Hallo Sabine!
: : Ein Grund ist, dass ich nur beei "schwierigen" Hunden etwas lerne, nicht bei den Überfliegern!
: Dieses Wissen kann ich dann wiederum bei anderen schwierigen Hunden anwenden oder was? Heißt das im Umkehrschluß, daß Diensthundeführer alle nichts gelernt haben, da sie sich nie mit dem Mittelmaß auseinander setzen mußten? Ich vergleiche das mal mit der Schule. Es ist Klasse einen guten Grundschullehrer zu haben, der auch noch das letzte Kind mitzieht aber ist ein Gymnasiallehrer der auf einer höheren Stufe anfängt auszubilden ein schlechterer Ausbilder? Hat der Grundschullehrer vielmehr gar keine Zeit sich um seine Gymnasiasten optimal zu kümmern und diese bleiben auch im Grundschulniveau stecken?
Der Vergleich hinkt etwas. Mal abgesehen davon, daß sich seit Pisa herumgesprochen haben sollte, daß es für eine allgemeine Leistungssteigerung durchaus positiv ist, wenn schwache und gute Schüler NICHT getrennt werden (siehe die skandinavischen Länder!): Auch der Gymnasiallehrer hat - wenn auch auf anderem Niveau - bessere und schlechtere Schüler. Oder sagen wir lieber: Schüler, die an einem Punkt Probleme haben und andere, denen das leicht fällt, die aber anderswo "hängen". Und wenn der Lehrer gelernt hat, Fehler als Herausforderung zu sehen und anzugehen, dann wird er am Ende deutlich mehr gute Schüler "produziert" haben als ein Lehrer, der seine Stoff durchzieht und all die als Ballast abwirft, die irgendwo Probleme bekommen.
Das eine Naturtalent und der eine Streber kommen in beiden Klassen durch - aber der Schwachmathiker mit den tollen sozialen Kompetenzen fällt vielleicht schon unter den Tisch, obwohl er einfach die Zeit gebraucht hätte, um seine Routine zu entwickeln.
Wenn man sowieso nur sechs Einsatzhunde führen darf, sollte man die natürlich sehr gut auswählen. Aber bei einer gewissen Einsatzmenge kommt es halt auch vor, daß RH-Führer NICHT von der Arbeit weg können, in Urlaub oder krank sind oder daß der Hund lahmt. Gut, wenn die Basis dann doch nicht ganz so dünn ist.
Nicht, daß mich jetzt jemand falsch versteht, ich plädieren nicht dafür, schlechte Hunde in Einsätze zu schicken. Aber ich habe schon ein paar Hunde erlebt, die in der Anfangsphase viele Ausbilder nach Hause geschickt hätten, weil sie eben keine "Triebkanonen" waren. Und diese Hunde sind zum Teil verdammt triebig geworden im Laufe der Ausbildung - oder sie sind inzwischen zwar immer noch ruhig, aber so zuverlässig, daß wir nicht mehr auf sie verzichten wollten.
Und ich kenne eine ganze Menge Hunde, die die besten Anlagen mitbrachten, es aber nie bis zum RH gebracht haben und auch nie bringen werden, wenn sie denn noch in einer Staffel sind - weil die HF nämlich nicht annähernd so gut sind wie die Hunde. Und das stört mich bei der Diskussion am meisten: Eigentlich sind es meiner Meinung nach in mindestens 80 Prozent der Fälle nämlich die HF, die einen guten oder schlechten Hund ausmachen.
Ich kenne ein echtes Naturtalent von Hund: bellt wie am Schnürchen, hält von sich aus genau soviel Abstand zum Opfer, daß er es nicht berührt, voller Trieb, schnell, verträglich, ... Aber der HF ist psychisch so labil, daß die Prüfung nur klappt, weil der Hund SOOOO gut ist, daß keinem Richter auffällt, wie fertig der HF ist. Und ein Echteinsatz mit ein bißchen Streß endet regelmäßig mit hysterischen Anfällen und (beinahe) Nervenzusammenbrüchen. Was nützt mir dann der Ausnahmehund?
Der Hund, der die Techniken mühsam erlernt, wird bei einem guten HF jedoch ein sehr zuverlässiger Kandidat sein, der einen nicht enttäuscht. Deshalb wählen wir in der Staffel auch normalerweise die HF aus und nicht die Hunde. Okay, ganz ungeeignete Hunde würden wir aussortieren - aber das erledigt sich meist von selbst, zumal es den HF ja auch schon wieder diskreditiert, wenn er mit einem sichtlich ungeeigneten Hund RH-Arbeit machen will.
: : Warum muß ich meine Energien an Hunden verschwenden, um sie auf ein Niveau zu bringen die andere genetisch schon mitbringen? Wieviel mehr könnten solche Teams an Leistung bringen.
Ja, wenn es denn Teams wären. Der Hund alleine bringt wie gesagt halt leider gar nichts.
: Damit sind wir wieder bei der Frage ist die Prüfung der Anfang oder das Ziel der Ausbildung. Ich habe mir Trümmerprüfungen bei einer anderen Organisation angeschaut, da haben die HF eher das Opfer gefunden als der Hund, die Hunde hatten Sichkontakt und konnten sich sogar ins Versteck drängeln. Von Trümmern war außer ein paar Steinen übrigens nichts zu sehen. Ist das realistisch? Wenn ich auf so einer Dünnbrettbohrerprüfung meine Einsatzfähigkeit für Trümmer erlangt habe ist das eine Sache, eine andere ist es sich selbst zu belügen und zu glauben man müßte nicht trainingsmäßig auf ein weit höheres Niveau kommen. Was nützt es mir, wenn meine Hunde auf einem Prüfungsgelände alle Opfer in 10 Minuten haben. Dann war die Aufgabe wohl offensichtlich zu leicht für dieses Team. Dann lasse ich so ein Team bei Hitze mindestens 1/2 Stunde suchen und suche die Schwächen dieses Teams und bohre mit dem Finger in der Wunde. Man wird recht erfinderisch was Fiesheiten angeht.
Daß die Prüfungen - am besten sowieso bundesweit und organisationsübergreifend - gleich und schwer sein sollten, um aus der Masse von RH-Teams die wirklich guten auszusortieren, darüber sind wir wahrscheinlich einer Meinung. Das schweizer Verfahren finde ich da ziemlich vorbildhaft. Aber ich kenne keine einzige Organisation, der ich bescheinigen würde, daß alle ihre Prüfungen so sind, wie sie sein sollten.
Ich habe bei meinen ersten Trümmerprüfungen (THW!), auch alle Opfer in 10 Minuten gehabt. Ich habe aber auch erlebt, daß da ein paar Geröllhügel im Wiesengelände lagen als "Prüfungsgelände". Oder die Größe der Schuttfläche war so 30 auf 50 m - ohne Keller oder sowas, nur oberflächliche Gesteinsbrocken. Da bestanden Hunde mit Fehlverweisen, die Gebiete waren vorher bekannt und wurden in der Woche vorher schnell noch zum Üben benützt, damit die Hunde sie kennenlernen.
Im Augenblick sind es in Deutschland wohl nur die Ausbilder der einzelnen Staffeln, die die Verantwortung dafür haben, daß nur Hunde in Einsätze gehen, die wirklich "einsatzfähig" sind. Die Prüfungen können das beim besten Willen nicht bescheinigen, egal, von welcher Organisation sie sind.
Grüße, Kaya