Überzüchtung von Hunderassen
20. Oktober 2009 09:33
Ich wollte mal eure Meinung hören zum Thema Hundezucht.

Ist es wirklich nötig, dass Hunde so dermaßen durchgezüchtet werden, damit die den vorstellungen der Menschen entsprechen? Farbe, Größe, Augen, Falten? Sollte ein Hund nicht Hund sein?

Ich habe das Gefühl, dass Hunde seit Paris Hilton's "Tinkerbell" teilweise zum Accessoire werden. Auch, wenn diese Hunde es sicherlich nicht schlecht haben, finde ich diese Entwicklung bedenklich.

Was sagt ihr dazu: Hundezucht extrem: Wird der Hund zum Accessoire?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen.

Liebe Grüße!
Überzüchtung
20. Oktober 2009 10:09
Huhu,

leider ist es so, dass viele Hunde nur Statussymbol sind und als solches auch missbraucht werden. Hier in München sieht man das natürlich noch öfter als woanders, aber hier find ich es schon manchmal krass, was Frauchen mit Hundchen anstellt.
Die Zucht ist so ne Sache, wird sie verantwortungsvoll betrieben halte ich sie für nichts schlechtes. Leider sind Vermehrer sehr verbreitet und auch Züchter, die denken Schönheit geht über Gesundheit und dann ist es natürlich sehr problematisch.
Ich selbst möchte auch einen schönen Hund, das gebe ich ehrlich zu und die Eigenschaften den Labbis sind fürmich auch genau die richtigen. Aber ich würde ihn nicht als Schmuckstück an meiner Seite, sondern als Mitglied meiner Familie und treuer Begleiter. Und da bin ich ehrlich, da ich eine gute Beziehung mit ihm haben möchte, brauche ich auch einen Hund, der zu mir passt und da die Rasseeigenschaften einfach passen...
Bin also durchaus für die Zucht, aber eben unter Kontrolle und den richtigen Zuchtzielen. Dafür gebe ich dann auch gern mehr Geld aus, habe aber einen gesunden und wesensfesten Hund.

LG Frieda

20. Oktober 2009 10:33
Hallo!

Ich vertrete schon immer die Meinung, dass die sogenannte Formwertzucht auf Schönheitsideale die Ursache allen Übels in der Hundezucht ist, und nicht nur dort. Daher habe ich vor einigen Monaten folgendes Thema eröffnet:

[www.yorkie-hundeforum.com]

Vielleicht sollte man dieses noch einmal neu aufgreifen, da es nicht nur Kritik übt an der augenblicklichen Situation, sondern auch ein Gedankenaustausch ist, wie man sie im Sinne der Tiere verbessern kann. Züchter werden durch die Richtweise der Zuchtrichter meist für dem Hund dienliche Abweichungen vom Standard mit schlechten Schaubewertungen bestraft. Ich erfahre es am eigenen Leib: meine Hunde sind leistungsfähig, gesund, wesensfest, aber sie entsprechen eher dem Schönheitsideal der 60er Jahre des vorigen Jahrtausends. Für mich ist es schwer, auf Ausstellungen gute Placierungen zu erhalten, oder überhaupt die höchste Zuchtbewertung zu erhalten, aber da ich auch wesensstark bin grinning smiley halte ich an meinen Idealen fest, statt mich dem Modediktat zu unterwerfen.

Missbraucht wurden Hunde schon immer, und der Missbrauch der Kleinhunde als Assecoir für Schickimicki-"Damen" ist so alt, wie es diese Rassen sind (und der Pekingese z.B. ist schon seeeeehr alt, Chihuahuas gibt es auch schon länger als deren Zuchtverbände).

