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Rettungshunde

Rettungshundearbeit rettet Menschenleben, hilft verschüttete oder vermisste Personen zu finden. Diese sehr wichtige Aufgabe hat eine lange Tradition und muss sehr gewissenhaft aufgebaut und trainiert werden. Viele Rettungshundehalter opfern einen großen Teil ihrer Freizeit um Flächen- oder Trümmersuche zu trainieren oder sich fortzubilden. Wer sich darüber austauschen möchte, ist hier in der richtigen Rubrik. 
Gute Ausbildung für schlechte Hunde?
21. Juli 2002 05:07

: Hallo Sabine (nochmal)!

: Aber kann es das sein, daß ein guter Ausbilder bzw. HF das mittelmäßige bis wenige Potential seines Hundes kompensieren muß? Im Sportbereich ist es noch fataler. Mittelmäßige Hunde die Dank eines sehr guten HF auf entsprechendes Niveau gebracht werden, kommen auch noch aufgrund der erbrachten Leistungen in die Zucht.

Da kann ich eigentlich nur einen Schluß daraus ziehen: Die Prüfungen sind zu leicht.

: Wie einfach Ausbildung ist, sieht man wenn man mal einen Hund an der Strippe hat, der einfach viel mehr Potential mitbringt als der durchschnittliche Familienhund. Wo mit anderen Hunden monatelang an Opferbindung und Triebaufbau gearbeitet wird, brauchen diese Hunde nur wenige Trainingseinheiten. Da frage ich mich doch, warum soll ich es mir als Ausbilder eigentlich so schwer machen? Warum muß ich meine Energien an Hunden verschwenden, um sie auf ein Niveau zu bringen die andere genetisch schon mitbringen? Wieviel mehr könnten solche Teams an Leistung bringen. Sollten nicht solche Teams optimal gefördert werden? Zeit kosten aber meistens die Hunde, die dieses Potential eben nicht mitbringen und die geht den guten Teams dann verloren. Nach meinen Beobachtungen wird die RH-Arbeit immer mehr zum Breitensport und die wenigen Teams die es wert wären optimal gefördert zu werden kommen leider zu kurz.

Du wirfst hier zwei Sachen irgendwie durcheinander: Den Hund und seine Veranlagung und das RH-Team. Genau da liegt meiner Meinung nach der Knackpunkt: Wir bilden TEAMS aus, keine Hunde - und in den meisten Fällen ist es nicht der Hund, der darüber entscheidet, ob ein Team gut ist oder nicht. Ein guter Hundeführer kann aus einem mittelmäßigen Hund nämlich einen guten machen (sicher keinen vorzüglichen, aber doch einen, der im Einsatz absolut verläßlich wird) - aber ein schlechter HF ist selbst mit Superhund nicht einsetzbar, es sei denn, der Hund soll vielleicht in einem abgeschlossenen Raum ohne Umwelteinflüsse suchen.

Grüße, Kaya


21. Juli 2002 04:41

Hallo Andreas!

: Ich bin schon lange für mehr Professionalität im Bereich des Machbaren.
: Machbar insofern, als dass Diensthundeführer ihren Job und die Ausbildung des Hundes hauptberuflich machen, während RH immer noch ehrenamtlich NACH ihrem Beruf alles machen und im weiteren Gegensatz auch noch Spenden und Sponsoren auftreiben müssen und nicht alles inclusive Futtergeld von vorne und hinten in den A..... gesteckt bekommen.
: Wäre RH hauptamtlich, wäre es erheblich einfacher, Standards zu erreichen.

Da es anscheinend genug Leute gibt, die auf diejenigen runterschauen, die sich alles selbst erarbeiten müssen: Ich habe viel mehr Hochachtung vor solchen Leuten, die unter widrigen Umständen bemüht sind, immer noch besser zu werden, als vor Leuten, die im gemachten Nest sitzen und die Hände in den Schoß legen und darauf hinweisen, wie toll sie doch sind. Genau dann sind sie es nämlich bald gewesen.

: Interessanterweise habe ich es in Einsätzen bisher öfters erlebt, dass die Diensthunde jämmerlich versagt haben und deren HF mit offenem Mund daneben standen und die Leistung der RH im positiven Sinne gar nicht fassen konnten.
: Dieses Diensthundeniveau will ich mich Sicherheit nicht erreichen :-).

Ließ mal mein erstes Posting an Beate. Da habe ich beschrieben, wie ich aufgehört habe, an das Märchen vom perfekten Diensthund zu glauben.

Grüße, Kaya


21. Juli 2002 04:40

Hallo Beate!

