Hallo Leute,
heute morgen unternahm ich mit meinem Rüden (DSH, 5 Jahre, gutmütig und sehr folgsam) sowie einer Pflegehündin (älterer DSH, nicht ganz unproblematisch), die ich für ein paar Tage oder Wochen bei mir habe, den üblichen Waldspaziergang, während meine junge Hündin, die das fremde Mädchen gar nicht mag, schmollend zu Hause saß; nach dem Spaziergang wollte ich mit ihr zum Hundeplatz fahren. Der Rüde, auf den ich mich verlassen kann, lief frei, während ich die Pensionshündin, die keine Kommandos kennt, an der Leine führte. Im Wald besteht keine offizielle Anleinpflicht - wohl eine Empfehlung, an die ich mich aber, außer im Frühjahr, nicht halte, da der Rüde nicht davonrennt.
Ich war schon wieder auf dem Rückmarsch und auf dem letzten Stück Waldweg, als unten ein Mann in grüner Jägertracht mit einer angeleinten Jagdhündin um die Ecke kam, augenscheinlich in der Absicht, seinen Hund ebenfalls im Wald spazierenzuführen. Mein Rüde rannte neugierig zu der Hündin hin (das hätte ich vielleicht nicht dulden sollen), um sie zu beschnüffeln; die aber zeigte aggressives Leinenverhalten, kläffte und schnappte nach ihm. Da entsann er sich seiner Rüdendominanz und fiel seinerseits in ein typisches Drohverhalten (Knurren, Rute heben, Vorstehen). Der Besitzer nun, vielleicht mit einer Schäferhundparanoia ausgestattet, drehte völlig durch, zog wie ein Irrer an der Leine seines Hundes, anstatt diese loszulassen, nahm seinen Hund auf den Arm (provoziert das Angesprungenwerden), brüllte meinen Hund an, schlug und trat nach ihm; dabei kam er durch eigene Unbeholfenheit zu Fall und zog sich, wie ich später feststellte, eine Platzwunde über dem rechten Knie zu. Er raffte sich aber wieder empor, woraufhin mein Hund zur Gegenwehr überging und ihm die Hose zerfetzte. Die beiden Hunde hatten ihre Auseinandersetzung längst beendet. Dies alles war in Sekundenschnelle geschehen, und eingreifen konnte ich nicht, da ich die Hündin an der Leine hatte, die den Mann mit Sicherheit übel zugerichtet hätte; zum Glück gelang es mir jetzt, meinen Rüden abzurufen und anzuleinen.
Der Mann sah ziemlich zerschunden aus, seinem Hund war nichts passiert, mein Rüde hatte sich eine Kralle der Vorderpfote abgebrochen und blutete daraus. Allerdings zeigte sich der Hundebesitzer, der hier nur zu Besuch war, sehr freundlich, gab zu, sich falsch verhalten zu haben und war bereit, die Sache einvernehmlich zu regeln. Ich stimmte zu, ihm nach Rechnungsvorlage die Hose zu bezahlen, und wir trennten uns, nicht ohne die Adressen ausgetauscht zu haben. Wenige Minuten, nachdem ich zu Hause angekommen war, rief allerdings sein Gastgeber an, zeigte sich empört, daß "meine Hunde seinen Gast angefallen hätten" und zweifelte an meiner Eignung zum Hundeführer: er werde dieser Angelegenheit nachgehen, was wohl eine Anzeige beim Ordnungsamt bedeutet, und die Folgen (Leinenzwang? Maulkorbzwang? Wesenstest?) seien mir ja bekannt.
Was nun? Gewiß hat der Mann im Jägeranzug (ein passionierter Jäger übrigens, der gewiß seit vielen Jahren Hunde führt) alles falsch gemacht, was falsch zu machen war; allerdings hätte ich meinen Hund auch nicht zu ihm hinlaufen lassen dürfen. Ob er oder sein Gastgeber mir wohl an den Kragen kann? Seit Ewigkeiten gehe ich diesen Waldweg, und noch nie... Aber es gibt eben immer ein erstes Mal. Was meint Ihr zu der Geschichte?
Gruß, Attila