Überzüchtung ist ein großes Übel, das aber nur gemeinschaftlich geändert werden kann. Um eine Revolution in der Hundezucht zu bewirken, bedarf es einer konsequenten, starken Basis. Diese sind nicht die Züchter, sondern die Käufer, die bestimmen die Mode! Wenn alle hier sagen: nein, ich will nicht mehr den dicken, faulen Retriever, nein, ich will nicht mehr den Bergab-Schäferhund, nein, ich will nicht mehr die nach Lust schnappende, extrem plattnasige Bulldogge, nein, ich will keinen Fellexplosions-Collie mit Hautproblemen, nein, ich will keinen Minihund mit tränenden Glubschaugen mehr (könnte man ja endlos fortsetzen), dann erst wird sich bei den Züchtern etwas ändern, denn die Standards und Richtweisen ihrer Zuchtvereine zwingen sie ja förmlich dazu, die Hunde zu überzüchten.

LG, Liesel

20. Oktober 2009 14:58
Hallo.

.....Um eine Revolution in der Hundezucht zu bewirken, bedarf es einer konsequenten, starken Basis. Diese sind nicht die Züchter, sondern die Käufer, die bestimmen die Mode! ....

Dieser Satz trifft es voll in Schwarze.

Wir züchten seit einigen Jahren Terrier (Parson Russell) und haben uns immer bemüht Deckrüden zu finden, die dem Rassebild unseres Hundes am nächsten kommen und vor allem zu unseren Zuchthündinnen passen. Egal ob die Käufer mittlerweile lieber gerne mehr Farben hätten, längere Nasen oder ähnliches.

Bei uns stand der Hund noch immer im Vordergrund.

Gruß

20. Oktober 2009 16:41
Hallo allesamt,

ich persönlich stehe Züchtern etwas skeptisch gegenüber und würde immer einen Hund vorziehen, der nicht vom Züchter kommt (tanz, tanz wieder mal aus der Reihe). Also entweder einen aus dem Tierheim, in der Straße geborenen oder eben einen in den Bergen (wie meiner) zur Welt gekommenen. Da ist nichts vorprogrammiert, alles nur Zufall und wie es kommt, so kommt es. Ich möchte nicht vorher wissen, wie mein Hund sein wird. Alles was mit Erwartung und Vorstellung zu tun hat, geht bei mir schlecht. Ob er nun rein weiß ist oder nachher Flecken bekommt, ob er nun eine längere und kürzere Schnauze hat oder sonst was: was aus ihm wird ist genau richtig. Und wahrscheinlich wird er widerstandsfähiger sein (kann ich mich natürlich auch täuschen, meiner war ja nicht gerade wirklich sehr widerstandsfähig). Ich möchte auch nicht, dass er irgendwelchen Standardkriterien entspricht und noch weniger, dass er ein Modehund ist (die Rasse meines Hundes ist mehr als 5.000 Jahre alt udn ein reiner Nutzhund auch heute noch).

Liebe Grüße

Heidi

21. Oktober 2009 12:03
Hallo.

Muss jeder selbst entscheiden, was er macht. Als wir uns damals für einen Hund vom Züchter entschieden haben, war das ganz bewußt. Wir wollten einen Hund, von dem man weiß, was später rauskommt und vor allem welchen Charakter er hat. Das ist leider nicht wirklich bei Mischlingen möglich. Was wir aber gemachten haben war, dass wir uns ganz gezielt einen Züchter ausgesucht haben, der unseren Vorstellungen entsprochen hat. Wir haben ihn quasi unter die Lupe genommen, um zu wissen, wo unser Hund die ersten Wochen seines Lebens verbringt. Das erschien uns am Wichtigsten. Ich finde es aber ok, wenn sich jemand einen Hund vom Tierheim holt. Nur nicht ok finde ich, dass dieses Tierheim ausgerechnet in Spanien sein muss. In Deutschland gibt es genug Hunde in Tierheimen, die ein neues Frauchen/Herrchen suchen. Und noch schlimmer finde ich, wenn sich die Leute für eine "Hobbyzucht" entscheiden und dort auch noch viel Geld hängen lassen. Damit wird nämlich die "Geldmachmaschinerie" in Gang gesetzt. Oft haben solche Hundedamen gar keine Auszeit mehr zwischen den Würfen, hauptsache der Geldbeutel klingelt.