: Es wäre ja dumm von mir mich mit einem ungeeigneten oder mittelmäßig geeigneten Hund monatelang rumzuärgern.
: Da kauf ich mir doch lieber einen 1-jährigen Hund mit dem richtigen Potential und arbeite diesen dann ein halbes Jahr zusammen mit fachlich qualifizierten Ausbildern. Dann hat die Staffel schnell einen sehr guten einsatzfähigen Hund und ich habe wenig Arbeit. Nur eine Frage der Logik. Alles andere ist verschwendete Zeit und behindert andere. Erbringen die Hunde die erwartete Leistung trotzdem nicht werden sie ausgemustert, wie dies in anderen Bereichen der professionellen Hundeausbildung auch gemacht wird.
: Richtige Auswahl des Züchters, geeigneter Arbeitslinien und entsprechender Rassen bedeuten größtmögliche Effektivität für alle. Im Diensthundebereich ist dies seit Jahrzehnten die übliche Praxis. Im Rettungshundebereich sieht man dies leider noch nicht so.

Wenn man bedenkt, wie lange die Diensthunde schon so selektiert werden, dann ist es schon verwunderlich, wie oft die Zuständigen immer noch falsch liegen, auch wenn sie den Weg der größten Effektivität zu gehen versuchen. Eine Garantie auf den Überfliegerhund gibt es halt trotz allem nicht.

Abgesehen davon ist das halt der Punkt, wo es durchaus einen Unterschied macht, ob die Leute ihre Arbeit beruflich oder ehrenamtlich machen. Ein großer Teil der RHler hatte nämlich mal einen Partner Hund, der dann zum RH wurde. Den nächsten wird man wohl versuchen, auf eine gewisse Eignung hin auszuwählen, aber man wird den ersten nicht "ausmustern", nur weil er nicht 180 Prozent erreichen kann. Aber die HF können mit und an diesem Hund lernen, so daß der zweite sehr viel bessere Bedingungen vorfinden wird. Und wie ich vorher schon geschrieben habe: An das Märchen vom ach so perfekten DH glaube ich schon lange nicht mehr!

Abgesehen davon: Es gibt einige HF, die einen ganz schönen Verschleiß an Hunden hat, die die geforderte Leistung halt dann doch nicht bringt. Den meisten davon würde ich gerne raten, statt des nächsten Hundes sich selbst auszumustern, denn nur dann würde die Staffel irgendwann zu ihrem einsetzbaren Hund kommen.

Grüße, Kaya


21. Juli 2002 04:40

Und nochmal: Hallo Beate!

: Selbst wenn sie die Qualität eines DH erreichen, sind meiner Meinung nach DH im Einsatz vorzuziehen.

Dazu habe ich vorher schon geschrieben. Der Diensthundeführer der Polizei war jedenfalls froh über unsere "Knuddelhunde".

: Deren Ausbildung ist einfach fachlich fundierter ist, der Qualitätsnachweis muß täglich erbracht werden und DHF sind bereits vor Ort wenn eine RHS noch dabei ist mühsam aus den Federn zu kommen.

... wofür ja wohl die RHS nichts kann, sondern die Einsatzleitung, die in dieser Reihenfolge alarmiert hat, oder?!

: Ein RH könnte solch täglichen Anforderungen wohl nicht gerecht werden.

Klar. Steht ja auch nicht DH drauf - kann also auch nichts taugen. Wenn Du von Menschen reden würdest, würde man solche Formulierungen als rassistische Vorurteile bezeichnen.

: Erst wenn wichtige Aspekte der Diensthundeausbildung im RH-Wesen übernommen werden,

Was?

: ausschließlich geeignetes Material ausgewählt und ausgebildet wird und vor allem nur einzige Organisation mit der RH Ausbildung betraut wird, kann ein hoher, bundesweit gleicher Leistungsstand garantiert werden.

Deinen letzten Teilsatz unterstreiche ich - gerne auch doppelt.

Grüße, Kaya


21. Juli 2002 04:40

Hallo Sabine!

: : Ein Grund ist, dass ich nur beei "schwierigen" Hunden etwas lerne, nicht bei den Überfliegern!
: Dieses Wissen kann ich dann wiederum bei anderen schwierigen Hunden anwenden oder was? Heißt das im Umkehrschluß, daß Diensthundeführer alle nichts gelernt haben, da sie sich nie mit dem Mittelmaß auseinander setzen mußten? Ich vergleiche das mal mit der Schule. Es ist Klasse einen guten Grundschullehrer zu haben, der auch noch das letzte Kind mitzieht aber ist ein Gymnasiallehrer der auf einer höheren Stufe anfängt auszubilden ein schlechterer Ausbilder? Hat der Grundschullehrer vielmehr gar keine Zeit sich um seine Gymnasiasten optimal zu kümmern und diese bleiben auch im Grundschulniveau stecken?

