteschema passt und welcher nicht, bzw. wann gejagd wird und wann nicht.

Ein weiterer Unterschied ist die Suche das Hundes auf Sicht oder nach Geruch auf eine wehrhafte Beute. Auf Sicht mit wegrennendem Opfer wäre für den Hund einfach auch wenn er die Beute als wehrhaft erlernt hat. Das Verfolgen geht automatisch, das Stellen dann umso leichter je näher das Alphatier HF ist. Auf Geruch jedoch ist das Suchen an sich für den Hund einfach, je näher aber die Beute kommt müßte das Alphatier in den Vordergrund treten...... Geschieht dies nicht führt dies eher zum Meiden dieser zu wehrhaften Beute.......


Die Erklärung des umgeleiteten Jagdverhaltens in die RH Ausbildung ist meiner Meinung nach die am anschaulichsten - jedoch sollte dies konsequent zu Ende gedacht und umgesetzt werden. Der einfachste Weg sich dem Hund verständlich zu machen.

see you
Bernd

17. Juni 2002 10:24

Hallo Eva,

was die Suche an sich betrifft, hast du sicher in einigen Punkten Recht, auch wenn manche Ableitungen aus dem Jagdverhalten nicht ganz stimmig sind. So ist es z.B. nicht rudeltypisch, dass Hund mit Alpha auf die Jagd geht. Im Rudel gibt es Tiere mit eindeutigen Aufgaben; die der Jäger ist eine davon und grundsätzlich unabhängig von der Jagdaufforderung und -begleitung durch Alpha.

: Ich sehe auch kein Problem dabei, wenn der Hund nach erfolgreicher Suche und korrekter Anzeige sich mit seinem MO vom Opfer entfernt.:

Wenn es denn so wäre, sähe ich auch kein Problem. Aber die Suche an sich ist ohenhin nicht der Punkt. Jeder Hund sucht, weil das, wie du ja ausführlich beschrieben hast, seiner Veranlagung entspricht. Das Stellen und Verbellen ist aber bereits bei weitem nicht für alle Hunderassen typisch, sondern trifft bestenfalls für einige Jagdhunde zu. Und damit bin ich beim Kernproblem: Der sauberen Anzeige. Ich kenne eine Menge Hunde, die wunderbar das Opfer finden. Leider kenne ich mindestens ebensoviele, die es nicht zuverlässig anzeigen. Und hierin unterscheidet sich die Reduktion auf umgeleitetes Jagdverhalten entscheidend von der Suche nach Menschen. Die Endhandlung im Jagdverhalten ist das Packen und Totschütteln der Beute. Wie lange bellt ein Hund, der nur auf das Packen und Totschütteln der Ersatzbeute wartet? Wie lange bleibt der Trieb bestehen, wenn nichts passiert? Warum sollte der Hund vor einem leblosen, sich nicht bewegenden Opfer überhaupt bellen? Es ist ja bereits "tot". Das missing link ist schlicht und ergreifend die Opferbindung. Der Hund bleibt und bellt, weil er gelernt hat, dass der Mensch irgendwann "zum Leben erwacht" und mit ihm spielt, ihm soziale Zuwendung gibt. Und zwar unabhängig von der Ersatzbeute. Die ist letzten Endes nur eine Krücke, eine Spielhilfe für die Opfer. Und deswegen macht es sehr wohl einen Unterschied, ob der Hund mit der Ersatzbeute von dannen zieht oder nicht. Der Hund ist sicherlich in erster Linie ein Beutegreifer. Doch er ist vor allem auch ein hochsoziales Wesen. Den Hund nur auf die Fähigkeiten des Jägers reduzieren hieße, ihm ebensowenig gerecht zu werden, wie man es täte, würde man von ihm Lebensrettung aus sozialen Motiven erwarten.

Liebe Grüße,
Jutta


17. Juni 2002 10:47

Hallo Jutta,

ich stimme Dir im Wesentlichen zu, aber ich verstehe noch immer nicht, warum man einem Hund das Spiel ohne Spielzeug auf Teufel-Komm-Raus schmackhaft machen soll. Für mich hat das nichts mit Opferbindung zu tun.

Wenn der Hund gelernt hat, mit seinem ausdauernden Gebell das Opfer "zum Leben erwecken" zu können, dann wird er dort bleiben und bellen, bis der von ihm erwünschte Effekt eintritt.
Tut er das nicht, so hat das nichts damit zu tun, daß er nicht gelernt hat mit dem Opfer ohne Spielzeug zu spielen, sondern schlichtweg an falschem Aufbau, sprich falsche Bestätigung durch das Opfer, zuviel Hilfen durch das Opfer bei der Anzeige etc.

Trollt er sich nach korrekter Anzeige mit seiner "Beute", ist das für mich o.k., denn des gewünschte Verhalten wurde gezeigt.

