Liebe Grit,
erst einmal möchtre ich dir sagen, dass es mir sehr leid tut, und dass ich dich sooo gut verstehen kann mit deiner Verzweiflung und der Angst, den Hund wieder weggeben zu müssen.
Zu den Nachbarn: Statt zu verzweifeln würde ich unbedingt die Flucht nach vorn antreten. Schreibe sämtlichen Nachbarn einen zuckersüßen Brief (auch wenn's schwerfällt...) und erkläre ihnen ganz freundlich, dass du gehört hast, dass sie sich belästigt fühlen. Zeige dein verständnis, sage, dass es dir leid tut, und sage auch unbedingt, dass du auch selbst darunter leidest und bereits aktiv an einer Veränderung arbeitest.
Meistens ist den Leuten aller Wind aus den Segeln genommen, wenn man so direkt auf sie zugeht. Sie selbst sind ja eher feige, sonst hätten sie dich selbst angesprochen, und würden sich nicht in den Schutz einer Unterschriftenliste zurückziehen.
Außerdem werden viele ganz butterweich, wenn man ihnen Verständnis signalisiert. Hefte vielleicht ein kleines Bildchen von Sam an den Brief und erzähl' auch von seiner traurigen Geschichte. Dass er wegen des Bellens zurückgegeben wurde, würde ich eher verschweigen, aber dass er ein armer Tierheimhund mit viel Pech ist, wird vielleicht auch hartherzige Menschen rühren.
Behaupte doch z.B. einfach, dass du bereits mit einem renommierten Verhaltenstherapeuten in Kontakt stehst, und sicher bist, dieses Problem in absehbarer Zukunft lösen zu können. Auch so etwas wirkt nicht nur beruhigend, sondern viele sind von einem solchen "professionellen" Verhalten sogar beeindruckt.
Einen Versuch wäre es jedenfalls wert, und auch wenn es dir zuwider ist, solchen Leuten auch noch nette Briefe zu schreiben, denk dran: Du tust es für Sam!
Zum Bellen: Ich kenne unser Tierheim hier recht gut, und weiß daher, wie sehr gerade Tierheimhunde bellen. Es ist tatsächlich ihre Einsamkeit, und Bellen ist ein Versuch, Aufmerksamkeit zu erlangen. Selbst wenn es negative Aufmerksamkeit ist, wenn sie angeschrien werden o.ä., Hauptsache Aufmerksamkeit. Ich würde zum einen versuchen, sam möglichst viel bewusste Aufmerksamkeit zu geben. Ganz viel mit ihm schmusen und spielen, draußen, aber auch in der Wohnung. (Leckerlis verstecken usw.) Und gleichzeitig würde ich dir tatsächlich Clicker-Training empfehlen. (Vielleicht besorgst du dir das Buch von Martin Pietralla aus dem Kosmos-Verlag, und zusätzlich kannst du deine Frage ja auch hier im Clicker-Forum noch einmal stellen.) Mit dem Clicker hast du sehr viel gezielter die Möglichkeit, eine bellfreie Sekunde zu erwischen und zu belohnen. Und manchmal kann es tatsächlich sinnvoll sein, das Bellen auf Kommando zu üben, um dann auch das Kommando Aufhören einzustudieren. Aber ich denke, dabei solltest du dir Hilfe von einem erfahrenen Lehrer holen.
Aber wie gesagt, gehe unbedingt auf deine Nachbarn zu, damit du Zeit gewinnst (und auch selbst nicht mehr so unter Stress stehst, denn auch das merkt der Hund!), und diese Zeit nutzen kannst.
Ich wünsche euch ganz viel Glück!
Liebe Grüße
Suse