Der Vergleich hinkt etwas. Mal abgesehen davon, daß sich seit Pisa herumgesprochen haben sollte, daß es für eine allgemeine Leistungssteigerung durchaus positiv ist, wenn schwache und gute Schüler NICHT getrennt werden (siehe die skandinavischen Länder!): Auch der Gymnasiallehrer hat - wenn auch auf anderem Niveau - bessere und schlechtere Schüler. Oder sagen wir lieber: Schüler, die an einem Punkt Probleme haben und andere, denen das leicht fällt, die aber anderswo "hängen". Und wenn der Lehrer gelernt hat, Fehler als Herausforderung zu sehen und anzugehen, dann wird er am Ende deutlich mehr gute Schüler "produziert" haben als ein Lehrer, der seine Stoff durchzieht und all die als Ballast abwirft, die irgendwo Probleme bekommen.

Das eine Naturtalent und der eine Streber kommen in beiden Klassen durch - aber der Schwachmathiker mit den tollen sozialen Kompetenzen fällt vielleicht schon unter den Tisch, obwohl er einfach die Zeit gebraucht hätte, um seine Routine zu entwickeln.

Wenn man sowieso nur sechs Einsatzhunde führen darf, sollte man die natürlich sehr gut auswählen. Aber bei einer gewissen Einsatzmenge kommt es halt auch vor, daß RH-Führer NICHT von der Arbeit weg können, in Urlaub oder krank sind oder daß der Hund lahmt. Gut, wenn die Basis dann doch nicht ganz so dünn ist.

Nicht, daß mich jetzt jemand falsch versteht, ich plädieren nicht dafür, schlechte Hunde in Einsätze zu schicken. Aber ich habe schon ein paar Hunde erlebt, die in der Anfangsphase viele Ausbilder nach Hause geschickt hätten, weil sie eben keine "Triebkanonen" waren. Und diese Hunde sind zum Teil verdammt triebig geworden im Laufe der Ausbildung - oder sie sind inzwischen zwar immer noch ruhig, aber so zuverlässig, daß wir nicht mehr auf sie verzichten wollten.

Und ich kenne eine ganze Menge Hunde, die die besten Anlagen mitbrachten, es aber nie bis zum RH gebracht haben und auch nie bringen werden, wenn sie denn noch in einer Staffel sind - weil die HF nämlich nicht annähernd so gut sind wie die Hunde. Und das stört mich bei der Diskussion am meisten: Eigentlich sind es meiner Meinung nach in mindestens 80 Prozent der Fälle nämlich die HF, die einen guten oder schlechten Hund ausmachen.

Ich kenne ein echtes Naturtalent von Hund: bellt wie am Schnürchen, hält von sich aus genau soviel Abstand zum Opfer, daß er es nicht berührt, voller Trieb, schnell, verträglich, ... Aber der HF ist psychisch so labil, daß die Prüfung nur klappt, weil der Hund SOOOO gut ist, daß keinem Richter auffällt, wie fertig der HF ist. Und ein Echteinsatz mit ein bißchen Streß endet regelmäßig mit hysterischen Anfällen und (beinahe) Nervenzusammenbrüchen. Was nützt mir dann der Ausnahmehund?

Der Hund, der die Techniken mühsam erlernt, wird bei einem guten HF jedoch ein sehr zuverlässiger Kandidat sein, der einen nicht enttäuscht. Deshalb wählen wir in der Staffel auch normalerweise die HF aus und nicht die Hunde. Okay, ganz ungeeignete Hunde würden wir aussortieren - aber das erledigt sich meist von selbst, zumal es den HF ja auch schon wieder diskreditiert, wenn er mit einem sichtlich ungeeigneten Hund RH-Arbeit machen will.

: : Warum muß ich meine Energien an Hunden verschwenden, um sie auf ein Niveau zu bringen die andere genetisch schon mitbringen? Wieviel mehr könnten solche Teams an Leistung bringen.

Ja, wenn es denn Teams wären. Der Hund alleine bringt wie gesagt halt leider gar nichts.