Wir variiren immer wieder bei der Bestätigung des Hundes, mal hat der Helfer das Spieli/Futter dabei, mal der HF, bei erfahrenen Hunden gibt's auch mal beim ersten Opfer keine Bestätigung, sondern erst beim 2., 3. oder 4.
Wir haben eigentlich nie Probleme mit Hunden, die nicht zuverlässig beim Opfer bleiben.
Im Endeffekt ist es für die Helferbindung vollkommen egal, womit der Hund bestätigt wird, ob mir Balli, Futter oder "Body-Check".
Hauptsache, vom Helfer wird das richtige Verhalten zum richtigen Zeitpunkt bestätigt und der Hund empfindet dies auch als Bestätigung.

Gruß
Eva


17. Juni 2002 12:23

Hallo Jutta !
Sicherlich geht es auch über Leckerchen. Ich bin ein Befürworter für Leckerchenarbeit. Dieses Spiel ist im Grunde genommen fast dasselbe wie mit Beute, aber gezerrt wird bei uns an der Beute nie. Es soll ja schließlich aus dem Spiel kein Kampf werden, zu dem es dann schnell wird. Leider.
Hunde können genauso gut mit Leckerchen belohnt werden wie mit Beute. Die Endhandlung Fressen setzt Magensäfte "in Schwung", die eine Herabsenkung des Adrenalinspiegels erreichen. (Gehe ich gerne nochmal näher drauf ein) Aber ich finde der Weg einen Leckerchen-Hund auszubilden ist genausoviel Arbeit, wenn nicht sogar noch mehr.
= Auch die Bestätigung über Leckerchen ist sehr gut möglich

Das mit dem Weggehen ist eine Möglichkeit, die man mal überdenken sollte.

Ein Gegner vom "strafende opfer" bin ich auch. Das einzige was wir uns "erlauben" ist, wenn das Opfer den Hund, für den hund unmerklich woher es kommt, mit einer wasserpistole anspritzt. Das ist meistens sehr effektiv. Das machen wir aber höchst selten. Bis heute erst einmal bei einem Hund und seit dem bedrängt er nicht mehr. Schließlich will ich ja auch keine Negativerfahrung (vom Opfer weggehen) machen.
Na?
Stephan

17. Juni 2002 12:33

Hallo Eva!
Hier muß ich Jutta voll zustimmen. Die Opferbdg ist der Grund, warum der Hund zum opfer will (ich schreibe extra nicht läuft, weil schnelligkeit und ausdauer für mich die hauptkriterien eines flächenhundes sind). Suchen kann jeder Hund, er weiß nur nicht wonach.
Außerdem hat man bei dem so beschriebenen Aufbau oft Probleme mit den Hunden, weil sie sich nach einiger Zeit ein anderes Jagdobjekt suchen und damit auch den Hasen hinterhergehen. 2. Haben diese Hund oft Probleme längere Zeit zu suchen, wenn sie keinen Erfolg haben. Einsatzfähigkeit drückt sich nicht in der Prüfungssuche von 20 Min aus. Wie oft dauern unsere Einsätze mal 20 Min? Aber ich finde, daß das ein Grundproblem ist. Jeder will mit seinem Hund suchen und keine "blöden" Spiele am Opfer machen. Schließlich will man ja einen Rettungshund ausbilden und keinen Spieler. Aber da, wo die Bodenplatte nicht fest ist und immerwieder nachgebessert wird, wird man nie ein solides Haus drauf bauen können. Denn irgendwann fängt die Platte an zu bröckeln. (hm jetzt nach 2 jahren, wo die hunde immer gesucht haben, gehen die auf einmal vom opfer weg)- mangelnde Opferbdg.
Stephan

17. Juni 2002 20:15

Hallo Jutta,

Warum sollte der Hund vor einem leblosen, sich nicht bewegenden Opfer überhaupt bellen? Es ist ja bereits "tot".

Ich habe gestern auf einer Veranstaltung eine Übung aus dem niederländischen KNPV Programm gesehen. Revieren nach einem Gegenstand (in diesem Fall eine in den Boden gesteckte Schaufel, kann aber auch ein Koffer oder ein Gewehr sein). Der Hund muß diesen Gegenstand beispielsweise im Wald suchen und durch verbellen anzeigen. Ich war total platt als ich diese drangvolle Anzeige an einem toten Gegenstand gesehen habe (von 3 verschiedenen Hunden). Gute Schaufelbindung kann ich nur sagen. Leider haben sie nicht verraten, wie sie dies ausbilden nur das es weder mit Beute noch mit Futter bestätigt wird sondern aus dem Bereich "Gegenstand verteidigen" kommt. Interessant war es auf alle Fälle, da die Schaufel selbst wohl kaum den Hund bestätigen kann.

Gruß Klaus