: Damit sind wir wieder bei der Frage ist die Prüfung der Anfang oder das Ziel der Ausbildung. Ich habe mir Trümmerprüfungen bei einer anderen Organisation angeschaut, da haben die HF eher das Opfer gefunden als der Hund, die Hunde hatten Sichkontakt und konnten sich sogar ins Versteck drängeln. Von Trümmern war außer ein paar Steinen übrigens nichts zu sehen. Ist das realistisch? Wenn ich auf so einer Dünnbrettbohrerprüfung meine Einsatzfähigkeit für Trümmer erlangt habe ist das eine Sache, eine andere ist es sich selbst zu belügen und zu glauben man müßte nicht trainingsmäßig auf ein weit höheres Niveau kommen. Was nützt es mir, wenn meine Hunde auf einem Prüfungsgelände alle Opfer in 10 Minuten haben. Dann war die Aufgabe wohl offensichtlich zu leicht für dieses Team. Dann lasse ich so ein Team bei Hitze mindestens 1/2 Stunde suchen und suche die Schwächen dieses Teams und bohre mit dem Finger in der Wunde. Man wird recht erfinderisch was Fiesheiten angeht.

Daß die Prüfungen - am besten sowieso bundesweit und organisationsübergreifend - gleich und schwer sein sollten, um aus der Masse von RH-Teams die wirklich guten auszusortieren, darüber sind wir wahrscheinlich einer Meinung. Das schweizer Verfahren finde ich da ziemlich vorbildhaft. Aber ich kenne keine einzige Organisation, der ich bescheinigen würde, daß alle ihre Prüfungen so sind, wie sie sein sollten.

Ich habe bei meinen ersten Trümmerprüfungen (THW!), auch alle Opfer in 10 Minuten gehabt. Ich habe aber auch erlebt, daß da ein paar Geröllhügel im Wiesengelände lagen als "Prüfungsgelände". Oder die Größe der Schuttfläche war so 30 auf 50 m - ohne Keller oder sowas, nur oberflächliche Gesteinsbrocken. Da bestanden Hunde mit Fehlverweisen, die Gebiete waren vorher bekannt und wurden in der Woche vorher schnell noch zum Üben benützt, damit die Hunde sie kennenlernen.

Im Augenblick sind es in Deutschland wohl nur die Ausbilder der einzelnen Staffeln, die die Verantwortung dafür haben, daß nur Hunde in Einsätze gehen, die wirklich "einsatzfähig" sind. Die Prüfungen können das beim besten Willen nicht bescheinigen, egal, von welcher Organisation sie sind.

Grüße, Kaya


21. Juli 2002 03:38

Hallo Andreas,

erst einmal liegt es mir fern dich zu beleidigen. Ich kenne dich nicht und auch deine Arbeit mit dem Hund/in der Organisation nicht.

Verbessere mich, aber hier ging es darum ob man "schlechten" Hunden eine Ausbildung mit hohem Verantwortungsbereich angedeihen sollte. Ob man ein qualitativ hochwertiges Ziel überhaupt erreicht und wenn wieviel länger es dauert.

: ich sehe schon einen erheblichen Unterschied darin, ob ich berufsmässig meinen Hund ausbilde oder "nur" nach Feierabend.

Außer in der Fachkompetenz und der Art und Weise sich damit zu beschäftigen, sehe ich da jedoch keinen Unterschied. Denn nur dass ich 7 oder8 Stunden am Stück gezielt mit meinem Hund arbeite wird die Leistung und/oder die Aufnahmekapazität eines Hundes nicht erhöht.Was hier vermittelt wird sind Grundlagen mit Prüfungsabschluß. Diese Hunde werden auch vorbereitet und fangen nicht mit 12 Monaten an und sind mit 14 Monaten fertig. Und das geschieht in der Regel auch in der Freizeit. Hinzu kommt dass diese Lehrgänge in der Regel auch für den Hndeführer sind, denn auch ausgebildeten Hund mit neuen Hundeführern werden diese Lehrgänge zuteil, dabei kann der Hund laut diversen Aussagen ja schon eigentlich alles!

Du sagst du kennest Diensthundeführer und ihre Arbeit. Dann wirst du sicher darüber Bescheid wissen dass es mit nem Lehrgang von 12 Wochen nicht getan ist?

Ich möchte hier nicht anfangen Aussprüche endlos zu zitieren, aber es ging doch schon darum, dass der Otto Normal Rettungshundeführer, weder die Zeit noch die Wahl des Hundes haben solle um entsprechend adäquate Hunde heranzubilden, oder hab ich da was missverstanden?

: Es ist doch eine einfache Rechnung: wenn ich mich 10 Stunden am Tag mit der Ausbildung meines Hundes beschäftige, erreiche ich schneller mein Ziel als wenn ich nur 2-3 h am Tag dafür Zeit habe.

Also selbst wenn ich täglich "nur" 1 Stunde in die gezielte Ausbildung stecke, bin ich durchaus in der Lage anschauliche Ergebnisse vorzuweisen und dafür brauche ich dann auch keine 2 oder 3 Jahre. Immer vorrausgesetzt ich habe das Potenzial und das entsprechende Ziel: Was will ich haben??

Grüße Silvia